Buchstabenfarben - ein Mitmachgedicht

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
a ist rot
e ist gelb
ö ist lila
o ist blau
u ist dunkelblau
i ist hellgrün
ä ist rosa (oder pink?)
ü ist helles blaugrün

Das sind meine Empfindungen

Farbzuordnungen habe ich nicht erfunden

Ich sehe sie nicht.
Ich fühle sie.

Manche sehen sie.

Wie ist es bei euch?

m ist grau
t ist grau gesprenkelt
die mesiten Konsonanten sind grau.

sch ist Wasser


Jakobson beschrieb Zuordnungen
bei Kindern,
die gesprochene Buchstaben farbig sehen.
 

wirena

Mitglied
Die Farben sind der Ort,
wo unser Gehirn und das Universum
sich begegnen.


Paul Cezanne


Lieber Bernd

Spannend Dein „Input“! Er knüpft irgendwie bei mir an seit „ewigen Zeiten“ schlummernde Fragen an. Du fragst nach unserem Erleben und hast keine Farbzuordnung gefunden.

Die Synästhetikerin Patricia Lynne Duffy, Mitbegründerin und Beraterin der American Synesthesia Association, hat eine erstellt. Siehe

www.sensequence.de/arch/lett/patlettde.html

Synästhetiker erleben die Farben der Buchstaben aber unterschiedlich. Artikelzitat: scinexx.de:

„Tief ist dunkel, hoch ist hell? Das Rätsel der Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Die Britin Dorothy Latham sieht O als leuchtend rot, für ihren Zwillingsbruder Peter sind dagegen R und Z rot. Selbst bei Zwillingen, die beide Synästheten sind, können sich die Farben, die beide mit Zahlen verbinden, deutlich unterscheiden. Und auch die Künstlerin Carol Steen und ihr Vater sind in dieser Hinsicht nicht immer einer Meinung, wie sie erzählt: „Dreißig Jahre später kam mein Vater mich in Manhattan besuchen und sagte: ‚Weißt du, die Zahl vier ist wirklich rot und die Null ist weiß. Und die Zahl neun ist grün.‘ Ich entgegnete: ‚Naja, ich stimme dir bei der Vier und der Null zu, aber die Neun ist definitiv nicht grün. Eine komplette Übereinstimmung aller Buchstaben- oder Zahlen-Farben bei zwei Synästheten ist nach den Erfahrungen der Forscher bisher kaum vorgekommen. In jüngster Zeit haben Wissenschaftler allerdings Hinweise darauf gefunden, das bestimmte Paarungen gerade bei Buchstaben-Farben-Synästhesie statistisch gesehen häufiger auftreten als andere. So ist das A sehr oft rot, die letzten Buchstaben des Alphabets lösen dagegen häufig die Wahrnehmung von metallischen oder dunkleren Farbtönen aus.“


Auch ETH Zürich muss eine Farbenzuordnung zu Buchstaben haben. Jedenfalls entwickelte sie die Lern- und Therapiesoftware Dybuster. Ein Farbenalphabet fand ich nicht, doch den Hinweis auf, Zitat:
„Linguistische Basis"
Für die Wortauswahl und die mathematische Berechnung der multisensorischen Darstellung wurden ausführliche linguistischen Untersuchungen vorgenommen. Insbesondere die Häufigkeit und Schwierigkeit von Wörtern und Buchstaben wurden berücksichtigt. So enthält Dybuster die 8‘000 häufigsten deutschen Wörter, wobei die häufigen, einfachen Wörter zuerst gefragt werden. Die Buchstaben sind so auf die Farben zugeteilt, dass alle Farben in der Sprache gleich häufig vorkommen, d.h. uniform verteilt sind. So kann an Hand der Farben der richtige Buchstabe am eindeutigsten bestimmt werden


Meine persönliche Erfahrung ist, dass mein Farberleben ein absolut anderes ist, wenn ich die Buchstaben als grafische Symbole/Zeichen betrachte oder als Klang/Laute vor mich hinspreche. In beiden Fällen sehe auch ich keine Farben, sondern, denke/empfinde spontan das Farbwort. Die daraus erfolgenden, vom Malen her bekannten Farbgefühle, wecken erst die Farberinnerung an die Farbe an sich, und dann auch zu neuen Wortassoziationen oder spontanem bilderähnlichen Erleben.

