Bradock the Darkling

Der Denker

Mitglied
Die folgende Geschichte ist mein erster Beitrag auf LL und eigentlich die Hintergrund-Geschichte zu meinem Charakter in einem Online-Rollenspiel, aber ich denke, es ist auch ohne deren Kenntnis verständlich:

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Bradock The Darkling

„Du verdammte Qor Priesterin! Du hast lange genug die unschuldigen Seelen dieses friedlichen Dorfes vergiftet!“ Rahja versuchte krampfhaft von den Fesseln loszukommen, die ihr die Meute angelegt hatte. „Was habe ich den getan? Könnt Ihr nur einen einzigen Beweis vorbringen?“ Der Sha-Lill Priester schlug ihr mit der rechten Hand ins Gesicht. „Du bist die Brut Qors. Ein Anhänger dieser widerlichen niederträchtigen Göttin.“ Das rothaarige Mädchen wischte sich das Blut mit den zusammengebundenen Händen von den Mundwinkeln. Wenn sie es nur irgendwie schaffte ihre Hände zu befreien, könnte sie versuchen einen Zauber auf die Priester zu sprechen. „Du wirst zum Tode durch die Heilige Hand verurteilt!“ Plötzlich wurde sie von vier Männern gepackt und zu einem Pfahl gezerrt. So sehr sie sich auch wehrte, gegen diese vier Männer hatte sie keine Chance. „Rahja, Tochter des Drahil und der Tapau! Du wurdest beschuldigt, im Pakt mit Qor der Niederträchtigen zu stehen! Gestehe, und wir werden deinen Tod so kurz und schmerzlos wie möglich machen!“ Rahja lachte auf. „Wozu leugnen? Es ist war. Möge Qor mir beistehen. Was soll ich noch sagen, wenn Ihr das Urteil schon gefällt habt?“ Die zwei Sha-Lill Priesterinnen neben dem Kläger bereiteten sich darauf vor, Rahja mit Sha-Lills Zauberkraft zu vernichten. „Halt!“ Dieser Schrei kam aus dem Schatten hinter der Meute. „Seid ihr denn alle wahnsinnig geworden?“ Ein junger blonder Mann trat in die Menge und schob sich bis zu dem Pfahl vor, um sich dort vor Rahja aufzubauen. Immer noch versuchte sie, sich zu befreien. „Was hat das zu bedeuten, Duncan? Du bist noch jung. Du verstehst das noch nicht.“ Als die zwei Henkerinnen einen Schritt auf ihn zu machen wollten, zückte er ein Schwert. „Duncan! Ich glaube, du bist nicht ganz bei Sinnen!“ Er fuchtelte etwas mit dem Schwert herum, um die Priester etwas zurückzutreiben. „Ich weiß sehr wohl, was ich tue.“ Er trat noch ein paar Schritte zurück bis er neben dem Pfahl stand. Mit der einen Hand machte er eine Schwungbewegung, um die sich nähernden Priester nochmals zu ermahnen, nicht näher zu kommen, mit der anderen schnitt er die Fesseln um Rahjas Hände durch. „Ich dachte Sha-Lill stünde für Liebe, Güte und Frieden. Nicht für Haß, Tod und Zerstörung. Ihr wollt Rahja töten? Dann müßt ihr auch mich töten.“ Rahja sah, wie sich einige Priester und Priesterinnen auf einen Zauber konzentrierten. Doch sie kam ihnen zuvor, zückte eine Flasche Yrxl Harz und führte einige Handbewegungen aus. Die zaubernden Sha-Lill Priester schrien auf, als Qors Aura das Gebiet überflutete. Während sie abgelenkt waren, stürmte Duncan mit Rahja durch die Menge in Richtung Wald. „Hinterher!“ Duncan stolperte mehrmals bei dem Versuch den Bäumen auszuweichen. „Wo sollen wir denn hin, Duncan? Was hast du dir nur dabei gedacht? Wir können doch auch nicht zu mir ins Dorf. Denkst du, da wird es uns besser ergehen?“ Sie quetschten sich zwischen einen Felsen und einen vertrockneten Baumstumpf. „Hör mal, Rahja. Ich liebe dich mehr als alles andere. Für dich würde ich Sha-Lill aufgeben.“ Rahja sah ihn überrascht an. „Du würdest für mich deinen Glauben, dein Volk, deine Familie aufgeben? Oh Duncan! Ich liebe dich doch auch, nur wie wollen wir in Zukunft leben? Ohne Heimat?“ Sie verharrten einige Minuten ganz still, bis die Meute an ihnen vorbei getrampelt war, dann strich Duncan Rahja zärtlich das rote Haar aus dem Gesicht. „Keine Sorge, Liebste. Ich habe mir darüber schon Gedanken gemacht. Warte, die Wirkung deines Zaubers läßt nach. Ich werde uns zu meiner Mutter retten.“ Rahja runzelte die Stirn. „Deine Mutter? Aber sie ist die Sha-Lill Hohepriesterin.“ Duncan kramte einen Smaragd aus der Tasche und wollte einen Transportzauber sprechen. „Vertrau mir. Eben, weil sie die Hohepriesterin ist, hat sie den wahren Geist Sha-Lills nicht vergessen, denn er besteht nicht darin, andere Götter auszulöschen. Sie wußte nicht, was hier draußen vor sich geht. Aber sie hat mit den anderen Mitgliedern des Hohen Rates gesprochen und Maßnahmen gegen diese Schandtaten geplant. Ich glaube, sie erwähnte etwas von Guides und Barden. Sie wird uns bei sich aufnehmen und uns Schutz gewähren.“ Rahja schluchzte vor Freude. Dann legte Duncan den Zauber über sich und Rahja. Der Raum bog sich und sie konnten die verschiedensten Städte vor sich sehen. „Marion.