Das Rotkehlchen

Lars Koch

Mitglied
Das Rotkehlchen

Als Gott die Erde schuf, brauchte er dafür 6 Tage. Doch einer blieb ihm ganz besonders in Erinnerung.
Es war der vierte Tag, als er die Vögel schuf.
Er formte sie aus Lehm und gab ihnen Federn, Schnäbel, kleine Füße und Stimmen. Doch sie waren alle gleich, also musste er sie anmalen.
Er setzte sich auf eine Wolke, nahm einen Vogel nach dem anderen in seine linke Hand und bemalte ihn mit der Rechten. Dazu tauchte er seine Finger in große Schalen, die mit all den Farben der Welt gefüllt waren. Da die Welt viele Farben hat, standen viele Schalen um ihn herum.
Da Gott sehr viele Vögel erschaffen hatte, dauerte es sehr lange und viele Vögel, die in der Schlange standen, bekamen langsam Hunger. Doch alle warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren.
Nur ein kleines Vögelchen konnte nicht artig sein und war so ungeduldig, dass es sich immer weiter vordrängelte und schließlich an den anderen Vögeln vorbei flog. Es schaffte es sogar, sich an dem lieben Gott vorbei zu schleichen.
Das kleine Vögelchen flog auf den Rand einer der Schalen, setzte sich und wollte sehen, ob nicht ein paar Körner darin seien. Das Vögelchen schaute in die tiefe Schale, reckte und streckte sich sah aber nicht das, was es sich erhofft hatte. Und oh weh, plötzlich rutschte es auf dem glatten Rand der Schale ab, verlor das Gleichgewicht und fiel kopfüber in die Farbe.
Das Vögelchen flatterte und strampelte in der roten Farbe, doch es konnte sich nicht selber befreien. Da fing es kläglich an zu piepsen.
Der liebe Gott hörte das Jammern. