Bye, bye Michael Klaus

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Ralf Langer

Mitglied
Bye bye Michael Klaus

Seine Stimme am Telefon war wie früher. Gewaltig tief, aufrührend und beruhigend zugleich.
Eine Stimme, wie ich sie gerne als Kind gehört hätte, zu einer Zeit als Blitz und Donner mich noch die Bettdecke über den Kopf ziehen ließen. Eine Stimme, wie jeder Vater sie haben sollte. Aber es gab sie nur einmal.
Und ich sage also,
„ Mensch Michael schön dich zu hören.“
Und ich kriege ein schlechtes Gewissen, weil jetzt schon wieder der Kranke beim Gesunden angerufen hat. Weil ich schon wieder verschoben hatte ihn zu besuchen.
„ Ich arbeite an einer neuen Idee“, sagt er und hustet.
„Wird in der Zeche Zollverein stattfinden.“
Er hustet wieder.
„Schauspieler, die in Glaskäfigen sitzen, erzählen, den Vorübergehenden, von mir geschriebene Texte, über die große Liebe! Wird Teil der Kulturhauptstadt 2010.“
Ich versprach ihm vorbei zu kommen. Ideen zu liefern. Am liebsten was eigenes, hatte er noch gesagt.
„ Große Liebe“, lachte ich ins Telefon.“ Kein Problem“, und legte auf.
Zwei Tage später war er tot. Zum Schluss ist das Leben aus ihm geströmt, wie aus einem weit geöffneten Gashahn.
Ich habe ihm noch Zettel und Stift ins Grab geworfen.
Große Liebe, dachte ich noch. Das ist doch das Leben.
 

Ralf Langer

Mitglied
Bye bye Michael Klaus

Seine Stimme am Telefon war wie früher. Gewaltig tief, aufrührend und beruhigend zugleich.
Eine Stimme, wie ich sie gerne als Kind gehört hätte, zu einer Zeit als Blitz und Donner mich noch die Bettdecke über den Kopf ziehen ließen. Eine Stimme, wie jeder Vater sie haben sollte. Aber es gab sie nur einmal.
Und ich sage also,
„ Mensch Michael schön dich zu hören.“
Und ich kriege ein schlechtes Gewissen, weil jetzt schon wieder der Kranke beim Gesunden angerufen hat. Weil ich schon wieder verschoben hatte ihn zu besuchen.
„ Ich arbeite an einer neuen Idee“, sagt er und hustet.
„Wird in der Zeche Zollverein stattfinden.“
Er hustet wieder.
„Schauspieler, die in Glaskäfigen sitzen, erzählen den Vorübergehenden, von mir geschriebene Texte, über die große Liebe! Wird Teil der Kulturhauptstadt 2010.“
Ich versprach ihm vorbei zu kommen. Ideen zu liefern. Am liebsten was Eigenes, hatte er noch gesagt.
„ Große Liebe“, lachte ich ins Telefon.“ Kein Problem“, und legte auf.
Zwei Tage später war er tot. Zum Schluss ist das Leben aus ihm geströmt, wie aus einem weit geöffneten Gashahn.
Ich habe ihm noch Zettel und Stift ins Grab geworfen.
Große Liebe, dachte ich noch. Das ist doch das Leben.
 
S

suzah

Gast
hallo ralf langer,

der text hat mir sehr gefallen. ich will ihn deshalb nicht zerpflücken, mit der aufzählung einiger interpunktionsfehler.

