Das Relikt (gelöscht)

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jon

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Hübsche Idee, leider wirkt der Schluss irgendwie lieblos runtergerattert (es gibt massive Brüche bei der Logik bzw. der Perspektive), so als hättest du nur schnell die Idee notiert, statt dir Gedanken darüber zu machen, wie sie am besten erzählt werden könnte. Die Ansage ganz zum Schluss finde ich dabei am ärgerlichsten.
Im Rhythmus des Textes ist der Schluss (also ab "Da sah er das Raumschiff.") eigentlich zu lang.
Oder nicht lang genug, man könnte daraus eine eigen Story aus Sicht der Menschen stricken (dann müsste der Gesamttext vielleicht mit einer kurzen Rückkehr zur Perspektive von K22 enden).
 

Tula

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Hallo

ich bin mir nicht sicher, ob der Kommentar noch voll zum Text passt oder ob dieser bereits verbessert wurde. Ich finde die Geschichte jedenfalls sehr kreativ und ausgewogen, auch das Ende. Dass dort die Sätze kürzer werden scheint mir richtig, d.h. K22 observiert jetzt nicht mehr einen längeren Zeitraum, sondern (fast journalistisch) den Tatablauf sehr kurzer Ereignisse. Ich denke, das war stilistisch beabsichtigt.

LG
Tula
 
Hallo Tula,

ich denke auch, das Ende sollte kurz und knackig sein, sonst verliert die Geschichte an Geschwindigkeit. An dem Schlusssatz sollte ich aber noch arbeiten, er wirkt ein wenig flach. Kann man sicher besser rüberbringen, doch die entscheidende Information gehört meines Erachtens an den Schluss der Geschichte.
 

jon

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Mich stört noch immer die völlig "verunreinigte" Perspektive: KE22 kann weder wissen, dass es Menschen sind, noch ihre Sprache einfach so verstehen. Und in Wirklichkeit kann er auch die Sache mit dem Krieg Mensch vs. Nga-voy nicht wissen. Seine 4942 Jahre auf Atair entsprechen - man beachte die Entwicklung Planeten! - offenbar eher 4942 Millionen oder gar Milliarden Jahren. Als er hier strandete, gab es die Menschen also noch gar nicht, sie können in seinen veralteten Speichern gar nicht als Gegner vorkommen.

Hier meine Idee, die auch die Sache mit dem Schluss besser handhabbar machen könnte:

KE22 sieht das Shuttle und sieht die Menschen aussteigen. Ohne sie als Menschen zu erkennen. Vielleicht stellt er fest, dass sie ein bisschen wie Schnurckelmanstel, die Feinde der Nga-voy, aussehen - aber mehr auch nicht. Das könnte mit einem Satz wie "Er begann, seine Möglichkeiten abzuchecken." enden.
Dann eine Leerzeile (nicht vorher!) und damit Wechsel zur Perspektive der Menschen. Und zwar nur der Menschen. (Vielleicht kann man etwas einflechten wie "Papa, stimmt es, dass die Nga-voy früher hier lebten?" "Nein Schatz, das war ein anderer Planet. Aber ich glaube, die haben damals wegen dieses Sonnensystems hier den Krieg gegen die Schnurckelmanstel geführt, bei dem die beiden Reiche untergingen. Bloß ihre Archive sind erhalten geblieben. Ihre Technik soll aber toll gewesen sein, schade, dass wir davon nichts gefunden haben.“ –– Also irgendwas, was den damaligen {Zeitspanne bedenken!} und den aktuellen Status klarstellt.) Das Ganze bis dorthin, wo die Kinder den Kopf finden.
Dann eine Leerzeile und wieder KE22. Etwas wie "KE22 hatte alle Optionen erwogen.“ Dann: Dies und das ging nicht, also machte er das – so wie es schon da steht. Aber mit dem Satz „KE 22 hatte seine Programmierung bis zum letzten Elektron erfüllt.“ aufhören - die "Tragik" würde ja schon im Menschen-Perspektiven-Teil enthalten sein und dieser Satz hat die nötige Kürze und zugleich "Gewichtigkeit" für eine Schlusssatz.
 
Hallo jon

Danke für den ausführlichen Kommentar.