“ Blitzartig lösten sie sich in ihre Bestandteile auf, ihre Atome wurden durch Raum und Zeit nach Marion katapultiert, um sich dort Stück für Stück wieder zusammenzusetzen. „Schnell, wir sollten von der Straße, bevor uns jemand sieht.“ Sie schlichen sich zu einem alten bäuerlichen Haus. Und klopften an die mit Efeu bewachsene Holztüre. Mit einem schmerzhaft quietschenden Geräusch wurde die Tür nach innen geöffnet und eine etwas ältere Dame in einer weißen Robe stand dahinter. „Ach, ihr seid es. Schnell, kommt rein.“ Sie führte die zwei Flüchtlinge zu einem Kamin, vor dem drei Sessel standen, wie für diese Begegnung vorbereitet. Die Hohepriesterin setzte sich in den großen Sessel mit dem Symbol Sha-Lills und deutete auf die zwei ihr gegenüber stehenden Sessel. „Nehmt doch Platz. Ihr seid sicher auch hungrig.“ Mit diesen Worten reichte sie ein Tablett mit zwei Krügen Stout und einigen Scheiben Schweinebraten. Hastig griffen die beiden zu. Sie hatten viel hinter sich und so viel zaubern war recht anstrengend. „Herrin, ich kann euch gar nicht genug danken.“ Diese winkte jedoch ab. „Bitte, bitte. Nenn mich Lea, mein Kind. Es ist unverantwortlich, was diese sogenannten Sha-Lill Priester und Priesterinnen so weit außerhalb meines Wirkungskreises tun. Wie konnte es nur so weit kommen. Rahja, es tut mir leid, was du durch die Anhänger unserer Göttin erleiden mußtest.“ Lea stand wieder auf und ging zum Fenster. „Bitte, Herrin ... ich meine Lea. Ihr dürft euch nicht daran die Schuld geben. Die Bewohner unseres Dorfes gehen mit den Dienern Sha-Lills auch nicht gerade zimperlich um.“ Lea drehte sich ruckartig um und blickte sie verzweifelt an. „Du verstehst das nicht, Rahja. Qor ist bekannt für ihre Boshaftigkeit. Sie ist das Böse in Person. Sha-Lill dagegen ist das reine Gute, das Positive. Für die Kinder Sha-Lills dürften Worte wie Haß und Töten gar nicht existieren. Jeder braucht einen Gegenspieler, einen Konkurrenten. Sha-Lill könnte ohne Qor genauso wenig existieren, wie Qor ohne Sha-Lill.“ Dann schritt Lea eilig zu einem Bücherregal und zog ein Buch heraus. „So darf es nicht weitergehen. Die Menschen werden Meridian noch vernichten, wenn wir nichts unternehmen. Unsere unterschiedlichen Götter zersplittern das Land. Sie sind scheinbar einfach zu unterschiedlich, um friedlich zusammenleben zu können.“ Duncan stand auf. „Mutter, du darfst deine Hoffnung nicht aufgeben. Sieh uns doch an. Sha-Lill und Qor können nicht nur nebeneinander friedlich existieren, nein, wir lieben uns, Mutter. Wenn diese Kluft überwunden werden kann, dann besteht immer eine Chance.“ Seine Mutter lächelte ihn an. „In der Tat. Es gibt etwas Wichtiges, das ihr unbedingt hören solltet.“ Dann schlug sie das Buch auf und las vor: „Und siehe, aus den Zweien, die wie Feuer und Wasser, wird ein Ganzes. Und aus der Großen Ehe wird sprießen der Eine, der Auserwählte. Er wird kommen, um zu einen die Splitter, auf das daraus die reine Macht Meridians erblühe. Er wird verdammt sein, zu wandeln zwischen den Welten, weder zu Sha-Lill, noch Qor, noch Kraanan, noch Faren, noch Riija, noch Jala, wird er gehören.“ Duncan sah das Glühen in den Augen seiner Mutter. „Du meinst, wir sind für die Große Ehe vorherbestimmt?“ Rahja sprang auf. „Das kann doch nicht war sein.“ Lea schloß das Buch und stellte es zurück. „Glaubt es, Kinder, ihr seid auserwählt, um das größte Wunder aller Zeiten zu erleben: die Geburt des Einen.“
Eines Abends, einige Tage später, nachdem sie noch eine Weile diskutiert hatten, waren alle sehr müde, es war auch ein anstrengender Tag gewesen. Duncan stand auf. „Ich glaube, ich gehe dann ins Bett. Kommst du auch, Rahja?“ Lea hielt Rahja zurück, als diese aufstehen wollte. „Geh du nur schon mal. Ich möchte mich noch etwas mit Rahja unterhalten. Sie wartete bis Duncan das Zimmer verlassen hatten. „Rahja“ , erklang es in Rahjas Kopf, „Wie fühlst du dich, so weit von deinem Volk entfernt.“ Rahja blickte traurig ins Feuer und verband sich ihrerseits telepathisch mit Leas Gedanken. „Ach Lea. Ich liebe ihn. Auch dich habe ich sehr lieb gewonnen. Aber es ist beinahe unerträglich zwischen so vielen Sha-Lill Gläubigen zu leben. Verstehe das bitte nicht falsch, ich respektiere euren Glauben, aber keiner scheint mir den selben Respekt entgegenzubringen. Ich entferne mich immer mehr von Qor, daß ist sehr schmerzhaft für mich, denn ich wurde als Kind der Niederträchtigen erzogen.“ Lea nickte verständnisvoll. „Ja, ich verstehe das. Ich wünschte, ich könnte dir da helfen, aber als Sha-Lill Hohepriesterin bin ich als Ansprechpartner in Sachen Qor denkbar ungeeignet. Du solltest vielleicht mal mit Duncan sprechen und dich mit der Qor Hohepriesterin in Verbindung setzen.