im ersten moment, als ich nach längerer abwesenheit hier mal wieder nach feedback lechzend mein servus ins log-in dieses wunderschönen online-literatenzirkels setzte und begann, mich durch den wust an reaktionen zu kämpfen, die wider erwarten mein kleines spontan-gedicht hervorgerufen hatte, wollte ich zunächst flammarion anbrüllen, wie sie mir das nur antun konnte, mich hierhin zu verschieben. "nur versmaß-hitler hier, die einen auf sarkastisch machen..."
nun, da ich alle, und nicht nur die ersten, kommentare studiert habe, muß ich gestehen, daß es mir sehr schwer fällt, dieses dezente grinsen aus meinem gesicht zu bekommen, das sich dort eben breit gemacht hatte.
mittlerweile sprech ich auch nicht mehr von versmaßhitler, sondern etwas diminutiver von metrik-göhring (die alte fettel kam sich ja auch enorm witzig vor damals) und spreche damit explizit werten herrn alfi an (wenn auch er sonne im herze hat und keinen reimstab im hintern, dann wird er das verkraften und nicht gleich zum nachrichtendienst rennen! kleiner kommentar noch an dieser stelle: das nächste mal probier ich's wirklich mal mit einem kleinen klapphornvers oder limerick!)
wo ich nun auch schon beim thema angelangt wäre: versmaß!
zunächst möchte ich mich jedoch bei allen bedanken, die sich die zeit und mühe gemacht haben, hier ihre meinung kund zu tun, egal ob nun positiver oder negativer natur. ich kann mit konstruktiver kritik leben, finde sie sogar ertsrebenswert... hätte mir das gleiche nur adäquat im prosaforum gewünscht, wo mein eigentliches steckenpferd bis jetzt in form von 3 texten begraben liegt... in so fern: großes lob an euch! ich weiß das zu schätzen!
um nun auf's versmaß zurückzugelangen und die damit verbundene kritik an eben jenem, möchte ich anmerken, daß ich alles andere bin als ein poet. deswegen seh ich mich auch nicht zwangsläufig an irgendwelche metrik-konventionen gebunden. auch wenn sie sich nun postwendend in mein graziles rehbein beißen wird, die wilde jambus- und trachäus-hyäne, scheu ich mich auch nicht zu sagen, daß mein gedicht spontan bei zwei gemütlichen dresdner f6-zigaretten in weniger als 10 minuten entstanden ist. das dürfte vielleicht als erklärung dienen, warum solche unzulänglichkeiten, wie das doppeln von wörtern zu stande kam. (kritik berechtigt, angenommen, wird verbessert!)
um ehrlich zu sein erkenne ich jedoch nicht, weshalb das (nicht-)versmaß den flüssigen lesegang, vielmehr sogar noch, das vortragen des gedichts schmälern sollte. die verbesserungsvorschläge von label zum beispiel nehmen mir persönlich schon sehr den eben beschriebenen fluß... aber wie gesagt: ich bin kein poet...
ich als laie stell mir nur die frage, ob es nicht auch gerade in zeitgenössischer prosa vollkommen pansen ist, ob man sich nun an eine gerade metrik-vorlage hält, oder nicht...?
mir fällt hierbei spontan gernhard ein, ein meister der verskunst, der sich jedoch auch nicht für den plattesten schüttelreim zu schade ist... oder stevie smiths gedicht " not waving but drowning"... oder täusch ich mich vollends?
das ausgerechnet das wörtchen "kacken" in verbindung mit der dialektischen phrasierung "da wo" ein highlight sein sollte, ist mit ein grund für mein immernoch fortdauerndes grinsen... gepaart mit leichter verwunderung... welch revolutionärer schelm ich doch sein muß, in prosa zu scheißen...?! läuft wahrscheinlich unter geschmackssache: wieder andere halten dieses wort ja für gänzlich deplaziert...
über die unfertigkeit des gedichts läßt sich kaum streiten: ich hätte wohl doch noch ne dritte f6 anreihen sollen, aber sonderlich anders wäre es mit sicherheit nicht geworden... wie gesagt: ledigliche verwirklichung einer spontanidee...
daß es eher harmlos rüberkommt, bestreite ich ebenfalls nicht. sollte ja auch kein pamphlet gegen die 68er sein... die "voll auf die fresse"-manier leg ich eher realsatirisch im prosaforum zu tage (wobei es da dann auch wieder nicht ganz so toll ankommt... wie man's macht is' falsch...)
fehlendes mitgefühl jedoch laß ich als kritik nicht durchgehen... deswegen heißt der schuppen hier doch „humor und satire“ und nicht „weichgespühltes liebesgesäusel“... unter welcher kategorie das gedicht sonst laufen sollte, ist mir ein rätsel, aber vielleicht kann mir diesbezüglich herr müller einen schritt weiterhelfen.
die von zeder beschriebene ambivalenz freut mich am meisten: auf der einen seite ein gnadenloser verriss, auf der anderen jedoch schon gewisser zuspruch... so hat man unter anderem das gefühl, nicht im einheitsbrei untergegangen zu sein.
wie hat doch sabine w. vor kurzem noch in anderem zusammenhang gemeint: that keeps the fire burning!
danke nochmals an alle für die rege anteilnahme, kritik und verbesserungsvorschläge.
lg,
-dennis-