Das Kreuz auf der Schatzkarte

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jon

Mitglied
Teammitglied
Das Kreuz auf der Schatzkarte
Erinnerung an Berlin, den 18. April 2009


Was zum Teufel mache ich hier? Der Wind weht kalt, das Frühstück ist Stunden her, die Schuhe waren eigentlich nur für das kurze Treffen geplant, die DVD-Hülle, auf die ich ihn sein Autogramm schreiben lassen wollte, habe ich drinnen abgegeben und live gesehen habe ich ihn doch vorhin auch. Eigentlich könnte ich gehen. Aber ich warte. Auf ihn.

Geplant war dieser Tag eigentlich anders: Wir dürfen bei der Pressekonferenz zusehen, hieß es, und ihn danach treffen. „Meet and greet“ heißt das heute. Das fiel für uns aber aus. Sechs Fans sind angesichts der vielen Presseleute, die alle ihre Einzelinterviews haben wollen, nicht so wichtig. Schade. Na wenigstens konnten wir nach kräftigen Enttäuschungsbekundungen Bilder und ähnliches dalassen. Er würde sie signieren. Mit Widmung. Wenn Zeit dafür wäre.

Warte ich deshalb, wegen dieser Unwägbarkeit? Wohl eher nicht. Das Autogramm war mir von Anfang an nicht so wichtig. Eine Art Souvenir, mehr nicht. Ihn sehen, live und ganz nah, das wollte ich. Nicht so wie im Dezember, als er viele Meter weit weg auf der Bühne stand. Diese Distanz machte seine Scherze, seine Gesten, seine Worte zu etwas, was man auch am Bildschirm haben kann. Nur ohne Bildschirm eben. Aber immerhin: Den Mann gibt es wirklich. Gelegentlich schießt mir ja durch den Kopf, das „sowas“ nur ein Fake sein kann, eine dieser modernen Vortäuschungen falscher Tatsachen. Aber nach dieser Pressekonferenz, die er charmant und witzig, aber trotzdem spürbar müde von der zweiwöchigen PR-Tour durch die halbe Welt, meisterte, ist klar, dass er echt ist.

„Er spricht ein gutes Englisch“, sagt eine Mit-Fanin, „für einen Australier.“ Eine andere schwärmt, dass sie nicht enttäuscht ist, ihn nur in der Pressekonferenz gesehen zu haben, weil das schon beeindruckend gewesen sei. Aber sie würde jetzt trotzdem warten „bis zum bitteren Ende“, schließlich stünden wir schon so lange und überhaupt. Ja: Und überhaupt. Blickkontakt, wahrgenommen werden von ihm – deshalb, so gesteht eine dritte, ist sie hier. Und ich? Ich biete an: „Wenn jemand gehen will, komme ich mit“. Aber niemand will gehen, egal, wie sehr die Füße schmerzen. Meine sind längst taub, also kann ich auch bleiben. Ich hätte sowieso nicht gewusst, was ich mit dem restlichen Tag hätte anfangen sollen. Hätte das „Meet and Greet“ geklappt, wären wir wie auf Wolken durch den Samstagnachmittag geschwebt, uns gegenseitig erinnernd: „Ist er nicht toll?“, „Und dieses Lächeln!“, „Und so nett, dabei hab ich bloß dumme Zeug gestammelt.“ So allerdings stehen wir hier, reden mit Fans, die wir zum Teil nur dem Namen nach aus Foren kennen, und mir wird bewusst, dass mein Zug in zwei Stunden fährt.

