Camouflage

3,20 Stern(e) 5 Bewertungen

Walther

Mitglied
Camouflage


Irgendwann musst Du Dich stellen,
Irgendwo kommt es zum Schwur;
Wenn die letzten Pfiffe gellen,
Bleibt auch Dir ein Ausweg nur.

Es nützt nichts, Dich zu verstecken,
Und nichts bringt die Camouflage;
Auch der Feige muss verrecken.
Er entkommt nicht der Blamage.

Wenn die letzten Lichter brennen,
Wenn die Deckung keine ist,
Kannst Du aufhörn, wegzurennen,
Weil auch Du am Ende bist.

Sicher kommt die Zeit zum Kämpfen,
Sichrer noch der harte Tod.
Nichts kann Dir das Sterben dämpfen,
Hast Du niemand in der Not.
 
M

Melusine

Gast
Hallo Walther,
ich bewerte Gedichte wie dieses nicht, weil ich gereimte Lebensweisheiten nicht mag und es daher unfair fände das zu bewerten.
Grundsätzlich finde ich es nicht so übel.
Eins nur: Die dritte Zeile der zweiten Strophe tut meinem Rhythmusgefühl weh.
"Auch der Feige muss anecken"?
An'ecken? Nein, also wirklich.

LG Mel
 

Walther

Mitglied
Weisheiten

Hi Melusine,

ob ich Weisheiten zu verbreiten habe? Na, soweit sind wir (noch) nicht. Irgendwann, kurz vorm Ableben, vielleicht...

Nun, das "an'ecken": Das ist dem Rhythmus geschuldet, und so kann man's auch vorlesen. Glaub's mir, getestet, wie das Meiste, das ich poste. Die Armen haben's überlebt. Wahrscheinlich sind sie schon an meine Zumutungen gewohnt.

Apropos "Bewerten": Ich leugne nicht, daß mich eine gute "Benotung" freut (und eine schlechte ein wenig wurmt). Da ich nicht Goethe werden will und auch nicht Schiller, weil mir dafür schlicht das Vermögen fehlt, kann ich mit den Bewertungen und Nichtbewertungen leben.

Bei Dir freut mich, daß Du sagst, was Du von dem Schamott hier hälst. Viel ärgerlich ist eine "Drei" = Dieses Werk ist stark überarbeitungsbedürftig ohne eine Hinweis zu geben, was. Das macht Laune. Kritik ist OK und erwünscht. Aber ohne Details tut sie nur weh und ist eigentlich bedeutungslos, weil sie nicht weiterhilft.

So gesehen finde ich Deinen Kommentar ermutigend. Und lasse den Text, wie er ist. Ein nettes, kleines Gelegenheitsgedicht. Eben ganz das, was der Autor zum Motto erhoben hat. Nie hat er vorgegeben, mehr zu sein, als er ist.

Sonnige Grüße

W.
 
M

Melusine

Gast
Hallo Walther,
ja, ich bin ganz deiner Meinung...
Schau, ich wüsste einfach nicht was für eine Bewertung ich geben soll. Formales finde ich nicht besonders wichtig, hab's nur angemerkt weil es mir auffiel. Ich bin halt sozusagen über deinen Text gestolpert, der eben zufällig nicht meinem Lesegeschmack entspricht, macht ja nix - ;).
Geschmacksmäßig müsste ich wahrscheinlich 5 = macht keine Lust auf mehr geben, aber das wär gemein denn ich glaube es ist besser als das.

LG Mel
 

Walther

Mitglied
Moin Mel,

das ist die Crux mit der Dichtung, die Du da beschreibst: Einerseits, der Inhalt, die Message, irgendwie nicht so meine Kragenweite; andererseits, das Formale, die Sprache, na, so schlecht ist's auch wieder nicht; jetzt was machen damit. Gute Frage.

Ich will einmal eine Antwort versuchen, für die ich aber einen kleinen Umweg brauche. An anderer Stelle habe ich einmal geschrieben, man könne auch einem Gedicht, das einem nicht so gut "gefalle", ansehen, ob es denn ein gelungenes Stück Sprachkunst sei. Hier sehen wir jetzt das, was ich meine: Man kann Kunst selbst dann, wenn sie einem nicht nach dem Geschmack ist, anmerken, ob der Künstler sei Hand-, Mal-, Musik- oder Sprachwerk "versteht". Das ist das, was ich als Qualität bezeichne, die eben unabhängig vom "Gefallen", das ja durchaus situativ ist, sich also mit den jeweiligen persönlichen Befindlichkeiten des Lesers durchaus stark ändert, an einem Werk "bewertet" werden kann.

Jetzt könnten wir den Streit darüber beginnen, welchen Teil der Bewertung wir in die LL Bewertung einfließen lassen. Ich bemühe mich, vom jeweiligen "Gefallen" dabei zu abstrahieren. Aber das ist meine persönliche Interpretation. Und dabei zitiere ich gerne das Motto eines Mitdichters in dessen Signatur sinngemäß: "Dies ist meine Meinung; da es nur eine Meinung ist unter vielen, ist es keine Mehrheit."

Sonnige Grüße

W.
 
M

Melusine

Gast
Hallo Walther,
ich halte dem entgegen: Man kann meiner Ansicht nach Kunst niemals unabhängig vom eigenen Geschmack beurteilen, weil es dafür schlicht keine "objektiven" Kritierien gibt. Handwerkliches Können - ja. Doch dafür fehlt mir im Fall von Reimgedichten schlicht das Expertentum. Kann oder soll man Form und Inhalt eines "literarischen Werkes" trennen? Ich glaube nicht.
Was nun?
Der Inhalt deines Gedichts spricht mich an. Persönlich bin ich der Meinung, dass die Form eines Reimgedichts dem Inhalt nicht angemessen ist. Aber wer bin ich denn, das zu beurteilen?
Zudem weiß ich oder glaube zu wissen (weil ich schon öfter etwas von dir las), dass du ausschließlich Reimgedichte schreibst. Es wäre also wohl mehr als arrogant, wollte ich dir sagen, du sollst dieses Thema nicht in dieser Form verarbeiten. Oder etwa nicht?

:)
LG Mel
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther

Schön gedichtet aber: "Sicher kommt die Zeit zum Kämpfen"

Nein, sie ist längst gekommen. Der Protagonist wird sich dem Kampf irgendwann nicht mehr entziehen können, aber das ist etwas anderes.

Es würde mich freuen, gingst Du bez. der letzten Strophe noch mal über die Bücher.

LG

Jürgen
 

Walther

Mitglied
Hi JoteS,

für den Feigen kommt sie, wenn das Messer am Halse ist. Vorher wird er sich drücken.

Man kann auch sagen:

Sicher kommt die Zeit zu kämpfen,
Sichrer noch der harte Tod.
Nichts kann Dein Abtreten dämpfen,
Hast Du niemand in der Not.
Das wäre eine Variante. Allerdings sollte der Sinn erhalten bleiben.

Gruß W.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
"für den Feigen kommt sie, wenn das Messer am Halse ist. Vorher wird er sich drücken."

Richtig, aber das wird in der kritisierten Strophe nicht deutlich. Die Feststellung ist nicht klar genug adressiert.

LG

Jürgen
 



 
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