Das Dings wo mir der mit dem Kittel

mischka

Mitglied
DAS DINGS WO MIR DER MIT DEM KITTEL

Ja, worum geht es hier und warum wissen Sie das nicht? Dieser Satz vernichtet so treffsicher wie amerikanische Mittelstreckenraketen jedes Verständnis beim nicht an Umgangssprachrätsel gewohnten Leser.
Und zeigt zum wiederholten Male den Anspruch deutscher Umgangssprache, denn wer hier mithalten will, braucht jahrelanges Training.
Doch das ist gerade heute einfach zu bekommen, denn während einst schnarchig-nutzlose Tierreportagen den Fernsehalltag dominierten, stellten die Privatsender unlängst auf ein Trainingskonzept der besonderen Art um: Auf Talkshows. Diesen Schöpfungsstuben mit Talkgäste-Ursuppe entstammen Kreationen wie "Dummarsch" oder Umschreibungstechniken mit politischer Relevanz: Denn auch hier macht der Einsparungsrotstift nicht halt vor Kürzungen. Wie ließe sich letztendlich ohne Training erschließen, dass mit "Dann unterm Kaffetisch!" eine schwäbische Hausfrau kurz vor der letztjährigen Sonnenfinsternis umschrieb, wie sie ihre Kinder bei eintretender Apokalypse mit Kakao vergiften und mit ihnen unterm Tisch versteckt das Ende abwarten wollte? SAT.1-Verständigungstrainer Jörg Pilawa hatte mit eindeutig mehrdeutigen Fragen dieses hervorragende Ergebnis herbeigeführt.
Und wir lernen stetig von unseren Vorbildern, wie Beispiele für aktuelle Errungenschaften zeigen: Gänsehautkonstrukte wie "Ich täte das anders schreiben", buddeln dem eh unbenutzbaren Konjunktiv ein nass-kaltes Grab.
Weiteres Paradebeispiel: "Rummachen". Dieses dem Alltag entsprungene Meisterstück ist auf Textänderungen und Autoreparation ebenso anwendbar, wie auf "heavy petting" mit dem Sexualpartner, präzise und dennoch flexibel!
"Multikulti" und Mehrsprachigkeit sind "in", Deutsche können meist "Denglisch", "Beamtisch" und "Normal", und nur verkappte asoziale Langweiler bleiben bei einer eindeutig verständlichen Sprache, mit Tausenden von festgefahrenen Wörtern, und killen (dengl., Anm. d. Red.) den Spass am Rätseln und Deuten, aber die hört man auch nie lange reden, haben sie ihre Formulierungen doch zu schnell und exakt artikuliert.
Und apropos Rätsel und Artikulation: Bei dem "Dings wo mir der mit dem Kittel" geht es um die Nasen-OP der amtierenden deutschen Artikulationsmeisterin Verona F., die, wie Insiderquellen melden, im Moment zusammen mit Big-Brother-Dumpfbacke Sladdi nach Anwendungsmöglichkeiten für das ganz neue und noch nutzlose Wort "Shakespeare" forscht.
Fazit: Weniger Wörter mit mehr Bedeutungen sind abwechslungsreich und erhöhen den Rätselspass, wobei auch den Neuschöpfungsmöglichkeiten keine Grenzen gesetzt sind. Gott sei Dank kann man Rechtschreibfehler nicht hören.


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PS: War eine Klausur zum Thema "Umgangssprache"
 
G

Gegge

Gast
Hallo Mischka,

Klausur hin - Dings her (mit oder ohne Kittel)

...fand den Text einfach köstlich.

Gruß Gegge
 



 
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