Beispiel:
gezeichnetes grafisches R = Grün verbunden mit Wortassoziation Wiese, Rasen...verbleibe, konzentriere ich mich auf das Farbgefühl, vertiefe ich mich in die Farberinnerung Grün - verschwindet der Zusammenhang zum Buchstaben R -

Laut vor mich hingesprochen - Klang verändert Gefühl:
R = Rot, Körpergefühl/Motorik, die Zungenbewegung ist dominant – spontane Emotion mit Wortassoziation Energie/Kraft angekoppelt an das geflügelten Wort „ich sehe Rot“. Farbgefühl, Farberinnerung als Farbe folgt zweitrangig und weckt ganz andere Bilder/Wortassoziationen.

Das Hören eines gesprochenen Buchstabens wäre nochmals eine andere Erfahrung.


Meines Erachtens ist Farberleben, wie so vieles, ein höchstpersönliches, subjektives Erleben. Nicht nur biografisch abhängig/beeinflusst sondern auch von den organischen Fähigkeiten/Möglichkeiten. Müsste ich mich auf eine Farbzuordnung festlegen, müsste ich über längere Zeit mich damit konkret befassen und sicher auch sehr viele Buchstabenbilder in verschiedenen Farben malen :).

Bernd, Deine Farbenzuordnung kann ich gut nachempfinden, doch sie stimmen mit meiner derzeitigen, spontanen Wahrnehmung selten überein.

Für mich wäre heute folgende unreflektierte, spontane Zuordnung stimmig:

a = rot
e = blau
ö = gelb
o = blau
i = gelb
ä = pink
ü = grün


Lg wirena.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Wirena,
danke für die Informationen und den Tip.
ich habe es laut probiert, am klarsten ist mein Gefühl
ö=lila/violett

I ist eher weiß, aber eher metallartig, schwer zu sagen.
O bleibt rot, alles andere ist unklar.

Gestern habe ich sie gedacht. Vielleicht ist da ein Zusammenhang, wenn alles im Gedächnis abläuft gegenüber tatsächliche Eindrücken.

Roman Jakobson beschrieb in seinem Buch "Kindersprache, Aphasie und allgemeine Lautgesetze" ebenfalls die Zuordnung heller Farben zu hellen Vokalen und dunkler Farben zu dunklen Vokalen.

Als Beispiel gibt er neben anderen K. Langenbecks Tabelle an:

"a rot æ rosa
o blau ø hellblau e gelb
u schwarzbraun, y grau, i silberweiß"

Jakobson beschreib, dass die Systeme sehr individuell sind.
 

wirena

Mitglied
...ja Bernd, gemäss meiner Erfahrung gibt es einen Zusammenhang, und es macht einen grossen Unterschied, ob die Buchstaben „nur“ gedacht oder an tatsächlichen Eindrücke gekoppelt sind. Jedenfalls erlebte ich nun, versuchte erstmals die Buchstaben nur zu denken, und konzentrierte mich dabei auf den Gedächtnisklang, dass da einiges „mitmischelt“, das ich nicht unter Kontrolle habe. Vermutlich werden beim reinen Denken, ohne irgendwelche tatsächlichen Eindrücke alle „Gehirnregionen“ aktiv, die seinerzeit mit dem entsprechenden Buchstaben verbunden wurden und „verknüpfen“ sich neu bei der Suche nach der „stimmigen“ Farbe.

So z.B. gelang es mir nicht den Buchstaben O bei meinem ersten spontanen Versuch nur klanglich zu denken. Die Vorstellung des Buchstabens O, ein Kreis schwebte unweigerlich vor meinem inneren Auge in weiss, und war nicht wegzudenken. Wechselte dafür zu silber und gold. Bei erneutem Versuchen blieb der gedachte O-Klang immer noch verbunden mit der Kreisvorstellung. Weiss wechselte aber nicht mehr.

Die klangliche Vorstellung des B hingegen war nicht möglich ohne Wortassoziation Bär, Brot und wurde dadurch zu braun und ein grosses B schwebt vor meinem inneren Auge. Bei erneuten Versuchen, vermischte sich die klangliche Vorstellung mit den Zeichen „beee“, die vor meinem inneren Auge in die Farbe Blau „liefen“....

Ich denke, da gäbe es für mich einiges zu Durchleben, bis ich, wenn überhaupt, zu den Buchstaben reine Farben zu ordnen und in meinem Hirn neu verankern könnte -

....herzlichen Dank Bernd für diese Erfahrung/Erkenntnis....

Lg wirena
 

wirena

Mitglied
Hallo Bernd

kurze Info – vielleicht auch für Dich interessant. Bei oO (Buchstabe O) bin ich ja beim Kreis gelandet – heute bei aA = rot beim Oktaeder

Lg wirena
 



 
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