Bei der Perspektive muss ich dir letztendlich wahrscheinlich recht geben. Ich bin kein Astronom, habe aber schon öfter erlebt, das SF-Autoren es mit der Astrophysik sehr genau nehmen. Da die Kampfeinheit 22 (habe blöderweise vergessen, das KE einmal auszuschreiben) wohl eine sehr begrenzte Existenzdauer hat, setzte ich den Zeitraum auf 5 - 10.000 Jahre fest. Es schien mir, mehr aus dem Gefühl, auszureichen, um die Sonnenfusion durch neue Materie erneut anzufachen und in dessen Folge das bereits einmal vorhandene Leben auf Atair (ein Hinweis darauf wäre hier vielleicht nützlich) wieder aufleben zu lassen. Es ist ja der Grund, warum dort überhaupt Menschen erscheinen. Für den Leser, denke ich, nachvollziehbar, ob wissenschaftlich korrekt ist wohl eher fraglich. Wirft natürlich die Frage auf, wie der Leser es aufnimmt und ob es verzeihlich ist, sich in einer Kurzgeschichte nicht zu 100 Prozent an wissenschaftliche Fakten zu halten.

Ein wichtiger Aspekt, der nicht erwähnt wurde: KE 22 wurde als Kampfeinheit der Nga-Voy gegen die Menschen eingesetzt. Der Hinweis auf seinen abgestürzten Jäger und das er sich in den Kampfmodus versetzt beim Anblick der Menschen (er kennt sie und ihre Sprache also) ist hier möglicherweise etwas dünn. Am Schluss wird noch erwähnt: die Technologie darf nicht in die Hände des Feindes fallen. Wird dem Leser hier zu viel Interpretation zugemutet? Das Problem ist, das ein schlichter Kampfroboter nicht zu Rückblicken oder ausschweifenden Gedankengängen neigt, er könnte aber eine dauerhafte Nachricht senden, mit dem Inhalt, das er von einem Jäger der Menschen abgeschossen wurde o. ä. . Das würde aber den Überraschungseffekt nehmen. Ein ! hinter „Es waren Menschen“ würde den Zusammenhang mit dem Kombatmodus des KE stärken.

Deine Idee, einen Teil der Geschichte aus Sicht der Menschen zu schreiben, hat mich eine Weile beschäftigt. Es würde dem Text eine erzählerische Note geben und man könnte weitere Informationen einbauen, wie den ungelenken Schlusssatz. Würde dem Unterhaltungswert wahrscheinlich gut tun, es fällt mir aber schwer, die eingeschränkten Perspektive von KE zu verlassen. Es würde die Geradlinigkeit der Geschichte verändern, wäre im Leserinteresse aber bedenkenswert. Die Geschichte steht und fällt wahrscheinlich mit der Annahme, das dies alles in 5000 Jahren möglich ist. Wenn nicht, wäre dein Vorschlag eine Alternative.
 

Tula

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Hallo Norbert

sicherlich können die beschriebenen Ereignisse nicht in 5000 Jahren stattfinden, ganz ehrlich hat mich das selbst wenig gestört.

Wobei zu bemerken wäre, dass es in "Space Odyssey 2010" mit Hilfe des Monolithen doch recht schnell ging, Jupiter in eine kleine Sonne zu verwandeln.

Das öffnet eine Variante, um das Dilemma des astronomisch Unmöglichen zu vermeiden. Der Mensch, oder eine andere hohe Kultur, hat bei der Sache mit dem Zwerg seine Hand mit im Spiel. Wahrscheinlich wird solch ein beschleunigtes Sonnenrecycling nie möglich sein, aber immerhin kann man dann die angeblichen wissenschaftlichen Ungereimtheiten mit der Phantasie des Autors entschuldigen.

LG
Tula
 
Hallo Tula

Würde mich in der Tat jetzt interessieren, wie lange es dauert, ein Fusionsfeuer wieder in Gang zu setzen. In der Vorstellung hat man als Nicht-Physiker wohl Filme wie „Sunshine“ vor Augen. Man schmeißt eine dicke Bombe in die Sonne und ein paar Minuten später leuchtet sie wieder auf der Erde.

