Cassandra

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flegeton

Mitglied
Es klingen die Lieder zu leichter Musik,
Es tanzen betrunkene Gäste.
Nur eine senkt traurig, verbittert den Blick
Bei solch einem fröhlichen Feste.

Sie weiß schon zu viel, um voll Freude zu sein.
Die Zukunft wie offene Karten.
Sie ahnt schon ein Unglück, ist damit allein,
Kann niemandes Hilfe erwarten.

Man sagt ihr, sie sei nicht ganz bei sich, verrückt.
Im Irrsinn verwirrt, und verblendet.
So sitzt sie allein, von der Sorge bedrückt,
Und weiß, wie das Schicksal sich wendet.

Wie jene, die Troja den Fall schon versprach,
Als seine Armee triumphierte,
Man sagte den Irrsin ihr ebenfals nach,
Bis das mit dem Holzpferd passierte.

Es geht nicht um Troja im Staube der Zeit,
Sie fürchtet um heutige Leben.
Hat still von der Binde die Augen befreit
Und sich in das Heute begeben.

Das Jetzt und das Früher zur Zukunft vereint
Verschmelzen zu einziger Wahrheit,
Die ihr vor den Augen ganz deutlich erscheint,
Von kaum noch erträglicher Klarheit.

So sitzt sie allein auf den Steinen, verstört
Von dem, was die eben gesehen.
Den Trinkspruch, als albern, zerstreut überhört,
Der Weinkelch bleibt unberührt stehen.

Es klingt die Musik, Gäste tanzen bewegt,
Und als in ihr Zweifel erwachen,
Wird ihr eine Hand auf die Schulter gelegt:
Sie soll wieder tanzen und Lachen.

Sie tut es, von edelen Klängen berührt,
Hört auf, auf das Unglück zu schwören.
Doch der, der sie eben zum Tanzen geführt,
Wird auch zu den Opfern gehören.
 
S

Sandra

Gast
Was hat diese Frau doch gelitten.
Eine wunderschöne Idee, eine wunderschöne Umsetzung und ein wunderschönes Gedicht.

Einen lieben Gruß
Sandra
 



 
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