Botschaft aus dem Gestern (Achtung, sehr lang)

Doc Sternau

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Botschaft aus dem Gestern

Jaulend hielt der Turbolift. Popow trat einen Schritt nach vorn und stand auf der Ops von Deep Space Nine. Er trug einen makellosen blauschwarzen Anzug und machte wie üblich den Eindruck eines Mannes der wusste was er wollte. Unter seinem Arm trug er ein langes in Leinen eingeschlagenes Bündel.
Er blickte sich kurz auf der Kommandozentrale der Raumstation um, packte dann sein Bündel etwas fester und begann ruhigen Schrittes auf den Raum des Commanders zu zugehen.
Als er die Wissenschaftsstation passierte blickte die gerade Dienst tuende Trill auf und begrüßte den Händler mit einem Lächeln: "Guten Morgen Mister Popow!"
Frank erwiderte das Lächeln und erkundigte sich diskret: "Lieutenant Dax, sind sie zufrieden mit ihren Einkäufen?"
Dax lächelte nun noch intensiver und ein schelmisch wissender Blick traf Popow: "Oh, ja, wie sie sagten, es sieht nicht nur verführerisch aus, es fühlt sich tatsächlich besser an als alles was ich sonst aus der Föderation kenne!"
Auch Popow blickte wissend und meinte versonnen: "Es ist schade, dass so etwas heutzutage nicht mehr hergestellt wird. Aber keine Sorge, ich habe eine Quelle von wo ich noch lange Waren beziehen kann, die dort seit dreihundert Jahren Fabrikneu gelagert werden!"
Jadzia grinste nun förmlich und sagte: "Ich glaube, dass ich ihr Geschäft bald wieder beehren werde."
"Das scheint ja ein sehr interessanter Laden zu sein, wenn der Alte Mann ihn bald wieder besuchen will."
Popow und Dax wandten sich um. Commander Benjamin Sisko hatte sich, von Beiden unbemerkt, genähert und stand nun, Dax angrinsend, vor ihnen.
Popow machte eine abwehrende Geste und begrüßte dann den Kommandanten von DS9:
"Commander Sisko! Mein Name ist Popow, Frank Popow, mir gehört das Kuriositätengeschäft am Ende des Promenadendecks."
"Natürlich! Ich habe schon von ihren Golfspielen gehört. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit persönlich bei ihnen vorbei zu schauen."
"Deshalb komme ich zu Ihnen Commander, ich wollte sie im Namen aller Teilhaber meines Geschäftes willkommen heißen!", mit diesen Worten zog er elegant das Bündel unter seinem Arm hervor und reichte es dem Commander.
Dieser blickte überrascht, in den zwei Wochen seit seiner Ankunft hatten ihn schon mehrere Geschäftsleute der Station begrüßte aber bisher hatte ihm noch keiner ein Geschenk gemacht. Neugierig schlug er das Leinentuch auseinander.
"Ein Baseballschläger?" fragte er verblüfft.
"Ich habe von ihrem Interesse an diesem Spiel gehört und da schon lange niemand mehr nach Accessoires für diesen Sport gefragt hat..."
"...Haben sie sich gedacht, sie könnten mir den Ladenhüter schenken!" Sisko grinste.
Popow lachte kurz: "So in etwa, es ist zwar sehr schade darum, aber heutzutage interessiert sich kaum noch jemand für Baseball! Also schenke ich ihnen einen der letzten erhaltenen Originalschläger der Nationalmannschaft der Erde."
Sisko sog die Luft ein und drehte den Schläger, tatsächlich, das einstige Logo der Nationalmannschaft der Erde war in das Holz eingeprägt.
"Das kann ich nicht annehmen!" Sisko war schockiert, er hatte den wahren Wert des Geschenks erkannt, in Sammlerkreisen war er bestimmt mehrere hundert Barren Latinum wert!
"Oh, wie sie schon sagten, bei mir ist es ein Ladenhüter, nehmen sie ihn und tun sie mir einen Gefallen, benutzen sie ihn für was er gemacht wurde - zum Spielen! Er lag lange genug in irgendwelchen Vitrinen."
"Aber sie können doch nicht...!" Sisko wollte den Schläger um alles in der Welt haben aber es war einfach ein zu wertvolles Geschenk als das er ihn hätte annehmen können.
Popow blickte unglücklich auf den Kommandanten der Station, dann hellte sich sein Gesicht auf: "Dann betrachten sie ihn als eine Art Gefallen, den sie mir irgendwann in einer ihnen angenehmen Form vergelten können!"
Ben war immer noch nicht so recht zufrieden und wollte dies gerade zum Ausdruck bringen, als er plötzlich die hektische Tätigkeit von Dax bemerkte.
"Commander! Ich habe hier ein paar sehr seltsame Daten, es scheint als nähere sich etwas mit sehr hoher Geschwindigkeit der Station!"
Sisko runzelte die Stirn: "Auf den Schirm!"
Der Hauptmonitor der Ops veränderte sich und zeigte einen anderen Ausschnitt des Alls.
"Ich kann nichts sehen!" Sisko war nervös, zu viel war in den zwei Wochen seit seiner Ankunft geschehen.
"Ich kann es nicht richtig erfassen!" Dax' Hände huschten über die Konsole.
Plötzlich überstrahlte ein Blitz die Ops, der Weltraum war in einem hell leuchtenden Riss aufgebrochen. Sisko dachte erst es wäre das Wurmloch aber das befand sich auf der anderen Seite der Station!
Popow blickte entsetzt auf den Hauptschirm und machte einen zögernden Schritt nach vorn, dabei murmelte er: "Mein Gott, sie haben es geschafft! Aber das Kontinuum ist instabil!"
Sisko blickte kurz zu dem Händler, dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder vom Hauptschirm gefesselt.
In diesem Moment durchbrach ein Schatten das Gleißen des Kontinuumrisses.
Dax keuchte: "Ben dieses Ding fliegt mit Warp14 und es sendet Föderationsidentifikationscodes!"
Sisko war noch immer gefesselt vom Geschehen auf dem Hauptschirm, trotzdem antwortete er wie in einem Reflex: "Unmöglich, niemand kann die Warpbarriere durchbrechen, noch dazu im Normalraum!"
Auch Popow sah zum Schirm und murmelte weiter vor sich hin: "Warp14 als Austrittsgeschwindigkeit, das ist viel zu schnell! Ihre Masse wird instabilisiert, der Normalraum ist für solche Geschwindigkeiten nicht geschaffen."
Dann wandte er sich an Dax: "Erfassen sie sofort das Schiff mit sämtlichen Transporterstrahlen, es wird gleich explodieren!"
Dax blickte fragend zu Sisko und dieser musterte einen Augenblick den so unscheinbaren Händler, dann nickte er: "Tun sie was er sagt, ich glaube Mister Popow weiß mehr über dieses Schiff als wir."
"Ich erfasse das Schiff, seine Geschwindigkeit nimmt rapide ab, allerdings beginnt sich der Rumpf zu verformen, es wird gleich auseinander brechen! Ich habe eine Person erfasst!"
Popow schien etwas einzufallen: "Beamen sie sofort auf die Krankenstation und sagen sie Bashir er soll sich auf schwere Strahlungsschäden einstellen."
Sisko war mehr als irritiert, woher wusste dieser Mann soviel über ein ihm unbekanntes Schiff?
"Transport eingeleitet!", in diesem Moment zuckte eine grelle Explosion über den Hauptschirm, die Crew auf der Ops sah gebannt, wie eine riesige Entladung aus dem noch immer geöffneten Spalt im Kontinuum schoss und das zerbrechende Schiff traf.
Es hatte keine Chance, in einem aufpulsen der Gewalten wurde es zu Atomen zerrieben.
"Haben sie die Person?", fragte Sisko von dem Geschehen aufgewühlt.
"Bashir hat gemeldet das ein stark verstrahlter Mann bei ihm eingetroffen ist, er weiß nicht wie lange er noch leben wird. Er sagte außerdem, dass der Mann nach Mister Popow verlangt hat!"
Die Besatzung der Ops blickte verwundert auf den Händler.
"Ich glaube sie schulden mir eine Erklärung!"
Popow nickte gequält, dann wollte er zu erzählen anfangen, als ihn Sisko wieder unterbrach: "Später, jetzt gehen wir erst einmal zur Krankenstation, ein Sterbender hat nach ihnen verlangt!"
Als Sisko und er die Ops verließen, sah Popow noch, wie Kira zu Dax trat und dieser endlich die Frage stellte, die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt hatte.
"Was haben sie bei ihm gekauft?"
Dax blickte sich kurz um bevor sie leise antwortete: "Wäsche!"
"Wäsche?!"
Dax nickte und flüsterte verschwörerisch: "Für drunter!"
Trotz des vorrangegangenen Geschehens musste Popow nun grinsen, als er Major Kira's Gesicht sah, dann setzte sich der Lift in Bewegung.

Kurz darauf betraten sie die Krankenstation.
Bashir erwartete sie schon.
"Commander, Mister Popow. Ich habe getan was ich konnte, trotzdem wird er nicht mehr lange leben! Solche Strahlungsverbrennungen habe ich noch nie gesehen, äußerlich sieht man ihm kaum etwas an aber sobald er auch nur leicht berührt wird löst sich die Haut großflächig auf und darunter ist sie total zerstört! Es ist als hätte er innerlich gebrannt."
Popow nickte nur, "So etwas ähnliches ist auch passiert. Wo ist er?"
"Hier entlang bitte."
Bashir führte sie in einen abgetrennten Bereich der Krankenstation. In diesem befand sich eine Stasisröhre, in der der Verletzte sanft auf einem Luftpolster ruhte. Nur der Kopf schaute an einem Ende der Kammer heraus.
Popow hatte in etwa gewusst was ihn erwartete, doch als er das Gesicht des Mannes sah atmete er keuchend ein, die Hälfte des Gesichtes war nur noch eine blutige verbrannte Masse und als er durch die Scheibe der Stasiskammer blickte, erkannte er, dass fast der gesamte Körper des Mannes so aussah. Frank wandte sich kurz ab und kämpfte gegen seinen Brechreiz, als der Mann mit schrecklich röchelnder Stimme zu sprechen begann:
"Frank? Bist du hier?" erst jetzt wurde Popow klar, dass der Mann erblindet sein musste.
"Ich bin hier!", Frank trat an das Kopfende der Stasiskammer und sah auf den Verletzten herab.
Dann erkannte er ihn.
"Josh? Mein Gott Josh, was habt ihr getan? Ihr wusstet doch das das Fluxkontinuum nicht stabil ist!"
Der Verletzte, Josh, versuchte zu grinsen, was ihn nur vor Schmerzen aufstöhnen ließ, dann antwortete er: "Es war die einzige Möglichkeit...musste dich schnell erreichen...es ist wichtig, du musst nach New Berlin...es geht um deine Eltern...such Laurie, sie wird dir helfen...sei vorsichtig, sie wissen über dich Bescheid...musst dich beeilen!", der Sterbende hustete gequält, dann lächelte er noch einmal und einen Augenblick schien es als könne er Popow sehen. Er blickte in Franks Augen: "Es war ein verdammt heißer Ritt, Frank, aber man könnte es stabilisieren!"
Josh zuckte zusammen und starb.
Kaum hatte er seinen letzten Atemzug getan, begann ein seltsames Glühen seinen Körper zu erfassen. Es strahlte immer intensiver, bis sich der Körper des Verstorbenen in einem grellen Blitz auflöste.
"Was, was war das?" Bashir war entsetzt, noch nie hatte sich ein verstorbener Patient vor ihm in Luft aufgelöst!
Popow strich sich die Haare aus der Stirn und schluckte, er hatte das Gefühl ersticken zu müssen.
"Ich glaube ich schulde ihnen ein paar Erklärungen. Was sie soeben gesehen haben, war die natürliche Folge einer Reise im Fluxkontinuum. Ein Mensch kann zwar in das Kontinuum eintreten und es wieder verlassen aber ein Teil seiner körperlichen Komponente verbleibt immer darin. Der einzige Grund weshalb er wieder im Normalraum materialisiert ist, dass ein Mensch weiß, dass er nicht in das Fluxkontinuum gehört. Sobald er allerdings stirbt oder durch schwere Verletzungen seinen Körper nicht mehr richtig unter Kontrolle hat, beginnt unweigerlich der Rücksturz der Materie."
Sisko war nicht zufrieden gestellt: "Was ist das Fluxkontinuum und woher weiß ein zurück gezogen lebender Händler wie sie davon?"
Frank zuckte mit den Achseln: "Ich habe nicht immer auf DS9 gelebt.
Sie werden wahrscheinlich in ihren Daten über mich heraus finden, dass ich in meiner Jugend Mathematik und Hochenergiephysik studiert habe.
Und wenn sie bei Starfleet eine Anfrage über mich einreichen werden sie ein kleines Dossier erhalten, in dem steht, dass ich mehrere Jahre in der Entwicklungsabteilung für Warptechnologie gearbeitet habe.
Der Rest der Unterlagen ist streng vertraulich und wird nur an Leute vergeben, deren Geheimhaltungsstufe so hoch ist, dass Sie, als Kommandant von DS9, wahrscheinlich noch nicht einmal davon gehört haben!"
Bashir war neugierig geworden: "Was ist so vertraulich an einem Ingenieur für Warptechnologie?"
Frank musterte den Doktor kurz, dann schien er eine Entscheidung getroffen zu haben: "Was ich ihnen jetzt erzähle, darf nie diesen Raum verlassen!"
Kommandant und Chefarzt von DS9 blickten sich kurz an, dann verriegelte Bashir den Zugang zur Krankenstation.
"Ich habe nur kurz bei der Entwicklung von Warptechnik gearbeitet, so etwa zwei oder drei Wochen. Danach reichten wir unsere Arbeit über das Fluxkontinuum beim Forschungsrat der Sternenflotte ein. Unsere Entdeckungen waren so bahnbrechend, dass Starfleetcommand beschloss eine eigene streng geheime Abteilung einzurichten. Wir, Joshua Genesser, Laura Hembley und ich, die Entdecker des Fluxraums, bekamen unsere eigene Forschungsabteilung.
Der Fluxraum könnte Geschwindigkeiten weit über die Warpbarriere hinaus ermöglichen!
Zumindest dachten wir und Starfleet das damals. Aber nachdem wir über vier Jahre die Bedingungen über einen Flug im Fluxkontinuum berechnet hatten und wir uns bei einem Testflug beinahe selbst umbrachten, stellten wir die Forschungen ein."
Bashir schien nicht überrascht über das was Popow ihnen gerade erzählt hatte, ihn schien vielmehr eine andere Tatsache zu beunruhigen: "Sie sagten sie hätten einen Testflug unternommen? Wie...?"
"Wieso ich noch lebe? Es liegt daran, mit was für einem Schiff man in den Fluxraum eindringt. Je größer die Masse des Schiffes, desto größer ist sein Beharrungsvermögen im Fluxkontinuum. Und gleichzeitig seine Austrittsgeschwindigkeit. Wir benutzten damals ein umgerüstetes Galileoshuttle. Unsere Austrittsgeschwindigkeit lag etwa bei Warp4, dadurch wurde die mitgerissene Fluxstrahlung in Grenzen gehalten und wir sprangen rechtzeitig in den Warpraum, bevor das Shuttle zerrissen werden konnte."
Popow zog kurz sein rechtes Hosenbein nach oben und enthüllte so eine sein Bein überziehende Narbe.
"Wir haben unseren Preis bezahlt, Laura und ich!"
"Aber wenn es so gefährlich ist, wieso hat man dann ein Schiff gebaut, das diese Antriebstechnik benutzt?"
"Ich weiß es nicht, offiziell wurden unsere Forschungsarbeiten vor zwölf Jahren als nicht durchführbar eingestellt. Ich habe keine Ahnung warum die Föderation versucht ein Schiff mit einer Technologie auszurüsten, die so unsicher ist wie der Fluxantrieb."
Sisko zog eine Grimasse: "Aber ich, zur Zeit versucht Starfleet jeden Vorteil nutzbar zu machen, um der Bedrohung durch die Borg entgegen treten zu können! Und ein Schiff, das weit schneller als Warp fliegen kann, wäre ein großer Schritt in diese Richtung!"
Bashirs Neugier war noch nicht befriedigt: "Was meinte er damit, man könne es stabilisieren?"
Popows Gesicht nahm einen abwehrenden Ausdruck an, er hatte gehofft das die Beiden es vergessen hätten.
"Ja, man kann den Flug durch den Fluxraum stabilisieren!" er spuckte die Worte fast aus.
"Aber warum wurden ihre Forschungsarbeiten dann eingestellt?"
"Die Föderation hatte keine Ahnung, nur Laura Hembley und ich wussten davon. Die einzigen Personen die den Flux bereist hatten! Nach diesem Flug hielten wir den Preis für zu hoch!"
"Was? Sie hielten den Preis für zu hoch? Wieso glauben sie, das Recht zu so einer Entscheidung zu haben?" Sisko war wütend, wenn er daran dachte, das Föderationsschiffe schon seit zehn Jahren mit einem Transwarpantrieb ausgerüstet hätten sein können, vielleicht wäre die Begegnung bei Wolf 359 anders verlaufen.
Aber auch Popow wurde wütend, er hasste es, wenn seine Entscheidungen angezweifelt wurden, vor allem, wenn er von deren Richtigkeit felsenfest überzeugt war.
"Die Erfahrung gab mir das Recht dazu! Haben sie nicht gesehen was mit Josh passiert ist? Wollen sie, dass das jedem passiert, der ein Schiff durch den Flux steuert? Was mit Josh geschehen ist, würde jeden Tag, bei jedem Austritt aus dem Flux geschehen, Tausende würden sterben! Keiner würde sein Leben riskieren wollen um ein Schiff durch den Flux zu steuern! Und kein Computer der Welt könnte ihnen diese Arbeit abnehmen, nur die Fähigkeiten eines intelligenten Lebewesens sind in der Lage ein Schiff im Flux zu dirigieren!"
Popow starrte den Kommandanten der Station wütend an, dieser war bei den Worten des Händlers blass geworden. Er hatte sich ausgemalt was die Folgen eines solchen Antriebs waren, ein Todesurteil für den Steuermann des Schiffes!
Popow drehte sich auf dem Absatz herum: "Wenn sie mich suchen, ich bin in meinem Laden!", dann verließ er die Krankenstation.
Niemand hielt ihn auf.

