Braveheart meets Highlander

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amorphoury

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Braveheart meets Highlander


Seit einigen Tagen befällt mich eine gewisse Unruhe, einerseits in Vorfreude auf die in Bälde startende Urlaubsreise, die uns (das sind Andreas, Rudi und ich) durch Schottland führen wird, andererseits sind noch einige Kleinigkeiten zu erledigen. Am wichtigsten ist die Geldfrage. Mein Urlaub steht seit einer Woche, glücklicherweise gab es keinerlei Schwierigkeiten trotz der besonderen Umstände meines Jobs. Am Donnerstag erfahre ich von Jens, dass am Freitag nicht gearbeitet wird. Ein kurzes Telefonat klärt die Urlaubsfrage, ich bekomme einen Tag eher frei.
Am Freitag, dem Tag der Abreise, stehe ich um 8.00 Uhr auf. Am Abend vorher ruft mich Andi an und erzählt mir, dass es mit den Busfahrkarten nach längerer Wartezeit geklappt hat. Ich frühstücke normal wie immer, lasse mir Zeit auch beim Zeitung lesen. Mein erster Weg führt mich noch mal in die Firma, um meinen Urlaubsantrag neu zu schreiben. Anschließend fahre ich zur Sparkasse, dort wird mein neuer Dispo-Kredit festgelegt, so dass genügend Kohle für die Reise vorhanden ist. Einige Einkäufe sind noch zu tätigen und auch schnell erledigt. Zeit fürs Mittagessen bleibt natürlich auch noch, da unser Bus erst um 18.00 Uhr vom ZOB (was n das?) nach Hamburg fährt. Den Nachmittag verbringe ich in leidlicher Unruhe, bespiele noch eine Kassette und zeige meiner Nachbarin die ‚Örtlichkeiten’ meiner bescheidenen Ein-Zimmer-Wohnung zwecks Blumengießen und Post holen. Gegen 16.00 Uhr rufe ich bei Anna an, um kurz darauf loszufahren. Natürlich lasse ich die Blumen für Anna liegen, so dass ich noch kurz zurück muss, um sie zu holen. Gegen 16.25 Uhr klingele ich bei Anna, sie freut sich über die Blumen und gemeinsam fahren wir zu Andi, um ihn abzuholen. Mein Trabi wird mit Taschen vollgeladen und los geht’s zum ZOB. Trotz dichtem Freitagnachmittagsverkehr kommen wir gut voran und sind gegen 17.30 Uhr am Busbahnhof. Kurze, schmerzlose Verabschiedung von Anna, sie wird freundlicherweise 2 Wochen auf mein kleines Auto aufpassen. Danach warten Andi und ich bei einer Zigarette auf unseren Bus. Natürlich regnet es den ganzen Nachmittag aber was kümmert es uns? Der Bus kommt pünktlich gegen 18.00 Uhr und zum Glück ist die Autobahn bis Hamburg frei und so kommen wir fast planmäßig gegen 21.15 Uhr auf dem dortigen ZOB an. Rudi erwartet uns bereits und in seinem kleinen Saxo geht’s erst mal auf nach Bremen. Auf der Fahrt hören wir eine sehr witzige Kassette vom Frühstyxradio. Um kurz nach 23.00 Uhr landen wir ‚In der Wisch 3’. Der Abend endet mit etlichen Bieren, Filmchen und viel Musik in Vorfreude auf die Tour. Morgens gegen 2.00 Uhr schlafe ich ein, um dann gegen 9.00 Uhr oder so aufzuwachen. Zu früh, um gleich aufzustehen, da wir erst am frühen Nachmittag los wollen. Es gibt dann einen Mischmasch aus Frühstück und Mittagessen und da es eh schon 12.00 Uhr ist, passt das gut. 14.30 Uhr brechen wir auf, nachdem wir unsere diversen Taschen und Luftmatratzen und Schlafsäcke verstaut haben. Erster Stop folgt um 14.32 Uhr, Andi und Rudi müssen noch Geld ziehen, das geht recht schnell. Da der Tank von Rudis kleinem Auto fast leer ist, halten