Das Leben jenseits der weißen Linie

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Martin Weber

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Augen geradeaus! Immer geradeaus! Nur nicht von dem schmalen Grad abweichen. Nur nicht über diese fürchterliche Grenze kommen! Schramm! Das war knapp. Aber man darf sich nicht verunsichern lassen. Immer gerade aus. Immer nur gerade aus. Nur nicht zurück blicken. Das könnte böse ausgehen. Man könnte über diese wiese Linie kommen. Und dann ist es aus. Diese schreckliche weiße Linie. Diese fürchterliche Grenze.
Aber wie herrlich wäre es doch da drüben hin zu können! Dort ist so viel Platz zum sein. Dort würde man fein leben können. Aber ich bin ja hier nur ein kleiner. Da drüben dürfen nur die grossen sein. Die haben dort herrlich
Platz!
Aber ich sehe es ja ein. Dort ist es zu gefährlich! Also heißt es Augen gerade aus und weiter treten! Als Fahrradfahrer kommen einem schon seltsame, aufrührerische Gedanken.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

und wer ist hinter der weißen linie? autofahrer oder fußgänger? aber schon recht nett, so ein radfahrerblickwinkel. lg
 

Rainer

Mitglied
@martin weber,

wo ist sind die aufrührerischen gedanken?:)

@flammarion

selten so gelacht bei einer antwort.

gruß

rainer
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
nu,

rainer, möglicherweise hast du die geschichte ganz anders verstanden als ich. eindeutig ist sie wirklich nicht. kannste mir bitte erklären, warum du gelacht hast? wäre ganz lieb von dir. lg
 

Martin Weber

Mitglied
@ Rainer: Ich weis ja nicht, als was du eine innere Auflehnung gegen bestehende Sozialstruckturen am besten bezeichnen würdest, aber ich finde 'aufrührerisch' als recht passend.

@ flammarion: Kann es manchmal sein, dass du Diederich Häßling für einen netten, dicken jungen Mann hälst, der gegen die bösen bösen Sozialdemokraten kämpft? Oder weist du erst gar nicht wer das ist?
 
A

Arno1808

Gast
Die weiße Linie

Hallo Martin,

hmm... keine Kurzgeschichte im klassischen Sinne, eher eine, wie du selbst schreibst, sozialkritische Betrachtung.

Wenn du es noch ein wenig bissiger formulieren kannst, würde ich es unter 'Satire' gut angesiedelt sehen.

Gruß

Arno
 

Rainer

Mitglied
@martin weber,
@ Rainer: Ich weis ja nicht, als was du eine innere Auflehnung gegen bestehende Sozialstruckturen am besten bezeichnen würdest, aber ich finde 'aufrührerisch' als recht
passend.
innere auflehnung - eine schicke sache, die keine veränderungen hervorbringt und zum als gegeben hinnehmen führt, es sei denn, sie ist die keimzelle revolutionärer taten;
bestehende sozialstrukturen - du beschreibst die sehnsucht der fahrradfahrer nach mehr platz zum fahren. wie verbindest du dies mit sozialstrukturen? es fehlt jeglicher hinweis darauf, daß du aus sozialstrukturellen gründen fahrradfahren mußt;
aufrührerisch - die aufforderung zur aktiven veränderung (meine vorstellung davon)

p.s. ich fahre auch viel fahrrad, hauptsächlich in der stadt, die waldwege etc. sind mir dafür ökologisch zu wertvoll. ich bin auch fußgänger, ich fahre auto und motorrad - vielleicht bin ich deswegen etwas gelassener hinsichtlich der beschriebenen konkurrenzsituation. meine beobachtungen:
es sind meist jugendliche (14-24 jahre) die sich, egal welches fortbewegungsmittel sie benutzen, rücksichtslos gegenüber anderen verkehrsteilnehmern erweisen.

p.p.s. ich bittte um aufklärung wer diederich häßling ist, vielleicht wird ja dann alles klarer.

@flammarion

ich habe gelacht, und tue es immernoch, da du meinen bauchgefühlen nach dem lesen des werkes mit überraschend wenigen worten (blickwinkel: wer ist auf der anderen seite) ausdruck verliehen hast - das nächste mal werde ich einen smilie anhängen, obwohl der auch wieder zweideutig sein kann ..., war jedenfalls nett gemeint

gruß

rainer
 

Martin Weber

Mitglied
Schlecht, das meine Story so fehlverstanden wird. Ich meinte die Sicht des Fahrradfahrers eher Symbolisch, wie das zum Beispiel auch das Glas mit Kirschen bei Borcherts 'Die Kirschen'.
Also: der Fahrradfahrer, ein "kleiner" -möglicherweise Jugendlicher oder einer au armen Bevölkerungsschichten, je nach Geschmack- möchte aus seiner streng begrenzten Welt ausbrechen und in die Welt der "grossen". Das also zum Versuch der Rebellion gegen Gesellschaftliche Struckturen.
Der kleine sieht aber ein, das er allein keine Gesellschaftlichen Konventionen übertreten kann, denn dies würde seinen Untergang bedeuten. So muss er in seiner begrenzten Welt weiter leben.

