Das Gespensterkind

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Vera-Lena

Mitglied
Das Gespensterkind

Was heult so scheußlich durch Nacht und Wind?
Es ist das kleine Gespensterkind.
Den Erlkönig sucht es in heiligem Zorn,
da ist er, da läuft er am Bahndamm vorn.

Das Kind imitiert den Abfahrtspfiff,
der Mann irritiert zur Tasche griff,
doch steht da kein Zug auf den Geleisen,
am Bahnsteig picken eifrig zwei Meisen.

Der Mann fällt erstaunt auf die Wartebank,
er fürchtet, es fehlen ihm Tassen im Schrank.
Jetzt tönt es im Ohr wie eine Flöte,
der Tasche entgleitet ein Buch von Goethe.

"Du liebes Kind, komm geh mit mir",
liest er und greift nach dem Dosenbier.
Das Kind denkt, ach wieder war dieser es nicht,
wo treibt sich herum nur der Bösewicht?

Der Wald von einst, des Forstamtes Stolz,
der ist inzwischen schon abgeholzt.
Oh Erlenkönig, mich trifft ein Ahnen,
du bist inzwischen in Transsilvanien

und treibst dort dein Unheil,dein mörderisch Tun,
doch lässt mich das weder rasten noch ruhn,
ich gebe demnächst dir noch schwer die Kante
bis man dich auf ewig vom Erdstern verbannte.
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Vera-Lena,

dies ist ein so umwerfend komisches Gedicht, dass ich richtig stolz darauf bin, es auch in "meinem" thread zu lesen. :)

Besonders bemerkenswert finde ich die 2. und 3. Strophe, für mich eigentlich kaum noch zu übertreffen. - Ganz ehrlich: eine derart köstliche Erlenkingsnachdichtung habe ich bisher noch nie gelesen! Und wie sie klingt ...

Es ist mir eine beständige Freude, in dir ein Forenmitglied zu finden, von dem es unglaublich viel zu lernen gibt; bist halt ein Profi bis auf die zarten Knochen ...

Sehr herzliche Grüße
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

jetzt bringst Du mich ja schon fast in Verlegenheit. Die vielen Punkte......damit hatte ich nicht gerechnet und dann das groooooooooße Lob......

Jetzt muss ich erst einmal tief durchatmen.

Schnauf....................

Danke! :):):)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

eigentlich liegt es mir nicht so, an Rache zu denken, aber in diesem Falle geht ja ein unsichtbares Wesen gegen ein anderes unsichtbares Wesen vor; Blut wird also keines fließen und wie das Gespensterkind nun vorgehen wird, um dem Erlkönig eins auszuwischen, wer weiß? Irgendetwas wird ihm schon einfallen.

Danke für Deinen lieben Kommentar! :)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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