Die Osterferien haben wir im Urlaub verbracht. Die ganzen zwei Wochen. Dabei habe ich das Osterfest im Kindergarten einfach ignoriert. Ignoranz ist überhaupt meine Stärke. Ich ignoriere Rechnungen und anschließende Mahnungen solange, bis uns mit rechtlichen Schritten angedroht wird. Ich ignoriere Hundehaare auf dem Teppich und Kinderhaare in der Haarbürste. Die Krümel auf dem Tisch ignoriere ich mit derselben Leichtigkeit wie den Elternabend zum Thema „Wie erziehe ich meine Kinder zu wertvollen Menschen?“. Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich dabei Gefahr laufe, als Mutter zu gelten, deren Kinder nicht wertvoll genug sind. Egal.
So war es auch dieses Mal. Ich zog Tapetenwechsel dem Kindergartenfest vor. Wenn man bedenkt, wie viel erzieherische Anstrengungen in solch einem Fest stecken, wie viele Nächte bei der Ausarbeitung des Konzepts durchwacht sind, wie viele pädagogische Diskussionen ausgestanden, Siege kassiert und Niederlagen eingesteckt sind, - wenn man das alles bedenkt, war es unverzeihlich. Wie dem auch sei, es ist nicht mehr gut zu machen.
Nach dem ersten Tag im Kindergarten kam mein Kind nach Hause. Es hielt einen mit bunten Papierschnipseln beklebten Joghurtbecher in der Hand und weinte. „Das sollte dein Ostergeschenk werden“, - sagte es und weinte noch bitterer.
Ich schaute in den Becher rein. Auf einem ausgetrockneten Klümpchen Erde kräuselten kleine dünne Stängelchen. Sie waren tot, schon lange. Man hat sie nicht gegossen und jetzt waren sie ausgetrocknet. Und mein Geschenk war kaputt.
Das Kind weinte immer noch, und ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte. Schließlich war ich es, die das Osterfest im Kindergarten ignorierte. Ich war am Leid meines Kindes und am Tod der Blümchen schuld. Nur ich allein.
Plötzlich hellte das Gesicht des Mädchens auf und es sagte: „Ich werde sie jetzt gießen, dann leben sie wieder“. Ich wusste, dass das Leben in diesem Becher für immer ausgelöscht wurde, brachte es aber nicht übers Herz, dem Kind diese letzte Hoffnung zu nehmen.
Jeden Morgen rannte meine Tochter ins Badezimmer, drehte den Wasserhahn auf und goss ihre toten Blümchen. So großzügig tat sie das, als wollte sie alle die Tage nachholen, in denen ihr kleiner Garten nach Wasser sehnte und keins bekam. Dabei wurde die Erde ausgespült, es wurde sie immer weniger im Becher, dafür fand ich immer mehr davon im Waschbecken. Ich sagte nichts.
Und wieder einmal kam mein Kind vom Kindergarten nach Hause. Und schrie: “Mama, sie sind wieder da!“ Zunächst verstand ich nicht, was damit gemeint wurde, doch schon rannte das Mädchen mit ihrem mit bunten Papierschnipseln beklebten Joghurtbecher zu mir. Ich schaute in den Becher rein. Auf dem völlig durchnässten Klümpchen Erde keimte das neue Leben. Zwischen ihren toten Kameraden verstreut streckten sich neue Blümchen ans Licht, nichts wissend und nichts wissen wollend von der Tragödie, die sich vor wenigen Wochen auf ihrer neuen Welt abgespielt hat.
Ich finde immer noch Erde im Waschbecken. Die Blümchen kriegen Wasser. Wenn es kein Bodenfrost mehr gibt, setzten wir sie in den Garten. Mal sehen, was daraus wird.
So war es auch dieses Mal. Ich zog Tapetenwechsel dem Kindergartenfest vor. Wenn man bedenkt, wie viel erzieherische Anstrengungen in solch einem Fest stecken, wie viele Nächte bei der Ausarbeitung des Konzepts durchwacht sind, wie viele pädagogische Diskussionen ausgestanden, Siege kassiert und Niederlagen eingesteckt sind, - wenn man das alles bedenkt, war es unverzeihlich. Wie dem auch sei, es ist nicht mehr gut zu machen.
Nach dem ersten Tag im Kindergarten kam mein Kind nach Hause. Es hielt einen mit bunten Papierschnipseln beklebten Joghurtbecher in der Hand und weinte. „Das sollte dein Ostergeschenk werden“, - sagte es und weinte noch bitterer.
Ich schaute in den Becher rein. Auf einem ausgetrockneten Klümpchen Erde kräuselten kleine dünne Stängelchen. Sie waren tot, schon lange. Man hat sie nicht gegossen und jetzt waren sie ausgetrocknet. Und mein Geschenk war kaputt.
Das Kind weinte immer noch, und ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte. Schließlich war ich es, die das Osterfest im Kindergarten ignorierte. Ich war am Leid meines Kindes und am Tod der Blümchen schuld. Nur ich allein.
Plötzlich hellte das Gesicht des Mädchens auf und es sagte: „Ich werde sie jetzt gießen, dann leben sie wieder“. Ich wusste, dass das Leben in diesem Becher für immer ausgelöscht wurde, brachte es aber nicht übers Herz, dem Kind diese letzte Hoffnung zu nehmen.
Jeden Morgen rannte meine Tochter ins Badezimmer, drehte den Wasserhahn auf und goss ihre toten Blümchen. So großzügig tat sie das, als wollte sie alle die Tage nachholen, in denen ihr kleiner Garten nach Wasser sehnte und keins bekam. Dabei wurde die Erde ausgespült, es wurde sie immer weniger im Becher, dafür fand ich immer mehr davon im Waschbecken. Ich sagte nichts.
Und wieder einmal kam mein Kind vom Kindergarten nach Hause. Und schrie: “Mama, sie sind wieder da!“ Zunächst verstand ich nicht, was damit gemeint wurde, doch schon rannte das Mädchen mit ihrem mit bunten Papierschnipseln beklebten Joghurtbecher zu mir. Ich schaute in den Becher rein. Auf dem völlig durchnässten Klümpchen Erde keimte das neue Leben. Zwischen ihren toten Kameraden verstreut streckten sich neue Blümchen ans Licht, nichts wissend und nichts wissen wollend von der Tragödie, die sich vor wenigen Wochen auf ihrer neuen Welt abgespielt hat.
Ich finde immer noch Erde im Waschbecken. Die Blümchen kriegen Wasser. Wenn es kein Bodenfrost mehr gibt, setzten wir sie in den Garten. Mal sehen, was daraus wird.