Frank überquerte das Promenadendeck grübelnd. Irgendetwas hatte mit Josh nicht gestimmt, es schien fast als hätte er eine vorbereitete Nachricht überbracht und wäre sofort danach gestorben. Sehr seltsam!
Als er seinen Laden betrat blickte er sich kurz prüfend um, dann hob er eine scheinbar uralte Tasse, aus einem Sortiment ähnlich gearteter Trinkgefäße. Sie war mit einem Comicbären, der einen grünen Hut trug, und dem knallbunten Schriftzug "Yoghi Bear!" verziert.
Frank war sich sicher noch nie eine Yoghitasse besessen zu haben!
"Guten Morgen Mister Odo!", sofort ging eine erstaunliche Veränderung mit der Tasse vor sich. Sie zerfiel zu einem seltsamen bräunlich schimmernden Brei, der dann von Franks Hand floss, um auf dem Boden die Gestallt des Sicherheitschefs von DS9 zu bilden.
Der sonst so beherrschte Odo sah Frank völlig verduzt an: "Woher haben Sie das schon wieder gewusst?"
Popow lächelte kurz: "Odo, ein guter Händler weiß, welche Sachen er besitzt, vor allem wenn sie so wertvoll wie eine Yoghi - Bär - Tasse sind!"
Odo konnte sich zwar nicht recht vorstellen, was an einer solchen Tasse wertvoll war aber die Menschen benahmen sich im Allgemeinen sehr komisch. Er würde noch einiges lernen müssen, wenn er sie je richtig verstehen wollte.
"Weshalb haben Sie mich eigentlich heute aufgesucht Odo? Haben Sie die Sherlock Holmes Bücher schon fertig gelesen?"
Der Sicherheitschef der Station grinste etwas verlegen und nickte, bisher kannte er nur cardassianische Kriminalliteratur, diese war aber im Vergleich zur menschlichen eher öde und langweilig, kannte man den Täter doch schon im Voraus. Odo hatte die Geschichten Conan Doyles verschlungen, er fand es faszinierend wie Holmes es schaffte mittels winziger Details, Mördern auf die Spur zu kommen und diese zu überführen.
Popow musste bei diesem Eingeständnis des Gestaltwandlers selbst lachen; "Keine Sorge Odo, die Geschichten um Holmes und Watson sind schon seit fast 500 Jahren Klassiker und dennoch ziehen sie weiterhin die Menschen in ihren Bann. Diese Tatsache ist nun einmal ‚Elementar!'. Leider gibt es keine weiteren Abenteuer von Holmes."
Odo schien bei dieser Offenbarung betrübt zu sein und wollte schon den Laden verlassen, als sich Franks Gesicht erhellte.
"Aber vielleicht finden Sie ja den ‚Mord im Orient Express' genauso fesselnd?", bei diesen Worten ging er zu einem der Decken hohen Bücherregale und zog ein sichtlich altes Buch daraus hervor. Der Formwandler hing am Haken, er hatte ‚Mord' gehört und musste dieses Buch haben. Schnell war die Transaktion von einer vergleichsweise geringen Anzahl an Fedcredits abgeschlossen und Odo verließ mit einem seligen Gesichtsausdruck das Geschäft.
Popow blickte ihm stirnrunzelnd hinterher, seit zwei Wochen schnüffelte Odo ihm nun nach. Bisher hatte er zwar nichts gefunden aber auf die Dauer würde er sicherlich etwas ausgraben. Frank würde sich etwas einfallen lassen müssen!
Ilena betrat durch die hinter Tür, die zu ihren Wohnräumen führte, den Laden.
Sie stellte zwei Tassen Kaffee auf den kleinen Tisch im hinteren Teil des Ladens: "Hat sich der Commander gefreut?"
Franks Gesicht verdüsterte sich, während er sich setzte, als ihm die Ereignisse des Morgens ins Gedächtnis zurück gerufen wurden.
Kurz angebunden brummte er bestätigend: "Mhh."
Ilena schmiegte sich von hinten an Frank, wodurch ihr Kopf auf seiner Schulter zu liegen kam: "Was ist los?"
‚Es ist seltsam,' dachte Frank, ‚Sie scheint immer zu wissen wenn ich die Nähe eines Menschen brauche und wann ich allein sein möchte!', im Moment brauchte Frank jemanden aber nicht zum Reden, er suchte Trost.
Die blonde Trill schien auch das zu spüren und so saßen sie eine ganze Weile eng umschlungen im hinteren Teil des Geschäfts, bis Frank leise sagte: "Möglicherweise müssen wir zur Erde fliegen!"
Ilena runzelte kurz die Stirn sagte aber nichts, Frank würde sich ihr anvertrauen, wenn es für ihn Zeit war.
Dann wurde ihre Ruhe gestört, die Glöckchen der Ladentür bimmelten und kündigten einen Kunden an. Frank erhob sich seufzend und begab sich in den vorderen Teil des Ladens, um sich um den Besucher zu kümmern.
Ein großer langhaariger Klingone stand vor einer Vitrine, in der antike Waffen ausgestellt waren. Ein uraltes, aus einem längst ausgestorbenem Haus stammendes, Bath'let schien es ihm angetan zu haben.
"Sie interessieren sich für das Schwert von Tro'Lok?", fragte Frank während er sich näherte.
Der Klingone blickte auf und zog beim Anblick Popows die Mundwinkel verachtend nach oben. ‚Eine weitere Krämerseele von einem Menschen, nicht viel besser als ein Ferengie und ehrlos bis ins Mark!', dachte er.
"Woher haben Sie es?" herrschte der Klingone Frank an.
"Es war der Preis in einem Duell!"
"Seit wann ist das Feilschen unter Halunken und Dieben ein Duell?" knurrte der Klingone.
Frank zuckte nur mit den Schultern, sollte er doch denken was er wollte, er musste sich nicht vor einem Klingonen rechtfertigen.
"Was kostet es?", der Klingone schien ein angeborenes Talent dafür zu besitzen jeden Satz wie eine Beleidigung klingen zu lassen.
"500 Kredite oder 20 Barren Latinum, was ihnen lieber ist!"
"Daran sieht man, dass sie das Schwert nicht in einem Duell gewonnen haben! Niemand würde das Bath'let Tro'Loks verkaufen, schon gar nicht, wenn er es in einem Kampf auf Leben und Tod errungen hat!"
Langsam wurde es Frank zu bunt, er brauchte sich in seinem eigenen Laden nicht beschimpfen zu lassen.
"Wie wäre es, wenn Sie versuchten es in einem ehrlichen Zweikampf zu erringen? Wenn Sie mich im Schwertkampf besiegen, gehört es ihnen und Sie können damit machen was sie wollen."
Der Klingone brach in schallendes Gelächter aus.
"Mensch, willst du dein Leben wirklich wegwerfen?"
Das Lachen des Klingonen verstummte, als er Popows eisigen Blick bemerkte.
"Ihr meint das wirklich ernst!" sagte er verblüfft über seine Erkenntnis.
Eisig entgegnete Frank: "In einer halben Stunde in Arena 2! Ich werde das Bath'let mitbringen. Seid lieber dort, sonst werde ich bekannt machen, dass Gulas vom Hause der Danor ein Feigling ist, der vor einem einfachen Händler davon läuft!", bei diesen Worten riss er dem Klingonen eine der zahlreichen Zierspangen von der Uniform.
Völlig verdutzt starrte Gulas den Händler an, woher wusste ein Mensch, welche der Spangen die Symbole seines Hauses waren? Seine Hand fuhr an seinen Gürtel, in dem sein Met'let steckte.
"Ich würde nicht einmal daran denken!" die Stimme der Trill war eiskalt. Gulas drehte sich in ihre Richtung und blickte in die Mündung eines romulanischen Schnellfeuerdisruptors.
"Arena 2 in einer halben Stunde!" grollte er, als er die Ausweglosigkeit seiner Situation erkannte.
 

Doc Sternau

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Zwanzig Minuten später waren Frank und Ilena auf dem Weg zur Arena 2.
Der Habitus des Händlers hatte sich völlig verändert, statt einem gut geschnittenen Anzug trug er jetzt eine dunkelgrüne, fast schwarz anmutende, enganliegende Montur. In einem fest verschnürten Bündel unter seinem Arm befanden sich das Bath'let Tro'Loks und sein eigenes Schwert.
Ilena ging neben ihm, auch sie trug enganliegende Kleidung, jedoch handelte es sich bei ihr um eine schwarze Lederkombination, die ihre wohlgeformten Rundungen unterstrich.
Beide zogen Sie die Blicke der Passanten auf sich aber niemand hielt sie auf.
Gulas wartete schon in der Arena, einem öffentlichen Raum, der für Sportwettkämpfe zur Verfügung stand.
Auch der Klingone hatte sich Unterstützung mitgebracht. Drei weitere Mitglieder des Hauses der Danor standen an der Seite des Kampfringes und blickten dem Herausforderer ihres Sohnes und Bruders erwartungsvoll entgegen.
Popow nickte ihnen zu, fixierte seinen Kontrahenten und fragte: "Bereit?"
Der Klingone grunzte zustimmend.
Frank seufzte: "Ich wünschte irgendjemand würde euch zwischen dem Kämpfen auch mal ein paar Manieren beibringen!"
Einer der Begleiter Gulas zuckte zusammen und seine Hand fuhr an den Dolch in seinem Gürtel aber sein Vater hielt seine Hand fest und schüttelte den Kopf. Der dritte Klingone blickte Popow nur weiter finster an.
Ilena und Frank wussten nun woran sie waren, es galt den jüngeren Bruder Gulas' im Auge zu behalten. Danor selbst schien einen fairen Kampf zu bevorzugen.
Ohne weiter zu zögern öffnete Frank das Bündel und zog das Schwert von Tro'Lok hervor. Er schwang es kurz einige Male unbeholfen hin und her und reichte es dann Ilena.
"Ich habe mir überlegt, ob ich mit dem Bath'let von Tro'Lok kämpfen sollte aber wie ihr seht ist eine klingonische Waffe nichts für mich. Darum habe ich mich entschlossen ein irdisches Schwert zu benutzen!", mit diesen Worten zog er ein weiteres Schwert, dass sich vom ersten unterschied wie Tag von Nacht, aus dem Futteral.
Gebannt blickten die Klingonen auf die eleganten Bögen, die das Bastardschwert in der Luft beschrieb, als Frank es kurz schwang.
Eigentlich kämpfte er lieber mit einem Rapier aber aus Erfahrung wusste er, dass damit nicht viel gegen ein schweres Bath'let der Klingonen ausgerichtet werden konnte. Ein Bastardschwert des irdischen Mittelalters war da schon eine ganz andere Sache! Die lange gerade Klinge des anderthalb Händers hatte, wenn sie richtig eingesetzt wurde, genügend Möglichkeiten um den Klingonen in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Er musste nur darauf achten, dass die Klinge nicht zwischen äußeren und inneren Zacken des Bath'lets geriet. In diesem Fall wäre seine Handlungsmöglichkeit stark begrenzt, im Gegensatz zu der des Klingonen.
Gulas lachte höhnisch: "Seit wann besitzt die Föderation die Waffen von Kriegern?"
"Ich bin nicht die Föderation!", die Antwort kam schneidend und der Klingone blickte verblüfft auf den mehr als einen Kopf kleineren Menschen. Sollte er diesen Zwerg unterschätzt haben?
Er hatte keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn in diesem Augenblick trat sein Vater Danor zwischen die Kontrahenten. Der alte Klingone blickte Beiden kurz fest in die Augen, dann kreuzte er in einer rituellen Geste die Klingen von Mensch und Klingone.
"Dies ist ein Wettstreit, um den Besseren zu ermitteln. Der Kampf geht solange, bis einer der Kontrahenten tot ist oder aufgibt!", bei diesen Worten fixierte er Popow noch einmal.
‚Er scheint nicht zu glauben, dass sein Sohn verlieren könnte!' dachte Frank.
Der Kampf begann.
Langsam umkreisten sich die Gegner, taxierend betrachteten sie die Bewegungen des Anderen. Der Klingone war groß und kräftig, Popow zweifelte nicht daran, das er ihm an Kraft und Reichweite unterlegen war. Dafür war er behänder und an den Bewegungen des Klingonen erkannte er, dass er ausdauernder war.
Doch dies schien Gulas nicht zu kümmern, mit einem Kampfschrei stürzte er auf Frank zu. Das Bath'let schwang aufwärts, um dem Menschen mit dem ersten Hieb den Kopf zu spalten. Frank riss seine Klinge nach oben, ein krachendes Klirren begleitete den mörderischen Aufprall der Schwerter.
Frank riss das Bastardschwert zur Seite, zwang den Klingonen in die Defensive. Eine schnelle Folge von Hieben trieben den Klingonen mehrere Schritte zurück, dann hatte er sich gefangen und drang nun mit verstärkter Kraft und Wut auf Popow ein. Noch schwang der Klingone das Bath'let wie einen Säbel aber bald musste er erkennen, dass es mit der irdischen Klinge ein leichtes war diese Schläge abzuwehren, ja sogar sie zu unterlaufen. Immer wieder brachte er sich selbst in Gefahr, wenn er mit dem Bath'let zu überweiten Schlägen ausholte und dadurch seine Deckung aufgab.
Dennoch konnte Frank keinen Vorteil gegen Gulas erringen. Zwar hätte er ihn schon mehr als einmal schwer verwunden oder verletzen können aber das wollte er nicht. Der Klingone schien das zu bemerken und wurde noch wütender, längst hatte er erkannt, dass er dem Menschen im Schwertkampf unterlegen war, zu unsauber und zu sehr auf kraftvolle Hiebe ausgelegt war sein Kampfstil ungeeignet, um gegen die perfekte Technik des Menschen ankommen zu können.
Mit einem heiseren Wutschrei setzte er zu einem Ausfall an. Wuchtige Schläge prellten Frank beinahe das Schwert aus den Händen, seine Arme waren halb taub vor Schmerz. Aber auch der Klingone hatte Problem, zu sehr war sein Kampf auf einen schnellen Sieg ausgerichtet, er ermüdete jetzt zusehends. Schweiß troff beiden Männern in Bächen von der Stirn aber keiner war bereit dem Anderen nachzugeben und den Kampf zu beenden.
Gulas zögerte einen Augenblick um nach Luft zu schnappen, genügend Zeit für Frank sich von ihm zu lösen. Mit einem weiten Bogen schwang er das Bastardschwert in Hüfthöhe auf den Klingonen zu. Erschreckt riss dieser sein Bath'let nach oben um es mit beiden Händen zu erfassen aber es war zu spät. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen prallte die Klinge des Menschen auf das klingonische Bath'let und ließ sie im hohen Bogen durch die Arena segeln.
Verblüfft blickte Gulas der Klinge nach, als ihn der Schwertknauf des Menschen am Kinn traf. Mit einem Stöhnen ging er zu Boden, sofort war Popow über ihm und presste die Schärfe seines Schwertes gegen den Hals des besiegten Klingonen.
Mit angstgeweiteten Augen erwartete Gulas den Tod. Aber Frank dachte gar nicht daran seinen Kontrahenten zu töten.
"Was habt ihr wirklich in meinem Laden gewollt?"
Der am Boden liegende Klingone blickte ihn verständnislos an "Töte mich Mensch! Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst!"
Popows Augen wurden eisig: "Ich schwöre dir, wenn du mir nicht sagst was du wirklich heute morgen gewollt hast, wirst du als Eunuch in die schwarze Flotte eingehen und den tapferen Seelen deiner Vorfahren als Diener zu Füssen kriechen! Und bei Gott, ich bin kein Mann der seine Versprechen nicht hält!"
Der Klingone erblasste.
"Halt! Das wird nicht nötig sein, er weiß nichts." Der alte grauhaarige Klingone trat nach vorn.
"Es war ein fairer und guter Kampf und ich bin mir sicher, mein Sohn wird keinen Menschen mehr unterschätzen aber was Sie wissen wollen, kann er Ihnen nicht sagen! Er war in meinem Auftrag bei Ihnen. Er sollte sich umsehen, Informationen über den Gegner sammeln. Mehr wusste er nicht."
Popow nickte, er hatte sich schon gedacht, dass der Alte der Drahtzieher der Bande war.
"Und von wem haben Sie ihren Auftrag? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Klingone Interesse an einem einfachen Händler hat!"
"Sind Sie das?" fragte Danor zweideutig, ging aber nicht näher darauf ein als er fort fuhr: "Wir wurden von einem blonden Menschen, er nannte sich Hendrikson, angeheuert. Wir sollten sie entführen und dann in ihr Heimatsystem bringen. Sie nennen es ‚Sol'? Dort sollten wir Sie in einer Stadt namens New Berlin auf dem irdischen Mond abliefern. Unsere Bezahlung sollte dort erfolgen. Mehr kann ich ihnen nicht sagen."
Frank lies Gulas los: "Betrachten Sie sich als in einer Blutschuld mir gegenüber!", dann wandte er sich nochmals an den Alten: "Sagen Sie ihren Auftraggebern, dass ich Ihnen entkommen bin und unterwegs zum Mond bin!"
Er sammelte das Bath'let von Tro'Lok ein und verschnürte es wieder zusammen mit seinem eigenen Schwert in dem Futteral. Galant ergriff er Ilenas Hand und führte sie zum Ausgang der Arena.
"Ich glaube, wir werden auf eine längere Reise gehen." War das letzte was die Klingonen hörten, dann waren der Mensch und die Trill verschwunden.

Die Vorbereitungen waren schnell getroffen.
Ein kurzes Subraumsignal und die ‚Flying Mindfuck' würde bei ihrer Ankunft auf Bajor abflugbereit auf dem Flugfeld stehen. Alle Termine für die nächsten drei Wochen waren verschoben worden. Das Netz auf dem Mond war informiert worden, ihre Kontaktleute würden sie erwarten.
Der Shuttletransport nach Bajor war gebucht und würde in einer halben Stunde starten.
Frank und Ilena hatten ihre Sachen in zwei geräumigen Rucksäcken verstaut. Ihre Kleidung war einfach und für eine längere Reise gut geeignet.
Sie verließen den Laden, ein letzter Blick Franks, dann betätigte er die elektronische Verriegelung der Tür, nur er würde sie ohne Gewalt wieder öffnen können.
Niemand achtete auf den Mann und die Frau, die das Promenadendeck in Richtung Luftschleuse verließen.
Niemand?
Eine schlanke, fast schlaksig wirkende, Gestallt löste sich aus dem Schatten, rückte eine Reisetasche zurecht und eilte den Beiden hinterher.
Fast hatten sie die Schleuse zum Shuttle erreicht, als Frank plötzlich in den Schatten eines Ganges huschte und Ilena bedeutete schnell das Selbe zu tun.
Sie brauchten nicht lange zu warten.
Doktor Bashir eilte hastig zum Shuttle nach Bajor, als er unvermittelt von zwei starken Armen aus dem Schatten heraus ergriffen und gegen eine Wand des Ganges gedrückt wurde.
Erschreckt und erleichtert erkannte er das Gesicht Popows.
"Warum verfolgen Sie mich? Haben Sie niemanden zu verarzten?", Frank hasste es, wenn man ihm Nachschnüffelte.
"Ich werde Sie begleiten!"
Popow lachte kurz und hart: "Wo ich hingehe, können Sie nicht mit!"
Bashir schüttelte den Kopf: "Sie verstehen wohl nicht, am Shuttle wartet ein Sicherheitsteam auf Sie! Sollte ich nicht bei Ihnen sein, gehen Sie nirgendwo hin!"
Frank musterte den Arzt lang und eingehend, dann nickte er, der Doktor würde sie wohl vorerst begleiten. Wortlos marschierte er in Richtung Shuttlerampe, Ilena und Bashir im Schlepptau.
Kaum hatten sie den Gang verlassen, begann sich ein Teil des Bodens zu verformen, Odo blickte den Dreien nach, murmelte kurz etwas und ging dann in Richtung Ops davon. Sein Auftrag war erledigt.