“ Rahja schüttelte den Kopf, als wolle sie die Tränen abschütteln, die in ihr aufstiegen. „Wenn es nur so leicht wäre, aber Duncan ist so glücklich. Wie könnte ich nur sein Glück zerstören? Und wie würde die Qor Hohepriesterin reagieren, wenn ich zu ihr gehen würde und sagte, ich würde mich immer mehr von Qor entfernen. Sie war schon ziemlich mißtrauisch, was die Große Ehe zwischen mir und Duncan angeht.“ Lea ging zu ihr hinüber und legte ihre Hand auf ihre Schulter. "Ich weiß, es ist schwer. Es war vorauszusehen, daß die Große Ehe kompliziert würde, und es tut mir leid, daß ihr so darunter leiden müßt. Aber wenn du die ganze Last auf deine eigenen Schultern ablädst, dann wirst du daran zerbrechen. Doch zusammen seid ihr stark. Nichts kann euch zerstören, wenn ihr zusammenhaltet.“ Rahja konnte nicht mehr an sich halten und brach in Tränen aus. Lea nahm sie in die Arme und streichelte ihr besänftigend über den Rücken.
Diese Nacht schlief Rahja sehr unruhig.
„Rahja, du hast mich verraten!“
„Nein! Bitte, ich habe dich nicht verraten!“ So sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte nur rote Augen vor ihr in der Dunkelheit glühen sehen. „Du lebst nicht nur unter dem Guten, du hast sogar einen von ihnen geheiratet. Wie konntest du so tief sinken und mich derart grausam hintergehen und verraten?“ Rahja kniete nieder und schrie voller Verzweiflung: „Oh, Qor, bitte verlasse mich nicht. Ich würde es nicht überleben.“ Plötzlich flammte der Raum rot auf und sie stand von Feuer umgeben auf einer weiten Ebene, auf der lauter abgestorbene Bäume standen. Der Boden war völlig verbrannt und rauchte noch. Rahja spürte, wie es unter ihren nackten Füßen heiß wurde. Vor ihr löste sich aus dem Schatten die furchterregende Gestalt Qors, der Niederträchtigen. Anstelle des Haars brannte auf ihrem Kopf das Feuer der Hölle, doch es schien ihre Haut nicht zu versengen. „Schweig, Mensch! Willst du deine Göttin zum Narren halten? Du kannst nichts vor mir verbergen. Wann hast du das letzte Mal deine düsteren Mächte gebraucht.“
„Ich und Duncan sind für die Große Ehe auserwählt!“
„Pah!“ Feuer züngelte aus ihrem Mund. „Die Große Ehe! Das ist doch nur eine Erfindung Sha-Lills, um euch Menschen noch mehr in ihre Gewalt zu bringen.“ Es schien für sie schmerzhaft zu sein diesen Namen auszusprechen. „Bitte, eure Niederträchtigkeit. Seht ihr denn nicht, daß es die letzte Möglichkeit ist, Meridian zu retten?“ Qors Wut wurde immer stärker. „Du wirst immer weichlicher. Hast du nicht eben noch geweint? Meridian wird nicht untergehen. Im Gegenteil, der Haß und die Kriege werden mich bestärken.“
„Aber wer soll dir denn dienen, wenn alle tot sind?“
„Du glaubst wohl, du wärst klüger, als ich! Du wirst sehen, was passiert, wenn du dich gegen mich stellst.“ Plötzlich hatte Rahja das Gefühl, daß die Hitze nachzulassen schien. Als sie sich umdrehte erkannte sie, wie hinter ihr das Feuer zu verlöschen begann. Eine riesige Regenwolke glitt über den roten Himmel, dahinter wurde der Himmel wieder blau, die Sonne schien, das Gras begann zu blühen, die Bäume schlugen wieder aus. Vereinzelt glaubte sie, kleinere Tiere umherspringen zu sehen. Die Landschaft war nun zweigeteilt. „Misch dich nicht in meine Angelegenheiten, Sha-Lill! Ich warne dich!“ Aus der Sonne löste sich eine Lichtkugel und flog auf Rahja zu. Sie kam vor ihr zum Stehen und breitete sich aus. Sie konnte undeutlich die verschwommene Gestalt einer Frau erkennen, die in ein weißes Gewand gehüllt vor ihr zu schweben schien. Ihr Kleid umflatterte sie und sie streckte den Arm aus. „Rahja. Hör nicht auf Qor. Ich weiß, daß du als eine ihrer Kinder aufgewachsen bist. Aber, was sie sagt, ist falsch! Die Große Ehe ist die einzige Möglichkeit, eure Welt zu retten. Wird der Auserwählte eines Tages die Einheit Meridians erreicht haben, wird auch sie erkennen, daß wir gemeinsam stärker sind. Sie kann sich nicht an den Gedanken gewöhnen, mit uns anderen zu verschmelzen.“
Qor fauchte Sha-Lill an und stieg in die Lüfte auf, um sich Sha-Lill und Rahja zu nähern. „Heuchlerin!“
„Du bist es, die für derartige Dinge zuständig ist. So schwer mir diese Entscheidung fällt, aber du mußt bei Qor bleiben, Rahja. Die Große Ehe ist sinnlos, wenn Duncans Glaube deinen verschluckt.“ Qor lachte auf. „Siehst du, wie schwach sie ist? Sogar sie hält es für besser, wenn du bei mir bleibst. Aber ich warne dich nochmals, dich gegen mich zu wenden, verlasse Duncan, er beeinträchtigt deinen Glauben an mich!“
„Nein, bleibe bei ihm.“
„Trenne dich von ihm.“
„Rahja!“

