Das Leben eines Schuldlosen

Das Leben eines Schuldlosen

Ein freies Drama

Erik, ein Phantast
Albert, sein Freund
Mathilda, Eriks große Liebe
Frida, Freundin Eriks
Damjan, Mathildas Bruder



Szene I

Erik und Albert treffen sich zufällig vor einem Lokal.

Albert - Wohin des Weges zu so später Stund, mein Freund?
Erik - Ein Schmerz ist es, der nicht gönnt mir meinen Schlaf
und raubt mir jeden Moment der Ruhe.
Kein Auge konnt ich schließen schon seit vielen Tagen,
seitdem mir klar geworden ist, was mir geschehen.
Albert - Was ist es Erik, das dich stimmt so traurig nun,
da du das erreicht, was du dir schon seit langer Zeit gewünscht?
Ist es noch immer diese Liebe, noch immer jene Frau?
Was bist du für ein Mensch,
dass du solange hältst an einem Menschen fest?
Erik - Sie ist eben was besonderes!
Albert - Was besonderes, was außergewöhnliches?
Wahrlich, du bist geblendet von der Liebe
und hörst zu wenig auf den Mann in dir.
Siehe da, siehe dort, reichlich Frauen überall
und gehst du auf sie zu
da kommen schon sie dir entgegen.
Koste dieses Leben aus,
denn lange nicht mehr bist du jung
und wenn einmal die Kraft der Jugend dir entflohen,
dann wirst du wollen, dass du zurück sie hast,
doch den Weg zurück wird es nicht geben.
Erik Ach, was weißt du schon von Gefühlen?
Keine Ahnung von der Liebe,
keine Ahnung von der Frau hast du!
Wenn einmal du umschleiert wirst von ihrer Süße,
nur schwer noch lösen kannst du dich davon.
Doch was nützt alles reden,
wenn doch ohnehin nicht Zukunft in der Sach\'.
Lass uns gehen den Frust uns von der Seele spülen!
Albert Solchen Vorschlag nehme gern ich an!

Ab.


Szene II

Erik sitzt in seiner Wohnung, ein gelbes Büchlein in der Hand.

Erik - „ Siehst du, mit mir ist\'s aus, ich trag es nicht länger! ...
Gott! Du siehst mein Elend und wirst es enden!“
Wahrlich hatte dieser Werther
seines Problemes Lösung gefunden.
Aber was schon hilft es dieser Welt
den Rücken zu kehren, wo doch alles
was wir haben nur in ihr wir finden.
Was nutzt es denn dem Leben zu entsagen,
wenn zugleich man auch von
Lieb und Freud sich trennen muss.
Nein, das ist wahrlich nicht die Lösung nach der ich trachte.
Es muss auf Gottes Erden sein,
dass ich zurecht mich wieder finde,
sei es durch Erfüllung meiner Liebe,
sei es durch das Gegenteil.
Wann auch immer ich die Augen schließe,
sie klar und deutlich vor mir seh\' ,
als ob es gestern wär\' gewesen,
dass ich zum letzten Mal sie sah,
auch wenn nun schon ein ganzes Jahr vergangen.
Anfangs dacht\' ich, dass nichts mir leichter fallen würd\',
als sie aus meinem Kopfe zu verdrängen,
wenn nicht mehr täglich ich dazu verurteilt war
ihr Antlitz zu erblicken. Doch wuchs mit jedem Tag
die Sehnsucht um ein vielfaches,
so dass immer tiefer ich hineinversank
in die Tiefe des Gefühls. Allein stand ich nun da,
denn keiner war der mir nur irgend helfen konnte.
Für alle war die Liebe nicht mehr als eine kurze Nacht,
die sie mit irgendeinem fremden Menschen verbrachten
und die am Morgen schon verflogen,
wie ein Vogel,
wenn der Jäger seinen Schuss erdröhnen lässt.
Alleingelassen kämpft\' ich Tag für Tag
mich durch mein Leben
und hoffte stets noch einmal auf ein Wiedersehen.
Die Welt ist groß,
noch größer lässt Verzweiflung sie erscheinen.
An Orten wo ich dachte sie zu finden h
ielt ich mich auf und doch geschah es nie,
dass ich ihr etwa nur begegnet wäre.
Und siehe da,
mit jedem Tag der nun vergeht,
die Hoffnung stetig weiter wächst
und die Verzweiflung immer mehr
Vernunft mir raubt, dass kaum noch
einen klaren Gedanken ich nur irgend fassen kann.