Zwei Stunden, eine, wenn ich den Weg zum Bahnhof mitrechne. Das halte ich noch durch. Obwohl die Chance sinkt, dass er noch zu uns kommt. „Überall ist er zu den Fans gegangen“, sagt die Organisatorin unseres Berlin-Ausflugs, „nur hier nicht.“ Man sieht ihr an, was die davon hält. „Ja“, meine ich, „wir sind doch nur eine Handvoll Hanseln, das würde ja nicht ewig dauern. Wir würden ihn ja nicht lange aufhalten.“ Wir wollen ihn doch nur sehen. Ich will ihn doch nur sehen. Ich will doch nur sehen, ob sein umwerfender Charme echt ist. Ob es stimmt, dass es einem bei seiner Gegenwart die Sprache verschlägt. Ich kann mir das schon vorstellen. Nur glauben kann ich es nicht. Nicht, bevor ich es nicht erlebt habe.

Der Nachmittag verrinnt und es fühlt sich an, als sei die Pressekonferenz eben erst gewesen. Dabei ist sie seit fünf Stunden schon vorbei. Zeit für mich, zu gehen. Die Mädels werden weiter warten. Sie werden irgendwann erfahren, dass gegen acht mit ihm zu rechnen ist, essen gehen und wiederkommen. Und wenn er aus der Tür tritt, wird für einen Moment atemlose Stille herrschen, und dann wird ein Blitzlichtgewitter losbrechen und er wird Autogramme schreiben und sich mit gerührt klingender Stimme in herzenschmelzendem Deutsch für das Geschenk – „german beer and chocolat“ – bedanken und abfahren. Ich werde das erst am Montag auf Youtube sehen und ein bisschen traurig sein und noch immer die Stimmung seiner wenn auch fernen Gegenwart spüren. Und ich werde dabei lächeln.
 

jon

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Das Kreuz auf der Schatzkarte
Erinnerung an Berlin, den 18. April 2009


Was zum Teufel mache ich hier? Der Wind weht kalt, das Frühstück ist Stunden her, die Schuhe waren eigentlich nur für das kurze Treffen geplant, die DVD-Hülle, auf die ich ihn sein Autogramm schreiben lassen wollte, habe ich drinnen abgegeben und live gesehen habe ich ihn doch vorhin auch. Eigentlich könnte ich gehen. Aber ich warte. Auf ihn.

Geplant war dieser Tag anders: Wir dürfen bei der Pressekonferenz zusehen, hieß es, und ihn danach treffen. „Meet and greet“ heißt das heute. Das fiel für uns aber aus. Sechs Fans sind angesichts der vielen Presseleute, die alle ihre Einzelinterviews haben wollen, nicht so wichtig. Schade. Na wenigstens konnten wir nach kräftigen Enttäuschungsbekundungen Bilder und ähnliches dalassen. Er würde sie signieren. Mit Widmung. Wenn Zeit dafür wäre.

Warte ich deshalb, wegen dieser Unwägbarkeit? Wohl eher nicht. Das Autogramm war mir von Anfang an nicht so wichtig. Eine Art Souvenir, mehr nicht. Ihn sehen, live und ganz nah, das wollte ich. Nicht so wie im Dezember, als er viele Meter weit weg auf der Bühne stand. Diese Distanz machte seine Scherze, seine Gesten, seine Worte zu etwas, was man auch am Bildschirm haben kann. Nur ohne Bildschirm eben. Aber immerhin: Den Mann gibt es wirklich. Gelegentlich schießt mir ja durch den Kopf, das „sowas“ nur ein Fake sein kann, eine dieser modernen Vortäuschungen falscher Tatsachen. Aber nach dieser Pressekonferenz, die er charmant und witzig, aber trotzdem spürbar müde von der zweiwöchigen PR-Tour durch die halbe Welt, meisterte, ist klar, dass er echt ist.