„Rahja!“
„Was? Was ist?“ Rahja schreckte hoch. „Du hast schlecht geträumt. Du hast irgendwas von Sha-Lill und Qor gesagt. Ist alles in Ordnung? Möchtest du mit mir darüber reden?“ Rahja sank zurück in ihr Kissen. „Nein. Nicht jetzt. Halt mich nur fest, Duncan. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Morgen, morgen werden wir darüber reden.“ Damit rutschte sie zu Duncan hinüber und kuschelte sich an ihn. „Wie du meinst, mein Schatz.“ Den Rest der Nacht weinte Rahja in Duncans Armen leise vor sich hin.

„Morgen, Rahja.“ Mit einem Kuß weckte er seine Frau, die noch tief und fest geschlafen hatte. Gähnend drehte sie sich um. „Morgen.“ Duncan sah besorgt aus. „Was war gestern mit dir?“
„Ich hatte einen Traum. Darin hatte ich eine Vision, in der Qor und Sha-Lill mit mir sprachen. Qor sagte, ich würde es bereuen, wenn ich bei dir bliebe, und Sha-Lill meinte, die Große Ehe könnte Meridian nur retten, wenn ich bei dir bliebe und meinen Glauben an Qor beibehielte. Warum müssen die Götter immer in Rätseln sprechen? Warum halten sie uns nicht aus ihren Angelegenheiten raus?“ Duncan streichelte ihr über den Kopf. „Was wirst du tun?“ Rahja sah ihm in die Augen. „Duncan, egal, was auch passiert, wenn ich bei dir bleibe, ich bin sicher, es kann nicht schlimmer sein, als ein Leben ohne dich.“ Duncan lächelte sie mitfühlend an. „Was auch passieren möge, ich werde für dich da sein. Wir werden das gemeinsam durchstehen.“ Er berührte sanft ihren entblößten Rücken. Dann gab er ihr einen Kuß auf die Schulter und strich ihr langes Haar zurück. Rahja zog Duncan mit beiden Armen zu sich. Dies war der Morgen, der für die Zeugung des Auserwählten bestimmt war.

Einige Jahre später...