liebe grüße aus berlin, suzah
 

Ralf Langer

Mitglied
Bye bye Michael Klaus

Seine Stimme am Telefon war wie früher. Gewaltig tief, aufrührend und beruhigend zugleich.
Eine Stimme, wie ich sie gerne als Kind gehört hätte, zu einer Zeit, als Blitz und Donner mich noch die Bettdecke über den Kopf ziehen ließen. Eine Stimme, wie jeder Vater sie haben sollte. Aber es gab sie nur einmal.
Und ich sage also,
„ Mensch Michael schön dich zu hören.“
Und ich kriege ein schlechtes Gewissen, weil jetzt schon wieder der Kranke beim Gesunden angerufen hat. Weil ich schon wieder verschoben hatte ihn zu besuchen.
„ Ich arbeite an einer neuen Idee“, sagt er und hustet.
„Wird in der Zeche Zollverein stattfinden.“
Er hustet wieder.
„Schauspieler, die in Glaskäfigen sitzen, erzählen den Vorübergehenden von mir geschriebene Texte, über die große Liebe! Wird Teil der Kulturhauptstadt 2010.“
Ich versprach ihm vorbei zu kommen. Ideen zu liefern. Am liebsten was Eigenes, hatte er noch gesagt.
„ Große Liebe“, lachte ich ins Telefon.“ Kein Problem“, und legte auf.
Zwei Tage später war er tot. Zum Schluss ist das Leben aus ihm geströmt, wie aus einem weit geöffneten Gashahn.
Ich habe ihm noch Zettel und Stift ins Grab geworfen.
Große Liebe, dachte ich noch, das ist doch das Leben.
 
Hallo Ralf Langer,

ein sehr anrührender Text. Mit dem Gefühl des im Hals steckenden Kloßes. Bittersüß kann man auch sagen. Die Trauer kommt rüber, aber auch die Liebe.

Gruß

B.
 
S

suzah

Gast
hallo ralf langer,

wenns denn sein muss..., damit der text perfekt wird:

hier habe ich komma rein, komma raus und leerstellen (bei den anführungszeihen" raus-, nach dem punkt rein genommen. ich glaube, hinter "Mensch" muss nicht noch ein komma, weiß ich auch nicht. ob nach "ich versprach ihm, vorbeizukommen." ein komma stehn muss und ob vorbei zu kommen nach der neuen rechtschreibung ein wort ist, keine ahnung. vielleicht findet sich noch ein spezialist?


Und ich sage also:
„Mensch Michael, schön dich zu hören.“
Und ich kriege ein schlechtes Gewissen, weil jetzt schon wieder der Kranke beim Gesunden angerufen hat. Weil ich schon wieder verschoben hatte, ihn zu besuchen.

Ich versprach ihm vorbei zu kommen. Ideen zu liefern. Am liebsten was Eigenes, hatte er noch gesagt.
„Große Liebe“, lachte ich ins Telefon. "Kein Problem“ und legte auf.
Zwei Tage später war er tot. Zum Schluss ist das Leben aus ihm geströmt wie aus einem weit geöffneten Gashahn.

lg suzah
 

Ralf Langer

Mitglied
Bye bye Michael Klaus

Seine Stimme am Telefon war wie früher. Gewaltig tief, aufrührend und beruhigend zugleich.
Eine Stimme, wie ich sie gerne als Kind gehört hätte, zu einer Zeit, als Blitz und Donner mich noch die Bettdecke über den Kopf ziehen ließen. Eine Stimme, wie jeder Vater sie haben sollte. Aber es gab sie nur einmal.
Und ich sage also:
„ Mensch Michael, schön dich zu hören.“
Und ich kriege ein schlechtes Gewissen, weil jetzt schon wieder der Kranke beim Gesunden angerufen hat. Weil ich schon wieder verschoben hatte, ihn zu besuchen.
„ Ich arbeite an einer neuen Idee“, sagt er und hustet.
„Wird in der Zeche Zollverein stattfinden.“
Er hustet wieder.
„Schauspieler, die in Glaskäfigen sitzen, erzählen den Vorübergehenden von mir geschriebene Texte, über die große Liebe! Wird Teil der Kulturhauptstadt 2010.“
Ich versprach ihm vorbei zu kommen. Ideen zu liefern. Am liebsten was Eigenes, hatte er noch gesagt.
„ Große Liebe“, lachte ich ins Telefon.“ Kein Problem“ und legte auf.
Zwei Tage später war er tot. Zum Schluss ist das Leben aus ihm geströmt wie aus einem weit geöffneten Gashahn.
Ich habe ihm noch Zettel und Stift ins Grab geworfen.
Große Liebe, dachte ich noch, das ist doch das Leben.
 