5 Tage später.
Solsystem: Luna, Trabant des Planeten Erde.
Der zur Yacht umgebaute Frachter "Flying Mindfuck" befand sich im Anflug auf den Mond. In der Raumfahrersprache wurde er zwar Luna genannt, aber für die meisten Menschen war er immer noch DER MOND.
Bashir war überrascht gewesen, als sie auf dem großen Raumhafen von Bajor nicht zu einem der großen Passagierraumer gegangen waren, sondern ihren Weg zum privaten Flugfeld gesucht hatten.
Dort hatte ihn die nächste Überraschung erwartet, ein scheinbar uralter Frachter, dem man seine Dienstjahre ansah, war augenscheinlich das Ziel ihrer Reise. Irgendwer hatte mit grellgelbem Graffiti "Flying Mindfuck" auf den Rumpf des Schiffes gesprüht.
Ohne zu zögern betraten Popow und Ilena Walden das Schiff und Bashir sah sich gezwungen ihnen zu folgen, wollte er nicht auf dem Flugfeld zurück bleiben. Kaum hatte Julian das Schiff betreten, schloss sich die Luke hinter ihm und ein Zischen verriet, das sie Luftdicht verschlossen wurde. Ihre Reise begann.
Schnell hatte Bashir festgestellt, daß der Frachter nur von außen alt und gebraucht aussah. Im Inneren war er zu einer gemütlichen und hochluxuriösen Yacht umgebaut wurden. Und auch die technische Ausstattung ging weit über die eines Frachters hinaus. Das Schiff verfügte über allerneueste Warptriebwerke, von denen Bashir gedacht hatte, das sie auf dem Freien Markt noch nicht zu haben waren, scheinbar hatte er sich da geirrt!
Eine Konsole aber hatte Bashir's ganze Aufmerksamkeit erregt.
Sollte je ein Raumpirat auf die Idee kommen hier einen leichten Fang vor sich zu haben, würde er sein blaues Wunder erleben! Schildgeneratoren und Phaserbänke entsprachen modernsten Baureihen. Eine weitere Anzeige schien ein Torpedoschacht zu sein, obwohl sich Bashir da nicht so sicher war. Und ein Teil der Konsole war über und über mit romulanischen Schriftzeichen übersät, scheinbar hatte Popow Verbindungen, über die nicht einmal der Föderationsgeheimdienst verfügte.
Bashir hätte Popow gern ein paar Fragen gestellt aber seit ihrem ‚Gespräch' auf DS9 hatte dieser ihn nur mit einem finsteren Blick gemustert und ansonsten nicht weiter beachtet.
Einzig Ilena hatte ein paar Worte mit ihm gewechselt und Julian hatte festgestellt, dass die so kühl und unnahbar erscheinende Trill eine recht umgängliche und freundliche Person war.
Und jetzt näherten sie sich dem Ziel ihrer fünftägigen Reise, New Berlin.
Bashir blickte gespannt durch den Frontsichtschirm der kleinen Brücke. Obwohl er auf der Erde aufgewachsen war und auch die Starfleetakademie in San Francisco besucht hatte, war er noch nie auf dem, der Erde so nahen, Mond gewesen.
Langsam glitt die Yacht über schroffe Felsgrate und riesige Meteoritenkrater hinweg. Keine Spur menschlichen Lebens war in dieser feindlichen Umwelt zu entdecken. Dann schoss das Schiff über einen letzten Felsgrat und die Mondoberfläche stürzte unvermittelt über tausend Meter nach unten weg. Julian atmete erschrocken ein ehe er wieder nach draußen blicken konnte.
Der Anblick raubte ihm den Atem.
Unter der Yacht erstreckte sich ein riesiges leuchtendes Meer aus Farben, Licht und Formen.
An einer Stelle, an der kein Leben möglich war, hatte sich der Mensch mit einem riesigen Aufwand an Material und Energie breit gemacht und eine für ihn angenehme Umgebung erschaffen.
Ein riesiger Energieschirm spannte sich als leichte Halbkugel über dem gesamten etwa fünfzig Kilometer durchmessenden Krater und hielt so die für den Menschen lebenswichtige Atmosphäre drinnen und die lebensfeindliche Strahlung der Sonne draußen. Außerdem diente er als Schutz vor Meteoren und Asteroiden, die den Mond recht häufig bombardierten.
Kurze Zeit noch glitt das Schiff über den Schirm, dann schien es still über dem Schild zu stehen, der sich plötzlich nach oben wölbte und das gesamte Schiff einhüllte. Langsam senkte es sich, bis es sich unterhalb des Schutzschirmes befand.
Erst jetzt bemerkte Bashir, das Ilena schon seit einiger Zeit mit der Bodenkontrolle in Verbindung stand und nun den Navigationsangaben zu einer der kleinen Landebuchten für private Yachten folgte. Das Schiff senkte sich zu Boden und nach einem harten Ruck war ihre Reise zu Ende.
Popow drehte sich zu Julian um und zum ersten Mal seit Beginn ihrer Reise sprach er mit ihm: "Willkommen auf dem Mond Doktor!"
Scheinbar war sein Groll verraucht und er hatte sich mit der Anwesenheit des Arztes abgefunden.
Frank reichte dem Arzt einen kleinen blinkenden Gegenstand, Bashir blickte ihn fragend an und erhielt umgehend Antwort.
"Sie waren noch nicht auf dem Mond, oder? Das ist ein Mikrogravitator, man gibt ihn ‚Gravitationsfrischlingen'. Er ist auf ihre gewohnte Schwerkraft eingestellt, wir wollen doch nicht, daß sie durch die Gegend fliegen!"
Julian grinste und steckte das Gerät an seinem Gürtel fest.
"Suchen Sie Ihre Sachen zusammen, in einer viertel Stunde gehen wir von Bord, New Berlin erwartet uns!"

Julian war überwältigt von der lunaren Stadt.
Riesige Türme aus Duranium und Aluminiumglas erhoben sich Hunderte Meter in die Höhe, die höchsten von ihnen kratzten fast an den Schutzschirm der Stadt. In New Berlin herrschte ein Baustil, der auf der Erde nie verwirklicht werden konnte. Aufgrund der geringen Anziehungskraft des Mondes, die nur ein Sechstel der Irdischen betrug, konnten Gebäude errichtet werden, die auf der Erde in Sekundenschnelle zusammengebrochen wären.
Zwischen diesen Gebäuden erhoben sich die Nachkommen von irdischen Pflanzen.
Bashir riss staunend den Mund auf, als er erkannte, das der schlanke fünfzig Meter große Baum neben ihm eine irdische Birke war. Er blickte sich um und entdeckte immer mehr vertraute Pflanzen, die sich durch die geringe Anziehungskraft des Mondes so drastisch verändert hatten. Eichen, Buchen, Kiefern - alles wuchs auf kaum armstarken Stämmen zu schwindelerregender Höhe auf.
Aber nicht nur die Architektur und die Flora des Mondes faszinierten den Arzt, am interessantesten wirkten auf ihn die Mondbewohner selbst.
Kannte er zwar die Auswirkungen von Nieder- bzw. Hochschwerkraftwelten auf ihre Bewohner, so war es doch das erste Mal, daß er sie direkt zu sehen bekam.
Die Lunits, wie sie sich selbst nannten, waren, wie ihre Häuser und Pflanzen, schlanke, hochgewachsen Geschöpfe. Keiner von ihnen war kleiner als zwei Meter und doch hätte Bashir die meisten von ihnen mit einem Arm umfassen können! Dies traute er sich jedoch nicht, aus Angst davor, einen dieser filigranen Riesen zu zerbrechen.
Noch irritierter reagierte er, als er sah, wie Popow einer 1.50 großen Frau, die ihm an der Kleidung gezupft hatte, lächelnd ein Bonbon gab und sie zurück zum Spielen schickte. Erst etwas später wurde ihm klar des es sich um ein Kind der Lunits gehandelt haben musste.
Und obwohl der auf der Oberfläche des Mondes gelegene Teil der Stadt schon überwältigende Ausmaße hatte, erstreckte sich der weitaus größere Teil derselben in einem gigantischen unterirdischen Netzwerk aus Tunneln, Hallen und Räumen. In den untersten Ebenen befanden sich die, noch heute in Betrieb befindlichen, Erzminen, die das Rohmaterial für die Fabriken in den darüber gelegenen Industrieebenen lieferten.
Nur in den beiden obersten Ebenen wohnten heute noch Leute aber auch diese würden früher oder später in den oberirdischen Teil der Stadt übersiedeln.
Dann winkte Popow, er stand neben einem der überall zu mietenden Schweber und wirkte etwas ungeduldig. Ilena hatte schon auf dem Sitz des Piloten Platz genommen und Frank kletterte soeben auf den des Beifahrers, so dass Julian in dem großzügigen Fond des Flugfahrzeugs Platz nahm. Scheinbar waren die Beiden nicht zum ersten Mal in New Berlin oder sie hatten sich vorher gut abgesprochen, denn kaum saß Bashir im Schweber, als Ilena das Fahrzeug startete und sich ohne einen Kommentar von Popow in den Flugverkehr zwischen den Türmen einreihte.
Julian hatte sich vorgebeugt und starrte zwischen den Sitzen vor ihm durch die Frontscheibe, um sich nichts von der für ihn neuen und sehr interessanten Stadt entgehen zu lassen.
Popow hatte dies natürlich schon längst gemerkt und da er selbst mehrere Jahre hier gelebt und gearbeitet hatte, begann er Julian auf die Sehenswürdigkeiten von New Berlin aufmerksam zu machen und erläuterte sie ihm.
Gerade als sie an der Universität von New Berlin, der größten des Föderationsraums die nicht unter Starfleetkontrolle stand, vorüber flogen stockte plötzlich Popows Redefluss und er sah Stirnrunzelnd in den Rückspiegel.
"Wir werden verfolgt!"
Ilena brummte zustimmend, "Schon seit fünf Minuten!", als sie Bashirs suchenden Blick bemerkte fügte sie hinzu: "Die schwarze Limousine, fünf Wagen hinter uns!"
"Versuch sie abzuhängen, aber vorsichtig, mal sehen was sie von uns wollen."
Ilena wechselte in einen der schnelleren Schweberströme, behielt aber vorerst die Richtung der Fahrt bei. Der schwarze Schweber folgte ihnen, machte aber sonst keine weiteren Anstallten ihnen näher zu kommen oder sie gar anzuhalten.
"Okay, flieg in eine der ruhigeren Gegenden, hier ist ihnen wahrscheinlich zuviel los!"
Bashir starrte nun durch die Heckscheibe und ließ die Verfolger nicht aus den Augen.
"Was könnten sie von uns wollen?" fragte er nervös.
"Keine Ahnung, aber irgendwer hat Josh dazu getrieben mit einem Experimentalschiff durch den Fluxraum zu fliegen! Vielleicht sind das hier dieselben Leute."
Ilena hatte sich inzwischen aus dem Verkehrsstrom ausgefädelt und hielt auf die Randzone der Stadt zu. Nach kurzem Zögern folgte ihnen die schwarze Limousine. Immer weiter entfernten sie sich von den belebten Schweberstrecken des Stadtzentrums, bis sie endlich den Rand des bebauten Kratergebietes erreicht hatten, vor ihnen erstreckte sich nur noch schnell wuchernder Laubwald, der in dem mineralienreichen Boden des Mondes genügend Nahrung fand. Ein künstlicher Fluss, der von einem Wasserstoffumwandlungszentrum am Kraterrand gespeist wurde, sorgte für genügend Bodenfeuchtigkeit.
Plötzlich begann der verfolgende Schweber aufzuholen.
"Lass sie rankommen, ich will wissen was sie wollen!"
Schnell hatte die schwarze Limousine aufgeholt, dann flog der Schweber neben ihnen.
Frank versuchte zu erkennen wer in dem anderen Fahrzeug saß, erkannte aber schnell das er wohl warten musste, bis ihr Gegenüber die verdunkelten Fenster herunter ließ.
Sein Wunsch wurde sehr schnell befriedigt, leider nützte es ihm nicht viel.
Eine schwarz vermummte Gestallt lehnte sich aus dem geöffneten Fenster und bedeutete ihnen zu landen. Frank schüttelte den Kopf und gab Ilena ein Zeichen.
Der Schweber schoss mit einem harten Ruck nach vorn und in eine Kurve. Bashir wurde in seinen Sitz gepresst. Als er wieder nach der Limousine sah, hatte er gerade noch genug Zeit den Kopf einzuziehen, bevor die Rückscheibe in Tausenden Splittern zerbarst. Die Verfolger schossen mit Projektilwaffen auf sie!
Popow brummte ein herzhaftes: "Verfluchte Dreckskerle!", dann öffnete er seinen Gurt und kletterte zu Julian in den Fond des Fahrzeugs.
"Bleiben Sie unten Doktor!" ein Griff unter sein Jackett förderte einen silbernen Revolver zu Tage.
"Ilena, der Fluss, versuch so tief wie möglich zu fliegen und folge ihm!"
Ilena jauchzte kurz auf, ihr schien das Ganze Spaß zu machen, dann drückte sie die Nase des Schwebers nach unten und zwang das behäbige Fahrzeug in eine spiralige Flugbahn in Richtung des Flusses.
Bashir starrte gebannt auf die rasend schnell näher kommende Wasseroberfläche, der Schweiß perlte ihm auf die Stirn. Als der Aufprall unvermeidlich erschien kniff er die Augen zusammen, im gleichen Augenblick erschütterte ein harter Ruck das gesamte Fahrzeug aber der erwartete Aufprall blieb aus.
Zögernd öffnete Bashir die Augen, um sie fast Augenblicklich wieder zu schließen, der Schweber raste in halsbrecherischem Tempo den Flusslauf entlang.
Dann donnerten die ersten Schüsse aus Franks ‚Desert Eagle' allerdings schien er die Gegner verfehlt zu haben, denn nach wie vor folgte ihnen der schwarze Schweber.
"Geh tiefer runter! Wir brauchen das Wasser als Deckung!"
Ilena sagte nichts, zu sehr war sie auf den Flug konzentriert.
Bashir brach der kalte Angstschweiß aus, noch tiefer hinunter? Sie flogen doch schon nur noch wenige Meter über der Wasseroberfläche!
Unaufhaltsam senkte die blonde Trill den Schweber tiefer auf den Fluss hinunter. Und endlich stellte sich der von Popow gewünschte Effekt ein, durch den Druck der verdrängten Luft begann das Wasser an den Seiten und hinter dem Schweber nach oben zu schießen. Schnell war der Schweber von einer Wasserfontäne eingehüllt. Und endlich verstand Bashir was Popow damit bezwecken wollte.
Das nach oben gerissene Wasser stürzte nicht wie gewohnt zurück in den Fluss, sondern bildete auf Grund der geringeren Gravitation einen dichten Nebelschleier, der bald den gesamten Flusslauf hinter ihnen ausfüllte.
"Warte noch, warte, warte...!" der schwarze Schweber kam über ihnen immer näher, dann stand er scheinbar bewegungslos über ihnen.
"Jetzt! Schubumkehr!" Frank stürzte sich über Bashir und presste ihn fest auf den Sitz.
Ilena schrie "Festhalten!" dann gab es einen harten Ruck, der das kleine Fahrzeug ins Trudeln brachte, die Wasseroberfläche kam dem Schweber bedrohlich nahe. Fluchend versuchte Ilena das bockende Fahrzeug unter Kontrolle zu halten. Ein letzter harter Ruck ging durch den gepeinigten Leib des Schwebers, bevor er zur Ruhe kam.
Bashir hob vorsichtig den Kopf, als Popow ihn wieder los ließ. Mehrere Instrumente des Schwebers sprühten Funken und waren Augenscheinlich nicht mehr zu gebrauchen. Über die Frontscheibe zogen sich mehrere lange Risse und die rechte Scheibe des Schwebers war gänzlich geborsten aber noch flog das kleine Fahrzeug beharrlich einen Meter über der Oberfläche des Flusses.
Julian suchte nach ihren Verfolgern, doch es dauerte eine ganze Weile ehe er sie entdeckte. Die schwarze Limousine hatte scheinbar versucht ihr Manöver nachzuahmen, jedoch mit sehr viel weniger Erfolg!
Etwa zweihundert Meter vor ihnen war der schwarze Schweber in den Wald gestürzt und hatte dort eine Schneise der Zerstörung hinterlassen.
"Gut gemacht!" lobte Frank die Flugkünste von Ilena, "Schauen wir mal, was unsere Freunde machen. Bring uns hin Ilena!"
Leicht schwankend setzte sich der Schweber wieder in Bewegung und näherte sich der Absturzstelle.
Ilena flog einen sanften Bogen über das unter ihnen liegende Trümmerfeld, jedoch konnten sie durch den aufgewirbelten Staub und von dem Wrack aufsteigenden Rauch nichts erkennen.
Frank entschloss sich zu landen.
Vorsichtig dirigierte die Trill den ramponierten Schweber durch den Rauch und setzte wenige Meter vom Wrack der Limousine entfernt auf. Frank, der inzwischen seine Desert Eagle nachgeladen hatte, sprang aus dem Fahrzeug und blickte sich sichernd um.
Nichts rührte sich, nur das Knistern von kleinen Flammen am Wrack durchbrach die Stille.
"Beeilt euch! Die Bodenkontrolle wird sicherlich bald hier auftauchen!"
Bashir runzelte die Stirn: "Wieso haben Sie Angst vor der Bodenkontrolle?"
Popow blickte bedeutsam auf das Wrack und meinte: "Was glauben Sie werden die sagen, wenn sie uns hier mit einem Schweber voller Toter finden?"
Bashir nickte: "Gutes Argument!"
Sie näherten sich dem Wrack und versuchten die aufsteigenden Rauchwolken durch wedeln mit den Händen zu vertreiben.
Bashir entdeckte den ersten Toten.
Es war ein Mensch mittleren Alters, keinerlei Papiere oder sonstige Erkennungszeichen deuteten darauf hin wer er gewesen war. Er musste durch den Aufprall aus dem Schweber geschleudert worden sein.
Der zweite Tote hing verkrümmt aus dem Seitenfenster des Wracks, auch er wies keinerlei Identifizierungsmerkmale auf. Bei ihm schien es sich um den Schützen gehandelt zu haben.
Das großkalibrige Gewehr, ein Modell des 3.Weltkrieges, lag neben ihm im Wagen.
Auch der Pilot des Schwebers war ein Opfer des Absturzes geworden, der Aufprall hatte ihn gegen die Frontscheibe geschleudert und ihm dadurch das Genick gebrochen. Nichts gab einen Hinweis auf die Identität der Toten oder weshalb sie Sie verfolgt hatten.
Bashir wanderte um den Schweber herum und versuchte den Kofferraum zu öffnen. Der Deckel klemmte, Julian wollte schon aufgeben, als er plötzlich etwas aus dem Inneren des Kofferraums zu hören glaubte.
"Könnten Sie mir mal helfen?"
Popow trat um den Wagen herum, in der Hand hielt er das durch den Aufprall unbrauchbar gewordene Gewehr. Mit einem kräftigen Hieb trieb er den Lauf des Gewehrs unter den Deckel des Kofferraums. Ein letzter Ruck am Kolben und das Schloss zersprang. Die Klappe schwang nach oben.
Ein gefesselter und geknebelter Mann sah sie mit angstgeweiteten Augen an.
Verblüfft blickten Bashir und Popow in das Gesicht von Joshua Genesser.
 