wir 10 Minuten später schon wieder an einer Tanke. Andi und ich kaufen im Real-Markt noch einige Kleinigkeiten während Rudi dem Auto seinen Stoff gibt. Dann geht’s endlich auf Richtung Holland. Wir kommen sehr gut voran bis Hoek van Holland wo wir zum ersten mal unsere Zelte aufstellen. Es regnet natürlich, aber nicht allzu heftig. In der kleinen Kneipe gibt’s nur 0,2 l-Biergläser, aber das macht ja nix. Nachtruhe herrscht ab 22.00 Uhr, da wir ja am Sonntag früh raus müssen. Um 5.30 Uhr klingelt Andis skurriler Ruhla-Quarz-Wecker und schreckt mich aus einem unruhigen Schlaf. Es bleibt nur wenig Zeit zur morgendlichen ‚Katzenwäsche’, da ab 6.15 einchecken auf der Fähre angesagt ist. Wir schaffen dies aber sehr gemütlich und sind rechtzeitig auf der Fähre, um die Abfahrt auf einer winzigen Plattform miterleben zu können. Auf der Fähre gibt’s Kaffee und Sandwiches wobei die ersten ‚Pounds’ die Besitzer wechseln, danach spielen wir bei Murphy’s Irisch Stout Skat, was sonst. Die Fähre fährt(oder schwimmt sie?) ziemlich genau 4 Stunden, so dass wir gegen 10.00 Uhr Ortszeit das kleine Auto auf englischen Boden lenken (natürlich lenkt nur der Rudi das Auto!). Unterwegs halten wir zu Zigaretten- bzw. Pinkelpausen. Die nächste halbwegs feste Nahrung gibt’s dann erst am späten Nachmittag nördlich von Sheffield, wo uns ein ‚Burger King’ mit seinen ‚nahrhaften’ Gerichten einlädt. Andi telefoniert das erste mal nach Hause (wo immer das jetzt auch sein mag . . .) und Rudi versorgt das kleine Auto mit Diesel-Kraftstoff. Der nächste Übernachtungs-Stop ist in der Gegend um Windermere geplant, aber trotz dreimaligen Durchfahrens des winzigen Ortes finden wir keinen Zeltplatz. Aber wir haben Glück, nahe Keswick, nur einige Meilen entfernt, entdecken wir bei sonnigem Wetter einen wunderschön am Berghang gelegenen Zeltplatz und für 3 £ pro Mann und Nacht haben wir eine nette Unterkunft gefunden. Neben dem Zeltplatz steht ein Hotel nebst Pub, wo wir lecker speisen und einige Guinness genießen. Rudi und ich sitzen bis zur ‚last order’ im Warmen, während Andi beizeiten ins Zelt gefallen ist. Die Nacht ist kühl, aber nur von außen, der Schlafsack, bei zwei Irland-Besuchen erprobt und schon über zehn Jahre alt, hält noch immer warm.
Montag stehen wir gegen 8.00 Uhr auf, wieder reichen die Örtlichkeiten nur zur kurzen Katzenwäsche, aber die erste Dusche im ‚gelobten’ Land lässt nicht lange auf sich warten. Wir frühstücken wieder an der Autobahn, dieses mal aber südlich von Carlisle kurz vor der schottischen Grenze in sehr angenehmer Atmosphäre an einem kleinen See. Die schottische Grenze wird unter großem Jubel passiert, es steht auch ein großes Willkommensschild an der Straße. Wir fahren und fahren, der Meilenfresser zählt sich dumm und dusselig, aber wir haben viel Spaß unterwegs `und hören ne Menge guter Musik. Am späten Nachmittag nähern wir uns unserem heutigen Ziel: Aberfoyle im Herzen der Trossachs. Wie üblich suchen wir, trotz vorheriger Information im Internet über die schottischen Zeltplätze, und werden beim dritten Anlauf fündig. Leider gibt’s keinen Caravan zu mieten, was später zur drastischen Umplanung der Tour führen wird. Im strahlenden Sonnenschein bauen wir unsere Zelte auf und haben sogar noch einige Minuten Zeit, auf den Luftmatratzen zu relaxen.