B

bluefin

Gast
hallo @ralf,

eine gute idee und ein hübscher, trockener text darüber.

ich erlaube mir ein paar tipps zur verschlimmbesserung wie: in der zeit bleiben, ein paar interpunktionen für den lesefluss und ein paar anführungszeichen setzen:
Seine Stimme am Telefon war wie früher. Gewaltig tief, aufrührend und beruhigend zugleich.
Eine Stimme, wie ich sie gerne als Kind gehört hätte [blue]unklar: redet hier jemand mit seinem vater oder nicht?[/blue], zu einer Zeit, als Blitz und Donner mich noch die Bettdecke über den Kopf ziehen ließen. Eine Stimme, wie jeder Vater sie haben sollte. Aber es gab sie nur einmal.
Und ich sag[blue]t[/blue]e (also) [blue]das also ist ein bisschen unmotiviert; ohne bezug klingt es fast "biblisch"[/blue]:
„ Mensch Michael, schön dich zu hören.“
Und ich kriege [blue]bekam[/blue] ein schlechtes Gewissen, weil (jetzt) schon wieder der Kranke beim Gesunden angerufen hat[blue]te[/blue]. Weil ich [blue]es [/blue]schon wieder verschoben hatte, ihn zu besuchen.
„ Ich arbeite an einer neuen Idee“, sagt[blue]e[/blue] er und hustet[blue]e[/blue].
„Wird in der Zeche Zollverein stattfinden.“
Er hustet[blue]e[/blue] wieder.
„Schauspieler, die in Glaskäfigen sitzen, erzählen den Vorübergehenden von mir geschriebene Texte, über die große Liebe! Wird Teil der [blue]'[/blue]Kulturhauptstadt 2010[blue]'[/blue].“
Ich versprach ihm [blue]besser komma [/blue]vorbei zu kommen. Ideen zu liefern. [blue]"[/blue]Am liebsten was Eigenes[blue]"[/blue], hatte er noch gesagt.
„ Große Liebe“, lachte ich ins Telefon [blue]komma[/blue] “ [blue]k[/blue]ein Problem“ [blue]komma[/blue] und legte auf.
Zwei Tage später war er tot. Zum Schluss ist das Leben aus ihm geströmt wie aus einem weit geöffneten Gashahn [blue]coole ansage!![/blue].
Ich habe ihm (noch) Zettel und Stift ins Grab [blue]nach[/blue]geworfen.
[blue]'[/blue]Große Liebe[blue]'[/blue], dachte ich noch [blue]besser: dabei[/blue], [blue]'[/blue]das ist doch das Leben[blue]'[/blue].
vielleicht kannst du ja etwas damit anfangen. wenn du deinen text als ausdruck verwenden möchtest, solltest du ihn auch optisch ein bisschen besser strukturieren.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
O

Open Mike

Gast
Ich versprach ihm vorbei zu kommen. Ideen zu liefern. Am liebsten was Eigenes, hatte er noch gesagt.
. . .

Zum Schluss ist das Leben aus ihm geströmt, wie aus einem weit geöffneten Gashahn.
Mag ja sein, dass für manche aus einem Gashahn Leben strömt. Nur lässt sich dies so dem Leben des Herrn K. vergleichen?
Vielleicht sollte ich lesen:
"Zum Schluss ist das Leben aus ihm geströmt, wie das Gas aus einem weit geöffneten Hahn."

