Das Kuckucksei
„Da ist es!“ sprach die Kuckucksfrau,
An einem Tag im Mai
Entschlüpfte ihr im Morgengraun
Ein kleines buntes Ei.
Sie putzte und polierte es,
Das ungeborene Kind.
Der Gatte nahm es, gut verpackt,
Flog aus dem Nest geschwind.
Bestrebend war er losgeschwirrt
Und suchte einen Vogelwirt;
Verbittert zur Erkenntnis kam,
Dass niemand fremde Eier nahm.
Er fragte in den Büschen nach,
Wo leider man nur finkisch sprach.
Das Finkenmänn- und weiblein dort
Verstanden nicht ein Kuckuckswort.
Bei Meisen in der Villa Eich
Verwies den Kuckuck man sogleich,
Weil an der Rinde angeschraubt:
„Hausieren ist hier nicht erlaubt!“
Im Apfelbäumchen sang ein Star,
Fürs Waldfest just beim Proben war,
Mit Liedern aus den deutschen Charts;
Rief wutentbrannt die Bodyguards,
Die warfen ihn am Federnsaum
Sehr unsanft aus dem Apfelbaum.
Er flog zu Berge in den Forst,
Besuchte dort den Adlerhorst,
Die Adlerin grad frisch vermählt,
Für’n Rausschmiss wahre Worte wählt’:
„Das Eilein fänd’ sie niedlich, bloß
Ihr Hintern wäre viel zu groß!“
Er kuckte unterm Dachvorsprung
Und störte die Versammelung
Der Schwalben, die ihn angeflucht:
„Hau ab! Wir haben ausgebucht!“
Dann zog es ihn hinaus aufs Feld,
Die Lerchen für gastfreundlich hält;
Jedoch die falschen warn dabei,
Verschmähten gleich das Kuckucksei.
Ja, selbst die schöne Nachtigall,
Die Hühner aus dem Hühnerstall;
Sie alle gaben ihm zu spür’n,
Aus Gründen nicht zu adoptier’n.
Der Kuckuck, das hat Seltenheit,
Nahm’s selber in den Griff.
Und brütete, wie’s sich gehört
Und auf die andern pfiff.
(Pfingsten `02)
„Da ist es!“ sprach die Kuckucksfrau,
An einem Tag im Mai
Entschlüpfte ihr im Morgengraun
Ein kleines buntes Ei.
Sie putzte und polierte es,
Das ungeborene Kind.
Der Gatte nahm es, gut verpackt,
Flog aus dem Nest geschwind.
Bestrebend war er losgeschwirrt
Und suchte einen Vogelwirt;
Verbittert zur Erkenntnis kam,
Dass niemand fremde Eier nahm.
Er fragte in den Büschen nach,
Wo leider man nur finkisch sprach.
Das Finkenmänn- und weiblein dort
Verstanden nicht ein Kuckuckswort.
Bei Meisen in der Villa Eich
Verwies den Kuckuck man sogleich,
Weil an der Rinde angeschraubt:
„Hausieren ist hier nicht erlaubt!“
Im Apfelbäumchen sang ein Star,
Fürs Waldfest just beim Proben war,
Mit Liedern aus den deutschen Charts;
Rief wutentbrannt die Bodyguards,
Die warfen ihn am Federnsaum
Sehr unsanft aus dem Apfelbaum.
Er flog zu Berge in den Forst,
Besuchte dort den Adlerhorst,
Die Adlerin grad frisch vermählt,
Für’n Rausschmiss wahre Worte wählt’:
„Das Eilein fänd’ sie niedlich, bloß
Ihr Hintern wäre viel zu groß!“
Er kuckte unterm Dachvorsprung
Und störte die Versammelung
Der Schwalben, die ihn angeflucht:
„Hau ab! Wir haben ausgebucht!“
Dann zog es ihn hinaus aufs Feld,
Die Lerchen für gastfreundlich hält;
Jedoch die falschen warn dabei,
Verschmähten gleich das Kuckucksei.
Ja, selbst die schöne Nachtigall,
Die Hühner aus dem Hühnerstall;
Sie alle gaben ihm zu spür’n,
Aus Gründen nicht zu adoptier’n.
Der Kuckuck, das hat Seltenheit,
Nahm’s selber in den Griff.
Und brütete, wie’s sich gehört
Und auf die andern pfiff.
(Pfingsten `02)