Es muss sich also nicht um wissenschaftliche Genauigkeit handeln, sondern sollte vom Leser oder Zuschauer nicht angezweifelt werden. Er akzeptiert ja auch Zeitreisen und Dimensionstore. Der für Menschen recht lange Zeitraum von 5000 Jahren könnte dieses vielleicht abdecken. Verlage sehen das wahrscheinlich anders.

Dein Vorschlag jedoch würde die Glaubwürdigkeit erhöhen. Anstatt einer Kollision mit einem anderen Himmelskörper eine Folge von künstlich erzeugten Explosionen, die eine Kettenreaktion auslösen. KE beobachtet zwar nur die sichtbaren Auswirkungen, könnte im Ablauf aber ein, sagen wir, Schema erkennen, das eine solche Annahme nahelegt.

Die Änderungen am Text wären geringfügig. Ich lasse meine Variante trotzdem erst mal stehen. Mal sehen, ob es noch andere Beurteilungen gibt.

LG
Norbert
 
Hallo Tula

Ich habe deinen Vorschlag umgesetzt. Warum sich an dem Zweifelhaften festhalten, wenn es eine bessere Lösung gibt. So konnte ich auch noch ein paar weitere Informationen einfügen. Und es passt auch gut in die Geschichte.

Auch jons Vorschlag finde ich weiterhin gut, auch wenn er den Text stilistisch verändern würde mit einer weiteren, menschlichen Perspektive. Sollte ich den Text mal irgendwo einreichen, würde ich die Idee der Leserfreudlichkeit wegen aber wohl aufgreifen.

Im Moment müsste ich jedoch einen recht großen Teil des Textes neu bearbeiten und mir gefällt er ja in der jetzigen Form. Einzig der (inzwischen geänderte) Schlusssatz stört noch ein wenig, weil er aus dem off kommt. Eine zweite, menschliche Perspektive würde hier jedoch Abhilfe schaffen.

Danke fürs Kommentieren an euch beide.

Norbert
 

Tula

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Hallo Norbert

auch meinerseits Dank als Leser für die Auseinandersetzung mit unseren Kommentaren und die Annahme der Vorschläge. Noch weiterhin galaktischen Spass in dieser Rubrik.

LG
Tula
 

FrankK

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Hallo, Norbert
Du präsentierst hier eine (durchaus vertraute) Geschichte über die logische Fehlleistung eines Roboters (bzw. dessen, was von ihm übrig blieb).

Stilistisch hat Dein Text durchaus schon gewonnen.

Erlaube mir einige Anmerkungen zu inhaltlichen Ungereimtheiten oder sogar logischen Problemen.
Ein roter Zwerg tauchte die Landschaft in ein unwirkliches, dumpfes Licht, [blue]das nie erlosch[/blue].
Ich gewinne den Eindruck, die Welt, auf der sich KE22 befindet, dreht sich nicht um die eigene Achse.
… und eine blutrote Scheibe, die wie [blue]unverrückbar den Mittelpunkt[/blue] des bizarren Anblicks zu sein schien.
Dies verstärkt noch den Eindruck.
Das ist soweit erst mal kein Problem – wird aber später eines.

Es erschien Kampfeinheit 22, als hätte sich dieses Bild mit den Jahrhunderten unauslöschbar in seinen Speicher eingebrannt.
Hier wird KE22 ein ganz klein wenig emotional. ;)
Technisch betrachtet kann sich „das Bild“ nicht „im Speicher einbrennen“, der Speicher enthält nur elektrische Ladungen, dafür ist er konstruiert. Die Optik, bestehend aus einem Chip mit Milliarden Foto-Sensoren (Stichwort: CCD-Sensor), dürfte ebenfalls in der Lage sein, dies zu vermeiden.

KE 22 vernahm das schaurige Heulen der aufgepeitschten Atmosphäre und unbändiges Prasseln von Sandkörnern und kleinen Steinen auf seiner Titanhülle.

Nach dreitausend Jahren überprüfte KE 22 seinen sekundären Reaktor, der den Kern seines metallischen Schädels bildete, Sensoren und Prozessoren mit Energie versorgte und mit einem Kraftfeld abschirmte.
Das Kraftfeld dient welchem Zweck? Nicht dem Schutz des Schädels von außen, denn dort prasseln Sand und Steine auf das Titan. Kraftfeld für das innere? Da käme nur das Kraftfeld für die Antimaterie-Eindämmung in Frage.

