Bye-bye Junimond

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du wohnst nun ein paar Straßen weiter.
Sich lösen nennst du es.
Doch täglich klingelt das Telefon.
Gestern sagtest du, dass es regnet.
Ich sah aus dem Fenster - antwortete:
Ja, es regnet...
Früher war jedes Wort ein Gedicht,
jedes Schweigen eine Welt.
Heute verrät uns die Stille.
Ich schließe die Augen.
Sehe dich am Fenster stehen.
Du beobachtest den Junimond hinter den Wolken.
Sie sind vorbei ~ vorbei,
Die kleinen Erdbeben.
Vielleicht besuchst du mich einmal, flüsterst du.
Ja vielleicht.
Wir könnten essen gehen.
Wie damals.
Weißt du…
Ich blicke auf die Straße, versuche mich zu erinnern.
Der Schatten der Laterne gleicht einem Galgen.
Ein Mann steht dort – einsam rauchend.
Wie erhängt.
Mein Gesicht spiegelt sich im Fensterglas.
Es weint rinnende Regentropfen.

Bye-bye Junimond
 
H

Heidrun D.

Gast
Zum Dahinschmelzen schön, Otto!
Der einsam rauchende Kerl, die rinnenden Tropfen und das verlorene Beben ... :)

Besser kann man den Abrieb des Alltags wohl nicht schildern. - Die Sache mit dem Julimond hätte ich am Ende ganz weggelassen, aber wahrscheinlich kommst du mir jetzt wieder mit bereits gedruckten Büchern ... :D

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
...aber wahrscheinlich kommst du mir jetzt wieder mit bereits gedruckten Büchern.

das käme mir nie in den sinn. allerdings befindet sich jenes werk auf der cd, welche sich in deinem besitz befindet ;)
 
G

gitano

Gast
Lieber Otto!
Der Text hat mich sehr berührt!...und nur deshakb sind mir ein paar phonetische Ideen gekommen, die hoffentlich in Deinem Sinne die Aussage unterstützen...

Du wohnst nun ein paar Straßen weiter.
Sich lösen nennst du dass.
Doch täglich klingelt das Telefon.
Gestern
sagtest du, dass es regnet.
Ich sah aus dem Fenster - antwortete:
Ja, es regnet...
Früher war jedes Wort ein Gedicht,
jedes Schweigen eine Welt.

Heute verrät uns die Stille.

Ich schließe die Augen.
Seh dich am Fenster stehen.
Du schaust nach dem Junimond
hinter den Wolken.
Sie sind vorbei ~ vorbei,
Die kleinen Erdbeben.
Vielleicht besuchst du mich mal,
flüsterst du.
Ja vielleicht.
Wir könnten essen gehen.
Wie damals.
Weißt du…

Ich blicke auf die Straße,
versuche mich zu erinnern.
Der Schatten der Laterne gleicht
einem Galgen.
Ein Mann steht dort – einsam rauchend.
Wie erhängt.
Mein Gesicht spiegelt sich im Fensterglas.
Es weint.

Bye-bye Junimond

wunderbar!
Liebe Grüße
gitano
 

revilo

Mitglied
Hallo Otto, die Anlehnung im Titel an Rio Reiser sei Dir verziehen.......ansonsten hast Du ein Gedicht ausgespuckt, das an subtiler Schlichtheit und Dramatik fast nicht zu toppen ist. Trennung pur mit einem Schuss Wehmut! LG revilo
 
H

Heidrun D.

Gast
Ich komme kurz zum Nachbessern vorbei, Otto.

In der gesprochenen Version stört mich die letzte Zeile nicht mehr, weil eine ziemlich lange Pause zwischen dem vorletzten und letzen Vers liegt. :) (Vielleicht hättest du den Junimond einfach mit zwei Leertasten absetzen sollen ...)

Übrigens eine sehr schöne Aufnahme, mit der passenden musikalischen Untermalung.

Heidrun
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke für die Gedanken, danke für die wundervolle Melodie, lieber Gitano. Alles klingt nach...alles.
 



 
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