Der erste schottische Ort, den wir mit unserer Anwesenheit erfreuen, heißt Aberfoyle, ein tuffiges kleines Städtchen inmitten Rob-Roy-Country. Zuerst müssen wir unsere Vorräte auffrischen, auch das gute Ale darf nicht fehlen. Den Vorabend beschließen wir mit einer kleinen Rundfahrt zu malerisch gelegenen Seen und dem Höhepunkt – das Grab von Robert McGregor, genannt Rob Roy, in Balquhidder. Leider ist es fast stockfinster. Auf den Bildern wird wohl nicht viel zu sehen sein. Nicht zu vermeiden ist der allabendliche Besuch eines Take-Away-Ladens, wo wir die ersten Fish and Chips des Urlaubes ziehen. Eine äußerst attraktive Verkäuferin versüßt uns das Mahl. Gegen 22.00 Uhr fängt es mörderisch an zu regnen. In der Hoffnung, dass es bald aufhört, begeben wir uns in unsere Schlafsäcke, aber der prasselnde Regen begleitet uns die ganze Nacht.
Ich stehe am nächsten Morgen gegen 10.00 Uhr auf, die Blase drückt, aber der Regen hört nicht auf. Ich frühstücke alleine im Auto, während Andi und Rudi noch in den Zelten liegen, wohl in der Hoffnung, dass das Wasser in Bälde aufhören möge, vom Himmel zu fallen. Den Gefallen tut es uns aber nicht, es regnet weiter fröhlich vor sich hin und erst gegen 13.00 Uhr brechen wir zu unserer heutigen Etappe auf. Diese führt uns nach Callander ins Rob-Roy-Visitors-Centre. Es gibt viel Interessantes über R. McGregors Leben zu erfahren, wovon wir durch Hollywood schon einiges wussten. War er wirklich nur Viehdieb oder doch ein Held? Der Regen lässt für kurze Zeit nach und hört während unserer kurzen shopping-tour sogar gänzlich auf, aber nur für einige Minuten. Alsbald finden wir uns in einem gemütlichen Pub wieder. Da uns der Rudi am Abend noch sicher zu unseren Zelten kutschieren soll, belassen es auch Andi und ich bei jeweils nur drei Pints. Der Regen erwächst mittlerweile zu einem Wolkenbruch und kleinere bis mittelgroße ‚Flutwellen’ stürzen übermütig die Straße hinab. Urplötzlich ist es draußen dunkel, obwohl die Uhr eine durchaus noch hellere Tageszeit ansagt. Auf dem Weg zum Auto werden wir fürchterlich durchnässt. Zuvor besorgen wir uns im take-away endlich eine Portion Haggis mit chips. Im Auto verzehren wir dieses nahrhafte Gericht, was die Bäuche zusätzlich füllt, da wir am Mittag im Rob-Roy-Motel schon sehr sättigend gespeist hatten. Auf der Heimfahrt zum Zeltplatz überraschen uns einige mächtige Flutwellen, wir fahren durch ‚knietiefes’ Wasser, der Höhepunkt erwartet uns auf der Straße nach Aberfoyle, wo es absolut kein Durchkommen mehr gibt. Kurz nach uns an einer Kreuzung kommt ein Straßenverkehrsfahrzeug und der Fahrer sperrt kurzerhand die Straße – leider unpassierbar. Auf Umwegen gelangen wir doch noch zum Zeltplatz, wo uns unsere durchnässten Zelte erwarten. Für eine Nacht muss es noch gehen, zum Glück regnet es in dieser nicht mehr, der Regen hat nach fast exakt 24 Stunden aufgehört. An diesem Abend bleibt nichts mehr zu tun, als vor dem Zelt zu stehen, zu quatschen und noch ein Bierchen zu trinken.