Es klopft an der Tür.

Ach, nun bild ich mir schon ein
es klopfe jemand an der Tür
und wenn ich nun sie öffnen geh\', weiß ich genau,
dass nichts als Luft und einen Flur...

Es klopft erneut.

... ich vor mir sehen würd\'.
Was einem seine Phantasie nur vorspielen kann
ist schon erstaunlich viel.
Gestern erst geschah es, als durch den Park ich ging,
dass für einen kleinen Moment ich glaubte
Mathilda auf einer Parkbank sitzend zu vernehmen.
Kaum dass ich mich nähern wollt,
als Frida schon mit großer Eile,
mir, aus dem Pavillon gerannt,
direkt in die Hände fiel.
Als ich noch einmal schaute nach der Bank,
ja, da war es wieder fort,
dies\' Bild der unendlichenVollkommenheit.

Es klopft ein letztes Mal. Mathildas Stimme ist zu vernehmen.

Nein, nun geht es schon zu weit.
Gar ist\'s mir schon als würd\' ich ihre Stimme hören.
Es wird kein gutes Ende nehmen,
wenn ich nicht endlich zur Besinnung komm\'.
Ich werde sie nie wieder sehen
und das muss ich akzeptieren.
Dieser Moment, den ich nun setz\',
wird mich befreien aus dem Käfig,
nimmer mehr lass ich noch zu,
dass an der Lieb\' ich mich verletze.

Szene III

Erik und Frida.

Frida - Was ist das für ein Blick von dir,
den bin ich kaum gewohnt? Es ist das erste Mal
seit langer Zeit, dass ich dich lächeln seh\'.
Doch kenn ich dich zu gut, als dass ich wüsst\',
dass es kein Wahres ist, noch sein kann.
Zu plötzlich kommt mir diese Wandlung,
sag, was ist es das du dir vorgenommen?
Erik - Lass uns nicht lange diskutieren,
ich weiß, was du für mich empfindest.
Lass uns einander ewig binden
durch der Ehe Schwur sogleich.
Jetzt, da ich mir abgeschworen,
was ich schon länger hätte machen sollen,
da erkenn ich erst, wer bestimmt
zu meiner rechten Seit\' zu stehen.
Frida - Denkst du etwa, dass ich so plötzlich kann
mein Wort auf Ewigkeit dir geben?
Ich liebe dich, das weißt du wohl,
doch glaub ich kaum, dass heute schon bereit du bist,
nachdem du gestern noch von ihr geträumt.
Erik - Ich bin bereit, bereiter noch als je zuvor,
das zu tun was ich schon immer hätte machen sollen.
Habe ich je dir etwas vorgespielt,
je ein falsches Wort zu dir gesagt,
war es nicht von vornherein nur allzu offensichtlich,
dass du und ich es waren, die für einander bestimmt.
Das was war, es war ein Traum,
den ich nun überwunden,
und jetzt da ich mich freier fühl\' denn je,
sag ich aus voller Überzeugung,
dass ich den ersten Schritt nun wagen will.
Frida - Wenn du dir wirklich sicher bist,
dann will ich dir vertrauen.
Nur schwöre jetzt, dass du auf ewig
Treue wirst mir schenken
und mir ein guter Mann gedenkst zu sein,
wie du es stets gewesen.
Erik - Das Glück soll unser sein!


Szene IV

In der Universitätsbibliothek. Erik trifft auf Damjan.

Damjan - Lange schon haben wir einander nicht gesehen.
Es scheint als ob du endlich hätt\'st
verkraftet den Abschied meiner Schwester.
Doch dünkt es mir, es ist zu früh,
den Bund der Ehe einzugehen.
Erik - Es war nicht leicht Mathilda zu vergessen.
Ein Jahr und sieben Tag an Zeit
hat es gebraucht um das Gefühl zu unterdrücken.
Es scheint als ob mein Vorhaben sich
schnell hat \'rumgesprochen. Sag, wer hat es dir erzählt?
Damjan Ich hörte es von meiner Schwester...
Erik - Wie, du hörtest es von ihr!
Ist es denn schon an jene fernen Orte durchgedrungen?
Damjan - Nein, sie war allein dabei,
als du den Antrag machtest.
Sie saß hinter dir als du dich für
dein Leben lang verpflichtetest.
Erik - Oh, Schicksal, oh Unglück!
Wie ist das denn möglich?
Ich habe es gewusst, dass,
als ich sie gesehen auf jener Bank,
dies keine Täuschung war.
Ist sie es gar gewesen, die an meine Tür geklopft?
Ja, sie muss es gewesen sein!
Ach, ich großer Narr,
ich größter aller Toren!
Selbst hab\' ich mich in Schuld begraben.
Mit einem Schlag ist all die Liebe wieder da,
die ich geglaubt verdrängt zu haben.
Was soll ich nun tun,
wo jeder Schritt ein falscher wär?
Damjan - Was ist denn nun so schlimm an dieser Sach\'.
Sag doch Frida einfach,
dass du es hast dir anders überlegt.
Solang der Bund noch nicht geschaffen,
auch kein Bruch erfolgen kann.
Erik - Nie könnt\' ich einen Menschen derart verletzen,
lieber noch würd\' ich mit meinem Leben zahlen.
Rate mir, was soll ich tun?
Damjan - Ein Gespräch mit meiner Schwester
sollte Klarheit dir verschaffen.

