Brief an all das, was ich liebe

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Sun Kiss

Mitglied
Es ist jetzt also soweit. Das Gefühl, dass bereits seit 2 Jahren in mir schlummert ist nun aufgewacht. Ich wusste es schon so lang, doch ich konnte nichts dagegen machen. Ich wusste, das ist das Leben und es steht nicht in meiner Macht, nicht in der Macht irgendjemands, etwas daran zu ändern.
Zu lange habe ich an dem Bild des scheinbar perfekten Lebens geklammert, habe die drückende Gewissheit einfach ignoriert, doch deswegen bin ich umso tiefer gestürzt und auf dem harten Boden der Realität gelandet. Ich versuche wieder aufzustehen und suche nach irgendetwas, an dem ich mit festklammern könnte. Doch um mich herum ist nichts. Rein gar nichts. Ich bin hier allein, mein Leben lebt irgendwo weit weg weiter – ohne mich. Denn das, was mich nun erwartet will ich nicht mein Leben nennen.
Ich habe in meinem Leben das Vollkommene gesehen. Die Menschen, die ich jeden Tag um mich herum hatte. Das, was ich einfach jeden Tag machte, es hat mir Sicherheit gegeben. Es ist so, als hätte mir jemand alles, was mir wichtig war, alles, was ich liebte - das, was mein Leben ausmachte, in einen Sack gepackt und ins Meer geworfen. Doch diesen jemanden gibt es nicht. Ich kann niemandem die Schuld für mein Leid geben, auch nicht mir selbst. Alles was ich sagen kann ist, dass es einfach so ist. Es ist einfach so, fertig. Ich muss zweifellos mit dieser Situation zurecht kommen.
Es war die bedeutendste Zeit meines Lebens. Verdammt ich vermisse euch und ich will das alles wieder zurück. Doch warum reißt es mich einfach von euch weg? Ich will nicht gehen, ich will einfach bei euch bleiben. Kommt mir bloß nicht mit dummen Sprichwörtern. „Fürchte dich nicht vor Veränderungen, sondern vor dem Stillstand.“ Dass ich nicht lache. Ich soll mich nicht vor Veränderungen fürchten, wenn ich genau weiß, dass ich ins Verderben renne? „Mit jeder Tür, die sich schließt, öffnet sich eine Neue.“ Ich will die neue Tür aber nicht. Wer würde den Schlüssel zur Hölle schon benutzen wollen?
Ich fühle mich schrecklich. Ich will mein altes Leben wieder zurück. Bitte, ich würde alles dafür geben, absolut alles! Gebt es mir doch wieder zurück...
Doch das Schlimmste ist, ich weiß, keiner kann es mir zurückgeben. Das hier ist mein neues Leben. So sehr ich es auch hasse, ich muss es anerkennen. Wer weiß, vielleicht werde ich es irgendwann mal sogar mögen können. Aber bis dahin wird die Welt noch viele Tage und Nächte sehen...
 
H

Henry Lehmann

Gast
Wie schreibe ich einen guten Jammerartikel?

Man nehme eine handvoll Alltagsprobleme,
ein paar klein geschnetzelte Seiten aus dem Poesiealbum,
einen Bund Euphemismen, eine Prise Suizid-Metaphorik
und dann auf kleiner Flamme in 200 ml Selbstmitleid dünsten.

Guten Appetit!
Henry
 

Sun Kiss

Mitglied
Sorry, ich nehme beim Schreiben normalerweise keine Rücksicht auf Menschen, die meinen, man dürfe nicht das schreiben, was man fühlt.

Kaba
 

Tezetto

Mitglied
Und du hast damit auch völlig recht.

Dann noch ne Bitte an Henry, schau Dir mal Sun´s Profil an, und dann denke bitte ein paar Jahre zurück, hast Du damals auch schon so geschrieben? Um bei mir selber anzufangen, ich konnte vor 26 Jahren nicht!

Gruss
Torsten
 

sohalt

Mitglied
Klar. In diesem Alter sind solche Tagebucheintragungen ganz normal. Aber ich schätze, werte Sun Kiss, du bist hier, um was zu lernen und dich evtl. etwas über den Durchschnitt zu erheben (in literarischer Hinsicht) und wenn du mit Kritik weiterhin so umgehst wie mit der von Herrn Lehmann, dann wird da nix draus.

Klar darfst du über Gefühle schreiben. Die Fragen ist nur, wie.. Schön wär halt: so, dass der Leser auch was davon hat.
Und dazu müsstest du die Gefühle vermitteln, anstatt sie zu behaupten.

Ein Tipp: Werd konkreter.
Ob du's glaubst oder nicht, Texte können wahnsinnig viele Gefühle vermitteln, auch wenn sie scheinbar nur Dinge beschreiben.
 

Sun Kiss

Mitglied
@ sohalt
Hallo! Natürlich nehme ich Kritik eigentlich gerne an, aber die von Henry Lehmann hat ja den Inhalt kritisiert und dazu auch keinerlei Verbesserungsvorschläge genannt. So kann ich mich nicht verbessern und ich denke man kann nicht kritisieren über was der andere schreibt, sondern nur wie der andere es schreibt, denn ich will doch noch selbst entscheiden über was ich schreibe und was mich interessiert. Aber Kritik über den Stil oder sonstige Verbesserungsvorschläge sind natürlich immer willkommen...
Also nur soviel dazu, ich kann Kritik schon vertragen, wenn sie so geschrieben ist, dass es mir auch was bringt ;)

Sun Kiss
 
B

bonanza

Gast
das ist ein schöner tagebuchtext, sun-kiss.
ich kann kein jammern darin entdecken.
dein gefühl des abschieds und neuanfangs ist gut
nachvollziehbar. du sprichst den schmerz, die wehmut
aus und auch den unmut vor dem, was kommen wird, das
noch gar keinen platz in dir hat. es klingt in
deinem text auch an, dass du dich deinem neuen weg
stellen wirst. da ist kein jammern - sondern eine
ehrliche konfrontation.
prognosen für die zukunft sind unsinn, aber gute wünsche
immer angebracht.

bon.
 



 
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