Da der Regen unsere Zelte beinahe geflutet hat, beschließen wir am nächsten Tag, selbige abzubauen. Heute stehe ich als letzter auf und schon bald geht’s los nach Stirling. Es regnet schon wieder fröhlich vor sich hin, aber wir trotzen den Naturgewalten und laufen hoch zum Castle, um dann doch nicht reinzugehen, aber im tourist-centre gibt’s ‚for free’ einen kleinen Film über Stirling und seine Geschichte zu sehen, welche wir mit deutscher Übersetzung auch sehr gut nachvollziehen können. Im strömenden Regen geht’s zurück, wir halten in einem kleinen Café an und frühstücken, während der Regen doch tatsächlich aufhört. Unser nächstes Ziel ist das ‚Wallace-Monument’, nordöstlich von Stirling zu Ehren des schottischen Nationalhelden William Wallace erbaut, welcher im 13. Jhdt. In einer legendären Schlacht ein riesiges englisches Heer mit einem kleinen Haufen schottischer Partisanen besiegte. Grob nachzuvollziehen im Hollywood-Streifen ‚Braveheart’ mit M. Gibson in der Hauptrolle. Ein kleiner Shuttle-Bus bringt uns bis direkt vor das Tor des Monumentes aber die 246 Stufen bis hinauf dürfen wir noch ‚per pedes’ zurücklegen. Die Aussicht lohnt sich, da die Wolken sich ein wenig von den Bergen zurückziehen. Hoffentlich sind die Fotos einigermaßen gelungen, da Stirling selbst eine architektonisch sehr ansprechende Stadt ist, etliche Häuser im viktorianischen Stil sind sehr gut erhalten und lohnenswert anzusehen. Auf dem Rückweg zum Auto überrascht uns doch tatsächlich die Sonne und brennt auf einmal erbarmungslos hernieder, was die Klamotten trocknen und unsere Herzen höher schlagen lässt. Trotz alledem bauen wir im Trossachs-Caravan-Park unsere Zelte ab und begeben uns auf den Weg Richtung Inverness, rein in die Highlands. Die Fahrt ist beautiful, bombastische Landschaften fliegen an uns vorüber, das Wetter ist Top und unsere Stimmung sehr gut, da wir in der Nähe von Inverness, bei einem kleinen Ort namens ‚Muir of Ord’, einen Caravan-Park erwarten, in welchem anno 1994 die kleine Reisegruppe um Andi, Rudi und Ingo bereits drei Tage günstig in einem luxuriösen Caravan übernachteten. Der kleine Laden nebst ‚Reception’ existiert noch, leider vermietet das örtliche Personal keine Caravans mehr, da es sich anscheinend nicht mehr lohnt, die Leute fahren lieber mit ihrem eigenen Wohnmobil durch die Gegend. Gegenüber auf der anderen Straßenseite auf einem Grundstück aber steht ein einzelner Caravan, vermietet von der ansässigen Familie, welcher tatsächlich noch leer steht. Wir haben das große Glück und mieten das feststehende Gebäude für neun Nächte für den lächerlichen Preis von 160 £. Fast genauso teuer war der Zeltplatz in Aberfoyle für nur drei Nächte! Die Frau des Hauses erweist sich als äußerst nette und zuvorkommende Gastgeberin und wir richten uns für einige Tage häuslich ein. Unsere Vorräte füllen wir in einem ‚Spar-Market’ mit ‚alcohol-license’ auf, den Abend verbringen wir gemütlich und warm bei Musik, Skat und Bier.