Seine Leistung hatte sich um dreißig Prozent verringert,
Wohl eher „Seine Energiereserven“, warum sollte sein „sekundärer Reaktor“ weniger Leistung abgeben können?
Der Motor eines Autos hat eine Leistung von 120 PS. Diese Leistung hat er unabhängig davon, wie voll sein Tank noch ist.

… und verringerte die Leistung des Schutzschirmes um 28 Prozent.
Welcher Schutzschirm? Er hat keinen äußeren Schutzschirm, sonst hätten niemals Sand und Steine auf das Titan prasseln können.

Verschiedene Komponenten, die augenblicklich keinen Nutzen erfüllten, versetzte er in den Schlafmodus.
Aus dieser Überlegung heraus würde ich nun erwarten, dass er seine akustischen und optischen Sensoren deaktiviert und die nötigenfalls vorhandenen Funkempfänger und Langreichweiten-Sensoren aktiviert.

Zum ersten Mal konnte KE 22 seine Umgebung detailliert betrachten.
Anscheinend bleibt er bei den beschränkten optischen Eindrücken. ;)

KE 22 erhöhte die Leistungsabgabe für [red]seine[/red] Kraftfeld auf das Maximum.
Dann sah er das Raumschiff.
Tja. Hätte er sich auf andere Sensoren verlegt (z.B. Energiepeilung) hätte er das Raumschiff wesentlich eher bemerkt.

KE 22 schaltete unvermittelt in den Kombatmodus und fuhr den Reaktor auf Volllast hinauf.
Unsinniges Verhalten, er verbraucht unnötig Energiereserven und erhöht das Risiko, entdeckt zu werden.

„Ich krieg dich, Sally“, konnte KE 22 die dünne und helle Stimme des einen Organismus vernehmen.
Problem 1:
Sprache wandelt sich im Laufe der Zeit, vermutlich auch die Sprache der „Menschen allgemein“. Kein Sprachcomputer, der mit „Altgermanisch“ programmiert wurde, könnte das heutige „hochdeutsch“ verstehen.
Problem 2:
Keine Schutzanzüge. Die „Kinder“ laufen herum, spielen Fangen, während der Vater Vermessungen vornimmt. Die neu angefachte Sonne strahlt konstant auf dieses Fleckchen Erde, die Temperaturen dürften unangenehm sein, die atmosphärischen Bedingungen dürften schwer einzuschätzen sein (Stürme, Unwetter).
Problem 3:
Wieso sind überhaupt Kinder dabei?

KE 22 überlastete seinen Antimateriereaktor.
Es ist nicht notwendig, den Reaktor zu „überlasten“. (Später mehr …)

Er registrierte das Sirren der Überladung, die zu einem Kreischen anschwoll.
Showeffekt, B-Movie. Wie das Geräusch der Strahlenwaffen im Weltraum. ;)

Kampfeinheit 22 hatte seine Programmierung [blue]bis zum letzten Elektron[/blue] erfüllt.
Das rührt wohl her vom „er kämpfte bis zum letzten Atemzug“, ist aber im Zusammenhang mit einer Programmierung eher überflüssig.


Das Problem mit dem Planeten:
Durch die fehlende Eigenrotation wird eine Seite (die, wo der Roboterkopf liegt und später das Schiff landet) ständig von der Sonne angestrahlt. Wie in einer Wüste halte ich eine Vegetation und ergiebige Regengüsse für unwahrscheinlich, die Temperaturen dürften unangenehm hoch sein. Die Sonnenabgewandte Seite ist eisig, die Temperaturen dürften dort weit unter dem Gefrierpunkt liegen. Im Grenzgebiet (im Zwielicht, dort, wo die Sonne nur am Horizont hängt) dürfte Chaos herrschen. Luftmassen, die hin und her wirbeln, gigantische planetenumfassende Sturmfronten. Echt ungemütlich!

Lösungsmöglichkeit:
Mach einen normalen Planeten daraus, mit eigener Rotation für eine gleichmäßigere Klimatisierung.