„Bradock, komm ins Haus, es gibt Essen!“ Der kleine schwarzhaarige Junge kam fröhlich angesprungen, als er seine Mutter rufen hörte. „Setz dich.“ Sie drückte ihm eine herzhaften Kuß auf die Wange. „Na, was hast du heute so gemacht?“ Duncan setzte sich mit an den Tisch. „Och, nicht viel, Maleval hat uns ein paar Zaubertricks gezeigt. „Lea, die am anderen Ende des Tisches saß, schlug mit der Faust auf den Tisch. „Bradock, bitte! Ich möchte nicht, daß du dich bei diesem Scharlatan aufhältst.“ Der kleine Junge blickte hinunter auf seine dreckigen Schuhe. „Entschuldige, Großmutter, es ist nur so faszinierend.“ Lea entspannte sich wieder und versuchte etwas ruhiger zu werden. „Ich weiß, daß dich das interessiert. Aber dieser Mann ist kein guter Umgang für dich. Eines Tages wirst du so etwas selbst können. Dann werden dir Malevals Zauberkünste wie Spielereien vorkommen.“ Brad grinste. „Oh ja. Wann fange ich damit an?“ Rahja brachte einige Platten mit Essen. „Haha. Du bist noch zu jung dafür, aber bald, mein Junge, bald.“ Er schien etwas beleidigt und lenkte auf ein anderes Thema. „Mama, warum nennen mich die anderen Kinder immer den Darkling?“ Rahja setzte sich und suchte nach Worten. „Weißt du, Bradock, du wirst hier hauptsächlich nach der Lehre Sha-Lills erzogen, aber als mein Sohn, trägst du auch mein Erbe in dir, und das wissen die Kinder im Dorf auch. Eines Tages wirst du dich zwischen Sha-Lill und Qor entscheiden müssen. Es wird nicht leicht sein.“ Den ganzen Abend über wurde darauf geachtet, dieses Thema zu vermeiden. Er würde noch bald genug mit den verschiedenen Göttern zu kämpfen haben. Man konzentrierte sich auf amüsantere Themen und lachte den ganzen Abend herzhaft, bis es schon sehr spät geworden war. „Ich glaube, es wird für ihn Zeit ins Bett zu gehen.“ Bradock war vor dem Kamin eingeschlafen und hatte sich wie ein Hund zusammengerollt. Duncan nahm ihn vorsichtig in die Arme und Bradock schlang die Arme so weit sie reichten um seinen Vater. Als Duncan zurückkehrte, sah er Lea vor dem Kamin stehend. „Kinder. Sha-Lill hat gestern bei meinen Gebeten Kontakt zu mir aufgenommen.“ Sie drehte sich um. „Sie sagte zu mir, daß Qor etwas plant. Sie versucht die Große Ehe zu zerstören. Ihr müßt sehr vorsichtig sein, was ihr tut und wo ihr hingeht. Und das Wichtigste: paßt gut auf Bradock auf.“ Rahja war empört. „Ich verstehe nicht, warum Qor versucht, unser Glück zu zerstören.“
„Rahja, du hast mir mal von einer Vision erzählt, in der du erfahren hast, daß Qor die Vereinigung der Götter fürchtet.“
„Aber sie muß doch einmal einsehen, daß es das Beste ist. Kannst du uns nicht irgendwie schützen, Lea? Du bist doch Hohepriesterin. Dienen die Zauber Sha-Lills nicht hauptsächlich zum Schutz?“ Lea schüttelte den Kopf. „Ich bin alt geworden. Meine Hände zittern. Ich vergesse Zauberformeln, verliere leicht die Konzentration. Ich kann euch nicht mehr viel helfen. Qor ist sehr mächtig und wir Priesterinnen und Priester des Guten können oft nur wenig ausrichten. Bradock ist zwar noch sehr jung, aber er muß anfangen, die Geheimnisse der Magie zu erkunden. Ich werde morgen mit ihm in die ilerischen Wälder gehen und dem Tempel der Göttin der Güte und Liebe einen Besuch abstatten.“

Am nächsten Morgen...

„Mutter ist jetzt schon stundenlang mit Bradock im Tempel. Was tun sie nur so lange?“
„Weißt du nicht, was dort mit ihm geschehen soll?“ Duncan zuckte die Achseln. „Die Heiligen Schriften sind nur den Hohepriestern zugänglich. Aber so weit ich weiß, soll er dort auf sein Leben als Auserwählter vorbereitet werden. Sha-Lill selbst wird ihn prüfen, ob er bereit ist.“
„Wie soll er eines Tages alle Götter vereinen, wenn er gar nicht alle erlernen kann? Erlernt er das Wissen Sha-Lills wird es ihm nicht mehr möglich sein, die böse Macht Qors anzurufen. Er ist zwar sehr klug, um viel zu lernen, aber kein Mensch kann alle Schulen Meridians erlernen, selbst, wenn Qor es zuließe, daß Sha-Lill Anhänger auch ihre Macht gebrauchten. Und auch wenn Bradock der Auserwählte ist, er ist immer noch ein Mensch.“ Plötzlich wurde es dunkel im Zimmer, das Licht verlöschte. „Was war das?“ Duncan ging zu der Lampe auf dem Tisch, um sie wieder zu entzünden. „Er wird eine Möglichkeit finden. Mutter erwähnte einmal, daß er bei seiner Aufgabe nicht alleine sein wird.“ Ein dunkles, dumpfes Grollen durchdrang die Luft. Die Erde begann leicht zu beben. Duncan durchfuhr es, wie ein Blitz. „Ah! Ich spüre ... Haß ... Wut ... .“ Er rannte zur Türe. „Rahja, sieh dir das an!“ Doch Rahja wußte es schon, sie hatte ihre Gegenwart auch gespürt. „Ich weiß. Sie ist hier. Qor ist gekommen, um uns zu vernichten.“ Der Himmel war blutrot gefärbt. Das Grollen schien näher zu kommen. „Rahja, wir müssen weg hier.“ Rahja stand jetzt neben ihm. „Versteh doch, Duncan. Es ist zu spät. Wir können ihr nicht mehr entkommen.“

„Oh große Göttin Sha-Lill. Ich bringe dir hier den Auserwählten. Zeige dich uns und nimm Bradock in deine Schule auf.“ Lea stand vor Bradock im Tempel und reckte die Arme in Richtung Himmel. Der Junge stand verängstigt hinter ihr und wußte nicht, was hier passieren sollte. Die Luft begann zu flimmern und leicht zu glühen. Es war ein unwirkliches Glühen, nicht von Fackeln oder eine Lichtspiegelung. Es schien magischer Art. „Lea, du mußt zurück zu Duncan und Rahja. Sie sind in Gefahr.“ In diesem Moment sah Lea, wie sich der Himmel rot färbte. „Oh Sha-Lill. Bradock komm her.“ Bradock kam verängstigt näher an Lea und das seltsame Glühen heran. „Hör zu. Ich muß zurück zu deinen Eltern. Egal was passiert, bleibe im Tempel. Hier bist du sicher. Sha-Lill wird dich beschützen.“ Dann rannte Lea, so schnell es einer alten Frau möglich ist aus dem Tempel und verschwand zwischen den Gebüschen und Bäumen der ilerischen Wälder.

