Da war eine Jungfrau in Ortrand -
und blieb es, bis sich so ein Tor fand,
[ 6]ihr ging auf den Leim,
[ 6]und führte sie heim,
er ahnte nicht, was ihm bevorstand.
Da war ein Jüngling aus Samarkand
Und nahm die Jungfrau an verschwitzter Hand
[ 5]Er sagte: Du allein
[ 5]sollst mir Turteltäubchen sein!
Die "Taube" aber flog davon, verschwand...
Da ist eine Taube in Braune
Den Brief soll sie bringen nach Plaune
Der Weg ist so weit,
sie ist nicht bereit
braucht bis Plaune eine Ewigkeit
Sie sieht unterwegs einen Täuberich
der turtelt mit ihr und täubisch spricht
vergisst, was sie soll,
hat den Schnabel voll.
Den Brief bekommt Plaune nicht.
Ein älterer Herr aus der Tiefsee
der fragte, was wohl in dem Brief steh,
[ 6]der dufte exotisch
[ 6]und prickle erotisch,
er hoffe, dass da mal nichts schief geh.
Der Jüngling, zuerst hellhörig und wach,
fühlt sich plötzlich auf einmal sehr schwach,
[ 5]im Tiefenrausch dort
[ 5]träumt er sich schnell fort,
dann liegt er unten ganz flach.
Der Jüngling am Meeresgrund ächzte
und heftig nach Jungfrauen lechzte.
Zwar fund er dort eine
recht süße, gar feine,
doch sprach sie: "Mit Jungs? Ich? Das dächtste!"
Ein Priester aus Kuala Lumpur
trank gleich mal ein ganzes Fass Rum pur,
[ 6]dann stieg zur Anette
[ 6]er mutig ins Bette,
doch sieh, er lag kraftlos und stumm nur.
Danke für den Willkomm *rottkäppchen schwenkenderweis*!
In Dresden sprach grimmig der Lektor:
"Rum ist niemals der Spiritus Rector!
Wer des Suffs sich befleißigt,
ist darob nicht vergeistigt.
Braucht Anette 'nen Suffkopf-Deflektor?"
In Zwickau, recht lange nach Mitternacht,
haben die Freunde den Jüngling nach Hause gebracht.
"Eine herrliche Brautschau,
selbst der Himmel, der schaut blau!"
Ungerührt schlug die Turmuhr ein Viertel nach acht...
Da war eine Jungfrau in Ortrand,
der einstmals ein Jüngling im Wort stand.
Sie blieb ihm brav treu.
Für ihn war das neu -
worauf bald ihr Sinnen auf Mord stand...