Das Problem mit der Antimaterie:
Die Antimaterie, die er braucht, muss(!) er mitgebracht haben. Es muss dementsprechend ein Depot für Antimaterie im Roboterkopf geben.
Nehmen wir mal an, er verbraucht für seine Systeme nur 10g Materie pro Jahr. Das ist nicht viel (gerade mal ein halbes Schnapspinnchen voll). Dies sind dennoch 10kg in 1000 Jahren. Nach 3000 Jahren macht er seine erste Bestandsaufnahme und stellt fest, dass er erst 30 Prozent seiner Energiereserven (!) verbraucht hat. 3000 Jahre entsprechen einem Verbrauch von 30kg, wenn dies 30 Prozent sind, verbleiben ihm noch 70kg.
Insgesamt hatte er also 100kg Materie (zur Energiegewinnung) im Kopf, davon 50kg Antimaterie. Die muss er zusätzlich abschirmen (Eindämmungsfeld). Sieht man mal von dem ganzen Kleinkram ab (Sensoren, Elektronik, Computer) benötigt er noch ein gewisses Volumen für den MAM-Reaktor selbst sowie für die erforderlichen Energiewandler-Systeme. Mit anderen Worten: ein ganz schön großer Schädel.

Lösungsmöglichkeit:
Nimm einen Wasserstoff-Reaktor. Deaktiviere zwischenzeitlich den Roboter und lasse ihn nur alle paar Jahre zur Eigendiagnose „Aufwachen“. Dies könnte aus einer Energiezelle heraus erfolgen. Ein Wasserstoff-Reaktor könnte aus der Luftfeuchtigkeit einer Atmosphäre seine Speisung finden.


Das Problem mit der Selbstzerstörung:
Ein MAM-Reaktor muss nicht erst „Überladen“ werden. Es reicht, einfach das Eindämmungsfeld für die Antimaterie abzuschalten. Den Rest erledigt die Antimaterie selbst.

Lösungsmöglichkeit:
Ein Wasserstoffreaktor muss überladen werden (ausreichende Wasserstoff-Plasma-Menge), damit er explodiert. Das wirkt dann wie eine kleine H-Bombe.


Das Problem mit dem Raumschiff:
Die Menschen hatten 3000Jahre zuvor noch Krieg mit den Nga-Voy. Da wundert es mich, dass das Raumschiff nicht über entsprechende Sensoren verfügt, die das Antimaterie-System des Roboters registrieren, die das Schiffswrack (Titanium – nicht natürlichem Ursprungs) registrieren. Menschen von heute erinnern sich noch an das Trojanische Pferd, mit diesem Trick erobert niemand mehr eine Stadt. Warum sind die Menschen in dieser Geschichte so sehr viel unvorsichtiger? Der Krieg mit den Nga-Voy hat schließlich ein paar tausend Jahre angehalten. Die kennen also ihren Feind!
Besonders seltsam ist der Umstand, dass dieses einzelne Raumschiff ausgerechnet in der Nähe des Roboterkopfes landet.


Das Problem mit der Roboterlogik
Für eine logisch denkende Maschine (und sowas ist ein Roboter) halte ich es für unwahrscheinlich, dass er zur Überwachung seiner Umgebung keine effektiveren Sensoren einsetzt. Er dürfte mindestens über Infrarot-Augen, Energiesensoren und Massedetektoren verfügen. Dementsprechend sollte er das Raumschiff bereits beim Anflug auf den Planeten bemerken und ihn gegebenenfalls aus dem Stand-by herausholen.

Lösungsmöglichkeit:
Er registriert das Raumschiff und bereitet die Zerstörung vor, weil er die Triebwerkssignatur (Beispielsweise) als „Spezies: Mensch“ erkennt. Die Explosion erfolgt, als die Besatzung aussteigt.


Das Problem mit den Jahrtausenden
Lasse ich einfach mal unbeachtet, spezielle Versiegelungstechniken könnten die Titaniumhülle und die optischen Linsen vor Witterungseinflüssen auch über diese lange Zeit hinaus schützen.


Uff, ist das wieder ein umfangreicher Kommentar geworden. Ich hoffe, ich habe Dich jetzt nicht zu sehr demoralisiert.
Ich bin (leider?) zu sehr Techniker aus dem Bereich Energietechnik, als dass ich diese Schwächen übersehen könnte. Offensichtlich besteht von Deiner Seite ein Wunsch, den Text zu verbessern, deshalb habe ich mich so ausführlich damit beschäftigt.