Doc Sternau

Mitglied
Der golden stechende Glanz des Sonnenlichts strahlte in das Zimmer und verlieh dem Raum eine unwirkliche Atmosphäre. Der einzige Anwesende stand vor einem der riesigen Panoramafenster und starrte auf das Geschehen in New Berlin. Selbst nach zwanzig Jahren erstaunten ihn die riesigen Türme der Mondstadt. Langsam glitt sein Blick zum gegenüber liegenden Delgado Tower, dem Sitz des gleichnamigen Konzerns. Wie ein riesiger Korkenzieher strebte der Größte der Wohn- und Geschäftstürme von New Berlin in die Höhe.
Dann wanderte sein Blick am Massiv des Turms nach unten und für einige Sekunden versuchte er das Geschehen am Boden zu sehen, wusste aber, das er dies aus fünfhundert Metern Höhe nicht mehr wahrnehmen konnte.
Leise klopfte es an der Tür, die aus echtem Holz bestand, auf dem Mond ein unglaublicher Luxus.
Der Mann runzelte die Stirn, er hasste es in diesen Augenblicken gestört zu werden aber seine Arbeit hatte zur Zeit absoluten Vorrang.
"Herein!", obwohl er kaum die Stimme gehoben hatte, schwang die Tür sofort auf und ein gut gekleideter junger Mann betrat den Raum.
"Hendrikson! Was gibt es?"
Der junge Mann, Hendrikson, trat noch ein paar Schritte weiter in den Raum hinein, bevor er anfing zu sprechen.
"Wir haben den Kontakt zu Team Eins verloren! Ihre letzte Standortmeldung erfolgte vor einer Stunde, wir glauben das sie tot sind!"
Langsam drehte sich der Mann am Fenster herum und machte eine fahrige Handbewegung.
"Schicken Sie Team Zwei hin! Was ist mit dem Zielobjekt?"
"Hat vor einer halben Stunde im Luna Hilton eingecheckt! Wir wissen nicht ob er den Köder geschluckt hat."
"Stellen Sie trotzdem die Falle auf, Team Drei soll sich bereit halten!"
Der Mann wandte sich wieder um, vorerst konnte er nur warten.
Hendrikson verließ den Raum, um die Anweisungen auszuführen.

Das Luna Hilton war auch zweihundert Jahre nach seiner Gründung immer noch das beste Hotel am Platz und dementsprechend waren seine Preise.
Bashir fragte sich zum wiederholten Male, wo Popow das Geld für seinen aufwendigen Lebensstil hernahm, kam aber wie immer zu keiner befriedigenden Antwort.
Dann blickte er wieder auf den verängstigten Mann in ihrer Mitte. Der Mann den er vor fünf Tagen auf DS9 hatte sterben sehen!
Joshua Genesser machte eine sehr gesunden, wenn auch verwirrten, Eindruck. Mehrmals hatte der Doktor den Mann mit seinem Tricoder gescannt, ohne Erfolg, es war nicht festzustellen ob es sich um einen Klon oder etwas ähnliches handelte.
Popow hatte mehrmals versucht mit ihm zu sprechen aber auch dies hatte keine Reaktion von Seiten Genessers hervor gerufen. Nach wie Vor saß der Mann zusammengesunken auf dem Sofa des Penthouse und starrte sie aus angstvoll aufgerissenen Augen an. Was immer ihn in diese Lethargie versetzt hatte, es musste zuviel für den Geist eines Menschen gewesen sein. ‚Wenn er je einen besessen hat!' fügte Julian in Gedanken hinzu.
"Haben Sie heraus gefunden was mit ihm los ist, Doktor?", Ilena reichte ihm ein Sandwich und erst jetzt bemerkte er wie hungrig er war.
Julian schüttelte nur den Kopf, er war mit kauen beschäftigt.
Die Trillfrau zuckte mit den Schultern, auch sie war ratlos und wusste nicht was als nächstes geschehen würde. Frank hatte vor eine halben Stunde das Hotel verlassen. Ihr war bewusst, dass er Kontakt mit seinen Leuten aufnehmen würde. Die Sache wurde langsam zu gefährlich und ohne Unterstützung durch das Syndikat würden sie wohl nicht mit heiler Haut davon kommen. Ein kurzer Flug zum Raumhafen hatte gezeigt, das ihre Yacht von einem Dutzend gefährlich aussehender Kerle scharf bewacht wurde.
Ilena lehnte sich in den Sessel zurück, die Anstrengungen der letzten Stunden forderten ihren Tribut, langsam fielen ihr die Augen zu. Auch Bashir schien müde zu sein, er gähnte herzhaft und räkelte sich in seinem Sessel. Dann lehnte er sich zurück und schlief ein.
Ilena zuckte zusammen, verwirrt öffnete sie die Augen und registrierte verwundert, dass sie anscheinend eingeschlafen war. Wie lange sie geschlafen hatte wusste sie nicht aber ein Blick zum Fenster sagte ihr das mehr als eine Stunde vergangen war, die Scheibe der Erde war von einer Seite des Delgado Towers zur anderen gewandert.
Bashir schien tief und fest zu schlafen und Genesser hatte sich scheinbar in der ganzen Zeit nicht bewegt.
Besorgt blickte sie zur Tür des Fahrstuhls, Frank war jetzt schon ziemlich lange weg!
Gerade wollte sie aus dem Sessel aufstehen, als das Penthouse von einer Explosion erschüttert wurde. Mit einem ohrenbetäubendem Kreischen gepeinigten Metalls wurde die Tür des Lifts ins Innere des Penthouse geschleudert. Gleichzeitig zerbarsten mehrere der Aluglasscheiben in kleine Splitter. Schwarz vermummte Gestallten sprangen aus dem rauchenden Fahrstuhlschacht und auch durch die zertrümmerten Fenster enterten Männer das Penthouse des Luna Hilton.
Für den, durch den Lärm aufgeweckten, Bashir und die blonde Trill gab es keine Chance zur Gegenwehr.

Hendrikson stand vor dem großen Schreibtisch. Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen, schon wieder hatte er schlechte Nachrichten! Außerdem war er beunruhigt über den Zustand seines Chefs, er schien immer länger abwesend zu sein, für Hendrikson erschien es als würde er nicht mehr mit der Situation fertig.
"Sir?", mehrmals hatte er ihn schon angesprochen, ohne die leiseste Reaktion zu erhalten. Noch immer stand der grauhaarige Mann am Fenster und blickte zum Delgado Tower hinüber. Plötzlich ging ein Ruck durch ihn und er schien seine Umgebung wieder wahr zunehmen.
"Haben Sie sich schon mal gefragt warum wir das alles tun?", fragte er leise.
Hendrikson zuckte mit den Achseln und begann eine der Phrasen der Organisation herunter zuleiern: "Wir versuchen die Föderation vor ihrer eigenen Leichtgläubigkeit und ihrem zu großen Vertrauen in die Friedlichkeit der Wesen des Universums zu schützen! Wir..."
Ärgerlich schüttelte der Grauhaarige den Kopf: "Ich meine nicht die Schlagwörter der Organisation! Ich wollte wissen warum Sie sich entschlossen haben für sie zu arbeiten!"
Hendrikson runzelte die Stirn, zögernd begann er zu erzählen: "Ich verlor meine Eltern, Geschwister, einfach jeden den ich gekannt habe, als eine marodierende Gruppe von Romulanern unsere Kolonie angriff!"
Der Alte blickte ihm traurig in die Augen: "Tun Sie das alles nur aus Rache? Hat in dieser Gruppe niemand ein anderes Motiv als blanken Hass? Handelt hier niemand aus Überzeugung? Was ist wenn wir Unrecht haben, wenn wir alles nur durch einen Schleier unserer eigenen Abscheu betrachten?" er schüttelte den Kopf, dann blickte er wieder Hendrikson an: "Was wollten Sie mir sagen?"
"Team Zwei und Drei haben im Luna Hilton zugeschlagen, leider ohne Erfolg, das Zielobjekt ist uns wieder entkommen. Wir konnten nur seine Begleiter und den Köder sicher stellen."
"Irgendeine Spur von Popow?"
"Nichts, er scheint wie vom Erdboden verschluckt!"
Der Alte überlegte, bevor er sich wieder an Hendrikson wandte: "Lassen Sie das Hotel beobachten, früher oder später wird er auftauchen!"
"Ich habe das schon veranlasst."

Aluminiumsplitter knirschten unter seinen Schritten, als er das verwüstete Penthouse betrat. Giuseppe da Chore trug die Uniform eines Beamten der Bodenkontrollmannschaften und sah sich in den Trümmern des zerstörten Hotelzimmers um.
Sofort fiel sein Blick auf den auf dem Tisch liegenden Zettel aber zuerst musste er sicher sein allein im Zimmer zu sein. Er zog einen Tricoder der neuesten Baureihe hervor und scannte die Umgebung. Niemand war mehr in der Nähe, allerdings wusste er jetzt, dass zehn Menschen, ausnahmslos Männer, vor einer halben Stunde eingedrungen waren. Sie hatten die Fenster und die Lifttür mittels Plastix gesprengt und die überraschten Insassen des Penthouse schnell auf das Dach gebracht, von wo sie mit einem Großraumschweber geflohen waren.
Das bisher noch niemand von der Bodenkontrolle gekommen war, deutete auf weitreichende Verbindungen der Eindringlinge hin!
Giuseppe nahm den Zettel und steckte ihn in seine Tasche, später war genug Zeit zum Planen. Schnell holte er noch Franks Sachen aus dem Schrank und verließ das Hotelpenthouse, die richtige Bodenkontrolle konnte jeden Moment eintreffen.
In der Lobby sah er sich um und entdeckte auf Anhieb die beiden Kerle, die ihm schon bei seinem Weg nach oben aufgefallen waren. Er war sich bewusst, dass sie ihn beobachteten aber er war nicht die Person die sie suchten! Sie hatten es auf einen gut gekleideten Geschäftsmann Anfang Vierzig abgesehen, nur konnten sie da wohl warten bis sie schwarz waren.
Als er das Hotel verließ winkte er einen Lunit heran, der den nicht aussterbenden Job des Zeitungsjungen verrichtete. Er kaufte eine Zeitung und schien sich einen Augenblick mit dem Jungen zu unterhalten, dabei deutet er mehrmals scheinbar unbewusst auf das Hotel. Der Lunit grinste kurz und nickte.
Giuseppe war zufrieden, die beiden Schnüffler würden ab jetzt selbst beschnüffelt werden!
Da Chore stieg in einen in einer Parkbucht stehende Schweber und machte sich auf zu seinem nächsten Auftrag.
Fünf Minuten später landete er in einem der Randbezirke von New Berlin vor einem großen Anwesen. Er schien schon erwartet zu werden.
Zwei in neutrale weiße Anzüge gekleidete Männer stützten eine verhüllte dritte Person in ihrer Mitte.
Giuseppe öffnete den Fond des Schwebers und half den Beiden die verhüllte Gestallt auf den Rücksitz des Wagens zu setzen. Als dies geschehen war drückte er den Beiden stumm ein kleines Päckchen in die Hand.
Kurz darauf startete der Schweber wieder.

Stöhnend erwachte Bashir. Langsam öffnete er die Augen, Finsternis umgab ihn.
Sein Schädel dröhnte von den Auswirkungen des Betäubungsmittels und seine Glieder waren schwer wie Blei. Als er sich an den schmerzenden Kopf griff, stellte er überrascht fest, dass seine Hände nicht wie erwartet gefesselt waren. Auch seine Beine konnte er völlig frei bewegen.
Julian versuchte aufzustehen, zuckte jedoch sofort wieder zusammen. Ein rasender Schmerz spülte durch seine Eingeweide und drohte ihm den Kopf von den Schultern zu reißen. Erschöpft lehnte er sich wieder gegen die kühle Mauer in seinem Rücken, scheinbar war das Betäubungsmittel doch nicht so ganz ohne Nebenwirkungen. Vorsichtiger geworden bewegte er nun nach und nach seine Gliedmaßen und brachte die Blutzirkulation wieder in Gang.
Zehn Minuten später wagte er einen zweiten Versuch aufzustehen. Wieder jagte der Schmerz durch seinen Körper und peinigte den Doktor. Bashir kniff die Zähne zusammen und schob sich weiter an der Mauer nach oben, bis er keuchend und erschöpft aber auf seinen Beinen stehend an der Wand lehnte. Er atmete tief und keuchend, pumpte Sauerstoff in seine schmerzenden Lungen. Langsam beruhigte sich sein Kreislauf wieder.
Bashir blickte sich um und stellte erneut fest, dass er überhaupt nichts sah. Nicht der kleinste Schimmer erhellte die Umgebung, er würde sich wohl oder übel auf seine anderen Sinne verlassen müssen.
Angestrengt lauschte er in die Finsternis aber es dauerte lange, bis er ein anderes Geräusch als seinen angestrengten Atem vernahm. Ein leises hallendes Plätschern war zu hören, irgendwo tropfte in großen Abständen aber stetig Wasser aus großer Höhe in eine Pfütze. Das Geräusch enthüllte aber noch etwas ganz anderes. Julian musste sich entweder in einer riesigen Halle oder in einem sehr langen Gang befinden. Beides war gleich unangenehm. Befand er sich in einer Halle würde es wohl einige Zeit dauern bis er seine Umgebung nur mit dem Tastsinn erkundet hatte und befand er sich in einem Gang, würde er sich durch herumlaufen wahrscheinlich sehr schnell verirren!
Er bedachte seine Situation.
Als ihm plötzlich einfiel, was ihm Popow über die unterirdischen Anlagen von New Berlin erzählt hatte. Riesige Hallen und Kavernen lösten sich mit schier endlosen Gängen ab. Was wenn man ihn in diese schier endlose Anlage verschleppt hatte? Wenn man ihn hier ausgesetzt hatte? Bashirs Herzschlag beschleunigte sich, Wellen der Panik strömten durch seinen Kopf. Angstschweiß brach aus. Dann hörte er eine Stimme, sie schien von rechts zu kommen und ohne sich zu besinnen stürzte der völlig verängstigte Arzt in die Richtung aus der er menschliche Laute zu vernehmen glaubte.
Bald verklangen seine Schritte in der Ferne.

Hendrikson blickte auf die zusammengesunkene Gestallt in der Liege hinab. Es war kaum zu glauben, wie lange sich der menschliche Körper doch weigerte zu sterben, obwohl sein Geist schon vor Tagen ausgebrannt war. Irgendein niederer Instinkt schien die Versuchspersonen zu beseelen, nachdem jegliche Reaktion eines denkenden Wesens aus ihnen gewichen war.
Er blickte in die vor namenlosem Entsetzen aufgerissenen Augen, suchte nach einer Spur von erkennen, suchte in ihnen nach dem Wissen um seine Existenz. Aber kein Funken war mehr in ihnen, beinahe automatisch hoben und senkten sich die Lider des Mannes. So wie sie es seit mehr als einem Jahr taten!
Und dennoch war dieser Mann von unschätzbarem Wert für die Organisation und Hendrikson hielt es für Verantwortungslos und leichtsinnig, dass er als Köder für einen potentiellen Gegner eingesetzt wurde.
Der ernste junge Mann schüttelte wieder den Kopf, so wie er es immer tat, wenn er zu lange den Überresten von Joshua Genesser in die Augen geblickt hatte.
Dann wandte er sich ab und nickte dem hinter ihm stehenden Mann zu: "Schließen Sie ihn wieder an!"
Der Wissenschaftler hatte nur darauf gewartet, schnell presste er mehre Elektroden an Kopf und Körper Genessers. Dann trat er an eine wuchtige Konsole hinter der Liege, drückte mehrere Knöpfe und entfernte sich dann scheinbar sehr zufrieden.
Hendrikson blickte noch einmal auf den ausgebrannten Menschen hinab, suchte nach einer Reaktion im Gesicht Genessers. Aber keine Regung war in seinem Gesicht zu sehen und Hendrikson entfernte sich Schulterzuckend.
Dann, von niemandem bemerkt, sammelte sich Feuchtigkeit in den Winkeln von Genessers Augen und eine einzelne Träne rann über sein Gesicht.
Gefangen in einem endlosen Alptraum wartete Joshua Genesser auf seine Befreiung.