Duncan löste sich von dem erschreckenden Anblick und rannte zu einer Ecke des Raumes. „Wir dürfen uns nicht so einfach geschlagen geben.“ Damit zog er sein Schwert aus der Scheide. Der Stahl glänzte rötlich, als die Klinge den Himmel reflektierte. „Duncan. Es ist sinnlos. Du kannst eine Göttin nicht mit menschlichen Waffen töten.“ Duncan ging ins Freie. „Ich weiß. Aber ich werde nicht jammernd darauf warten, daß Qor mich tötet.“
„Dann werde ich an deiner Seite kämpfen.“ Rahja zog die Axt aus dem Holzblock draußen neben der Tür. Sie standen gemeinsam auf dem Weg vor dem Haus und warteten. Die anderen Bewohner Meridians schienen sich in ihren Häusern verkrochen zu haben und darauf zu warten, daß alles vorüber ging. Am Ende des Weges kam eine Staubwolke auf sie zu. Als sie näher kam, konnten sie erkennen, wer, bzw. was sie verursachte. Eine riesige Horde aus den schrecklichsten Ungeheuern kam brüllend auf sie zu gerannt. Zombies, Orks und die unterschiedlichsten Arten Skelette... Qor schien die ganze Armee der Unterwelt zusammengerufen zu haben, um sicher zu gehen, daß sie diesen Kampf gewann. „Ist das unser Ende, Rahja?“ Er drehte sich noch ein letztes Mal zu Rahja um und gab ihr einen letzten langen leidenschaftlichen Kuß. „Ich liebe dich, Duncan“ , flüsterte Rahja, dann drehte sie sich um und schlug nach einem Skelett, das mit einem verrosteten Schwert anzugreifen versuchte. Sie traf und schlug dem Skelett den linken Arm ab. Duncan duckte sich, um nicht von einem Zombie enthauptet zu werden. „Wir dürfen nicht zulassen, daß sie uns trennen!“ Eine Gruppe Orks stürzte auf Duncan ein, und er hatte alle Hände voll zu tun, sie sich vom Leib zu halten. Rahja trat nach dem einarmigen Skelett und schlug zur einen Seite mit der Axt nach einem verfaulenden stinkenden Zombie, der versuchte sie zu schlagen. Duncan konzentrierte sich kurz, um Rahja mit dem Heilige Symbol zu markieren, damit die Untoten eine Weile von ihr abließen. Er hatte inzwischen zwei der Orks getötet und kam Rahja zu Hilfe, die den Zombie niedergetreten hatte und mit der Axt den Schädel eines Stoßzahnskelettes spaltete. Jetzt hatte sie kurz Zeit, um einen Säuregriffzauber anzuwenden. Sie griff mit beiden Händen nach dem nächstbesten Ork. Unter ihren Händen begann sich die Haut und das Fleisch am Nacken des Orks aufzulösen. Das Monster brüllte vor Schmerz auf und warf sich zur Seite, um erst einmal eine Weile außer Reichweite zu sein. Doch sobald sich die Massen von Ungeheuern zu lichten schienen, kamen von weiter hinten wieder neue nach. Sie hatten keine Chance. Ewig würden sie so nicht durchhalten können. Ein ekelhafter riesiger Skorpion stach Duncan von hinten in den Rücken. Der Stich war so überraschend, daß es ihn von den Füßen riß. „Nein!“ Rahja versuchte zu ihm zu kommen, aber die Monster umringten sie und drängten sie noch weiter weg. Es war unmöglich nach allen Seiten hin aufzupassen und den Schlägen auszuweichen. So war es nicht weiter verwunderlich, daß das Dämonenskelett sie hart am Kopf erwischte und es durch diese Ablenkung für die Anderen ein Leichtes war, ihr schmerzhaft tiefe Wunden an Hals, Bauch und Beinen zuzufügen. Aber sie ließen bald ab, wohl in der Sicherheit, daß sie ihre Verletzungen nicht überleben würde. Auch um Duncan herum lösten sich die Ungeheuer nach und nach in Luft auf. „Rahja! Was ist mit dir? Wurdest du erwischt?“ Er rappelte sich auf und rannte zu ihr hinüber. Als er sie so am Boden liegen sah, war es ihm, als könne er hören, wie sein Herz zerriß. Er kniete bei ihr nieder und legte ihr die Hand auf, um ihr Sha-Lills heilende Kraft einzuflößen. Doch die Verletzungen waren zu schwer, als daß er mit seinen begrenzten Kräften etwas ausrichten konnte. „Oh Rahja. Meine liebe Rahja.“ Er begann zu weinen. „Weine nicht, Duncan. Es stand unumstößlich fest, daß ich diesen Tag nicht überleben würde.“ Er griff ächzend nach hinten und betastete die klaffende Wunde an seinem Rücken. „Ich glaube, dieser Skorpion hat mich vergiftet.“ Er hörte eilig Schritte auf sich zukommen. „Duncan! Rahja! Ist alles in Ordnung?“
„Mutter, du mußt etwas tun, sie stirbt.“
„Duncan.“ Lea deutete auf Rahja, die regungslos am Boden lag. „Nein. Rahja, tu mir das nicht an. Du darfst nicht sterben. Mutter, tu doch endlich etwas!“
„Es ist zu spät. Ich kann nichts mehr tun.“ Duncan brach auf Rahja zusammen und streichelte ihr weinend das Haar. „Nein, sie schläft nur. Sie ist nicht tot. Hörst du, Rahja, wach auf. Du hast genug geschlafen. Du machst mir Angst.“ Lea blickte hilflos nach unten und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken, als auch Duncan aufhörte zu schluchzen und seinen letzten Atemzug tat. Sie war einfach zu spät gekommen. Rahjas Verletzungen waren einfach zu schwer gewesen und das Gift hatte schon zu lange in Duncans Adern zirkuliert. „Großmutter?“ Lea drehte sich um und schritt schnell auf den Jungen zu. „Bleib stehen! Ich sagte doch, du sollst im Tempel bleiben!“
„Warum weinst du, Großmutter?“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. „Bradock, es ist etwas Schreckliches passiert. Deine Eltern ...“ Sie schluckte, versuchte die richtigen Worte zu finden, um ihm zu sagen, daß seine Eltern für immer gegangen waren. Nie wieder würde er mit ihnen lachen, spielen, singen und tanzen können. „Bradock, deine Eltern, sie sind in das Reich, jenseits unserer Wirklichkeit gewandert. Sie werden dort sehr glücklich sein. Und sie werden nie wieder zurückkommen können.“ Sie nahm ihn in die Arme, während er versuchte zu verstehen, was das für ihn bedeutete. „Du mußt jetzt stark sein, Junge. Es kommen schwere Zeiten auf dich zu.“