Natürlich sind die 10g Materieverbrauch nur ein Schätzwert. Vielleicht verbraucht ein MAM-Reaktor deutlich weniger, vielleicht aber auch deutlich mehr – niemand weiß das. Eine der Grundformeln zur Berechnung des Materiebedarfs beginnt mit e=mc². Viele weitere Formeln zur Masse- und Bedarfs-Ermittlung würden folgen. Der Leistungsbedarf müsste ermittelt werden (wieviel Leistung verschlingt so ein Antimaterie-Eindämmungsfeld?), Energieverluste müssten geschätzt werden.
Demzufolge betrachte meine Hinweise lediglich als das, was sie sind. Hinweise, mit Tipps, wie man die Probleme umgehen könnte.
Bevor Du auf die Idee kommst, den MAM-Reaktor einfach bei Bedarf hoch- und runter zu fahren: Das Eindämmungsfeld für die Antimaterie muss immer aktiv bleiben.


Da fällt mir noch ein: Eine weitere Lösung für die Energieversorgung wäre eine „kontrollierte Quantensingularität“. Auch dafür wird ein kräftiges Eindämmungsfeld benötigt. Eine Singularität bezieht ihre „Energie“ aus dem Quantenniveau des umgebenden Kosmos. Die Freisetzung (Selbstzerstörung) könnte den ganzen Planeten vernichten.
Eine solche Energiequelle wäre aber höchst gefährlich (wie auch die Antimaterie!). Wenn der Roboter während eines Gefechtes (im Kampfeinsatz) zerstört würde, hätten die Soldaten in seiner Umgebung nichts zu lachen.


Aufmunternde, nächtliche Grüße aus Westfalen
Frank
 
Hallo FrankK

Zunächst besten Dank für den aufwendigen Kommentar.
Gelernt habe ich schon beim ersten Lesen daraus, nämlich bei (technischen) Details und Zusammenhängen genauer hinzuschauen. Einige Fehler sind offensichtlich, andere eine Frage der Interpretation. Klar wird, das mein technisches Wissen hier gelegentlich begrenzt ist. Und einen Anflug von „demoralisieren“ hast du damit durchaus erzeugt.

Zunächst könnte man die Frage stellen, ob jetzt nur noch Physiker SF-Geschichten schreiben sollten, was nicht einige Mängel im Text überdecken soll. Ist eine Frage, die mich schon länger beschäftigt. Obwohl ich die Antwort vielleicht schon kenne: wenn man sich auf technische Details einlässt, sollte man das Thema auch , zumindest theoretisch, halbwegs beherrschen. Ich nehme an, Verlage verzeihen solche Halbherzigkeiten nicht, dafür ist man heute zu spezialisiert und hat ein klar umrissenes Bild.

Was ist mit dem Unterhaltungswert und der Aussage? Auch die meisten der Leser sind keine Wissenschaftler. Sie können einen (theoretischen) Antimateriereaktor nicht von einem Wasserstoffreaktor unterscheiden und kennen ihre Eigenschaften nicht. Geschweige denn, das sie definieren könnten, was eine Quantensingularität ist (die ja auch nur ein theoretisches Konstrukt ist). Ist eine gewisse künstlerische Freiheit nicht akzeptabel, um eine Vorstellung zu erzeugen und eine Geschichte möglich zu machen? Auch der „Terminator“ verfügt über eine „Batterie“, die 1.000 Jahre hält. Hätte man den Film nun nicht drehen sollen, weil es nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen unlogisch erscheint?


Nun zum Text:

Ich sehe hier keine logische Fehlleistung des Roboters. Er befindet sich immer noch im Krieg.

Einbrennen in den Speicher: eine klare technische Fehlinterpretation. Hatte dabei wohl ein Display vor Augen, bei dem so etwas wohl möglich sein soll. Man könnte aber auch sagen, wir kennen die Technik des Roboters nicht. Ist ja eine nicht-menschliche Konstruktion. Vielleicht hat er die Daten auch schon einmal gelöscht, aber das gleiche Bild ist eben immer noch da, als wäre es nie gelöscht worden. War natürlich nicht so gemeint, sondern sollte die Endlosigkeit für den Leser etwas hervorheben. Ich möchte den Satz auch nicht weglassen. Er gehört in den Zusammenhang.