Frank Popow wartete.
Tiefe Unruhe hatte von ihm Besitz ergriffen, am Liebsten hätte er ganz New Berlin umgegraben, wenn es ihm seine Begleiter zurück gebracht hätte aber er wartete.
Als er vor mehreren Stunden Kontakt mit der Syndikatszelle in New Berlin aufgenommen hatte, stellte er überrascht und erfreut fest, dass seine rechte Hand und langjähriger Freund Giuseppe da Chore auf dem Mond weilte. Dieser war, nachdem er die Nachricht von Franks Abreise von DS9 erhalten hatte, sofort aufgebrochen um seinem Freund und Mentor beizustehen.
Vor einer Stunde dann hatte Frank die Nachricht von dem Überfall auf seine Begleiter erreicht. Es dauerte nur Minuten um einen groben Plan für ihr weiteres Vorgehen zu entwerfen. Sie beschlossen, dass Frank vorerst im Untergrund bleiben würde, zu viele Augen suchten nach ihm. Statt dessen würde Giuseppe die nächsten Schritte gegen ihren unbekannten Feind einleiten.
Dies war also vor einer Stunde geschehen und Frank wurde immer ungeduldiger während er auf die Rückkehr Giu's wartete.
Ein vierschrötiger Kerl brummte genervt: "Hey! Setz dich endlich hin, du machst hier alle nervös!"
Frank versteifte sich, bevor ihm einfiel, dass er zur Zeit unter dem Deckmantel eines Administrators des Syndikats unterwegs war. Zwar gab ihm das einige Befehlsgewalt über die hier versammelten Männer und Frauen aber er war zur Zeit nicht der Kartellboss, zu gefährlich wäre es gewesen, wenn er diesen Leuten seinen wahren Status innerhalb des Syndikats enthüllt hätte. Noch immer suchten Attentäter der anderen Kartellchefs nach ihm. Mord war im Syndikat schon immer eine Methode zum schnellen Aufstieg in der Hierarchie gewesen!
Solcher Art waren seine Gedanken, als die Tür des Unterschlupfs geöffnet wurde und Giuseppe den Raum betrat. Er trug noch immer die Uniform der Bodenkontrolle, was einige raue Kommentare von den Anwesenden zur Folge hatte. Auf seinen rechten Arm gestützt, führte er eine verhüllte Gestallt herein. Behutsam half er der augenscheinlich erschöpften Person sich zu setzen. Erst dann wandte er sich an Frank.
"Wie erwartet, das Hotel wird überwacht und auch in der Nähe des Sanatoriums trieben sich ein paar seltsame Vögel herum! Das hier lag im Hotelzimmer, es ist für dich."
Giuseppe reichte ihm einen Bogen beschriebenes Papier. Frank warf einen Blick darauf, wie zu erwarten war es eine Aufforderung der Entführer.
"Wenn Sie ihre Leute wiederhaben wollen, kommen Sie heute abende um Neun in die Lobby des Delgado Towers, es wird sie jemand erwarten! Kommen Sie allein und unbewaffnet! Versuchen Sie erst gar nicht die Bodenkontrolle einzuschalten, wir würden dies sofort erfahren!"
Der Brief bestätigte, was sie schon vermutet hatten, die Entführer mussten weitreichende Verbindungen haben, die sogar bis in die oberen Etagen der Bodenkontrolle führten.
Frank zerknüllte den Zettel und nickte Giuseppe zu - die Zeit des Wartens war vorüber, jetzt würden sie handeln!
Aber zuvor hatte Frank noch etwas wichtiges zu erledigen.
Er trat zu der verhüllten Gestalt, die durch keine Bewegung erkennen ließ, ob sie das Geschehen um sich wahrnahm.
Frank beugte sich herunter, behutsam zog er die Kapuze vom Kopf der vor ihm sitzenden Person. Als er das Gesicht der einst wunderschönen Frau enthüllte, atmeten einige der Anwesenden erschrocken ein.
Was einmal das Gesicht einer Frau gewesen war, hatte sich zu einem wahnsinnigen Zerrbild des selben verwandelt. Noch immer war die einstige Schönheit der Frau zu erkennen aber niemand ertrug es ihr Gesicht längere Zeit zu betrachten. Es war nicht verunstaltet oder gar verstümmelt, bei einem flüchtigen Blick konnte man nichts erkennen. Aber sobald man versuchte ihr ins Antlitz zu sehen, wandten sich die meisten schnell ab. Das Gesicht schien in einer seltsamen nicht zu definierenden Bewegung zu sein. Es war als bewegten sich die Gesichtsmerkmale und blieben dabei dennoch an Ort und Stelle. Als gäbe es in ihrem Gesicht einen Zustand zwischen Stille und Bewegung.
Und wie Frank wusste, war diese Bewegung nicht auf das Gesicht der Frau beschränkt, ihr ganzer Körper wirkte wie das lebendig gewordene Bild eines abstrakten Malers, der immer noch Veränderungen daran vornahm.
Die Ärzte nannten es transdimensionales Syndrom, ihr Körper war mit dem übergeordneten Fluxkontinuum eine dauerhafte Verbindung eingegangen. Zwar schien sie körperlich in der vierdimensionalen Welt der Menschen anwesend zu sein, in Wirklichkeit befand sie sich nach wie vor innerhalb des n-dimensionalen Fluxkontinuums.
Frank wusste, dass die Chance mit ihr ein Gespräch zu führen sehr gering war, den nicht nur ihr Körper war in Mitleidenschaft gezogen worden, auch ihr Geist hatte sich verbogen und befand sich innerhalb des Gefängnisses des Nullkontinuums.
"Laura?" zärtlich flüsterte er den Namen der Frau.
"Laura, hörst du mich?", Frank wartete auf eine Reaktion der Frau aber kein Zeichen eines Erkennens war in ihrem Gesicht zu sehen.
Dann schien etwas seinen Geist zu berühren, ein kalter Schauer glitt über seinen Rücken als er eine Stimme in seinen Gedanken flüstern hörte.
Plötzlich verschwand der Raum um ihn, er fühlte, wie er seinen Körper verließ und ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte ihn. Er befand sich in einer riesigen blau leuchtenden Weite. Nach allen Seiten war kein Ende dieses seltsamen Raumes zu sehen. Hellere blaue Schlieren durchzogen das fremde Kontinuum, hin und wieder blitzte es kurz auf.
Dann sah er die Funken.
Überall um ihn herum schwirrten kleine bunte Lichter in allen Farben des Regenbogens. Da waren kleine gelbe die sich durch das All treiben ließen. Einige wenige Violette zischten zwischen ihnen hierhin und dorthin, scheinbar auf der Suche nach irgendetwas. Zwei rosane umflogen einander in einer endlosen Spirale. Erst jetzt bemerkte er, dass er auch zu einem Funken geworden war! Und dann entdeckte er einen der Violetten der direkt auf ihn zuhielt!
"Laura? Bist du das?"
Der Funken näherte sich und dann konnte Frank Worte hören, Worte von einer Frau, die seit zwölf Jahren nicht mehr gesprochen hatte.
"Hallo Frank. Willkommen im Jenseits."
"Das Jenseits? Ich verstehe nicht?"
"Das Fluxkontinuum, Frank, es ist das was sämtliche Lebewesen der Galaxie als ihr Jenseits ansehen!"
"Ich habe mir das Jenseits immer anders vorgestellt."
Der violette Funken glitzerte jetzt leuchtend hell und Frank vernahm das Lachen einer Frau.
"Das was du hier siehst ist die unbeeinflusste Form des Flux. Jeder dieser Funken war einmal ein Lebewesen in unserem Universum. Nach dem Tod kommen sie hier her und werden zu einem Funken aus reiner Lebensenergie, alle Emotionen, Erfahrungen und Erinnerungen, alles was sie je als Lebewesen ausmachten wird in diesem Licht aufbewahrt!"
Frank sah sich um, eine endlose Flut der Lichter umschwirrten ihn und jedes sollte einmal ein Lebewesen, Mensch, Vulkanier, Klingone oder irgendetwas total fremdes gewesen sein!
"Sie alle leben jetzt in ihren eigenen Träumen und Wünschen, denn nach dem Tod werden alle unsere Phantasien Wirklichkeit! Komm mit, ich will dir etwas zeigen!"
Damit begann der Funken der Laura darstellte langsam vor ihm her zu schweben. Frank wollte ihr folgen und jetzt erst merkte er, dass er sich ebenfalls in diesem Raum bewegen konnte, ein Funken des Lebens unter vielen anderen.
Immer schneller trieben sie durch das fremde Kontinuum, immer mehr Funken glitten an ihnen vorüber.
Dann strahlte ein riesiger Ball von leuchtenden Funken zu ihrer rechten Seite auf.
Frank blieb stehen und begann dann auf diese unglaubliche Ballung von Lichtern zu zufliegen.
"Halt, Frank! Nicht zu der Kugel!"
"Aber wieso, was ist diese Kugel?"
"Borg! Selbst nach dem Tod bilden Sie ein riesiges Kollektiv! Berühr es bloß nicht! Die geballte Energie dieser Gedanken würde dich innerhalb von Augenblicken aufsaugen!"
Ein letzter Blick auf die riesige Ballung an Lebensenergie, dann waren Sie auch an dieser vorbei geschwebt.
Erst unmerklich, dann immer schneller wurden die Lebensfunken um sie herum weniger, es schien als würde dieser Bereich des Fluxuniversums gemieden. Endlich schienen sie ihr Ziel erreicht zu haben denn Laura wurde schlagartig langsamer und hielt dann gänzlich an. Das Kontinuum hatte sich völlig verändert, statt des blauen Waberns erblickten sie nun eine riesige schwarzgraue Wolke. Dunkle Ausläufer streckten sich gekrallten Fingern gleich in den sanft glühenden Raum des Nullkontinuums.
"Was ist das?", Frank war entsetzt, auf eine unterschwellige Art verbreitete diese Wolke ein Grauen das er vorher noch nicht gekannt hatte.
"Erkennst du es nicht, hier sind wir damals in den Flux eingetreten! Das ist das Resultat unserer Arbeit!"
"Was ist diese Wolke, was geschieht hier?" Frank hatte Angst, Angst davor etwas angerichtet zu haben das er nicht mehr rückgängig machen konnte.
"Diese Wolke ist reine Entropie! Aus irgendeinem Grund, den ich nicht verstehe, treten sämtliche Fluxschiffe an dieser Stelle in das Kontinuum ein. Und jedes Mal wenn dies geschieht bringen sie die Zeit mit in den Nullraum! Das Kontinuum zerfällt!"
"Kann man es stoppen?"
"Es würde von selbst aufhören, wenn keine weiteren Flüge durch den Flux mehr statt fänden! Aber irgendwer hat angefangen unsere Forschungen weiter zu bearbeiten und sie geben nicht auf! Wir haben inzwischen zehn ihrer Fluxgleiter zerstört aber immer wieder schicken sie neue. Du musst sie dort draußen aufhalten, hier drin sind wir machtlos!"
"Aber wer sind die? Wie soll ich jemanden bekämpfen den ich nicht kenne?"
"Die Leute sind eine Gruppe von militanten Fanatikern, sie versuchen einen intergalaktischen Krieg vom Zaun zu brechen, damit die Föderation ihren Einflussbereich erweitern kann. Für diesen Krieg erforschen sie mit allen Mitteln neue Technologien um gegen sämtliche anderen Machtblöcke der Galaxie im Vorteil zu sein. Ein Antrieb der Reisen in Nullzeit ermöglicht wäre ein entscheidender Vorteil! Sie stecken auch hinter der Entführung deiner Begleiter, sie glauben, dass du etwas über den Fluxraum weißt, was ihre Versuche entscheidend vereinfachen würde! Du musst den Chef der Wissenschaftlergruppe auf dem Mond ausschalten, alle anderen sind nicht in der Lage, ohne ihn die Forschungen fort zusetzen.", plötzlich setzte sich der violette Funken Lauras wieder in Bewegung.
"Komm mit, ich muss dir noch etwas zeigen!", dann schwirrte sie davon, dicht gefolgt von Popow.
Schnell waren sie wieder umgeben von tausenden Lichtfunken. Aber schon nach kurzer Zeit endete ihre Reise in der Nähe zweier anderer violetter Funken.
"Ich muss dir noch etwas sagen, nicht alle Wesen hier sind schon tot, manche haben die Möglichkeit zurück zukehren, du erkennst sie an dem violetten Licht das sie ausstrahlen.
Diese Zwei dort sind ganz Besondere, sie sind über die einzige natürliche Verbindung zwischen Nullraum und Einsteinuniversum hierher gelangt! Ein Energieband, dass sich der Nexus nennt. Jemand der in diesen Nexus gelangt, ohne vorher zu sterben, wird hierher versetzt und kann in jeder Zeit und an jedem Ort den der Nexus jemals berührt hat in das Einsteinuniversum zurückkehren. Aber nur wenige wollen das! Diese Beiden dort werden uns bald verlassen! Berühre Sie!"
Popow schwebte langsam an die beiden Lichtfunken heran, bis er sie schließlich berührte.
Plötzlich stand er im Transporterraum eines Raumschiffs. Um ihn herum drängten sich verängstigte und schreiende Menschen, ein tiefes Gefühl des Verlustes brannte in seinem Inneren. Dann sah er den Mann mit den eisgrauen Haaren. Zitternd trat dieser auf einen im Raum befindlichen Offizier der Sternenflotte zu und packte ihn am Kragen.
"Schicken Sie mich zurück! Sie müssen mich zurückschicken!", dann verschwamm die Szene vor ihm, als Franks Sicht wieder klarer wurde befand er sich im Maschinenraum eines Raumschiffs, tief unter sich sah er einen Mann, der an einer Leiter abwärts kletterte. Etwas erschien Frank vertraut an dem Mann und als er genauer hinsah erkannte er ihn. Kirk! Der Mann der der Held sämtlicher Jungen war, einschließlich einem kleinen elfjährigen Jungen namens Frank Popow, der gerade seine Eltern verloren hatte.
Plötzlich erschütterte eine Explosion das Schiff, ein schwerer Schlag traf den Maschinenraum und an der Stelle, an der Kirk sich eben noch befunden hatte klaffte ein riesiges Loch im Rumpf des Schiffes.
Erneut verschwamm seine Sicht, als er wieder sehen konnte, stand er auf einem staubigen und trockenen Plateau irgendwo im Universum. Vor ihm erhob sich eine eiserne Konstruktion, auf der sich eine Abschussrampe für eine riesige Rakete befand. Ein Mann stand neben der Rakete und tippte etwas auf der Steuerkonsole ein. Frank erkannte ihn sofort, es war der gleiche wie in dem Transporterraum.
"Soren!" eine Stimme durchbrach die Stille des Ortes, ein weiterer Mann betrat das Gerüst, Frank runzelte überrascht die Stirn, auch diesen kannte er, er hatte ihn erst vor ein paar Wochen auf DS9 gesehen, es war Picard der Captain der neuen Enterprise!
Dann entwickelte das Geschehen auf der Plattform eine eigene Dynamik, Picard versuchte an die Abschusskontrolle zu gelangen aber Soren hinderte ihn daran. Die Rakete startete ohne das Picard etwas hätte tun können. Popow verfolgte die Flugbahn der Rakete, senkte jedoch schnell den Blick, als er merkte, dass sie genau auf die Sonne zusteuerte.
Dann begann die Szene erneut zu verschwimmen, seine letzte Wahrnehmung war ein rosanes Band, das plötzlich seine Bewegungsrichtung änderte und auf den Planeten zusteuerte.

Nach einer endlos scheinenden Zeit, die jedoch nur wenige Sekunden gedauert hatte, schlug Frank die Augen auf.
Er blickte sich kurz verstört um, bis ein Ausdruck eiserner Entschlossenheit in seine Augen trat.
"Wir haben viel zu tun und nur wenig Zeit...!"
 

Doc Sternau

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Julian hielt inne.
Er wusste nicht, wie lange er schon durch die absolute Finsternis gerannt war. Aber nachdem er zum wiederholten Mal über einen im Weg herumliegenden Gegenstand gestürzt war, kehrte sein rationales Denkvermögen langsam wieder zu ihm zurück.
Noch immer glaubte er die Stimme in der Ferne zu hören, doch zum ersten Mal fragte er sich, ob sie nicht nur ein Produkt seiner Fantasie war. Bashir strengte sein Gehör an und versuchte zu verstehen, was die Stimme in der Ferne rief.
Doch es schien sich nicht um Worte zu handeln, vielmehr glich es dem Geschrei eines in Panik geratenen, gequälten Menschen. Sollte noch jemand auf solch grausame Weise hier unten ausgesetzt worden sein? Möglicherweise befand sich der Andere schon viel länger hier als er selbst, allein in der Finsternis ohne Hoffnung auf Rettung!
Und dann fiel Bashir etwas anderes auf, als er vorsichtig um sich tastete, um zu sehen über was er gestürzt war, konnte er rein gar nichts finden und als er darüber nachdachte, kam es ihm so vor, als hätte er jedes Mal, wenn er gefallen war, nichts gefunden über das er hätte stürzen können. Fast schien es, dass er einzig deshalb gestürzt war, weil er erwartete im Dunklen über irgendetwas zu stürzen!
Julian schüttelte den Kopf, langsam wurde er paranoid. Er rappelte sich auf und ging nun langsam und vorsichtig weiter auf die Stimme zu.
Nach kurzer Zeit stellte er fest, dass die Stimme plötzlich schnell lauter wurde. Dennoch blieb es das unverständliche Geschrei eines verwirrten Geistes.
"Hallo?" Bashir beschloss den Unbekannten anzurufen.
Die Schreie verstummten.
"Hallo! Wo sind Sie?" Bashir lauschte, doch kein Geräusch durchbrach mehr die Dunkelheit außer dem überlauten Pochen seines Herzen.
Der Arzt stand wieder verlassen in den finsteren Gängen. Unschlüssig drehte er sich ein paar mal um sich selbst. Woher waren die Schreie gekommen?
Gerade wollte er wieder in eine Richtung losgehen, als er ein neues Geräusch vernahm. Es klang wie das leise schleichende Tappen eines Tieres. Vorsichtige Schritte die kaum den Boden berührten um kein Geräusch zu erzeugen.
Und sie waren direkt hinter ihm!
Bashir schnellte herum, als ihn kräftige Arme packten und ihn festhielten.

Der Delgado Tower strahlte im Licht der fernen Sonne. Zur Zeit war Tag auf dem Mond und das würde noch eine Woche so bleiben, außer in den Zeiten, wenn der Schirm über der Stadt polarisiert wurde und künstliche Nacht über New Berlin herrschte.
Warren Delgado, der Chef des intergalaktischen Konzernimperiums ‚Delgado Industries', verließ gerade den Hauptsitz der Firma, um seine schwere gepanzerte Limousine zu besteigen.
In einer Stunde würde das Leben in den Büro- und Konzerntürmen gänzlich ersterben und nur noch eine kleine Anzahl Wachleute und Pförtner würde auf die sonst vor Aktivität sprühenden Türme Acht geben.
Als Delgado in den Fond der geräumigen Luxuslimousine stieg, zuckte er kurz zusammen, bevor er erkannte, wer schon vor ihm darin Platz genommen hatte.
Ein nervöses Lächeln glitt über sein Gesicht als er seinen alten Geschäftspartner begrüßte:
"Frank, was führt dich denn nach New Berlin?" er setzte sich Popow gegenüber hin, die Limousine hob ab.
"Schön dich zu sehen Warren!" Frank blickte dem bekannten Konzernboss in die Augen.
Warren wurde sichtlich nervöser und nach kurzer Zeit konnte er den stechenden Blick Popows nicht mehr ertragen.
"Was willst du Frank? Brauchst du Geld, Waffen, Daten? Sag es mir und du wirst es innerhalb von 24 Stunden haben!", Schweiß tropfte von Delgados Stirn.
Frank schüttelte den Kopf: "Du weißt das ich kein Geld brauche und Waffen könnte ich mir einfacher besorgen! Ich brauche ein paar Informationen von dir..."
Delgado schien sichtlich erleichtert, dann wurde er bleich, als Frank fortfuhr: "Und ich brauche deinen Firmenturm führ ein paar Stunden!"
Warren schüttelte den Kopf: "Das ist absolut unmöglich und das weißt du Frank. Du hast ja keine Ahnung, seit unserem letzten Treffen hat sich vieles verändert. Du hast dich an den Rand zurück gezogen aber ich stehe hier mitten im Rampenlicht, ich werde beschattet..."
Frank hob die Hand und gebot Delgado Einhalt: "Glaubst du das weiß ich nicht? Warren, du vergisst wohl wer ich bin? Meine Leute sind überall und gerade weil der Turm unter ständiger Beobachtung steht brauche ich ihn!"
Warren war sichtlich verwirrt: "Ich verstehe nicht, sie werden sofort kommen um dich hochzunehmen! Es wird Fragen geben, unangenehme Fragen, auf die ich keine Antwort geben könnte."
"Niemand wird Fragen stellen, die Föderation weiß immer noch nicht, wer ich in Wirklichkeit bin! Oh ja, man hat mich eine Zeitlang beschattet aber es wurde nichts gefunden. Und es gibt keine Spuren mehr, die zu dir und deinem ‚unverhofften' Erbe führen. Nicht mehr! Warren, ich habe dich nie um einen Gefallen gebeten aber jetzt brauche ich deine Hilfe!"
Wieder der stechende Blick, wieder fing Delgado an zu schwitzen, dann schien er zu einem Entschluss gekommen zu sein: "Wann?"
"Heute Abend, etwa ab Acht bis Mitternacht!"
"Niemand wird eine Spur zu mir finden können?"
Frank lächelte: "Warren, wir machen so etwas nicht zum ersten Mal."
Nach einem kurzen Zögern zog Delgado einen kleinen Decoder in Kartenformat aus seiner Jackeninnentasche.
"Es ist eine unregistrierte Kopie mit meinem Sicherheitscode, wenn du damit geschnappt wirst, werdet ihr als normale Einbrecher behandelt werden!"
Popow nickte: "Mehr wollte ich nicht. Sorg dafür, dass niemand im Turm ist!"
Er klopfte kurz gegen die Scheibe des Fahrers und die Limousine hielt im Schatten eines alten Wohnturmes.
Kurz darauf war Delgado wieder allein.
"Viel Glück mein Freund!", ein weiteres Klopfen und die Limousine setzte ihren Weg fort.

