Das Haus der liebenden Frauen

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Axen

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Ein Jahr danach...


Manchmal frisst mich die Traurigkeit einfach auf. Ganz einfach, ganz schnell, ganz hastig. Man möchte ihr sagen „schling nicht so!“ wie Mutti damals immer sagte, damals als man sich nur für knusprige Fischstäbchen interessierte, als man noch nicht um Mädchen trauern musste. Man schaltet morgens das Notebook an, Windows lädt, das Bild mit dem dunkelvioletten Wolkenhimmel kommt, die Wolken dort sind noch grauer als die Wolke draußen vor dem Fenster. Dann bereue ich wein wenig...

Ich habe Menschen getötet...

Pilze haben mir die Möglichkeit eröffnet, diese Frauen weiterleben zu lassen, für immer weiterleben zu lassen, für mich, mit mir, so dachte ich. Ich musste keine zarten Hälse drücken, keine Genicke brechen und ich musste nicht auf irgendeiner Bahnhofstoilette eine Pistole kaufen und auf jemanden richten. Ich musste nur ein schmackhaftes Pilzgericht braten. Mächtige Eierspeisen mit Pilzen sind lecker, machen oft Bauchweh. So merkten sie es nicht, dass ihre Magenkrämpfe das Ende ihrer Zweibeinerexistenz einleiteten. Nichts merkten sie, erst als die Agonie einsetzte, ahnten sie noch einen kurzen Moment, dass sie hinübergingen. Aber sie starben nicht, sie transformierten sich. Sie transformierten sich von flatterhaften Allesfressern zu treuen liebevollen Fleischfressern. Oh sie waren so anschmiegsam.

Aber ich musste sie töten.

Es dürstete sie nach etwas, was ich nicht geben konnte, nicht geben wollte. Sie liebten mich, ja sie liebten mich aber sie waren Frauen geblieben, niemals zufriedene Frauen. Sie wollten Gefährtinnen, so schien es, sie brauchten Freundinnen. In Wirklichkeit wollten sie nur Blut, Fleisch, Fressen, ich habe ihre Güte überschätzt. Und so transformierte ich. Mein Haus war bald beherrscht von Frauen mit warmen Pelzen, stechenden Augen, spitzen Zähnen, Frauen die mich beherrschten, Frauen, die nie zufrieden, die hungrig und durstig waren und die mich in meiner Liebe dazu brachten, ihnen immer mehr zu opfern, immerzu. Ich tat es fast ein Jahr lang, man vermisste die Körper, aber man fand sie nicht; der Hunger meiner Gattinnen war gewaltig…

Sie machten mich abhängig, krank. Ich merkte irgendwann, dass sie nicht einfach gesellig waren, sondern blutdürstend, es machte mich krank, es machte mich so krank. Ich musste es für die Liebe tun und jedes Mal wenn ich es tat, liebte ich mehr, so dass es weh tat, ich hatte 23 Geliebte, die mich beherrschten.

Ich tötete sie schließlich in meiner Verzweiflung, entledigte mich der Liebe. Ich schnitt ihnen die Kehlen durch, einer nach der anderen. Mein Haus war Blut gewohnt; das Unglück wurde nicht größer als zuvor…

Die Einsamkeit ist eine Erlösung

Nie mehr werde ich lieben….

(c) H.E.Axen
 

Axen

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hallo michael,

in gewissem sinne ja. es ist eine möglich fortsetzung zu "die liebe der katzen".

gruß

Axen
 



 
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