Sand und Steine auf der Titanhülle: logischer Fehler. Wie wäre es mit einer Polarisierung? Hinterfragen kann man aber auch, ob ein elektromagnetisches Kraftfeld in der Lage ist, nicht-magnetische/metallische und nicht-geladene Teilchen aufzuhalten. Dann müssten wir über die Art des Kraftfeldes und seine technischen Spezifikationen diskutieren. Und wie weit die technische Entwicklung ist.

Leistung verringert: Treffender ist in der Tat, das sich seine Energiereserven verringert haben. Aber auch die Leistung eines Motors bleibt ohne Wartung nicht gleich. Ablagerungen verringern den Durchfluss, Verschleiss die mechanische Beweglichkeit, Düsen verstopfen, die Leistung nimmt ab bis hin zum Totalausfall.

Schlafmodus: Warum optische und akustische Sensoren deaktivieren, dann könnte er auch gleich ganz abschalten. Er ist als Kampfeinheit darauf angewiesen. Als Pilot eines Jägers benötigt er weder Langreichweiten-Funk, noch LR-Sensoren. Er ist eine bewegliche, minimalistische Massenproduktion. Warum eine bewegliche Einheit dafür einsetzen? Vielleicht, weil sie vielfältiger verwendbar ist, Reparaturen ausführen kann, leichter zu bergen und weiterhin zu nutzen ist?

Schaltet in Kombatmodus: Energiereserven hat er genug. Nehmen wir es als Teil der Dramaturgie und seines Programmes bei unmittelbarem Feindkontakt. Die Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden, erhöht sich allerdings beträchtlich. Auf der anderen Seite kann er aber auch nicht wissen, wann und ob man ihn entdeckt hat und ob er unter Beschuss genommen wird. Er ist eben ein geringfügig ausgestattetes Massenprodukt, kein Data. Er hätte aber tatsächlich schon bei dem Anblick des Raumschiffes seine Systeme hochfahren können.

Sprache: er vernimmt die Sprache, er muss sie ja nicht verstehen. Hatte ich in einem anderen Kommentar aber angedeutet, das er sie durchaus verstehen könnte, richtig.

Man kann hier, denke ich, sagen: Wenn etwas nicht präzise detailliert wurde, kann man es auf unterschiedliche Weise interpretieren. Der Leser neigt aber nicht zum Sezieren, er möchte gut unterhalten werden mit sprachlich hochwertigen Texten und einer interessanten Geschichte.

Warum Kinder: Reisen sind lang, man nimmt die Familie mit. Es gibt keine Warpsprünge. Die gibt es bei „Enterprise“, nicht bei „Alien“.

Schutzanzüge: Der Planet wurde als lebensfähig eingestuft. Nun beginnt die Vermessung. Die Atmosphärischen Bedingungen sind Abhängig von der Entfernung zur Sonne. Die Auswirkungen durch eine Schattenseite eines Planeten kann man wohl nicht leugnen.

Das Schiff: Irgendwann musste ein Schiff in der Nähe des Roboterkopfes landen, wenn man den gesamten Planeten vermisst und besiedelt. Warum nur 200 Meter entfernt? Weil es der beste Vermessungspunkt ist? Oder durch Zufall? Ich habe beim Poker auch schon dreimal hintereinander Dame/Neun bekommen und konnte es kaum glauben. Aber hier ein logischer Fehler: man kann den Planeten auch vom Orbit aus vermessen.

Ich denke, damit wären wir wieder am Anfang. Wieviel Fiktion ist in einer Geschichte machbar? In manchen Punkten sehe ich dich aus einer eigenen Perspektive urteilen. Nehmen wir die Komplettausstattung des Roboters dafür als Beispiel. Ich bewege mich eher in einem technischen Rahmen wie bei „Blade Runner“ oder „Alien“. Andere Punkte, wie die Aufarbeitung des Antimaterie-Themas sind absolut logisch. Ich werde mir weiterhin Gedanken darüber machen und sehen, was ich an der Story ändere.

Nochmal Dank für das Engagement.
 
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