Gleißende Helligkeit flammte auf.
Bashirs Augen begannen sofort zu tränen, eine natürliche Reaktion nach der langen absoluten Finsternis.
Aber das war eigentlich nicht sein Problem, irgendjemand hatte ihn von hinten umklammert und schien bestrebt zu sein, ihm die Rippen zu brechen.
Julian konnte sich nicht rühren und langsam ging ihm die Luft aus, wer immer hinter ihm stand musste Oberarme wie Elefantenbeine haben. Langsam wurde ihm wieder schwarz vor Augen.
Dann ließ der Druck auf seinen Brustkasten nach, Sauerstoff strömte wieder in seine schmerzende Lunge, keuchend rang er nach Atem.
Bashir sackte auf die Knie als er plötzlich völlig losgelassen wurde, erschöpft blieb er so eine Weile liegen, wartend das die Sterne vor seinen Augen verschwanden.
Eine ganze Zeitlang bekam er nicht mit, dass ihn sein Angreifer ansprach.
"Sie gehören nicht zu denen?! Wer sind Sie? Hat man Sie auch vernetzt?"
Bashir drehte sich langsam um, vorsichtig blickte er an den vor ihm stehenden Beinen nach oben. Verblüfft öffnete er den Mund, als er das Gesicht seines Gegenübers erkannte.
"Genesser? Joshua Genesser?"
Der Mann war sichtlich erstaunt: "Woher kennen Sie mich, gehören Sie doch zu denen?"
Bashir schüttelte den Kopf: "Sie sind vor sechs Tagen auf meiner Krankenstation gestorben!"
Joshua wiederholte das Gehörte stumm, seine Lippen zitterten und eine Träne rollte über sein Gesicht.
"Sie hören einfach nicht damit auf! Sie hören nicht auf! Sie verstehen es nicht, wollen es nicht verstehen! Sie werden es zerstören, das einzige Danach das wir haben!"
Bashir verstand nichts, die Worte des Mannes schienen auch nicht an ihn gerichtet gewesen zu sein, vielmehr führte Genesser ein Gespräch mit sich selbst. Wie lange musste dieser Mann schon hier gefangen sein, wenn er lieber mit sich selbst redete als mit Anderen?
"Wo sind wir hier?" Bashir beschloss, dass es an der Zeit war sich aus dieser misslichen Lage zu befreien.
Joshua zuckte zu ihm herum, er schien ihn für kurze Zeit völlig vergessen zu haben.
"Wir sind hier im Nirgendwo! Keine Rettung, nichts!", Genesser schüttelte demonstrierend den Kopf: "Es gibt kein Entkommen! Niemand kann seiner Phantasie entfliehen!"
Der Doktor war jetzt vollends verwirrt.
"Wie meinen Sie das? Sind wir in den Tunneln unter der Stadt?"
Genessers Antwort bestand in einem Kopfschütteln: "Wir sind nicht unter der Stadt, wir sind in unseren eigenen Köpfen und einer künstlichen Realität gefangen! Es ist die Hölle!"
"Ist das so eine Art Holodeck?"
"Ja und Nein. Es ist eine computergenerierte künstliche Umgebung, die direkt in unsere Köpfe eingespeist wird. Sie reagiert auf unsere Gedanken aber vor allem ist sie ein Gefängnis in dem unsere geistigen Fähigkeiten trainiert werden sollen."
"Aber wozu? Wer hätte ein Interesse daran uns in einem seelischen Gefängnis einzusperren?"
"Gewisse Gruppierungen innerhalb der Föderation sind an einem Weg durch den Fluxraum interessiert! Sie versuchen uns zu trainieren, damit wir ein Schiff durch den Flux treiben können. Nur die Gedanken eines Menschen sind dazu in der Lage, man bereist den Flux durch Wünsche! Aber wir werden ihn zerstören, wenn wir durch einen Raum ohne Zeit reisen, denn wir werden die Entropie mit in dieses Kontinuum nehmen und das wird das Ende des Fluxraums sein! Und damit das Ende unseres Jenseits!"
Julian saß immer noch auf dem Boden, zu verwirrend war das gerade Gehörte.

Schatten huschten durch die künstliche Nacht von New Berlin. Mehrere schwarze Schweber landeten auf dem Dach des Delgado Towers, unsichtbar für die Augen möglicher Beobachter.
Behände sprangen schwarz gekleidete Gestallten aus den Schwebern und eilten auf die Treppenschächte des Towers zu. Kaum waren sie im Inneren des Gebäudes verschwunden, als die Schweber auch schon wieder abhoben und den Ort des Geschehens verließen.
Lautlos bewegten sich die Eindringlinge durch das Gebäude, Wächter wurden ausgeschaltet und Alarmanlagen deaktiviert.
Dann ein kurzer Funkspruch des Anführers: "Alles klar, die Ebenen 3-80 sind gesichert und unter Kontrolle! Beginnen jetzt mit Operation ‚Herzliche Begrüßung'!"
Etwa zwei Kilometer entfernt nickte ein ähnlich gekleideter Frank Popow, in einer halben Stunde würde er seinen Auftritt haben.
Währenddessen drangen die Männer um Giuseppe da Chore in die unteren Ebenen des Delgado Towers vor. Bereit jeden, dem sie hier begegneten, zu töten falls es die Situation erforderte. Innerhalb von zehn Minuten hatten sie die Eingangshalle erreicht, zwanzig Männer ihres unbekannten Gegenspielers waren ausgeschaltet worden. Einzig die drei in der Eingangshalle lauernden waren verschont worden, ihnen war eine andere Rolle zugedacht.
Die Söldner und Mörder des Orionsyndikats bezogen ihre Stellungen, in zehn Minuten würde der Tanz beginnen!

Bashir saß noch immer auf dem Boden der riesigen metallenen Ebene. Angestrengt dachte er über das soeben gehörte nach. Wenn es stimmte, dann müsste man in dieser Phantasiewelt durch eigene Wünsche und Gedanken eine Änderung hervorrufen können.
Julian wünschte sich einen Stuhl aber wie er erwartet hatte geschah nichts. Erneut blickte er fest auf den Boden vor sich und wünschte sich einen Stuhl aber auch diesmal blieb das gewünschte Ergebnis aus.
Genesser lachte als er die Versuche des Doktors beobachtete: "So funktioniert es nicht, es reicht nicht, dass sie sich einen Gegenstand vorstellen und ihn gern hier sehen würden, sie müssen daran glauben, dass der Gegenstand oder die Veränderung auch wirklich da ist!"
Bashir runzelte die Stirn, Genesser hatte recht, er hatte sich zwar einen Stuhl vorgestellt aber an einen Erfolg seiner Maßnahme hatte er nicht geglaubt, vielmehr hatte er erwartet das nichts geschah. Und dann dachte er an die vergangenen Stunden, an seine Stürze im Dunklen und da wurde ihm der Unterschied bewusst, er hatte es erwartet im Dunklen über irgendwelche Gegenstände zu stürzen, ja sogar fest daran geglaubt das ihm etwas im Weg herumliegen musste, also hatte ihm auch etwas im Weg gelegen!
Erneut versuchte er sich einen Stuhl zu wünschen und diesmal war er überzeugt davon, dass es funktionierte! Julian stierte fest auf die Ebene vor sich aber wieder sah er keine Veränderung.
"Es funktioniert nicht!" rief er zornig aus.
"Wie kommen sie darauf? Es passiert bloß nicht in ihrem Blickfeld."
Bashir wandte sich um und sah wie Genesser sich auf einem nagelneuen Stuhl niederließ.
"Es ist zu schwierig dem Gehirn glaubhaft zu versichern, dass etwas nicht vorhandenes plötzlich in seinem Blickfeld auftaucht, deshalb entsteht ein Effekt immer nur dort, wo gerade keiner hinsieht, also meistens hinter ihnen!"
Der Doktor nickte, langsam begriff er die Regeln dieser Welt. Er wünschte sich einen Ausgang.
Als er sich umdrehte stand eine Tür mitten im leeren Raum, ein Schild mit der Aufschrift "Ausgang" prangte auf ihr. Er konnte hinter die Tür blicken und sah, dass sich die Ebene dahinter fortsetzte. Die Tür schien nirgendwo hinzuführen.
Ohne weiter zu zögern öffnete Bashir die Tür und trat hindurch. Verblüfft starrte er auf Genesser, dem er beim heraustreten aus der Tür wieder ins Angesicht blickte.
Dieser schüttelte nur den Kopf mit einem ironischen Grinsen: "Glauben Sie ich wäre noch hier wenn es so einfach wäre?"
Bashir schlug die Tür hinter sich zu, worauf diese verschwand.
Zornig funkelte er seinen Gegenüber an, dann drehte er sich wortlos um und begann in die endlose Weite der Ebene hinein zulaufen.
Nach kurzer Zeit vernahm er die Schritte Genessers, der ihm scheinbar belustigt folgte.
"Sie geben nicht so einfach auf? Glauben Sie mir, es gibt keinen Ausgang, dies ist die perfekte Simulation und sie kann nur von außen beendet werden.

Angespannt beobachtete Giuseppe das Geschehen in der Eingangshalle. Die drei Männer hatten sich vor etwa fünf Minuten aus ihren Verstecken erhoben und einer gab eine kurze Meldung über Funk durch. Seitdem standen die drei Kerle in der Mitte des Foyers, scheinbar unbekümmert hatte einer von ihnen angefangen zu rauchen und der ungewohnte Geruch der Mentholzigarette kitzelte Giuseppe in der Nase. Man sollte doch meinen, dass diese ungesunde und belästigende Angewohnheit im 24. Jahrhundert ausgestorben sei aber immer wieder traf man auf Personen, die diesem Hobby nachgingen.
Gius zuckte mit den Schultern, ihm sollte es egal sein, Hauptsache keiner seiner reagierte allergisch auf den ungewohnten Geruch! Über Kehlkopfmikrophon gab er den Männern die Anweisung auf keinen Fall zu niesen, Notfalls sollten sie schnell und leise den Raum verlassen.
Die Sekunden strichen endlos dahin, inzwischen unterhielten sich die drei Männer zwanglos in der Vorhalle und schienen für ihre Umgebung keinen Blick mehr zu haben aber da Chore ließ sich von diesem Bild nicht täuschen. Die Zielstrebigkeit, mit der ihr Gegner bisher vorgegangen war, deutete darauf hin, dass diese Männer gut ausgebildet waren und genau wussten was sie taten.
Endlich, eine weitere Gruppe von fünf Personen betrat die Halle. Zielstrebig hielten sie auf die drei wartenden Männer zu. In ihrer Mitte führten sie die gelassen dreinblickende Ilena, die ruhig ihrem Schicksal harrte. Giuseppe musterte die Truppe unruhig, wo war Bashir? Irgendetwas lief hier gewaltig schief aber es war zu spät, mit einem Knopfdruck sandte er den Funkimpuls an Frank, sie mussten jetzt handeln!

Bashir wanderte unruhig durch die metallene Ebene, dicht gefolgt von Genesser, der noch immer über seine erfolglosen Versuche belustigt zu sein schien. Julian verübelte ihm das nicht einmal, wer weiß wie lange der Mann schon in diesem virtuellen Alptraum gefangen war, ohne menschliche Gesellschaft, ohne Hoffnung.
Aber der Doktor dachte gar nicht daran aufzugeben, zumindest noch nicht! Immerhin glaubte er inzwischen Fortschritte zu machen, ohne große Schwierigkeiten konnte er inzwischen jeden Gegenstand erscheinen lassen und auch Lebewesen schienen der virtuellen Realität keine Grenzen zu setzen, sein letzter Versuch strich ihm jedenfalls seit einiger Zeit schnurrend um die Beine.
Aber noch immer hatte er keinen Ausweg aus der Simulation gefunden, Genesser schien recht zu haben, der Ausgang konnte nur von außen erzeugt werden.
Bashir verhielt grübelnd an der Stelle, was hatte er übersehen? Er vermutete, dass die Lösung Sterbens einfach war, so einfach, dass er sie beständig übersah! Es musste einfach eine Lücke geben, schließlich war dieses Programm auch nur von Menschen geschaffen worden und Menschen waren nun einmal fehlbar und bauten immer eine Sicherung für den Fall des Falles ein!
Bashir schnippte mit den Fingern, das war die Lösung! Es ging gar nicht darum einen Ausgang zu erschaffen! Was hatte Genesser gesagt, die Simulation war perfekt und er selbst hatte festgestellt, dass sie alles erschaffen konnte.
"Sicherheitskonsole!" rief Julian in die Weite des virtuellen Raumes und drehte sich auch schon nach dem Ergebnis seiner Bemühung um.
Vor ihm stand ein kleines Schaltfeld, wenige Knöpfe und Displays zierten die Oberfläche aber das war Bashir im Moment egal, ihn interessiert nur ein großer Knopf unter dem die Beschriftung "Not-Aus" angebracht war.
Triumphierend schlug er den Knopf in die Konsole, dann umgab ihn Finsternis.

Der schwarze Gleiter hielt auf dem Parkstreifen des Delgado Towers, ein Chauffeur in Livree eilte um das verdunkelte Fahrzeug und öffnete die Tür der großzügigen Fonds.
Schwarze Lackschuhe schwangen sich aus dem Innenraum und wurden mit festem Druck auf der Straße platziert. Dann folgte ihr Besitzer, ein mittelgroßer Mensch von kräftiger Statur, dunkler Anzug und polierter Spazierstock vervollständigten das Bild des perfekten Gentlemans.
"Danke James, warten sie hier, es dürfte nicht all zu lange dauern!"
Der Mann betrat selbstsicher die Eingangshalle des Delgado Towers und näherte sich sofort der dort wartenden Gruppe.
Ilena fixierte den Ankömmling mit ihren saphirblauen Augen und strich sich das lange blonde Haar aus dem Gesicht. Ein feines Lächeln, unsichtbar für Uneingeweihte, umspielte ihren Mund und die Augen. Die Maske des Doubles war perfekt, Bioplastmasse war dem Mann so im Gesicht verteilt worden, dass er Popow wie ein Ei dem anderen glich.
Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Anführer ihrer Entführer zu, Hendrikson, ein übler Bursche. Allem Anschein nach ein Fanatiker der schlimmsten Sorte, skrupellos und mit einem Übermaß an Brutalität würde dieser Mann vor keinem Opfer zurückschrecken, wenn es dem Erreichen seiner Ziele diente!
Aber dennoch war er nicht der Chef ihrer Entführer, nur kurz hatte sie den Mann gesehen, als er sich bei ihr für die Unannehmlichkeiten entschuldigte. Noch immer schauderte Ilena, wenn sie an den Mann mit den eisgrauen Haaren dachte. Oberflächlich erschien er kultiviert und freundlich, doch ein Blick in die Augen des Mannes hatte ihr den brodelnden Wahnsinn unter der Schale seiner Identität enthüllt. Im ersten Augenblick hatte sie geglaubt in die Unendlichkeit zu blicken, doch dann hatte sie nur noch unendliche Trauer und Verlangen gesehen, Verlangen, dass vor nichts zurückschrecken würde!
Ilena schüttelte die Erinnerung ab und fixierte wieder das Geschehen in ihrer Umgebung. Franks Double war inzwischen einige Schritte von ihnen entfernt stehen geblieben, er streckte die Hände aus, um zu demonstrieren das er unbewaffnet war. Mit sicherer Stimme wandte er sich an den blonden Anführer: "Also, hier bin ich, wie verlangt, allerdings kann ich nirgendwo Doktor Bashir entdecken!"
Hendrikson lächelte süffisant: "Aber Mister Popow, halten sie uns wirklich für so naiv? Wir haben den guten Doktor natürlich als Druckmittel behalten, er wird freigelassen, sobald sie uns von ihrem Wert überzeugt haben, inzwischen werden sie sich mit ihrer Freundin zufrieden geben müssen!"
Ein kleiner Wink Hendriksons und ihre Bewacher ließen die Trill los.
"Gehen sie, ihr Freund hat draußen sicherlich seine Limousine stehen lassen!" ein arrogantes Nicken Hendriksons war alles, was sie noch sah, dann setzte sie sich in Richtung Ausgang in Bewegung. Halb erwartete sie, dass Fauchen eines Phasers hinter sich zu hören aber nichts geschah und kurze Zeit später befand sie sich auf dem Rücksitz der Limousine, die mit einem sanften Summen in die Finsternis davon brauste.
 

Doc Sternau

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Bashir erwachte.
Seine Glieder waren schwer wie Blei und nur langsam kehrte sein Geist in die Wirklichkeit zurück. Er fühlte sich, als hätte er einen Phaserschuss mit maximaler Betäubung abbekommen. Es musste der Schock sein, als er so plötzlich aus der fiktiven Realität gerissen wurde, der ihm nun zu schaffen machte.
Mühsam blinzelte er, um seine Augen zu öffnen. Tränen verschleierten seinen Blick und nur langsam nahm er seine Umgebung war. Er war allein, der Raum in dem er sich befand lag im Halbdunkel der Nachtbeleuchtung, nur die ihn umgebenden Geräte blinkten hin und wieder und gaben von Zeit zu Zeit leise klickende und piepsende Geräusche ab.
Julian versuchte seine Hand zu einer Faust zu ballen aber nichts geschah.
Alles was er erreichte, war, dass einige Regimenter Ameisen in seinen Gliedern sich zum Krieg formierten. In den Zehen und Fingerspitzen nahmen sie Aufstellung um dann kribbelnd durch seine Blutbahnen vorzurücken. Es fühlte sich an, als würde sein Körper langsam in Flammen aufgehen, als würde er permanent unter Strom gesetzt. Schließlich erreichten die Ameisenheere sein Herz und in einem letzten Aufwallen versuchten sie den drohenden Untergang aufzuhalten.
Bashir stieß keuchend die Luft aus, als ihn die letzte Schmerzwelle überrollte, dann lag er erschöpft auf der Liege, nicht sicher, ob ihm sein Körper wieder gehorchen würde.
Stöhnend schob er seine Beine, die noch immer taub waren, über die Kante der Medoliege und setzte sich hin. Sofort bereute er diesen Entschluss, als helle Punkte vor seinen Augen tanzten und für einen Moment fürchtete er, das Bewusstsein zu verlieren.
Als sein Schwächeanfall vorüber war, blickte er sich suchend in dem kleinen Raum um aber bis auf die Medoliege und die daran angeschlossene Maschine schien er leer zu sein. Die Wände waren aus glattem Plastbeton und außer der Tür wiesen sie keine weiteren Öffnungen auf. Vorsichtig wankte Bashir zur Tür, die mit einem kaum wahrnehmbaren Zischen aufglitt.

Die Männer nahmen Popows Double in ihre Mitte und begaben sich zum Ausgang. Schnell hatten sie ihn in den wartenden Schwebebus geschoben und mit aufheulendem Antigrav jagten auch sie ins Dunkel der Nacht davon.
Kurz darauf eilten mehrere vermummte Gestalten aus dem Delgado Tower. Kurz flammten die Scheinwerfer mehrerer in der Nähe parkender Schweber grell auf und die Männer verteilten sich auf die wartenden Fahrzeuge.
Als Gius in den Gleiter sprang, blickte der darin sitzende Popow nur kurz vom Display eines kleinen Gerätes auf.
"Die Wachen?" erkundigte er sich kurz bei seinem grinsenden Freund.
"Schlafen noch, werden sich morgen früh etwas wundern aber da sie keine Spuren finden werden, wird auch niemand etwas melden!"
Frank nickte, Wachleute waren überall und zu jeder Zeit gleich und warum sollten die hier eine Ausnahme bilden?
Er blickte erneut auf das Display des Empfangsgerätes in seinen Händen, der rote Punkt hatte inzwischen ein größeres Gebäude in einem entfernten Stadtteil erreicht und schien dort zu halten. Mit einem Tastendruck schickte er die Zielkoordinaten an die drei anderen Schweber, bevor er in sein Kehlkopfmikrophon sprach: "Es geht los!"
Sofort leuchteten die Scheinwerfer der vier Fahrzeuge auf, mit Maximalwerten beschleunigend verließen die Syndikatsleute den inzwischen wieder ruhig daliegenden Delgado Tower.