Am heutigen Donnerstag planen wir unsere erste längere Tour durch die Highlands, die uns schließlich bis an die nördliche Atlantikküste führen wird. In Ullapool halten wir das erste mal und versorgen uns mit den üblichen Getränken (Bier und Wasser) sowie kleinen Unterwegsmahlzeiten (Sandwiches und Salat). Leider bleibt keine Zeit für einen Stadtrundgang und wir machen uns gleich wieder auf den Weg nach Durness, wo uns eine imposante Höhle erwartet. Der Weg dorthin führt uns über mehrere schmale einspurige steile Straßen und Pässe, welche im gemächlichen Tempo befahren werden. Es gibt mehrere sogenannte passing-places, an denen wir entgegenkommenden Autos ausweichen müssen. Die Zeit fließt vorbei und nach einigen Stops zum fotografieren und filmen sowie eines kleinen Lunches am See – Loch Assynt – erreichen wir am späten Nachmittag die Höhlen. Eine der drei Kalksteinhöhlen ist begehbar, rund 70 Meter lang mit Löchern im ‚Dach’, wodurch sich durch das einfallende Licht eine interessante Flora entwickeln konnte. Da die Natur nur schwer aufzuhalten ist in ihrem werden und wachsen und zerstören wird diese Höhle, wovon die anderen zwei ‚Löcher’ nur mit einem Boot zu befahren sind, in einigen hundert oder tausend Jahren wohl verschüttet oder keine Höhle mehr sein, aber glücklicherweise werden wir das nicht mehr erleben, nobody seems to be immortal?!
Die Küste ist sehr beeindruckend und nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir wieder den Eingang der Höhlen und entdecken dort noch einige brav in Reihe aufgestellte ur-ur-uralte Steine, man kann schon kleine Felsen zu ihnen sagen. Wir erreichen das Auto und es geht wieder gen Süden, vorbei an wundervoller Landschaft. Einen Fjord umrundend windet sich die schmale Straße entlang majestätisch aufragenden Hügeln, zum Teil noch mit Bäumen bewachsen. Es wird doch langsam dunkel und dank Rudis Fahrkünsten durchqueren wir ohne accident eine wie aus dem Nichts auftauchende dichte Nebelbank, welche nach knapp einer Meile ebenso plötzlich wie erstaunlich wieder verschwunden bzw. einfach nur durchfahren ist. Die Fahrt wird lang und länger, aber gegen 21.45 Uhr erreichen wir endlich den Caravan, wobei es Rudi gelingt, die Einfahrt zum Gehöft zu verpassen. An diesem Abend bleibt es bei einem Bier und etwas Salat, ich bin müde und begebe mich alsbald ins warme Bettchen.
Gegen 9.00 Uhr in der Früh wache ich langsam auf, die Schmerzen in der Schulter sind so gut wie weg dank ‚Mobilat’ und nicht mehr vorhandener Feuchtigkeit. Wir sitzen gemütlich bis gegen 11.30 Uhr im Caravan, frühstücken ausgiebig und holen quasi den verlorengegangenen gestrigen Abend mit Kartenschreiben nach. Rudi lenkt dann sehr aufmerksam das kleine Auto gen Inverness, dort suchen wir zuerst einen ‚car-park’ auf und begeben uns anschließend per pedes durch die Innenstadt – very lovely. Wie üblich besuchen wir Touri-Shop’s und Cassetti-Läden, mehrere ‚Pfünde’ wechseln den Besitzer. Zum Abschluss setzen wir uns in einen gemütlichen Irish-Pub, den ersten in Scotland. Wir genießen ein Kilkenny und ein Cold Guinness, dann ist es Zeit, das Auto aufzusuchen, weil die Parkgebühr abläuft und wir ja noch nach Culloden Muir wollen. Dort auf dem ‚Schlachtfeld’ angekommen, begeben wir uns direkt aufs „Field“, welches natürlich Touri-gerecht angelegt wurde. Kleine verschlungene Pfade führen durchs Moor, vorbei an feindlichen Linien geht’s hindurch, hinüber zu den schottischen Trooper’s und vorbei an mehreren kleinen Gedenksteinen für die gefallenen Soldaten. Die Magie des Ortes lässt mich schon erschauern und, den Klang des Liedes ‚Culloden Muir’ von ‚Grave Digger’ im Ohr, versinke ich tief in Gedanken und sehe vor mir die berockten Highlander und höre von Ferne ihre Schlachtrufe. Leider ging die Schlacht damals verloren, ‚Bonnie’ Prinz Charles rang sich zu spät zu wichtigen Entscheidungen durch und ehe das gesamte Heer so richtig wusste, was es tun sollte, war schon fast alles vorbei, die Schotten und ihre irischen Mitstreiter verloren rund 1200 Mann, die Engländer dagegen nur etwa 350!
