Consequendzen

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lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Consequendzen

schäl dich des mittags
aus felligen hüllen
wenn das geäst seine deckung entblättert
und die sonne brennt dir die seele aus dem leib
die du nicht hattest
kein stern noch komet
nur lippen
und mund
der sich wegdreht
in die falsche richtung
gegen den spinner
voran in der zeit
nie ganz weit
wie du
an der front aller dinge
deren takt dir nichts sagt
da er schlägt wie er will
was er trommelt
fällt deinem ohr im traum nicht ein
zu fangen
trotzdem stampfst
du die schuhe in den dreck
und tanzt
was das zeug hält
dir doch egal
ob es das auch noch hält
oder schreit
denn taktieren ist für die presse
die niemals erfährt
dass sich zwischen den noten
zensuren verstecken
tensuren
schuren
nackte lämmer
für nichts
als ein lausiges paar socken
in schwarz
denen du monde aus haut
in das muster sengst
schenkst
begrenzt
 

Perry

Mitglied
Hallo lapismont,

konsequent zu ende gedacht, könnte man den Titel frei übersetzen.
Einige Bilder wie

"und mund
der sich wegdreht
in die falsche richtung
gegen den spinner
voran in der zeit"

oder

"tensuren
schuren
nackte lämmer
für nichts
als ein lausiges paar socken
in schwarz"

die für mich von Enttäuschung und Vergänglichkeit erzählen gefallen mir gut.

Den Part einiger Protagonisten wie den Spinner oder die Presse kann ich zwar nicht so recht verorten, aber letztlich sind alle nur "hautmonde" im letzten Socken des Lebens.

LG
Manfred
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Manfred,

die Presse ist hier in mindestens zwei Richtungen gedacht. Zum einen der jornalistische Bereich, der ein Abbild projeziert.
Man gibt Infos an die Presse über sich und vermittelt dabei ein entsprechendes Bild.
Auf der anderen Seiten wird das Bild dadurch immer in ein begrenztes Format gepresst. Oder eben beschnitten usw.

Beim Spinner hab ich ein bisschen gespielt. Ich dachte da an ein Gegenüber, den man nicht küssen mag. Gleichzeitig steckt in dem Wort auch Spin, die Drehung selbst. Was mich auch zum Zeitweben brachte.

An solchen Stellen hänge ich manchmal deutlich mehr Ideen, als dann im fertigen Text vielleicht sichtbar bleiben. Hat dann meist auch mit dem Duktus zu tun, den ich umsetzen wollte.

Vielen Dank fürs Lesen!

cu
lap
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
nach wiederholtem Lesen

Ich bin langsam im Begreifen - die Schreibweise des Titels ist mir noch ein Rätsel; ich glaube die Aussage, der Gedanke in der durch kurze Versschritte langgezogenen Entwicklung, allmählich zu erahnen, und ich werde es noch einige Male lesen, denn es ist anziehend, musikalisch, mitteilsam, schön.
Vor allem am Ende gehen mir die wortspielenden Fastreime ins Ohr:
dass sich zwischen den noten
zensuren verstecken
tensuren
schuren
Ich "verstehe" vordergründig die Noten als musikalische, sonst wären die "zensuren" auch zu tautologisch (und nichts würde sich "verstecken"), und dann kommt ja auch schon die erste Echowelle. Und ebenso fein ausklingend die Wirbelstraße am Schluß:
in das muster sengst
schenkst
begrenzt
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Mondnein,

vielen Dank fürs wiederholte Lesen!

Zu den Noten: Jap, ist vordergründig musikalisch gedacht. Dieser Teil enthält die Ursprünge des Textes.
Der Widerspruch zwischen Presse-Bild (Not-iz-en des Interviewers) und dem, was man tatsächlich in die Musik/Text/Bild steckte.
Was man dann an der Console sequenziert, reduziert, aufbricht und wieder transformiert.

cu
lap
 



 
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