Wieder einige Jahre später...

Die Lage hatte sich schon sehr verbessert. Sha-Lill Priester begannen auch Kraanans Mächte zu erlernen, Jala Priester erlernten Riija etc. Es gab sogar vereinzelt solch wißbegierige Meridianer, die versuchten, das Wissen aller Götter in sich aufzunehmen. Bradock the Darkling war inzwischen ein junger Mann geworden. Sein langes schwarzes Haar reichte ihm bis über die Schultern. Er stand mit Lea, die inzwischen auch schon über 90 Jahre zählte, in einer kleinen Hütte. Sie versuchte ihm gerade beizubringen, wie man leicht verletzte Lebewesen durch die Macht Sha-Lills heilen konnte. „Siehst du. Wenn du deine Hand auf die Person legst, dann ist es für dich einfacher. Irgendwann wirst du das auch ohne direkten Kontakt schaffen.“ Lea legte die Hand auf den alten Mann, der sie gerufen hatte, weil er sich beim Holzhacken mit dem Beil erwischt hatte. Sie schloß die Augen und murmelte einige mystische Worte, mit denen sie die Göttin um Hilfe anrief und sie darum bat ihr ihre heilige Kraft zu übertragen. Ihre Hand glühte auf und die Energie ihres Arms floß in den Körper des Verwundeten. In Sekundenschnelle wuchs frisches Fleisch, Haut, die Wunde schloß sich, sogar Haare wuchsen darüber. Es war nicht einmal eine Narbe zu sehen. Er öffnete die Augen und lächelte sie an. „Danke, Herrin.“ Sie drehte sich zu Bradock um. „Hast du gesehen? Gut, gehen wir. Es sind noch ein paar Versuchspersonen übrig, an denen du üben kannst.“ Sie grinste und stand auf. Draußen vor der Tür blieb sie stehen, um mit ihm zu sprechen. „Bradock. Es wird Zeit, daß du ausziehst, um auch die anderen Götter zu erfahren. Du mußt deinem Schicksal folgen.“ Bradock sah sie fragend an. „Aber, Großmutter. Ich weiß doch überhaupt nicht, was ich tun soll, womit ich anfangen soll.“ Sie gingen weiter. „Keine Sorge. Die Götter werden dich wissen lassen, wenn es soweit ist. Sie werden dir den Weg zeigen.“
Lea sollte recht behalten. Die Götter erschienen Bradock noch in dieser Nacht in einer Vision.
Er stand in einer großen Halle, scheinbar der Thronsaal einer Burg. Vor ihm saß auf dem Thron ein mindestens zwei Meter großer schwarzer Ritter in voller Rüstung. Er trug ein langes breites Schwert, daß das Licht nicht zu reflektieren schien. „Kraanan?“ Der Ritter lachte schallend. „Nein, ich bin der Weihnachtsmann. Natürlich bin ich Kraanan, Gott des Kampfes, der Waffe, der Rüstung etc. Du kennst das ja alles.“ Kraanan war ihm irgendwie sympathisch. Ganz anders, wie er ihn erwartet hatte. „Wieso erscheinst du mir in meinen Träumen?“ Der Hüne stand auf. Erst jetzt wurde Bradock klar, wie groß er wirklich war. Er kam majestätisch in riesigen scheppernden Schritten auf ihn zu. „Hör zu, Kleiner. Sha-Lill erwähnte da was von wegen Auserwählter und so. Du bist also der Eine, der alle vereinen wird? Naja, wir werden ja sehen. Bis zu diesem Zeitpunkt, wurdest du Sha-Lills Magie gelehrt. Aber du darfst dich nicht auf eine Schule konzentrieren. Begib dich zu meinem Tempel und erlerne die magischen Fähigkeiten, die denen, die an mich glauben, zur Verfügung stehen. Ich werde dich meine Kräfte lehren. Wenn du bereit bist, eine weitere Schule zu erlernen, wird sich Faren bei dir melden. Hör jedoch nicht auf, die anderen Schulen zu studieren. Nur so kann es dir gelingen.“ Damit lösten er und die Halle sich auf. „Warte! Bitte! Wie soll ich das alleine bewältigen?“ Plötzlich wandelte sich die Dunkelheit um ihn herum. Es war, als sähe er durch dutzende feine Schleier. „Du wirst nicht alleine sein. Wenn die Zeit reif ist und du Hilfe benötigst werden dir Freunde zur Seite stehen. Auch die Liebe ist ein mächtiger Verbündeter“, klang es mehrstimmig, als würden alle Götter Meridians gleichzeitig auf ihn einreden.
Verschwommen sah er, wie vor ihm eine Frau erschien. Sie winkte ihm zu. Als er näher kam löste sie sich auf und in weiterer Entfernung bildeten sich andere Formen. Er sah sich mit einem Haufen Männer und Frauen an einem Tisch sitzen. Sie prosteten sich zu und sangen gemeinsam Lieder von ihren Heldentaten. Visionen vom Tod des Far’Nohl Geistes, von Yetis, Avaren. Sah sich in der Unterwelt mit einem grünhaarigen, grün gekleideten Mann sprechen. Sah, wie ihm dieser Mann eine Ohrfeige verpaßte. Sah sich mit einer rot gekleideten, rothaarigen, dunkelhäutigen Schönheit, mit einem Diadem auf der Stirn auf dem Tisch tanzen. Sah eine Gestalt mit brennenden Haaren. „So weit wird es nicht kommen. Ich habe deine Eltern getötet. Es wird mir ein leichtes sein, ihren schwachen, kleinen Sohn zu vernichten.