Im Café des Visitor’s-Center genießen wir einen Kaffee und diverse süße Kuchenteile. Leider reicht die Zeit nicht für den dort stattfindenden Vortrag über die ‚Schlacht von Culloden’ und auch die drei £ schrecken ein wenig ab. Zum anderen stehen noch ein altertümliches Steingrab und ein Castle auf dem ‚Programm’. Die ‚Clava Cairns’ bestehen aus drei pyramidenförmig angelegten Grabstellen aus dem dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Sehr imposant, wobei die Magie des Ortes wieder sehr aufregend wirkt. Die Fahrt geht weiter nach ‚Cawdor Castle’, welches schon um 5.30 p.m. schließt, da es teilweise noch bewohnt ist. Natürlich kommen wir erst kurz nach halb sechs dort an und alles ist verschlossen. So erheischen wir während der Fahrt nur noch einen kurzen Blick auf das Schloss, leider viel zu wenig, um irgendeinen Eindruck zu bekommen. Wir fahren zurück zum Caravan, halten unterwegs in Beauly noch mal an, um eine Priory zu besichtigen, aber es kostet ein £ und ist auch schon geschlossen, wie üblich! Wir umrunden daher den Friedhof nebst zerfallener Kirche, aber es ist doch nicht so sehr imposant, als dass sich ein längerer Aufenthalt lohnen würde. Bei strahlendem Sonnenschein kommen wir „heim“, das erste Bier wird geöffnet und nach ewig langer Zeit ist unser Abendessen endlich ‚durch’. Währenddessen spielen wir etliche Runden Skat, hören nebenbei gute Musik und ziehen genüsslich an einer ‚Hamlet’. Irgendwann tief in der Nacht fordert der Schlaf sein Recht und die Betten werden aufgesucht.
Samstag bleibe ich etwas länger liegen als am Vortag. Nach dem Frühstück eröffnet uns Andi, dass er den Tag allein im Caravan verbringen möchte. Ergo mache ich mich mit Rudi auf den Weg, eine kleine Rundtour, die uns nordwestlich unseres Caravans führen wird. Wir befahren die 835 Richtung Ullapool um einige Meilen später auf die 832 abzubiegen. In einem kleinen Einkaufsladen füllen wir unsere Vorräte auf, erfreulicherweise gibt es am Samstag Nachmittag noch einen geöffneten preiswerten Shop dieser Art. Der erste ‚Viewpoint’ lässt nicht lange auf sich warten, das südliche Ufer des Loch Maree eröffnet uns einen imposanten Blick durch die Berge ringsum hindurch einige Meilen den See hinauf. Es ist auch eine Hinweistafel über die Fauna und Flora des Gebietes aufgestellt, die dem wissensdurstigen Touri nützliche Informationen bietet. Weiter geht’s zu den ‚Victoria-Falls’, wir wandern durch den Wald und bewundern das Flüsschen, welches sich einige Momente später waghalsig in die Tiefe stürzt, benannt nach Queen Victoria, welche im achtzehnten Jahrhundert begeistert die Gegend um Loch Maree erkundete.
