Das Lied der Malerin

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APO

Mitglied
Das Lied der Malerin

Wäre das Licht
ein leichter Wein
ich füllte es ab
und nähme es mit
auf meinem Weg
und tränke davon
in dunklen Zeiten

Wäre das Licht
ein Kanten Brot
ich packte es ein
und bräche es dann
auf meinem Weg
mit anderen
in dunklen Zeiten

Wäre das Licht
schlicht was es ist
wäre es unsichtbar
doch trüge ich
auf meinem Weg
den Glanz in mir
durch alle Zeiten

(1991)
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo APO,

das ist sehr schön.
Möge es der Malerin gelingen!

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
oh ja!

In der Tat: das ist sehr schön, sehr wahr in der Aussage, harmonisch ausgeführt.
Und in der Tat ist das Licht Wein und Brot: das sind seine Verpuppungen, aus denen es in uns wie ein Schmetterling "schlüpft".
Und in der Tat bedeutet Malen eine weitere Metamorphose des Lichts, eben in die Farben und all das Strahlen und Leuchten, das wir mit unseren Augen genießen.
Die dritte Strophe müßte eigentlich im Indikativ stehen, aber so, im Konjunktiv, ist es gewiß harmonischer im Verhältnis zu den beiden "Prämissen"-Strophen davor.
 

anbas

Mitglied
Hallo APO,

herzlich willkommen in der Leselupe!

Mir gefällt dieses Gedicht auch sehr gut. Ein wenig stolpere ich zwar über die kurz hintereinanderfolgenden "es" in jedem Vers, doch a) fällt mir zumindest keine Lösung ein, ohne den Gesamttext zu ruinieren und b) ist das wirklich eine Kleinigkeit mit Blick auf das Gesamtwerk.

Liebe Grüße

Andreas
 

APO

Mitglied
Hallo Ihr Drei

Hi Manfred,

das ist ein Text, den ich mit 28 geschrieben habe, dann lange Jahre vergessen und letztes Jahr wiederentdeckt. Er macht mich irgenwie aus. Zumindest den 28jährigen APO. Damals habe ich eine Reihe von Vernissagen für ebendiese Malerin mitgestaltet.

Guten Abend Mondnein,

Und in der Tat bedeutet Malen eine weitere Metamorphose des Lichts, eben in die Farben und all das Strahlen und Leuchten, das wir mit unseren Augen genießen.
Die Bilder, um die es damals ging, hat sie in Lasurtechnik gemalt. Je nach Tageslicht sahen die Werke völlig unterschiedlich aus. Teilweise haben sich die Farben durch den unterschiedlichen Lichteinfall verändert.
Die dritte Strophe müßte eigentlich im Indikativ stehen, aber so, im Konjunktiv, ist es gewiß harmonischer im Verhältnis zu den beiden "Prämissen"-Strophen davor.
Ja, natürlich, aber so ist es doch viel schöner...

Hallo Andreas,

vielen Dank für das Willkommen. So allmählich komme ich an.
Ein wenig stolpere ich zwar über die kurz hintereinanderfolgenden "es" in jedem Vers, doch a) fällt mir zumindest keine Lösung ein, ohne den Gesamttext zu ruinieren und b) ist das wirklich eine Kleinigkeit mit Blick auf das Gesamtwerk.
Du bist der erste, der das anmerkt. Es mag vielleicht daran liegen, dass der Text ursprünglich wirklich als Song gedacht war, es gab auch mal eine Melodie, aber ich finde als reines Gedicht funktioniert das Ding einfach besser.

Schönen Abend Euch Dreien.
APO
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo apo,

herzlich willkommen in der ll.

dies stück weiß mir sehr zu gefallen, wobei ich im besonderen die erste strophe sehr gut finde:


"Wäre das Licht
ein leichter Wein
ich füllte es ab
und nähme es mit
auf meinem Weg
und tränke davon
in dunklen Zeiten"

es ist nach meiner lesart ein gedicht für sich. diese zeilen tragen schon alle bedeutung in sich. sie implementieren- angenehm zwanglos - wege die der leser sich aussuchen kann; auf der suche nach eben jenem gefühl, das "ungenannt" diese zeilen erfüllt.

ich nenne es hoffnung...
aber und das ist das bedeutendere hier, da der text im konjumktiv ist , - bleibt es auch das unerfüllbare, eine "idol" im sinne des wortes. ein weg zu einem ziel das unereicht bleiben wird.

sprachlich und klanglich von beeindruckender kapazität.


lg
ralf
 

APO

Mitglied
Lieber Ralf,

vielen Dank für deine Gedanken zu meinem Poem. Ich war noch nie einer, der viel zu seinen Texten gesagt hat. Das geht meistens schief. Aber zur Entstehung möchte ich etwas erzählen: als ich damals die erste Strophe geschrieben hatte, war sie mir selbst zunächst genug, nur sollte es ja ein Songtext werden,ich war doch als Liedermacher unterwegs, also habe ich noch etwas dazu geschrieben. Die Melodie von damals kriege ich nicht mehr zusammen, aber an dem Text hänge ich.

Schönen Abend
Apo
 

APO

Mitglied
Hallo Herbert,

Danke für die Rückmeldung. Darf ich fragen, warum du die Zeile umstellen würdest?

Schönen Tag wünscht APO
 

HerbertH

Mitglied
Hallo APO,

ich lese hier die Sinnzusammenhänge

Wäre das Licht
schlicht, was es ist,
wäre es (also) unsichtbar,
(so) trüge ich doch
auf meinem Weg
den Glanz in mir
durch alle Zeiten
In dieser Interpretation Deiner Zeilen ist die vorgeschlagene Umstellung gedacht.

Bei der ursprünglichen Position des "doch" tue ich mich schwer mit dem Verständnis der Sinnzusammenhänge.

Liebe Grüße

Herbert
 

APO

Mitglied
Hallo rogathe,

danke für die Rückmeldung. So ganz verstehe ich deine Frage nicht. Also kann meine Antwort nur ein Versuch sein. Es ist die Malerin, die das Lied singt und für sie ist das Licht in einem ganz physischen Sinn eben mehr als nur Licht, da es in den Farben, je nach Farbauftrag (durch Lasur), Tageszeit unterschiedliche Wirkungen erzeugt.

Hi Herbert,

danke für die Erläuterung. Jetzt verstehe ich, was du meinst, finde im Moment jedoch meine Fassung ganz schlüssig, aber ich lasse deine Anregung mal etwas auf mich wirken.

Schönen Abend Euch beiden
Apo
 

rogathe

Mitglied
Ich meine, dass dieses Lied von jeder/m gesungen werden könnte, denn im Text deutet nichts auf Malerei hin.
 

APO

Mitglied
Hm. Bisher ging ich immer davon aus, dass der Zusammenhang deutlich ist, sich selbst erklärt. aber es scheint ja zumindest für dich nicht so zu sein. Vielleicht noch einmal zu Erklärung: der Text ist in Zusammenarbeit mit einer Malerin entstanden, befand sich auf dem Deckblatt der Einladung zur Vernissage usw. Und er ist so alt, dass er mir irgendwie in Fleisch und Blut übergegangen ist. Da sieht man vielleicht einiges nicht mehr. Also vielen Dank für den Hinweis.

Gruß von Apo
 

APO

Mitglied
Hallo Paloma,

manchmal reicht ja schon ein Wort. Vielen Dank dafür. Wovon leben wir Literaten denn? Von der Rückmeldung.

Liebe Grüße zurück
APO
 



 
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