„Er spricht ein gutes Englisch“, sagt eine Mit-Fanin, „für einen Australier.“ Eine andere schwärmt, dass sie nicht enttäuscht ist, ihn nur in der Pressekonferenz gesehen zu haben, weil das schon beeindruckend gewesen sei. Aber sie würde jetzt trotzdem warten „bis zum bitteren Ende“, schließlich stünden wir schon so lange und überhaupt. Ja: Und überhaupt. Blickkontakt, wahrgenommen werden von ihm – deshalb, so gesteht eine dritte, ist sie hier. Und ich? Ich biete an: „Wenn jemand gehen will, komme ich mit“. Aber niemand will gehen, egal, wie sehr die Füße schmerzen. Meine sind längst taub, also kann ich auch bleiben. Ich wüsste sowieso nicht, was ich mit dem restlichen Tag anfangen sollte. Hätte das „Meet and Greet“ geklappt, wären wir wie auf Wolken durch den Samstagnachmittag geschwebt, uns gegenseitig erinnernd: „Ist er nicht toll?“, „Und dieses Lächeln!“, „Und so nett, dabei hab ich bloß dumme Zeug gestammelt.“ So allerdings stehen wir hier, reden mit Fans, die wir zum Teil nur dem Namen nach aus Foren kennen, und mir wird bewusst, dass mein Zug in zwei Stunden fährt.

Zwei Stunden, eine, wenn ich den Weg zum Bahnhof mitrechne. Das halte ich noch durch. Obwohl die Chance sinkt, dass er noch zu uns kommt. „Überall ist er zu den Fans gegangen“, sagt die Organisatorin unseres Berlin-Ausflugs, „nur hier nicht.“ Man sieht ihr an, was die davon hält. „Ja“, meine ich, „wir sind doch nur eine Handvoll Hanseln, das würde ja nicht ewig dauern. Wir würden ihn ja nicht lange aufhalten.“ Wir wollen ihn doch nur sehen. Ich will ihn doch nur sehen. Ich will doch nur sehen, ob sein umwerfender Charme echt ist. Ob es stimmt, dass es einem bei seiner Gegenwart die Sprache verschlägt. Ich kann mir das schon vorstellen. Nur glauben kann ich es nicht. Nicht, bevor ich es nicht erlebt habe.

Der Nachmittag verrinnt und es fühlt sich an, als sei die Pressekonferenz eben erst gewesen. Dabei ist sie seit fünf Stunden schon vorbei. Zeit für mich, zu gehen. Die Mädels werden weiter warten. Sie werden irgendwann erfahren, dass gegen acht mit ihm zu rechnen ist, essen gehen und wiederkommen. Und wenn er aus der Tür tritt, wird für einen Moment atemlose Stille herrschen, und dann wird ein Blitzlichtgewitter losbrechen und er wird Autogramme schreiben und sich mit gerührt klingender Stimme in herzenschmelzendem Deutsch für das Geschenk – „german beer and chocolat“ – bedanken und abfahren. Ich werde das erst am Montag auf Youtube sehen und ein bisschen traurig sein und noch immer die Stimmung seiner wenn auch fernen Gegenwart spüren. Und ich werde dabei lächeln.
 

jon

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Das Kreuz auf der Schatzkarte
Erinnerung an Berlin, den 18. April 2009


Was zum Teufel mache ich hier? Der Wind weht kalt, das Frühstück ist Stunden her, die Schuhe waren eigentlich nur für das kurze Treffen geplant, die DVD-Hülle, auf die ich ihn sein Autogramm schreiben lassen wollte, habe ich drinnen abgegeben und live gesehen habe ich ihn doch vorhin auch. Eigentlich könnte ich gehen. Aber ich warte. Auf ihn.

Geplant war dieser Tag anders: Wir dürfen bei der Pressekonferenz zusehen, hieß es, und ihn danach treffen. „Meet and greet“ heißt das heute. Das fiel für uns aber aus. Sechs Fans sind angesichts der vielen Presseleute, die alle ihre Einzelinterviews haben wollen, nicht so wichtig. Schade. Na wenigstens konnten wir nach kräftigen Enttäuschungsbekundungen Bilder und ähnliches dalassen. Er würde sie signieren. Mit Widmung. Wenn Zeit dafür wäre.