Bradock wachte gerade noch rechtzeitig auf, um einem Schwertschlag auszuweichen. Ein furchteinflößendes Dämonenskelett stand ihm gegenüber und winkte mit seiner Waffe. Er griff nach seinem Schwert, das ihm sein Vater nach seinem Tod hinterlassen hatte. Doch die Kraft, die dieses Monstrum in seine Schläge steckte war zu stark für seine Klinge, und sie zerbrach. Es holte aus und schwang das Schwert. Diesmal war er zu langsam gewesen und es erwischte ihn am Auge. Lea kam gerade im richtigen Moment zur Türe herein, als das Skelett ausholte, um ihm die Waffe in die Brust zu rammen. Sie stürzte sich Zaubersprüche murmelnd auf das Monster. Die Berührung der Heiligen Hand hinterließ dunkle Spuren an seinen Knochen. Das Skelett warf sich hin und her, um Lea abzuschütteln. Eine alte Frau wie Lea machte das nicht lange mit. Sie wurde an die Wand geschleudert. Er hörte, dieses schreckliche Geräusch, als ihr Rückgrat brach. Mit einem Wutschrei sprang er auf und attackierte, mit der einen Hand das blutende Auge bedeckend, den Mörder seiner Großmutter mit der eben schon wirkungsvollen Heiligen Hand. Das Monstrum schrie wieder vor Schmerz auf. Aber Bradock konnte es nicht so leicht abschütteln. Seine Hände brannten sich in seinen Schädel. Es stürzte zu Boden. Nach kurzem zwecklosem Zappeln, erstarb der letzte Widerstandsversuch in einem dumpfen Röcheln und ein rötlicher Schimmer stieg von ihm auf und verflüchtigte sich durch die Decke. Die ganze Nacht lang saß Bradock draußen vor dem Haus, während einige Dorfbewohner die Leichen wegräumten. Eine Augenbinde war um seinen Kopf gebunden. Ein unerträglicher Haß stieg in ihm auf. Aber Qor konnte er nicht böse sein. Sie war Teil von ihm. Diese Narbe würde er nicht mit Zauberkräften entfernen können. Dieses Wesen war nicht nur von Qor geschickt worden. Sie hatte sich in der Gestalt eines Dämonenskelettes unter die Sterblichen begeben, um sich persönlich um ihn zu kümmern. Göttliche Wunden konnte man nicht mit den begrenzten Kräften eines Sterblichen bekämpfen.
 

[aZrael]

Mitglied
Na endlich

Hallo Eric!

Hiermit begrüße ich dich herzlich im Kreiß derer, die ihre Geschihcten auch veröffentlichen. Nachdem ich den Anfang von Bradock gelesen hatte, konnte ich jetzt auch endlich mal die ganze Gschihcte lesen! Danke!

mfg, Sebastain
 

Der Denker

Mitglied
Hallöchen Sebastian,

danke für den Willkommensgruß. :)
Bin sofort deinem Hinweis gefolgt und habe mir deine Werke zu Gemüte geführt. :)
Da ich aber noch nicht so lange dabei bin, hab ich noch keinen Kommentar -bis jetzt- abgegeben.
Bis jetzt. ;)

Man sieht sich
Eric
 



 
Oben Unten