Chamäleon

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wieder einer jener Tage
das ganze Spektrum ist gefragt
Schminkt euch Falschheit in die Fressen
Maskeraden nach Bedarf

Ihr kotzt mich an mit eurem Lächeln
dem Hecheln nach Geborgenheit
geboren aus Verlogenheiten
lebt ihr den toten Geist der Zeit

Tagein tagaus die gleichen Spiele
schaut nur her wie gut mir´s geht
gaukelt ihr Glückseligkeiten
der Trug in trüben Augen steht

Das traute Heim-private Hölle
Zufluchtsort des heil´gen Scheins
im Paradies der Gefühlsweltkastrationen
lässt´s sich wohlig einsam sein

Leergeträumt sind eure Seelen
Fluchtwelten sind der letzte Trost
auf der Reise durch das Leben
am Ende mit dem einzigen Sinn belohnt
 
L

Lothar

Gast
Lieber Otto!

Ich habe Dich leider erst heute im Forum entdeckt. Komme leider vor lauter Arbeit kaum mehr zum Lesen. Auch dieses Gedicht verdient ein sehr gut. Mir gefällt, dass Du nicht an den Tatsachen vorbei schreibst und es auch wagst, den/die Leser direkt anzusprechen. Die mögen das heute zwar nicht besonders, aber was soll´s. Ich habe es mir in letzter Zeit auch so angewöhnt. Anders geht es leider nicht mehr. Und im Grunde genommen ist sowieso Alles für den Hugo. Der Gesellschaft von Heute hilft wahrscheinlich wirklich nur mehr die Atombombe. Alles Andere hat keine erweckenden Auswirkungen mehr. In diesem Sinne wird sie bald, schon sehr bald erwachen.

Mir gefällt auch, dass Du es wagst, den Inhalt über Stil und Form zu stellen. Die 68er-Kunst hat sich ja in dieser Stil- und Formsuche ohne Inhalte aufgerieben. Experimentalkunst ohne Reflexionen vom Leben war deren einziger Inhalt, bis auf die Vergangenheitsbewältigung halt. Und die geht jetzt auch in die Hose, denn jetzt werden sie Alle genau so wie die Vertreter der damaligen Kriegsgeneration. "Big Sleep" ist angesagt, um es mit den Worten ihrer amerikanischen Freunde zu sagen. Es ist Alles so furchtbar traurig, aber leider wahr.

Beste Grüße
Lothar
 



 
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