Szene V

Erik und Mathilda. Ein Wiedersehen.

Erik - Ein Jahrs ist\'s her,
dass ich zuletzt dir in die Augen blickte
und nie hätt\' ich gedacht
noch einmal es zu tun.
Wieso bist du zurückgekehrt?
Mathilda - Mit dem ersten Tag, den ich dich nicht mehr sah,
wusst\' ich dass es Liebe war,
die ich für dich empfand.
Doch war es damals schon zu spät
als dass ich umkehren hätte können.
Ein Jahr und sieben Tag ich ständig an dich dachte
und nun da ich zurückgekehrt,
hast du dich an eine andere gebunden.
Was ist nun wahr, was ist nun falsch?
Nichts erscheint mehr in dem Licht
in dem es damals noch gestanden.
Du schwörtest mir auf ewig Treu\',
eine andere nicht zu lieben.
Du schenktest mir die schönsten aller Worte
und nun gibst du dich her wie nichts.
Sag mir, liebst du mich noch?
Erik - Ich liebe dich so sehr,
wie ich es schon am ersten Tage tat.
Doch musste ich mich eines Tages von dir lösen,
denn du gabst mir nie ein Zeichen,
aus dem ich hätte schließen können,
dass es mehr als Mitleid war,
das du für mich empfandest.
Woher nur konnte ich erahnen,
dass etwas doch auch in dir glühte,
wo du nicht mehr als Tag und Tschüss
mit mir zu reden pflegtest.
Und nun da stehst du da
und denkst ich wäre frei
mit dir mein Leben zu gestalten.
Ja, ich wünscht, ich wäre es.
Doch ich würde Unrecht tun
und gleichsam auch ein Herzen brechen,
wenn ich nicht an das Wort mich halte,
das ich mit Ehrlichkeit gegeben.
Mathilda - Dann ist es aus, dann war mein Weg umsonst?
Ich wusste es und doch wollt ich
noch einmal dich erblicken.
Nun hab ich Zukunft und mein Leben aufgegeben
für eine Hoffnung, die nicht wollte in Erfüllung gehen.
Es ließ die Zeit zu sehr sie reifen
und jetzt, da war sie schon verdorben.
Erik - Es ist ein Spiel mit dieser Liebe,
wenn man sie nicht sogleich erfasst,
in dem Moment der einem ist gegeben,
dann ist kaum noch Hoffnung da,
dass eine zweite Chance sich einst noch wird ergeben.
So sehr sie an uns Menschen zehrt,
so sehr sie uns in Qual versetzt –
wir können niemals von ihr lassen.
Wieso die Liebe derart anstellt,
die Antwort hierauf kann ich nicht geben,
denn das muss jeder selber wissen,
doch wer schon einmal hat geliebt
und es noch immer tut,
der sollte auf den Weg sich machen,
bevor nicht kommt die letzte Stund,
wo sie schon gar erloschen ist.


Szene VI

Drei Jahre später.

Frida - Ich habe mich entschieden,
ich will mich von dir trennen.
Ich dachte stets ich wäre glücklich
und das war ich auch.
Ich hoffe nur du kannst mir einst verzeihen.
Erik - Ein Wunder, was auf dieser Welt geschieht!
Da glaubt man stets man hat was Richtiges getan
und wacht man auf, da ist man wieder der,
der man vor Jahren schon mal war.
Da steh ich nun ich armer Tor
und bin allein, als wie zuvor,
und umso mehr bin ich allein,
da meine Jugend schon verflogen.

ENDE
 



 
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