Unsere Route führt entlang des ‚Maree’ bis hinauf nach Gairloch, einem malerisch gelegenen und von Touristen häufig aufgesuchten Hafenstädtchen. Wir begeben uns auf einen Parkplatz und wandern zum Hafen raus. Dort ist aber nix mehr los, es ist Samstag Nachmittag. Selbst der kleine Souvenir-Shop hat bereits geschlossen. Nichtsdestotrotz finden wir ein kleines Hotel mit anliegendem Pub und genehmigen uns ein kühles ‚Caffreys’ bei strahlendem Sonnenschein auf `nem Freisitz. Weiter geht’s nach Inwere, dort befindet sich ein botanischer Garten, den ich gern besichtigen möchte, um auch ein paar Fotos zu machen, an denen sich besonders mein Freundin Anna erfreuen wird. Rudi will sich das nicht antun und so begebe ich mich allein zum Ticketshop, um auch gleich wieder den Rückzug anzutreten, da mir 4,80 £ doch zu teuer sind. Hätte ich einen kompetenten Partner, wäre ich durchgelaufen, aber so. . .
Im Shop treffe ich Rudi, der sich noch ein wenig umsieht, um ihn gleich mit rauszuziehen. Das ist praktisch das Top unserer Route, so dass im Prinzip die Rückfahrt beginnt. Wir sind schon ein wenig hungrig, da wir uns in Gairloch umsonst nach einem ‚Fish’n’Chip’s’-Laden umgesehen hatten. D.h. , es gibt einen, aber der hatte geschlossen. Gegen 18.00 Uhr treffen wir am Caravan ein, Andi wundert sich, dass wir schon zurück sind, aber wir kümmern uns nicht drum, sondern kochen erst mal unsere Suppe und essen Salat. Andi will am Abend nicht mit nach Inverness kommen, was mich sehr stutzen lässt und ich tagelang das Grübeln bekomme. Ich würd’ mich ja langweilen alleine in `nem Wohnwagen mitten in Schottland, aber heiß ich Andi?? Nö, also setzen wir, Rudi und ich, uns wieder ins Auto und düsen los, um einige Pubs zu besuchen. Leider sind schottische Städte in den Highlands nicht so mit Pubs gesegnet wie Irische, dafür gibt es mehr Techno-Schuppen. Wir ziehen durch 2 – 5 Pubs, jeweils bei einem Guinness oder Ähnlichem verweilend, meistens treibt uns die zu laute ‚Nicht-Folk-Musik’ wieder hinaus, um im nächsten Pub dasselbe zu erleben. Zwischendurch ziehen wir für satte 2,90 £ ‚Fish’n’Chip’s’ um gegen 23.30 Uhr Richtung Caravan zurückzufahren. Andi liegt bereits im Bett und ich begebe mich auch gleich in meines, während Rudi noch eine Dose Bier genießt, da er ja fahren musste und im Pub nicht so viel trinken durfte.
Sonntag klingelt erst gegen 11.00 Uhr der Wecker. Es gibt Eier zum Frühstück, es ist schließlich nur einmal in der Woche Sonntag. Erst nach 12.00 Uhr beginnt heute unsere Tour, aber wir haben ja Urlaub und es nicht eilig. Wir fahren Richtung Inverness wie am Vorabend, um aber heute hinter Beauly Richtung Drumnadrochit abzubiegen. Dem aufmerksamen Schottlandkenner wird es nicht entgehen, dass sich in diesem Ort die ‚Loch-Ness-Monster-Exhibition’ befindet, welche aber heute recht uninteressant für uns erscheint, schließlich besuchten wir vor vier Jahren das Teil bereits! Gleich nebenan steht Urquhart-Castle, eine uralte Burgruine, die unsere Aufmerksamkeit erregt. Leider gehört das Gebäude zum ‚Scottish-National-Trust’, so dass wir unsere übliche Pfünde hinterlegen müsse, um uns das Ganze aus der Nähe zu betrachten. Aber es lohnt sich, wie eigentlich immer, obwohl das Teil ruinös ist.