Das mit Diederich Häßling war eigentlich nur blanke Ironie und für die Kleinkinderfrage von flammarion gedacht.


Diederich Häßling: Hauptfigur aus Manns "Der Untertan". Sehr empfelenswertes Buch!
 

Martin Weber

Mitglied
Lieber Arno, wenn du noch einmal in deinem bestimmt viel bewegtem Leben dazu kommen solltest einmal in den Kommentare meiner Kurgeschichte zu Blättern, würdest du dann bitte die Freundlichkeit besitzen was Kurzgeschichten im eigentlichem Sinne sind?
Du kennst doch sicherlich Wolfgang Borchert (Die Küchenuhr, Die Kirschen usw.). Nicht das ich ihm Nacheifere, aber stilistisch orientiere ich mich an seinen Werken. Unde´er war doch sicherlich der Meister der Kurzgeschichte!
Unvermittelter einstieg, keine Nähere Charakteristik der Pesohnen, nur ein ausschnitt einer bestimmten Handlung gezeigt, open end, tieferer Sinn, habe ich irgendeins dieser Merkmale der Kuzgeschichte ausgelassen, dass du meinst, es wäre keine im eigentlichen Sinne?

PS: Ich würde mich über eine Bewertung der Kurzgeschichte freuen, damit ich meine Hobbydichter weg bekomme.






(Ich bin Sachse und erst 16, beachte meine Rechtschreibfehler nicht!)
 

Zefira

Mitglied
Lieber Martin, ohne jetzt eine spezielle Kritik zu diesem Text abgeben zu wollen - ich bin auch der Meinung, daß er keine klassische Kurzgeschichte ist.

Und zwar deshalb, weil er keine einmalige und besondere Situation berichtet, sondern eine allgemeine Betrachtung, die Dein Radfahrer Tag für Tag anstellen könnte. Mit anderen Worten, der Text erzählt im eigentlich Sinne nichts, sondern reflektiert.

Das soll, wohlgemerkt, kein Qualitätsurteil sein.

Wenn Du die Situation des Radfahrers als eine "begrenzte" ansiehst und darin einen Grund zur Auflehnung, dann finde ich diesen Gedanken allerdings sehr "froschperspektivisch." Schließlich dürfen auch die Autofahrer nicht über die weiße Linie hinaus. Und im Gegensatz zu Radfahrern müssen sie sich an Einbahnstraßen-, Ampeln- und Parkregeln halten ;)
Grüßle von
Zefira
 

Martin Weber

Mitglied
Vielen lieben Dank, das lass ich gelten. Nagut, nicht ganz. Ich bin ein oller Querdenker: war die Situation von Borcherts Kirschen auch soooooo einmalig? ;-)
Aber allem in allem ist diese Geschichte auch als Reflexion gedacht. Die Kritik mit der beschrenkten Perspektive lass ich gelten!
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm,

vielen dank für die aufklärung. habe "Der Untertan" zwar gelesen, mir aber nicht den namen des mannes gemerkt. und "Die Kirschen" werde ich mir schnellstmöglich besorgen. habe allerdings den verdacht, dass du ebensowenig an deine vorbilder heranreichst wie ich in meinen memoiren an Strittmatter. ganz lieb grüßt
 

Martin Weber

Mitglied
Hi Olddickie

Da bin ich mir genau so Sicher, wie du dir! Aber darum is man ja hier. Nur durch Praktizieren lernt man.
PS: Auf diesem wege möchte ich dir sagen, dass dein Kinder- Stück nicht übel ist!
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ei

danke, lieber martin. wenn ich nur jemanden fände, der es spielt. ich habe es schon allen mir bekannten pantomimen angeboten.
schön, daß du nicht sauer auf mich bist. ich wollte dir nicht weh tun. es ist mir nur so rausgerutscht, weil ich mich immer noch darüber ärgere, daß ein gelehrter mann zu mir sagte, ich solle erst mal strittmatter lesen, bevor ich meine memoiren schreibe. ganz lieb grüßt
 



 
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