Bulimie

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Traum

Mitglied
All dem ein Ende machen...

Lieber Mako,

..ist es nicht doch ein Tod auf Raten? Der dann den Wunsch hervorbringt, diesen Kreislauf zu beenden, bevor die aufsteigende Magensäure die Speiseröhre zerfrisst?!
Ich weiß es nicht.
Sicher- ,die 4. Strophe, der Wunsch, ist so endgültig, so abgeschlossen. Da hast Du recht.

Vielen Dank für Deine Gedanken zu diesem Thema und meiner Ausführung dazu.

Grüß Dich

Traum
 

roland

Mitglied
Hallo, liebe Traum,
Dein Text beschäftigt mich und ich möchte gern etwas dazu sagen.
In Deinen ersten beiden Strophen habe ich die Empfindung einer ironisch- pessimistischen Haltung (etwa: `egal, wie frisch das ist, was ich esse, ich bring es sowieso wieder raus´). Dann beschreibst Du den Zustand danach, der wahrscheinlich ein Dauerzustand ist, also ein schlechter. Und dann kommt die traurige Aussage, lieber tot sein zu wollen.
Der Ernst der dritten Strophe steigert sich so schnell in die vierte, daß ich lesend sogleich zurückgesprungen bin an den Anfang und ihn erneut gelesen habe.
Dabei ragte dann auf einmal das Wort "verwöhnen" heraus. Diese Wahl könnte nach meinem Gefühl ein Hinweis sein, daß in diesem Text der Ich-Form dennoch der Blick von außen auf jemanden fällt, der Bulimie- erkrankt ist.
Oder denkbar wäre die Wortwahl auch als ein Ausdruck von sogenanntem Galgenhomor.

Zu diesem stark gesteigerten Ende (mit dem Todeswunsch) würde für mein Empfinden schlüssiger passen, wenn Du in der ersten Zeile z.B. "peinigen" an Stelle von "verwöhnen" verwendetest. (Also der Gedanke, ob Essen in Wirklichkeit ein Genuß sein kann, wenn ein Gefühl dazugehört, nicht leben zu wollen, früher SO behandelt worden zu sein.)

Natürlich ist das nur mein persönlicher Eindruck.
Aber ich weiß von der Schwere dieses Krankheitsbildes und vor allem, daß die dahinterstehenden Gründe schwerwiegendst sind (und einem weitgehenden gesellschaftlichen Tabu unterliegen). Deshalb vor allem ist für mich der Todeswunsch der vierten Strophe verständlich und zum Inhalt des ganzen Textes schlüssig.

Insgesamt gefällt mir Dein Werk gut, wenn man beim dahinterstehenden Ernst überhaupt von Gefallen sprechen darf. Es bringt mit seinen Bildern den Schmerz eines Lebens mit Bulimie kurz und unerbittlich ins Bewußtsein - so, wie die Wirklichkeit eben auch ist.
Dies von Roland
 

Traum

Mitglied
Ernster, und immer aktuelles Thema

Lieber Roland,

ich danke Dir für diese vielen Zeilen, die mir zeigen, wie sehr Du Dich mit dem Thema auseinandersetzt. Sehr lange habe ich mir überlegt, ob ich es hier veröffentlichen soll, stimmt, es ist ein Tabuthema in der Gesellschaft. Aber gerade deshalb wollte ich aufrütteln, nachdenklich machen. Die Schule beginnt wieder, und immer mehr junge Menschen sind davon betroffen, und nicht nur Mädchen und Frauen sondern auch bei Jungens und Männer.Aber meine letzte Zeile:
ich wollt ich "wär" tot... ist doch mit Hoffnung verbunden für das "ja" zum Leben schlechthin. Es heißt nicht, ich "bin" tot. Ich weiß nicht ob es genug herübergekommen ist.

Viele Grüße

Traum
 
I

IKT

Gast
Guten Morgen Traum!
Bulimie - ein gern "übersehenes" Thema. Genau wie Du es in der dritten Strophe beschreibst, "niemand merkt es". Deshalb denke ich, läßt sich auch der Todeswunsch in Strophe vier erklären. Wenn ein solcher Hilfeschrei nicht bemerkt wird, ist es oft so, dass der Betroffene nur noch tot sein möchte. Also der Inhalt ist, meiner Meinung nach, nicht ganz verkehrt. Vielleicht solltest Du versuchen, andere Worte zu finden, die dasselbe ausdrücken. Nicht ganz einfach!Ich wünsche Dir einen schönen Tag! IKT
 

Traum

Mitglied
andere Worte

Hallo IKT

mir fehlen andere Worte, aber ich finde es gut, daß Du Dir darüber Gedanken gemacht hast. Vieleicht ist es eine Anregung für andere, andere Worte dafür zu finden?
Ich wäre sehr interessiert und dankkbar dafür.

Viele Grüße

Traum
 

roland

Mitglied
liebe Traum, danke für Deine Post. Ja, ich bin betroffen von diesem Thema. Es macht mir Mühe, darüber mitzuteilen, was ich geschrieben habe.*) Scheu vor allem deshalb, weil ich den Betroffenen keinen Schmerz bereiten möchte. Es geht ihnen schon schrecklich genug. Aber mein Schweigen ist auch nicht richtig, denn andere brauchten solche Informationen, vielleicht den Stich im Herz, um über ein Thema nachzudenken, eine innere Haltung (dazu) zu gewinnen.
Deshalb bewundere ich die Kraft, die aus dem Aufschreiben Deines Textes spricht. Es ist bei diesem tabuisierten Themen sehr schwer, sein Betroffensein offen mitzuteilen. Und es steckt auch ein Stück von eigener Therapie mit darin, mit anderen darüber zu sprechen oder zu schreiben.
Nein, beim Lesen Deines Gedichtes habe ich mir über Deinen Lebenswillen oder Sterbenswunsch keine Gedanken gemacht. Nicht aus Gedankenlosigkeit. Vielleicht, weil diese Deine Auseinandersetzung, eben, daß Du Dein Gedicht erarbeitet hast, schon genug Kraft erfordert und auch anzeigt, die mich das Schlimmste nicht befürchten ließ.
Und wenn Du (bereits) mehr schreibst ünd Dich mit Deinen Lasten aueinandersetzt, hast Du eine Gegenkraft aktiviert, die nicht gering ist.
Dazu wünsche ich Dir Glück,
von Roland

*) Ich zögere seit längerer Zeit, einen Text zu Thema Kindesmißbrauch überhaupt zu zeigen.
 



 
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