Wir erklettern den kleinen, noch stehenden Turm und werden mit einer herrlichen Aussicht auf Loch Ness belohnt. Wo taucht Nessie auf? Diese Frage stellt sich immer wieder, aber ich hab’s wieder nicht gesehen. Vielleicht in drei Jahren noch einmal versuchen?! Es gibt tatsächlich noch so einiges zu entdecken auf dem Castle aber irgendwann ist genug. Vor dem Ein- bzw. Ausgang steht ein ‚Refreshment-Wagen’, wir genehmigen uns dieses mal jeder ein Eis, da es schon wieder sehr warm ist. Weiter geht’s auf der uns bereits bekannten A82, dieses mal aber in anderer Richtung. Man trifft sich im Leben immer zwei mal, ergo halten wir wie vor vier Jahren auf dem Parkplatz in Fort Augustus vor der BP-Tankstelle mit ‚Gift-Shop’ gleich hintendran. Während wir damals im gegenüberliegenden Restaurant speisten, begnügen wir uns heute nach ausgiebiger shoppingrunde mit einem kleinen Imbiss auf dem Picknick-Areal hinter dem Parkplatz. Die Zeit zieht vorbei und noch liegt einiges vor uns. Zum Beispiel das atemberaubende Tal namens GlenCoe. Dort befindet sich auch ein Visitors-Centre, aber es ist bereits geschlossen, wie gesagt, der Tag begann recht spät heute. Wir begeben uns auf einen kleine Waldspaziergang zum ‚Signal-Rock’, um den sich auch eine nicht unwichtige Geschichte Schottlands rankt, nachzulesen in jedem guten Reiseführer oder direkt vor Ort! Von diesem Fels aus wurde das Signal zum Massaker am Clan der McDonalds gegeben, so geschehen im achtzehnten Jahrhundert. Da der Wald ringsum sich noch immer in Privatbesitz befindet, gehen wir denselben Weg zurück, wobei wir nicht abweichen dürfen! Wieder ist Zeit für Foto- und Filmaufnahmen, die Landschaft zeigt sich von ihrer besten Seite. An die Strasse durchs Tal schmiegen sich beiderseits riesig erscheinende Berge, welche in Wirklichkeit gar nicht so hoch sind, allerhöchstens rund eintausend Meter. Vom Meer her weht ein kräftiger Wind durchs Tal, welcher durch die Berge nicht von der Strasse abweichen kann. Im Auto ist er nicht zu spüren, aber auf dem Parkplatz kann ich mich beinahe wieder dem beliebten „sich in den Wind lehnen“ - Spiel hingeben. Leider weht es doch nicht ganz so stark wie damals auf ‚Giant’s - Causeway’ in Northern – Ireland.
Es wird langsam dunkel und wir begeben uns auf die Heimfahrt, da es schon so spät ist, nehmen wir dieses mal dieselbe Route zurück, welche uns wieder am Urquhart - Castle vorbeiführt. Clevererweise besteht auf der Strasse rund ums Castle absolutes Halteverbot, so dass man sich schon wenigstens auf den von Polizisten tagsüber verwalteten Parkplatz begeben muss, um wenigstens einen halbwegs anständigen Blick aufs Castle zu erheischen. Da selbiges des Nachts angestrahlt wird, halten wir nochmals dort an, aber es gelingt Andi nicht, zufriedenstellende Aufnahmen mit dem Camcorder zu starten.
Gegen 22.30 Uhr erreichen wir den Caravan und da wir unterwegs mit Fish’n’Chips versorgt worden sind, bleiben unsere Vorräte diesen Abend unangetastet. Es ist aber noch genügend Bier zum Vernichten vorhanden und so verstreicht der Abend bei einer zünftigen Partie Skat. Es ist 2.00 Uhr, als ich mich zur Ruhe begebe.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo,

irre ich mich oder war die geschichte ursprünglich länger? da haste dich erst gar nicht getraut, sie einzustellen und jetzt rangiert sie unter "das beste"! ganz lieb grüßt
 

amorphoury

Mitglied
hi flammi,

von 'geziert' kann ja wohl keine rede sein ;-))
aber der text ist soweit vollständig, insofern, dass ich ab montag nicht weitergeschrieben hatte.
gruss amorph
 



 
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