Das Kamel mit der goldenen Nase

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Schlappy

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Das Kamel mit der goldenen Nase
Da sitzt es, das kleine Kamel, das eigentlich gar nicht so besonders ist - eigentlich nur ein kleines kuscheliges Stoffkamel. Schon etwas zerwuschelt und zerknickt, aber eben nur ein Kamel.
Es steht bei Madeleine im Regal und manchmal - ja manchmal wird es hervorgeholt und wieder eine kleine schadhafte Stelle geflickt. Und wer weiß, irgendwann vielleicht ...
Aber ich will erst mal erzählen, wie es dazu kam, dass Kannis, so heißt das Kamel nämlich, zu Madeleine und in ihr Regal kam.
Eines Tages, in der großen Stofftierfabrik, sollten Kamele zusammengenäht werden. Aber eine der Näherinnen nahm versehentlich einen goldenen statt eines schwarzen Fadens. Oh je, wenn der Chef das gesehen hätte, dann hätte sie mächtigen Ärger bekommen. Aber gut, dass sie es noch frühzeitig bemerkt hatte. Es war kaum etwas passiert, nur ein Kamel hatte jetzt eine goldene Nase. Aber es war nur ein winziger Fehler, der würde schon keinem auffallen. Und die Näherin hatte Glück - es fiel keinem Menschen auf, dass Kannis eine goldene Nase hatte.
Doch die anderen Stofftiere sahen es sofort und ärgerten ihn andauernd. Kannis wurde immer ruhiger, er traute sich gar nicht mehr den Mund aufzumachen, weil dann bestimmt sofort wieder alle über seine Nase lachen würden.
So stand Kannis im Spielzeuggeschäft ganz hinten, während sich die anderen Stofftiere nach vorne drängelten, um möglichst schnell zu einem lieben Mädchen oder Jungen zu kommen.
Und Kannis stand dort sehr lange. Er wollte ja auch gar nicht auffallen, er glaubte nicht daran, dass ihn jemand haben wollte.
Doch eines Tages wurden die vorderen Stofftiere wurden zur Seite genommen und Kannis wurde recht unsanft heraus gezerrt. „Hier“, sagte die Verkäuferin, „dieses Kamel kannst du dir für dein Geld kaufen. Es ist schon etwas staubig, deshalb ist es billiger!“. Kannis war froh, sie hatte nicht gemerkt, dass er nicht normal war, sonst hätte sie ihn bestimmt nicht verkauft.
Kannis wurde zur Kasse getragen und dann in eine Tüte gestopft.
Endlich kam der Moment, wo er die Tüte verlassen durfte. Ein kleines Mädchen nahm ihn liebevoll auf den Arm und kuschelte sich an ihn. „Miriam, jetzt zeig mir bitte mal, was du dir gekauft hast!“, sagte da eine Stimme aus dem anderen Zimmer. Das Mädchen zeigte ihrer Mama freudestrahlend das kleine Kamel. „Hier Mama, hier, das süße Kamel habe ich mir gekauft“
„ Ach, Miriam, du hast so viele schöne Stofftiere und da musst du dir so ein altes fleckiges Vieh kaufen?“ Kannis wurde genauestens angeguckt und dann erst einmal in die Waschmaschine gestopft. Als er dann endlich sauber und trocken war, durfte er wieder zu Miriam. Die tröstete ihn schnell darüber hinweg, dass ihm jetzt ein kleines Stückchen vom Schwanz fehlte.
Zwei Jahre lang durfte er mit Miriam kuscheln und spielen, aber dann bekam das Mädchen einen tollen Teddybären zu Weihnachten und Kannis wurde auf das Regal verbannt. Dort gefiel es ihm gar nicht. Er wurde wieder von allen anderen Spielsachen geärgert – alle bemäkelten seine goldene Nase. Komisch, warum hatten es die Stofftiere sofort gesehen, aber von den Menschen war es noch keinem aufgefallen, wie besonders er war.
Eines Tages, Kannis bekam vor Schreck fast einen Herzinfarkt, wurde er aus dem Regal gezerrt und einem kleinen Jungen vor die Nase gehalten. „Hier, den kannst du haben“, sagte Miriam, „mit dem spiele ich sowieso nicht mehr.“
Robin nahm Kannis und probierte erst einmal aus, ob die Ohren und der Schwanz noch fest saßen. Er zog so kräftig, dass Kannis schon dachte, er würde in der Mitte durch reißen. Von dem Tag an hatte Kannis nichts mehr zu lachen. Robin spielte mit ihm Fußball, er trat auf ihm herum, er schmiss ihn in die Ecke ... nein, das war eigentlich gar kein Leben mehr. Kannis sehnte sich nach den anderen Kuscheltieren zurück. Die hatten ihn zwar geärgert, aber ansonsten war es doch ein schönes Leben gewesen. Eines Tages trat Madeleine in sein Leben. Madeleine, sein Wunder und sein Glück. Sie nahm ihn einfach mit nach Hause, als Robin ihn auf dem Spielplatz mal wieder als Fußball missbrauchte. „Du armes kleines Kamel“, sagte sie und zu Robin gewandt: “Sag mal, so geht man doch nicht mit seinen Sachen um. Hast du denn noch gar nicht gesehen, was für ein besonders schönes Kamel du hast?“ Robin aber lachte nur: “Dann nimm es ruhig mit - es ist hässlich.“
Ja, Madeleine nahm Kannis mit und Madeleine hatte gesehen, dass er eine goldene Nase hatte. Aber sie hatte nicht darüber gelacht. Sie sagte, dass er etwas Besonderes sei. Kannis kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie wusch und trocknete ihn und immer, wenn sie Zeit hatte, nahm sie ihn aus dem Regal und nähte auf seine vielen kaputten Stellen einen Flicken. Das Nähen gefiel Kannis nicht so sehr, es tat weh, aber jeder Flicken ließ ihn wieder ein wenig mehr wie ein Kamel aussehen. Und deshalb blieb er ganz ruhig liegen, damit Madeleine ihn reparieren konnte.
Wenn Kannis auf dem Regal sitzt und auf den nächsten Flicken wartet, dann malt er sich manchmal eine tolle Zukunft aus - eine Zukunft bei einem lieben kleinen Jungen oder einem lieben kleinen Mädchen. Denn eins hatte er bei Madeleine gelernt, wegen der goldenen Nase brauchte er sich nicht zu schämen - es war etwas besonderes - ER IST ETWAS BESONDERES!
 