Stille.
Nur das aufgeregte Schlagen seines Herzens erzeugte ein dumpfes Rauschen in seinen Ohren. Sein Puls raste, ‚Eine Nebenwirkung des Schocks.' ,diagnostizierte Julian in Gedanken.
Er fror erbärmlich, seine Füße fühlten sich an wie zwei Eisklumpen.
"Kein Wunder wenn man barfuß und nur mit einem Krankenhauskittel bekleidet durch kalte Gänge tappt!" murmelte Bashir zu sich selbst.
Seit etwa zehn Minuten höchstens einer viertel Stunde streifte er durch die halbdunklen Gänge, auf der Suche nach einem Ausgang oder irgendetwas Anderem, dass ihm in seiner Situation helfen könnte aber er fand nur leere Räume und immer noch mehr leere Räume.
Lautlos fluchte Julian vor sich hin, so hatte er sich einen Ausflug zum Mond sicher nicht vorgestellt!
Inzwischen war er sich allerdings ziemlich sicher, dass er sich in den unterirdischen Gängen befand, die Popow ihm gegenüber ein paar mal erwähnt hatte, kein Gebäude konnte solch riesige Ausmaße haben!
Eine weitere Tür flankierte seinen Weg, ein weiterer leerer Raum.
Entmutigt wollte er schon die Tür wieder schließen, als sein Blick an einer matten Tafel an der gegenüberliegenden Zimmerwand hängen blieb.
So eine Tafel war ihm in den anderen Räumen nicht aufgefallen! Aber vielleicht hatte er sie nur jedes Mal übersehen, unterschied sie sich doch kaum von den umliegenden Wänden.
Schulterzuckend trat Bashir in den dunklen Raum und näherte sich der Tafel. Als er nur noch wenige Zentimeter entfernt war, flackerte sie kurz und leuchtete dann mit einem sanften Glühen auf. Ein Wirrwarr von gelben roten und grünen Linien wurde von der Tafel in den Raum projiziert.
Julian blinzelte, Tränen traten ihm durch das leuchtende Bild in die Augen und verwirrt blickte er auf das seltsame Linienspiel vor sich. Erst als ein roter Punkt in dem Gewimmel der Linien zu blinken begann, erschloss sich ihm der Sinn des Bildes.
Es war eine dreidimensionale Karte der Gänge!
Aber wie sollte er auf diesem Gewimmel etwas finden? Er vermutete, das die Farben der Linien für die verschiedenen Ebenen stand, demnach war er jetzt in Ebene Gelb, Rot lag über ihm und Grün unten. So weit so gut!
Wenn er diesen Gedanken weiter verfolgte, mussten dann nicht Verbindungslinien zwischen den Ebenen für Treppen oder Lifte stehen? Wenn dies stimmte, dann befand sich ein Weg nach oben nur wenige Biegungen entfernt!
Eilig verließ Bashir den Raum und folgte den Gängen.
Und richtig, vor ihm befanden sich unverkennbar die Schotte eines Aufzugs! Nachdem Bashir den Rufknopf gedrückt hatte, fürchtete er einige Augenblicke, dass ihn eine mechanische Stimme gleich darüber informieren würde, dass dieser Lift zur Zeit außer Betrieb sei aber nach wenigen bangen Sekunden öffnete sich das Schott vor ihm und eine mit gelbem Licht sanft erhellte Liftkabine empfing ihn.
"Zielstockwerk?" fragte eine angenehme weibliche Stimme, als sich die Lifttür hinter ihm schloss.
"Oberfläche?" keuchte Bashir erschöpft hoffend, dass der Computer dies als Ziel akzeptieren würde.
Ein beruhigendes Rucken ließ ihm einige Steine von den Schultern fallen und er lehnte sich abwartend an die Kabinenwand.

Die Halle lag dunkel vor ihnen. Nichts deutete darauf hin, dass sich irgendetwas oder irgendjemand um diese Uhrzeit hier draußen war. Und dennoch, die Signale des Peilgerätes, dass sie dem Double unter die Haut gepflanzt hatten, kamen eindeutig aus diesem Gebäude.
Mit wenigen Gesten und Worten ließ Frank die Männer ausschwärmen, niemand wusste was sie hier erwarten würde und jede Information, die sie über das umliegende Gelände sammeln konnten, war wichtig, wenn nicht sogar überlebenswichtig!
Nach einigen Minuten des Wartens kamen die Rückmeldungen der Männer herein. Wie vermutet hatte die Halle nur den einen Ein- und Ausgang. Keine Fenster, eine schlechte Neuigkeit, die sie zwang, durch das Tor vorzudringen. Einem der Männer war außerdem ein altes Schild aufgefallen, dass das Gebäude als Besitz der Lunar Mining Corp. auswies. Wenn ihre Vermutungen richtig lagen, dann befand sich ein Zugang zu den alten Schächten unter New Berlin in der Halle.
Frank schickte einen der Safeknacker zur Wand des Gebäudes. Mit einem lautlosen Laserbohrer rückte dieser vorsichtig der Wand zu Leibe. Nach wenigen Augenblicken hatte er ein winziges Loch geschaffen, durch das sie eine Nanosonde in das Gebäude einschleusten. Getarnt als Ameise verfügte dieses Gerät über mehr Hightech als manches Computersystem.
Die winzigen Fühler waren Frequenztaster, die in der Lage waren, Geräusche jedes Frequenzbereiches aufzufangen und an eine Empfangsstation weiterzuleiten. Die winzigen Augen enthielten Ortungsgeräte der neusten Bauart, Normalspektrum aber auch Ultraviolett und Infrarot konnten mit ihrer Hilfe ausgespürt werden. Die Mandibeln dagegen waren ein ausgeklügeltes Ultraschallsystem zur Entfernungsbestimmung und der Erzeugung dreidimensionaler Bilder.
Die Ameise krabbelte mit irrwitziger Geschwindigkeit in das Innere der Halle, sofort sprangen sämtliche Ortungsgeräte an und erzeugten auf dem Überwachungsmonitor Popows eine wahre Informationsflut.
Scheinbar war der weitaus größere Teil der Halle bar jeglicher Einrichtung, einzig der Schweber der Entführer stand verlassen wenige Schritte hinter dem Tor. Wenige Beleuchtungskörper an der Decke erzeugten ein diffuses Halbdunkel aber die Infrarotabtastung belegt zweifelsfrei, dass sich niemand in diesem Teil des Gebäudes aufhielt.
Die Ameise huschte weiter, am gegenüberliegenden Ende der Halle grenzte eine Wand die ehemaligen Büros der Minengesellschaft vom Rest der Halle ab.
Als die Sensorameise nur noch wenige Meter von der Wand entfernt war, empfing sie die ersten Geräusche eines Gespräches.
Die Entführer schienen endlich mitbekommen zu haben, dass sie ihre Geisel gegen ein wertloses Double ausgetauscht hatten. Ein Mann der als Hendrikson bezeichnet wurde, drohte damit, die wertlose Person zu liquidieren aber die Stimme eines älteren männlichen Individuums hielt ihn mit einem autoritätsgewohnten Ton davon ab. Dann ertönten die Geräusche eines Tricoders und die Hendrikson Person fluchte verhalten, als sie den Scann beendet hatte.
Ihr Gegner hatte die Wanze in der Haut des Doubles entdeckt.
Ihnen blieb keine Zeit mehr für weitere Überlegungen, Frank winkte seinen Männern und das duzend schwarzgewandeter Männer stürmte los.
Mit einem Impulsschneider war das Tor in Sekundenschnelle geöffnet und die Männer strömten in die Lagerhalle.
Phaserfeuer erwartete sie und nur die unzureichende Deckung des Entführerfahrzeuges rettete sie vor einem Desaster. Als sie keuchend hinter dem Wagen lagen fluchte Frank, ihr Gegner war besser ausgebildet als er gedacht hatte. Seine schnelle Reaktion deutete auf eine gute Organisation der Entführer hin.
Er blickte sich um, außer ihm hatten es Giuseppe und zwei weitere Syndikatsmänner hinter den Schweber geschafft, ein weiterer lag stöhnend auf halben Weg zwischen Eingang und Deckung, ein erneuter Treffer eines Phasers ließ ihn mit einem Aufschrei zusammensacken, wahrscheinlich war er tot.
Die restlichen Männer hatten sich in der Nähe des Eingangs verschanzt und gaben vereinzelt Schüsse in die Halle ab.
Ein Blick zum anderen Ende der Halle ergab nicht viel, vier oder fünf Leute schienen sich dort hinter Tür und Fenstern des Bürotraktes verschanzt zu haben und schossen von da aus auf ihn und seine Leute. Vorerst schienen sie hinter dem Wagen in Sicherheit zu sein.
Frank hoffte das die Zeit genügen würde und zog das Steuerdisplay für die Ameise aus seiner Kombination. Mit einigen wenigen Befehlen sandte er sie in die Büroräume, irgendwie mussten sie sich einen Überblick verschaffen.
Als er die Ameise auf den Weg geschickt hatte, suchte er Blickkontakt zu seinen Männern am Eingang, er bedeutete ihnen, sich zur Rückseite des Gebäudes zu begeben, um dort ein Loch in den Plastbeton zu schneiden.
Inzwischen lieferte die Ameise die ersten Daten, die Büros waren scheinbar in Labors umgewandelt wurden, überall befanden sich Computer, medizinische Apparate und diverse andere Geräte, deren Zweck er aber nicht sofort erkannte. Er musste seine Schätzung korrigieren, nicht vier oder fünf sondern acht Bewaffnete hatte sich in dem Raum verschanzt und feuerten auf alles was sich bewegte. Von Hendrikson oder Soren fehlte jede Spur, sie waren wohl über die Treppe nach unten geflohen.
Frank seufzte, warum konnte nie etwas einfach sein? Er kramte kurz in einer der Taschen seiner Kombination und förderte einen hühnereigroßen Gegenstand zu tage.
"Ich werde gleich diese Blendgranate zu denen hineinwerfen, sobald sie explodiert ist stürmen wir los! Ach ja, schließt eure Augen und gebt mir Feuerschutz!"
Sofort begannen seine drei Begleiter die Rückseite der Halle unter Feuer zu nehmen.
Ein kurzer Druck genügte und die Zeitzündung der Granate war aktiviert.
Geduckt richtete er sich hinter dem Wagen auf, visierte das Fenster des Büros an und beförderte die Granate mit einem sauberen Bogenwurf durch die Öffnung. Sofort ließ er sich auf den Boden fallen und bedeckte seine Augen, als auch schon der Donner der Explosion die Halle erschütterte. Selbst durch seine geschützten und geschlossenen Augen war das entstehende Licht noch grell aber nicht mehr blendend.
Kaum hatte die flackernde Helligkeit nachgelassen, stürmten die Männer auch schon in Richtung des Büros. Vereinzelt schlug ihnen Phaserfeuer entgegen, da die Schützen aber im besten Falle halb blind waren, gingen die Strahlen weit an ihren Zielen vorbei.
Mit einem gewagten Sprung hechtete Frank durch die Tür, rollte sich ab und entging so nur knapp dem Phaserfeuer, dass zwei der Entführer auf die für sie gerade noch sichtbare Tür abgaben.
Zwei schnelle Schüsse aus dem Disruptor schickte die Angreifer für wenigstens drei Stunden ins Reich der Träume.
Die nachfolgenden Syndikatssöldner setzten zwei weitere Gegner vollends außer Gefecht. Giuseppe riss einen völlig verblüfften Entführer von den Beinen, als er durch das Fenster in den Raum sprang. Ein Kinnhaken setzte den Mann endgültig Schachmatt.
Suchend blickte sich Frank in dem von Glassplittern übersäten Raum um aber von den fehlenden drei Männern entdeckte er keine Spur. Sie mussten ebenfalls die Treppe hinab geflohen sein. In einer Ecke lag sein Doppelgänger, eine Platzwunde zierte seinen Kopf, wo ihn der Griff eines Disruptors getroffen hatte aber ansonsten schien es ihm soweit gut zu gehen.
Lautlos verständigten die Männer sich über ihr weiteres Vorgehen, vorsichtig näherten sie sich mit gezogenen Strahlern der Treppe. Aber nicht das erwartete Fauchen der Phaser empfing sie, sondern zwei der gesuchten Männer. Der Eine lag am Fuß der Treppe, der unnatürliche Winkel seines Kopfes sprach Bände, er musste halb blind auf der Treppe gestürzt sein und hatte sich dabei das Genick gebrochen. Sein Kamerad war Schreckensbleich und starrte sie mit tränenden Augen an.
Frank zerbiss einen Fluch auf den Lippen, als er sah, dass die Beiden nicht älter als fünfzehn oder sechszehn Jahre waren. Auch von den anderen Entführern schien keiner älter als Fünfundzwanzig zu sein. Jetzt rekrutierten diese Fanatiker schon Kinder!
Frank bedeutete den beiden Söldnern zurück zubleiben und sich um den Jungen zu kümmern. Erst dann drang er zusammen mit Giuseppe tiefer in den Laborkomplex unter der Lagerhalle ein.
Ein Bild des Grauens erwartete sie.
Der Raum den sie betraten enthielt zwölf röhrenförmige Tanks.
Klonbehälter.
Alle Tanks waren besetzt, entsetzt erkannte Frank in jedem von ihnen ein Abbild seines Freundes Joshua Genesser. Jeder der zwölf Klone war tot, Disruptorbeschuss hatte die Tanks zum Platzen gebracht und den Boden mit einer Zentimeter hohen Schicht aus Nährflüssigkeit bedeckt. Die Flüchtenden hatten die Tanks zerstört.
Die nächsten Räume boten ein ähnliches Bild der Zerstörung, funkensprühende Computer, von Flammen knisternde Aggregate und zerschmetterte Apparaturen wiesen ihnen den Weg der Flüchtigen.
Frank hatte keine Ahnung wozu die ganze Ausrüstung gedient hatte aber die überall gegenwärtigen Medoliegen mitsamt Bodylinkequipment ließen ihn nichts gutes vermuten, wahrscheinlich wurden hier die Probanten auf ihren Einsatz im Fluxraum vorbereitet.
Weiter ging die Jagd, Raum auf Raum, Labor auf Labor, alles brutal zerstört.
Hochenergielabor, Klonlabor, Rechenzentrum, überall hatten die Flüchtenden dem Chaos Tribut gezollt.
Dann erreichten sie einen weiteren Raum aber hier war die Woge der Zerstörung noch nicht angekommen, denn hier lauerten zwei der Gejagten auf ihre Verfolger, wissend, dass der Anblick dieses Raumes ihnen einen Schock versetzen würde.
Das Labor war auf den ersten Blick nicht als solches zu erkennen, war es doch bar jeder Einrichtung, einzig eine Medoliege mit dem unvermeidlichen Bodylink befand sich in diesem Raum. Aber im Gegensatz zu den anderen Räumen war diese Medoliege nicht leer, eine ausgemergelte Gestalt lag auf diesem Bett, den Helm des Bodylinks über den Kopf gestülpt und dennoch bei Bewusstsein blickten sie die Überreste des Mannes, der einst Joshua Genesser war, flehend an.
"Keinen Schritt weiter Popow oder ihr Freund wird sterben!" ,kaltblütig drückte Hendrikson dem Halbtoten den Disruptor an den Kopf, nervös spielte sein Finger am Abzug der Waffe, Schweißtropfen perlten ihm von der Stirn, spiegelten die Anspannung wieder, unter der er stand.
"Wieso mussten sie alles verderben? Sie kommen hier her und zerstören die Arbeit von Jahren! Dabei verstehen Sie nicht einmal ansatzweise, um was es hier geht!"
"Stecken Sie die Waffe weg Mann! Sie glauben zu wissen was sie hier tun? Denken Sie wirklich, dass Sie mit diesen Mitteln einen Krieg gegen die Romulaner, Klingonen oder sonst wen führen können?"
Hendrikson starrte ihn perplex an, seine Stimme überschlug sich kreischend als er antwortete: "Die Romulaner sind unsere Feinde, heute mehr denn je! Sie warten nur auf eine Gelegenheit, um zu zuschlagen! Aber wir werden ihnen zuvor kommen, wir werden ihnen heimzahlen was sie unseren Familien angetan haben. Wir werden die Hunde des Krieges über sie kommen lassen. Sie werden dafür büßen was sie uns angetan haben! Sie werden büßen für das, was sie mir angetan haben! Wissen sie wie es ist, auf einer kleinen Agrarwelt am Rand der neutralen Zone zu leben? Haben sie schon einmal erlebt, wie es ist wenn plötzlich schwarze Schatten an der Sonne vorbei ziehen? Wenn plötzlich überall um sie herum Männer auftauchen und alles niedermachen? Wenn sie zusehen müssen, wie ihrem Bruder, der noch ein Säugling ist, der Kopf an einer Wand eingeschlagen wird? Wie es ist wenn ihre Schwester und ihre Mutter vor ihren Augen vergewaltigt werden? Wissen sie wie es ist dem allem zusehen zu müssen und nichts tun zu können, als sich in den tiefsten Winkel eines Schrankes zu kauern und zu hoffen, dass man sie nicht ebenfalls findet? Sie bezeichnen die Romulaner als zivilisiert aber das sind sie nicht, sie sind gestalt gewordene Teufel! Sie werden büßen...sie müssen büßen!" Hendrikson brach am Kopfende der Liege zusammen, schluchzend murmelte er vor sich hin, ließ seinem Hass, seinen Tränen, seiner Trauer, seinen Schuldgefühlen freien Lauf.
Endlich, nach Jahren, brach der eiserne Damm seiner Selbstbeherrschung und offenbarte das Kind, dass unfähig war seinen Liebsten in der Stunde der Not zu helfen und hilflos deren Martyrium und Tod mit ansehen musste.
Popow empfand Mitleid für ihn und seinen Kameraden, der bei den Worten Hendriksons ebenfalls angefangen hatte zu zittern und nun, Kreidebleich, bebend neben ihm stand. Die Hand, die den Disruptor hielt, zitterte, der Junge packte die Waffe so fest, das sich seine Hand weiß färbte, sein Blick wanderte von Hendrikson zu Popow und blieb schließlich an der Gestalt Genessers hängen. Dann wanderte sein Blick hinab zu seiner Hand und saugte sich an der Waffe fest. Mit einem Schluchzen polterte der Disruptor zu Boden, der Junge sackte zusammen, umklammerte seine Knie mit den Armen und begann sich vor und zurück zu wiegen. Das Grauen das er durchlebte stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Frank wollte gar nicht wissen, welchen Schmerz dieser Junge hatte hinnehmen müssen, eine solche Geschichte hatte ihm gereicht, zu sehr erinnerte sie ihn an seine eigene Unfähigkeit den Tod seiner Eltern zu verarbeiten und er dachte mit Schaudern an die zurückliegenden Jahrzehnt, die er mit der aussichtslosen Jagd auf den Mörder seiner Eltern verbracht hatte, was unterschied ihn von diesen Kindern, die versuchten ihre Rache zu finden und dabei von ihr aufgefressen wurden?
Eine Hand berührte ihn sanft an der Schulter und brachte seine Gedanken wieder in die Gegenwart zurück. Mit einer fahrigen Handbewegung wischte er sich eine Träne aus dem Gesicht, dann näherte er sich der Liege und dem darauf liegenden Genesser.
Joshua blickte ihn aus weit aufgerissenen Augen an, Dankbarkeit und Verzweiflung wechselten sich in seinen Augen und hilflos versuchten seine Lippen Worte zu formen. Frank beugte sich dicht über den Mund des Sterbenden, erst dann verstand er einzelne gehauchte Worte.
"Frank...endlich gekommen! Musst sie aufhalten...ich habe es gesehen! War bei Laurie! Hatte Schmerzen aber jetzt nicht mehr, so müde, will nur schlafen! Danke Frank..." Joshua sank erschöpft zurück, wissend das sein Ende nahe war.
Frank drückte die Hand des Freundes, hoffend, dass seine Qual bald ein Ende hatte.
Ein Lächeln glitt über die Lippen Genessers und er schloss die Augen, um sie kurz darauf erschreckt wieder aufzureißen. Erneut formten seine Lippen beinahe unhörbare Worte.
"Da war ein Mann, Bashir? Er ist hier irgendwo, musst ihn finden! Hat den Weg nach draußen gefunden! Aber zu spät für mich..." ,ein letztes Seufzen entrang sich Genessers Mund, als das Licht in seinen Augen brach.
Sanft schloss Frank die Augen des Toten und wandte sich dann von der Liege ab. Stumm bedeutete er Giuseppe hier zu bleiben und sich um die beiden Männer zu kümmern.
Entschlossen verließ er den Raum und eilte dem letzten Flüchtigen hinterher, Soren, der Drahtzieher der ganzen Angelegenheit!
 