Ich arbeite an einer neuen Idee
...
Schauspieler, die in Glaskäfigen sitzen, erzählen den Vorübergehenden von mir geschriebene Texte, über die große Liebe! Wird Teil der Kulturhauptstadt 2010.
Jene Schauspieler in Käfigen lassen an Fusco & Gómez-Peña denken. Und an Performern, die jeden Vorübergehenden mit Texten malträtieren, herrscht wohl auch kein Mangel. Das Prinzip der Narration gilt als ein wesentlicher Zug des postdramatischen Theaters.
Wirklich neu ist der Rahmen dieser Idee – bei allem Respekt vor Klaus' sonstigem Œuvre – also nicht.
Mit anderen Worten: Das Neue daran stärker herausstellen.

Der Stoff wirkt wie frisch aus dem Alltag, unbearbeitet, aber das soll er wohl auch.
Einen gewissen Naturalismus gibt's auch im oben genannten Theater, dort freilich meist übersteigert und reflektiert.

om
 

Ralf Langer

Mitglied
lieber bluefin,
openmike,
dank für euer intensives auseinandersetzen mit meinem
Text.
werde nach der Arbeit mich daran geben darübe nach zu denken.

Eins nur vorab:
Ich hatte das Tempus extra gewechselt um den Leser in die
geschichte zu ziehen.

P.S
.... keine Zeit...
später
lg
Ralf
 
O

Open Mike

Gast
Wie? Indem das Leben aus ihm strömte, wie das Leben aus einem weit geöffneten Gashahn?

om

PS:
Wie er real gestorben ist, das war schon klar.
 
B

bluefin

Gast
dass irgendwo anders auf der welt schon mal jemand im glashäuschen saß, lieber @frank, wissen wir alle. ich find's in deinem text deshalb etwas besonderes, weil's in der krankmachenden zechenluft rüberkommt wie ein schutz, den's gebraucht hätte, um am leben bleiben zu können. lass dich von @mike nicht irre machen: wer zwischen den zeilen zu lesen bereit ist, versteht's - ebenso wie das mit dem gasherd: wer das geräusch des ausströmers im ohr haben und damit das ausatmen der seele in verbindung bringen kann, muss schon mal was anderes reanimiert haben als nur eine popelige frostpizza in der mikrowelle.

@elisabeth hat's vor kurzem auf den punkt gebracht: man muss nicht nur schreiben, sondern auch lesen können, sagte sie.

tipp: von der vergangenheit ins präsens zu springen, um dramatisch zu wirken, war gestern. hier und heute braucht's das nicht mehr.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

FrankK

Mitglied
Sehr geehrter Benutzer des Nicknames @bluefin
Hiermit möchte ich mich in aller Form dafür bei Ihnen Entschuldigen, dass der Verfasser Ralf heißt. Ganz ehrlich, das habe ich nicht gewollt.
Allerdings - ich hatte auch keinen Einfluss darauf.

*blubber*

Frank
 

Ralf Langer

Mitglied
Hi bluefin,
hab dank für deine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Text.

Das doppelte "noch" am ende des Stücks muss ich tatsächlich eliminieren.

Das mit dem Gashahn lasse ich stehen, weil es genauso ist wie du gesagt hast.
Mit dem Tempuswechsel bin ich mir noch nicht sicher.

Hi open mike,
deine Umwandlung des Satzes mit dem Gas, gefällt mir auch.
Sagt es aber nicht dasselbe?
Hm?
Die Geschichte mit den Schauspielern hinter Glas, will ich so lassen. Denn es entspricht soweit den Tatsachen. Es war halt für Michael eine neue Idee.
Ich grübele darüber nach, was du damit meintest, der Stoff sei frisch aus dem Alltag!
Der Verlust war real. Die Begebenheiten habe ich verändert um das für mich wichtigste der letzten Begegnungen mit Michael herauszustellen.

Die große Liebe, das Leben.

P.S.
Hab lange überlegt, und bin mir immer noch nicht sicher, ob ich diese Geschichte hätte besser ins Tagebuch schreiben sollen.
Vielleicht mache ich das noch?
Irgendwie tragen wir Lebenden die Verantwortung für die Gegangenen.
Jetzt fange ich schon wieder an zu grübeln.

Habt alle dank für die Kommentare
lg
Ralf
 



 
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