Bärchen

Mitglied
Hallo Schlappy!

Auch mir gefällt Deine Geschichte sehr gut.
Du hast einen einfühlsamen Schreibstil und die Geschichte
geht ans Herz! ;)

Liebe Grüße,
Bärchen
 

claudi

Mitglied
Hallo Schlappy,

eine wirklich schön erzählte Geschichte!
Ich hab nur nicht gleich kapiert, dass Madeleine kein Kind ist, aber das erschloss sich dann beim Weiterlesen.

Liebe Grüße,
Claudi
 

Schlappy

Mitglied
Hallo,

freut mich sehr, dass euch meine Geschichte gefallen hat :)

Da die Geschcihte eine Gesamtbewertung von 6 erhalten hat, scheint daran aber doch irgendwas noch verbesserungswürdig zu sein...

Kann mir jemand sagen, was ich daran noch tun könnte?

VG
Schlappy
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Korrekturvorschläge:

Veröffentlicht von Schlappy am 11. 01. 2005 12:26
Das Kamel mit der goldenen Nase
Da sitzt es, das kleine Kamel, das eigentlich gar nicht so besonders ist - eigentlich nur ein kleines kuscheliges Stoffkamel. Schon etwas zerwuschelt und zerknickt, aber eben nur ein Kamel.
Es steht bei Madeleine im Regal und manchmal - ja manchmal wird es hervorgeholt und wieder eine kleine schadhafte Stelle geflickt. Und wer weiß, irgendwann vielleicht ...
Aber ich will erst mal erzählen, wie es dazu kam, dass Kannis, so heißt das Kamel nämlich, zu Madeleine und in ihr Regal kam.
Eines Tages, in der großen Stofftierfabrik, sollten Kamele zusammengenäht werden. Aber eine der Näherinnen nahm versehentlich einen goldenen statt eines schwarzen Fadens. Oh je, wenn der Chef das gesehen hätte, dann hätte sie mächtigen Ärger bekommen. Aber gut, dass sie es noch frühzeitig bemerkt hatte. Es war kaum etwas passiert, nur ein Kamel hatte jetzt eine goldene Nase. Aber es war nur ein winziger Fehler, der würde schon keinem auffallen. Und die Näherin hatte Glück - es fiel keinem Menschen auf, dass Kannis eine goldene Nase hatte.
Doch die anderen Stofftiere sahen es sofort und ärgerten ihn andauernd. Kannis wurde immer ruhiger, er traute sich gar nicht mehr den Mund aufzumachen, [blue] da [/blue] (weil) dann bestimmt sofort wieder alle über seine Nase lachen würden.
So stand Kannis im Spielzeuggeschäft ganz hinten, während sich die anderen Stofftiere nach vorne drängelten, um möglichst schnell zu einem lieben Mädchen oder [blue] lieben [/blue] (überflüssig) Jungen zu kommen.
Und Kannis stand dort sehr lange. Er wollte ja auch gar nicht auffallen,[blue] ihn wollte bestimmt kein Kind haben mit seiner komischen goldenen Nase[/blue] (er glaubte nicht daran, dass ihn jemand haben wollte).
[blue] Doch eines Tages war es dann doch soweit. Die[/blue] (Doch eines Tages wurden die) vorderen Stofftiere wurden zur Seite genommen und Kannis wurde recht unsanft heraus[red] gezehrt[/red] (gezerrt). „Hier“, sagte die Verkäuferin, „dieses Kamel kannst du dir für dein Geld kaufen. Es ist schon etwas staubig, deshalb ist es billiger!“. Kannis war froh, sie hatte nicht gemerkt, dass er nicht normal war, sonst hätte sie ihn bestimmt nicht verkauft.
Kannis wurde zur Kasse getragen und dann in eine Tüte gestopft.