Doc Sternau

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Das Licht im Fahrstuhl flackerte und weckte so den dösenden Bashir wieder auf.
Wie lange befand er sich schon in diesem Aufzug?
Minuten? Stunden?
Er hatte sein Zeitgefühl völlig verloren, die Lider seiner Augen sanken immer wieder nach unten, der Kampf gegen den Schlaf wurde immer schwerer.
Julian begann in der Kabine hin und her zu wandern, entweder bewegte sich der Lift sehr langsam oder er war sehr tief unter der Mondoberfläche gewesen.
Nur ein sanftes Rucken und Rumpeln deutete überhaupt darauf hin, dass sich die Kabine überhaupt bewegte.
Ihm blieb nur die Möglichkeit weiter abzuwarten.
Erneut versank er in Gedanken und drohte in Träume abzugleiten.
Eisiger Schrecken weckte ihn wieder, Gänsehaut bedeckte seine Arme. Was wenn er am oberen Ende des Liftes schon erwartet würde? Wo waren seine geheimnisvollen Entführer? Erst jetzt wurde ihm klar, dass er bisher noch niemandem begegnet war, sollte man ihn vergessen haben?
Bashir bezweifelte dies stark, niemand machte sich die Mühe, ihn in ein geheimes Labor zu bringen und an eine sicherlich extrem teure Apparatur anzuschließen, nur um ihn dann zu vergessen!
Hatten seine Entführer vielleicht noch gar nicht gemerkt, dass er sich aus der virtuellen Welt befreit hatte?
Julian strich sich durch das verschwitzte wirre Haar und versuchte seine beunruhigten Gedanken zu ordnen. Er brauchte auf jeden Fall eine Waffe! Aber ein schneller Blick durch die kahle Liftkabine brachte die ernüchternde Erkenntnis, dass es zu spät war, sich Gedanken um eine Bewaffnung zu machen, hier gab es nichts, die Wände sowie Decke und Boden waren glatt und Fugenlos. Nichts was sich zu einer Waffe improvisieren ließ und sein letztes Training im waffenlosen Nahkampf lag auch schon etliche Jahre zurück!
Nicht davon zu Reden, dass er überhaupt nicht in der Lage war, noch einen Kräfte zehrenden Ringkampf zu überstehen.
Alle Überlegungen wurden hinfällig, als der Aufzug ruckend zum Stillstand kam.
Die Tür öffnete sich lautlos und gab den Blick auf eine große Halle frei.
Aber Bashir erhielt keine Gelegenheit sich großartig umzusehen. Kaum hatte sich das Schott geöffnet, als er in das überraschte Gesicht eines Mannes mit eisgrauen Haaren starrte.
Unfähig zu einer Reaktion, spürte Julian Augenblicke später den stahlharten Griff des Mannes an seinem Oberarm. Ein schmerzhafter Ruck durchzog seinen Körper, der Mann hatte ihn zu sich heran gezogen und drückte ihm die Abstrahlöffnung eines Disruptors unsanft in die Seite.
"Doktor?! Wie schön dass sie sich zu uns gesellen!"
Mit einem weiteren harten Ruck fand sich der völlig überrumpelte Bashir in der Rolle eines lebenden Schutzschildes wieder.
Verwirrt stammelte er, "Wer sind sie?"
Sarkasmus schwang unüberhörbar in der Antwort des Mannes mit, "Oh ja, ich vergaß, wir wurden einander noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Soren und nein, wir haben uns noch nicht gesehen."
Ein derber Stoß mit dem Disruptor folgte, "Vorwärts Doktor, dort hinüber!"
Julian blieb nichts anderes übrig, als sich in die ihm angegebene Richtung in Bewegung zu setzen. Erst jetzt entdeckte er das Shuttle, dass in einer Ecke der Halle auf seinen Einsatz wartete.
Befand sich Soren auf der Flucht? Aber wovor oder vor wem?
Seine Frage sollte schneller beantwortet werden, als ihm lieb war. Ein Strahler fauchte plötzlich und die Energiebahn hinterließ eine glühende Spur im Plastahl des Hallenbodens.
Schmerzhaft brachte Soren den Doktor zwischen sich und den unbekannten Gegner.
Demonstrativ hielt er diesem den Disruptor an die Schläfe und blickte angestrengt ins Dunkel der Halle.
"Sind Sie das Popow? Ich habe hier ihren Freund, also tun Sie nichts unüberlegtes!"
Leises Gelächter antwortete dem Entführer.
"Was macht Sie so sicher, dass er mein Freund ist?" erklang die Stimme Popows aus dem Dunkel.
"Weshalb sollten Sie sonst diese ganzen Strapazen auf sich nehmen? Sie hatten doch ihre Freundin wieder, Sie hätten den Mond verlassen können."
"Ohne meinen Wachhund? Das würde Sisko wahrscheinlich überhaupt nicht gefallen. Außerdem gibt es da noch eine andere Sache, irgendjemand hat meine Forschungen über den Fluxraum missbraucht und damit gänzlich ungeahnte Probleme herauf beschworen!"
"Ach ja, Sie waren das ja aber ich muss Sie enttäuschen, das Ergebnis zu dem Sie in Ihren Forschungen gelangten war völlig falsch, man kann den Flux bereisen!", fanatische Überzeugung sprühte aus seiner Stimme. "Glücklicherweise sahen meine Auftraggeber dies ebenfalls so und finanzierten meine Forschungen!"
Bashir schluckte: "Sie meinen Starfleet hat das hier alles inszeniert?"
"Och Doktor," kam die ironische Antwort, "es gibt nicht nur die Flotte! Nein, meine Auftraggeber sehen sich gern als Patrioten und möchten nicht erkannt werden. Ich kenne leider auch nur einen unbedeutenden Kontaktmann und der dürfte inzwischen untergetaucht sein. Aber das alles spielt keine Rolle, meine Forschungen sind so gut wie abgeschlossen und selbst die Zerstörung dieser Einrichtung wird meiner Rückkehr nicht mehr im Wege stehen!"
Erneut erklang das trockene Lachen Popows: "Ach ja, der Nexus..."
Julian spürte wie Soren in seinem Rücken zusammen zuckte und versuchte über seine Schulter einen Blick auf den Wissenschaftler zu erhaschen, dieser drückte ihm aber unmissverständlich den Disruptor gegen die Schläfe, bevor er nervös fragte: "Sie wissen vom Nexus? Wer...?"
"Sie dachten es wäre Ihr Geheimnis, nicht wahr? Oh ja, ich weiß das der Nexus der Fluxraum ist, ich war dort, ich habe ihn gesehen und ich habe auch gesehen was Fluxgleiter mit ihm anstellen!"
"Wie meinen Sie das? Was passiert mit dem Nexus und wie können Sie dort gewesen sein?"
"Nun, sagen wir mal, ich wurde eingeladen aber denken Sie darüber nicht weiter nach, mehr werden Sie nicht erfahren. Sie sollen nur wissen, dass ich Ihren unstillbaren Wunsch kenne, der Sie dazu zwingt einen Weg zurück zu finden. Es ist nur schade, dass ihre momentanen Forschungen das Ziel Ihrer Reise zerstören!"
Soren reagierte verwirrt: "Zerstören? Das kann nicht sein, das darf nicht sein!"
"Und doch ist es so, haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was Zeit für Auswirkungen auf einen zeitlosen Raum hat?"
"Entropie?!" ,Unglauben schwang in der Stimme des Wissenschaftlers, "Sie meinen es entsteht Entropie?"
Frank, der langsam aus dem Schatten trat, nickte: "Ja, Sie bringen die Vergänglichkeit in den Raum der Ewigkeit, die Folgen sind Chaos, Zerstörung, Tod! Schon jetzt wuchern riesige Entropiefelder im Fluxraum und sie werden mit jedem Sprung größer!
Aber noch ist es nicht zu spät, hören Sie auf zu versuchen, einen Weg durch die Ewigkeit zu finden! Sie müssen das stoppen..." ,Frank ließ seine Worte kurz auf Soren wirken, bevor er weitersprach, ",oder Sie werden ein verbranntes Paradies finden!"
Soren strich sich mit der Hand durch die Haare: "Woher soll ich wissen, dass das der Wahrheit entspricht? Können Sie mir beweisen, was Sie da gesagt haben?"
Frank schüttelte den Kopf: "Tut mir leid, das kann ich nicht aber können Sie es sich leisten mir nicht zu glauben?"
Die Anspannung des Wissenschaftlers war spürbar, als er langsam den Disruptor sinken ließ.
"Was werden Sie mit mir machen?"
Popow zuckte mit den Schultern und blickte demonstrativ zu dem Einmannshuttle, dass noch immer in der Ecke der Halle stand.
"Geben Sie mir die Unterlagen über Ihre Forschungen und Sie können gehen."
Jetzt war es an Bashir fassungslos den Händler anzustarren: "Sie lassen Ihn gehen? Er hat Ihren Freund auf dem Gewissen, hat Miss Walden und mich entführt, ganz zu schweigen von seinen verbrecherischen Forschungen! Und Sie wollen Ihn einfach so davon kommen lassen?"
Das resignierende Seufzen Popows kroch durch die Halle: "Was bleibt mir anderes übrig? Lassen wir ihn festnehmen, müssen wir erklären was hier geschehen ist, wir müssten seine Unterlagen als Beweis aushändigen und was glauben Sie was geschieht, wenn ich behaupte, dass der Flux das Jenseits ist? Denken Sie wirklich, irgendjemand wird auf mich hören, wenn ich unbeweisbare Behauptungen aufstelle, angesichts der Möglichkeit ein Raumschiff in Bruchteilen von Sekunden von einem Ende der Galaxie zum anderen zu bringen?" ,er schüttelte demonstrativ den Kopf, "Wir würden der Hydra einen Kopf abschlagen, damit drei weitere nachwachsen! Und glauben Sie mir Doktor, er wird seinem Schicksal nicht entgehen und im Augenblick seiner größten Niederlage, wird er erkennen, wie einfach der Weg doch ist."
Misstrauisch richtete Soren seinen Disruptor wieder auf die beiden Männer, er hatte inzwischen den größten Teil des Weges zum Shuttle zurückgelegt und schien von den mirakulösen Worten Popows verunsichert.
Popow steckte seinen Disruptor in das Hollster und zeigte dem Wissenschaftler seine leeren Hände.
Dieser hatte inzwischen den Einstieg in das Shuttle erreicht und zog einen Metallkoffer aus dem Inneren des Kleinstraumschiffes. Zögernd betrachtete er den Koffer und rang mit sich selbst, dann zuckte er mit den Schultern, holte aus und schleuderte ihn quer durch die Halle.
Mit einem irren Grinsen sprang er in das Shuttle, es gab so viele Wege, er konnte getrost auf diesen verzichten. Vor seinem inneren Auge schwebte das Bild einer Nova, er wusste nicht woher diese Idee kam aber sie schien erfolgversprechend!
Lachend startete er das Shuttle und flog durch ein sich öffnendes Schott in den Nachthimmel davon.
Noch einmal schüttelte Popow seufzend den Kopf, dann öffnete er den Koffer, betrachtete kurz dessen Inhalt, bevor er seinen Disruptor zog und die Unterlagen atomisierte.
Mit Bashir im Schlepptau verließ er die Halle.

9 Tage danach
Bajoranisches Sternensystem; Raumstation Deep Space Nine

Rumpelnd schlossen sich die Halteklammern des automatischen Andocksystems und beendeten damit den Flug des bajoranischen Zubringershuttles.
Aufgrund der lunaren Bürokratie und ihres allgemeinen Zustands, hatten Sie noch vier weitere Tage auf dem Mond verbracht.
Kurz nach Sorens Abflug hatten die Männer des Syndikats jegliche Spuren des geheimen Forschungslabors vernichtet. Ihr Vorgehen dabei war nicht gerade zimperlich und so hatte Bashir offenen Mundes zugesehen, wie sie den größten Teil der Trümmer einfach desintegrierten und dadurch leere Räume mit einer Zentimeter dicken Staubschicht zurück ließen. Wenige Stunden später machten die Räume den Eindruck, als wären sie seit Jahren nicht betreten oder genutzt wurden.
Die gefangenen Entführer wurden auf einen Frachter des Syndikats gebracht. Da keiner von ihnen älter als 25 war, hatte Frank beschlossen, sie mit Hilfe einiger Schmiergelder in einer Besserungseinrichtung für jugendliche Straftäter unterzubringen. Je nachdem wie sie sich dort führten, konnten sie innerhalb eines halben Jahres entlassen werden, um ihre weitere Versorgung kümmerte sich dann die Föderation. Dieses Vorgehen erschien dem Doktor zwar als drakonische Bestrafung aber sobald er von Popow über die Alternativen aufgeklärt worden war, stimmte er ihr stillschweigend zu. Zumindest würde diese Behandlung einige der Jungen Männer wieder auf den Weg des Gesetzes zurückführen.
Bei ihrer Rückkehr zum Lunar Hilton wurden sie von einem aufgeregten Portier begrüßt, der ihnen völlig aufgelöst mitteilte, dass ein Anschlag auf ihr Penthouse verübt worden sei.
Frank und seine Begleiter zeigten sich völlig überrascht und gaben bei der Befragung durch die Bodenkontrolle an, die Nacht in einigen Bars und Amüsierbetrieben verbracht zu haben. Bezahlte Zeugen bestätigten diese Aussagen und gaben ihnen so ein wasserdichtes Alibi.
Trotzdem forderten die Beamten der Bodenkontrolle sie dazu auf, den Mond bis zum Abschluss der Untersuchungen nicht zu verlassen. Sie nutzten die Zeit, um sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen, wobei sich Frank als hervorragender Touristenführer entpuppte.
Einen Tag später ging bei der Geschäftsleitung des Lunar Hilton das Bekennerschreiben einer bis dahin unbekannten Gruppierung namens `Freiheit für den Mond´ ein. Völlig verblüfft über solch eine Forderung begannen die Polizisten nun gegen diese Organisation zu ermitteln und stellten es Frank und seinen Begleitern frei, den Mond zu verlassen.
Auf Bashirs Frage nach den Männern, die mit ihm zusammen die Labors gestürmt hatten, antwortet Popow abwinkend, gemietete Söldner. Julians Bild von der Föderation hatte einen gewaltigen Knacks erlitten, scheinbar gab es die perfekte Welt doch nur auf einigen ausgewählten Planeten wie der Erde oder Vulkan!
Am vierten Tag nach der Entführung startete die Flying Mindfuck mit Ziel Bajor, von wo sie mit einem Shuttle zur Raumstation reisten.
"Doktor?" die Stimme Franks riss Bashir aus seinen Gedanken, verwirrt fuhr er sich mit der Hand über die Augen und gähnte.
"Sind wir schon da? Ich muss wohl kurz eingenickt sein."
Popow nickte nur und deutete auf die letzten Passagiere, die gerade das Shuttle verließen.
"Kommen Sie, die Anderen sind schon weg." Er griff in die Gepäcknische über Bashir und reichte ihm seine Tasche, bevor er sein eigenes Gepäck ergriff und zum Ausgang davon ging.
Julian blickte ihm nach, seufzte und trat dann seinen letzten schweren Gang an. Er musste Sisko Bericht erstatten. Inzwischen war er ebenfalls überzeugt davon, dass es besser war, die ganze Angelegenheit zu verschweigen, vor allem da er Siskos Wunsch auf Rache an den Borg kannte. Er hatte gesehen, wohin dieses Begehren Menschen führen konnte.
Der Commander würde nicht erfreut sein aber er würde ihm sicher auch nicht den Kopf abreißen, wenn er erfuhr, dass rein gar nichts auf dem Mond zu finden gewesen war.

-Ende-
 

Templar

Mitglied
Huhu Doc, ich bin's ;)

Also erstmal:
BOAH:eek:
Wusste ja schon seit längerem, dass Du ein fleissiger Schreiberling bist, aber das..;)

So, aber jetzt wird kritisiert (als ob ich's besser könnte), hehe.

Zunächst einmal finde ich es schade, dass die am Anfang aufkeimende Star Trek-Atmosphäre, welche Du bei 'Earl Grey' so gut hinbekommen hast, ziemlich schnell wieder versiegt, was wohl zum Teil an deiner selbsterfundenen(?) Hauptfigur und dem unbekannten Schauplatz Mond liegt, aber später hat dann der grösste Teil der Geschichte herzlich wenig mit Star Trek zu tun (nicht hauen bitte), mal abgesehen davon, dass sie im ST Universum spielt und Du dich an Begebenheiten aus zweitklassigen ST Filmen bedienst.*g*
Das Geschehen in New Berlin könntest Du in jedes X-beliebige SF Scenario einbauen.... aber das hat ja nichts mit der Qualität der Geschichte an sich zu tun.

Dickes Minus für dich ist meiner Meinung nach, dass man nicht erkennen kann, dass es sich bei Hendrikson um einen Teenager handelt, während dem Lesen hatte ich persönlich immer den Eindruck von einem grauen Mittvierziger, das sollte vielleicht deutlicher rausgestellt werden.

Noch nen Minus: Leute die sich nicht mit ST auskennen, oder Treffen der Generationen nicht gesehen haben, werden sich schwer tun daran, die Geschichte zu verstehen.

Und wer ballert mit ner hunderte von jahren alten Desert Eagle rum, wenn er nen Phaser haben kann?
(Das eine DE keine Revolver ist, sei dir nebenbei vergeben.:cool: )

Und ansonsten...diese Vostellungen vom Jenseits..naja...*g*

Aber doch, gefällt mir sehr!

Grüsse

's Schädelchen
 

Doc Sternau

Mitglied
Erstmal Danke für deine Mühe, dass du die lange Geschichte durchgelesen und auch eine Kritik geschrieben hast. :)

Also, du hast natürlich recht, mit StarTrek hat die Geschichte nicht mehr viel zu tun. Bis auf den Anfang auf DS9 und die Figur Bashirs hab ich mich nicht groß an das ST-Universum gehalten. Es bietet nur eine sehr schöne Grundlage für eine Geschichte und lässt einem trotzdem noch viel Freiraum, neue Sachen hinein zubringen. Über den Mond gibt es zum Beispiel fast gar keine Informationen in StarTrek, außer, dass es eine Stadt namens New Berlin gibt, deren Lichter von der Erde sichtbar sind (ST8 - Riker erwähnt das Cochrane gegenüber)
Die Figur Popows ist von mir selbst erfunden, zumindest weiß ich nicht von einem offiziellen Frank Popow.

Hmm, mit Hendrikson, muss ich das selbst nochmal nachprüfen, also er soll eigentlich zwischen 17 und 25 Jahren alt sein, mal schauen aber danke für den Hinweis.

naja, die Desert Eagle mag vielleicht unpassend wirken, allerdings weiß man ja aus ST, dass an jeder Ecke irgendwelche Sensoren stehen, die den Gebrauch von Energiewaffen anmessen können. Dies wird sicherlich noch mehr in einer Stadt wie New Berlin nötig, wo ein ungezielter Schuß die gesamte Stadt vernichten könnte. ;)
Da würden doch zwielichtige Gestalten nach Ausweichmöglichkeiten suchen oder nicht?
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo,

auf welche weise bekommt man den gesamten text auf die festplatte? bei mir reicht es nur bis seite 28. würde mich sehr freuen, es komplett zu haben.
ganz lieb grüßt
 



 
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