Dann

bendos

Mitglied
dann
wenn die anderen nur noch meine schwächen sehen.
wenn sie nur noch sehen das sie mir überlegen sind.
wenn sonst nichts mehr zählt als mein äußeres.
will ich erfahren haben das mein leben einen sinn hat.

dann
wenn sie glauben ich hätte im leben nur versagt.
wenn sie denken das sie alle klüger sind wie ich.
wenn sie meinen mich nicht ernst nehmen zu müssen.
will ich gelernt haben das leben zu mögen.

dann
wenn sie wollen das ich ihnen alles glaube.
wenn ich nur noch der bin der nichts besonderes ist.
wenn sie meinen mit mir alles machen zu können.
will ich begriffen haben das mein leben wichtig ist.

Klaus Lutz

1997
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Priamel

Das Gedicht hat eine ganz typische Priamelform. Diese Form zeichnet sich durch eine variierte Wiederholung des Grundgedankens aus, wobei meist, so auch hier, in der letzten Zeile der Strophe eine Zusammenfassung erfolgt.
Priamlen sind schon sehr alt und wurden lange Zeit oft verwendet, heute sind sie eher selten.

Inhaltlich ist es eine Selbstbetrachtung, in den 1980er und 1990er Jahren hätte ich gesagt: "Betroffenheitslyrik".

Das Gedicht zeigt Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung zu gleicher Zeit und ist von starker Deppression erfüllt.

Die durchgängige Kleinschreibung war in der Lyrik lange Zeit modern und folgt auch Ansichten vieler Linguisten, wie auch Grimm.

Satzzeichen wurden - außer Punkte - weggelassen.

Ich habe einen kleinen Tippfehler gefunden, "dass" wird im vierten Vers der ersten und der letzten Strophe sowie im zweiten Vers der zweiten Strophe mit "ss" geschrieben.

Interessant ist die Umgangssprachlich im südlichen Bereich korrekte Wendung "wie ich" zum Vergleich.

Das Gesetz wirkt vom Gegensatz zwischen Resignation und Aufbäumung.
 



 
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