Warte ich deshalb, wegen dieser Unwägbarkeit? Wohl eher nicht. Das Autogramm war mir von Anfang an nicht so wichtig. Eine Art Souvenir, mehr nicht. Ihn sehen, live und ganz nah, das wollte ich. Nicht so wie im Dezember, als er viele Meter weit weg auf der Bühne stand. Diese Distanz machte seine Scherze, seine Gesten, seine Worte zu etwas, was man auch am Bildschirm haben kann. Nur ohne Bildschirm eben. Aber immerhin: Den Mann gibt es wirklich. Gelegentlich schießt mir ja durch den Kopf, das „sowas“ nur ein Fake sein kann, eine dieser modernen Vortäuschungen falscher Tatsachen. Aber nach dieser Pressekonferenz, die er charmant und witzig, aber trotzdem spürbar müde von der zweiwöchigen PR-Tour durch die halbe Welt, meisterte, ist klar, dass er echt ist.

„Er spricht ein gutes Englisch“, sagt eine Mit-Fanin, „für einen Australier.“ Eine andere schwärmt, dass sie nicht enttäuscht ist, ihn nur in der Pressekonferenz gesehen zu haben, weil das schon beeindruckend gewesen sei. Aber sie würde jetzt trotzdem warten „bis zum bitteren Ende“, schließlich stünden wir schon so lange und überhaupt. Ja: Und überhaupt. Blickkontakt, wahrgenommen werden von ihm – deshalb, so gesteht eine dritte, ist sie hier. Und ich? Ich biete an: „Wenn jemand gehen will, komme ich mit“. Aber niemand will gehen, egal, wie sehr die Füße schmerzen. Meine sind längst taub, also kann ich auch bleiben. Ich wüsste sowieso nicht, was ich mit dem restlichen Tag anfangen sollte. Hätte das „Meet and Greet“ geklappt, wären wir wie auf Wolken durch den Samstagnachmittag geschwebt, uns gegenseitig erinnernd: „Ist er nicht toll?“, „Und dieses Lächeln!“, „Und so nett, dabei hab ich bloß dumme Zeug gestammelt.“ So allerdings stehen wir hier, reden mit Fans, die wir zum Teil nur dem Namen nach aus Foren kennen, und mir wird bewusst, dass mein Zug in zwei Stunden fährt.

Zwei Stunden, eine, wenn ich den Weg zum Bahnhof mitrechne. Das halte ich noch durch. Obwohl die Chance sinkt, dass er noch zu uns kommt. „Überall ist er zu den Fans gegangen“, sagt die Organisatorin unseres Berlin-Ausflugs, „nur hier nicht.“ Man sieht ihr an, was die davon hält. „Ja“, meine ich, „wir sind doch nur eine Handvoll Hanseln, das würde ja nicht ewig dauern. Wir würden ihn ja nicht lange aufhalten.“ Wir wollen ihn doch nur sehen. Ich will ihn doch nur sehen. Ich will doch nur sehen, ob sein umwerfender Charme echt ist. Ob es stimmt, dass es einem bei seiner Gegenwart die Sprache verschlägt. Ich kann mir das schon vorstellen. Nur glauben kann ich es nicht. Nicht, bevor ich es nicht erlebt habe.

Der Nachmittag verrinnt und es fühlt sich an, als sei die Pressekonferenz eben erst gewesen. Dabei ist sie seit fünf Stunden schon vorbei. Zeit für mich, zu gehen. Die Mädels werden weiter warten. Sie werden irgendwann erfahren, dass gegen acht mit ihm zu rechnen ist, essen gehen und wiederkommen. Und wenn er aus der Tür tritt, wird für einen Moment atemlose Stille herrschen, und dann wird ein Blitzlichtgewitter losbrechen und er wird Autogramme schreiben und sich mit gerührt klingender Stimme in herzenschmelzendem Deutsch für das Geschenk – „german beer and chocolat“ – bedanken und abfahren. Ich werde das erst am Montag auf Youtube sehen und ein bisschen traurig sein und noch immer die Stimmung seiner wenn auch fernen Gegenwart spüren. Und ich werde dabei lächeln.
 



 
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