[blue] Dann[/blue] (überflüssiges Füllwort) endlich kam der Moment, wo er die Tüte verlassen durfte. Ein kleines Mädchen nahm ihn liebevoll auf den Arm und kuschelte sich an ihn. „Miriam, jetzt zeig mir bitte mal, was du dir gekauft hast!“(Komma) sagte da eine Stimme aus dem anderen Zimmer. Das Mädchen zeigte ihrer Mama freudestrahlend das kleine Kamel. „Hier Mama, hier(Komma) das süße Kamel habe ich mir gekauft“ (Absatz oder Trennstrich) „ Ach, Miriam, du hast so viele schöne Stofftiere und da musst du dir so ein altes fleckiges Vieh kaufen?“ Kannis wurde genauestens angeguckt und dann erst einmal in die Waschmaschine gestopft. Als er dann endlich sauber und trocken war, durfte er wieder zu Miriam. Die tröstete ihn schnell darüber hinweg, dass ihm jetzt ein kleines Stückchen vom Schwanz fehlte.
[blue] 2 [/blue] (Zwei) Jahre lang durfte er mit Miriam kuscheln und spielen, aber dann bekam das Mädchen einen tollen Teddybären zu Weihnachten und Kannis wurde auf das Regal verbannt. Dort gefiel es ihm gar nicht. Er wurde wieder von allen anderen Spielsachen geärgert – alle[blue] hackten auf seiner goldenen Nase rum[/blue] (bemäkelten seine goldene Nase). Komisch, warum hatten es die Stofftiere sofort gesehen, aber von den Menschen war es noch keinem aufgefallen(Komma) wie besonders er war.
Eines Tages, Kannis bekam vor Schreck fast einen Herzinfarkt, wurde er aus dem Regal gezerrt und [red] einen [/red] (einem) kleinen Jungen vor die Nase gehalten. „Hier, den kannst du haben“, sagte [blue] da [/blue] (überflüssig) Miriam, „mit dem spiele ich sowieso nicht mehr.“ (Absatz) Robin nahm Kannis und probierte erst einmal aus, ob die Ohren und der Schwanz noch fest[blue] waren[/blue] (saßen) . Er zog so kräftig, dass Kannis schon dachte, er würde in der Mitte[blue] zerreißen[/blue] (durch reißen). Von dem Tag an hatte Kannis nichts mehr zu lachen. Robin spielte mit ihm Fußball, er trat auf ihm herum, er schmiss ihn in die Ecke ... nein, [red] dass [/red] (das) war eigentlich gar kein Leben mehr. Kannis sehnte sich nach den anderen Kuscheltieren zurück. Die hatten ihn zwar geärgert, aber ansonsten war es doch ein schönes Leben gewesen.
[blue] Kannis hatte es nicht leicht und dann, [/blue] (überflüssig) eines Tages trat Madeleine in sein Leben. Madeleine(Komma) sein Wunder und sein Glück. Sie nahm ihn einfach mit nach Hause, als Robin ihn auf dem Spielplatz mal wieder als Fußball missbrauchte. „Du armes kleines Kamel“, sagte sie und zu Robin gewandt,(besser Doppelpunkt) “Sag mal, so geht man doch nicht mit seinen Sachen um. Hast du denn noch gar nicht gesehen, was für ein besonders schönes Kamel du hast?“ Robin aber lachte nur: “Dann nimm es ruhig mit - es ist hässlich.“
Ja, Madeleine nahm Kannis mit und Madeleine hatte gesehen, dass er eine goldene Nase hatte. Aber sie hatte nicht darüber gelacht. Sie sagte, dass er etwas Besonderes sei. Kannis kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie wusch und trocknete ihn und immer(Komma) wenn sie Zeit hatte, nahm sie ihn aus dem Regal und nähte auf seine vielen kaputten Stellen einen Flicken. Das Nähen gefiel Kannis nicht so sehr, es tat weh, aber jeder Flicken ließ ihn wieder ein wenig mehr wie ein Kamel aussehen. Und deshalb blieb er ganz ruhig liegen, damit Madeleine ihn reparieren konnte.
[blue] Und wenn Kannis dann zwischendurch auf ihrem Regal sitzt[/blue] (Wenn Kannis auf dem Regal sitzt) und auf den nächsten Flicken wartet, dann malt er sich manchmal eine tolle Zukunft aus - eine Zukunft bei einem lieben kleinen Jungen oder einem lieben kleinen Mädchen. Denn eins hatte er bei Madeleine gelernt, wegen der goldenen Nase brauchte er sich nicht zu schämen - es war etwas besonderes - ER IST ETWAS BESONDERES!
 



 
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