Hallo Dissidentin (guter Name übrigens),
Dein Gedicht habe ich mit großem Interesse gelesen, weil ich die Idee stark finde. Ich denke, da solltest Du dran feilen. Es lohnt sich, denn die Idee ist gut.
Zu einem, glaube ich, braucht es nicht alle seine Verse, da diese sich doch sehr ähneln und sich die Aussage wiederholt.
Dann würde ich überlegen, ob man die unreinen Reime weg bekommt, z. B. vereiteln und einzuleiten.
Das Ja und das Nein ist wie Abel und Kain
Den ersten Vers finde ich sehr gelungen. Da stimmt alles. Ein Daktylus, dem eine unbetonte Silbe vorangeht.
Kumpane und Feind ferner Sage und Wahrheit
Hier stutze ich bei dem Wort
ferner. Ich glaube zu wissen, was Du meinst, aber es wirkt etwas ungriffig. Wäre
alter Sage eine Alternative für Dich?
Hier ist auch der erste unreime Reim.
Wie wäre es mit wie Wahrheit und Schein zu arbeiten?
wie Allah und Heiland wie Armut und reich
Rhythmisch sauber. Nicht so toll finde ich
Armut und reich. Das eine ist ein Substantiv, das Andere ein Adjektiv. Wie findest Du
wie arm oder reich
wie Tragik und heiter und wie Karma und Sein
Vorsicht. Hier wirbelt das
und in der Mitte den Rhythmus durcheinander. Einfach weglassen, dann passt es.
Tragik und heiter sind wieder Substantiv und Verb. Besser fände ich wie
traurig und heiter. Und der unreine Reim. Wie wäre
wie anders und gleich? Dann hättest Du einen sauberen Reim auf reich.
wie Fragen und Meinen, klagen und feixen
brav sein und feiern und auch „klar“ und „auf Keinsten“
Ehrlich gesagt würde ich die beiden Verse streichen. Sie wirken ziemlich konstruiert und Beispiele für das Verhältnis von Ja und Nein hast Du an dieser Stelle bereits genug geliefert.
Die Lage begreifen und den Wahnsinn vereiteln
heißt vielleicht auch mal ein „mag sein“ einzuleiten
Sinnvolle Aussage, aber der Rhythmus holpert. Und wie kriegt man hier den unreinen Reim weg? Da fällt Dir bestimmt was ein.
Insgesamt fällt mir auf, dass Du viele Gegensätze aufzählst. Andere Beispiele fallen da aus dem Rahmen. Allah und Heiland (meinst Du vielleicht eher Jahwe?) sind sicher keine Gegensätze, Kain und Abel auch nicht.
Das sind jetzt nur Anregungen und Vorschläge, denn ich glaube, da kann man noch was verbessern und ein richtig gutes Gedicht draus machen.
Schöne Grüße
Jürgen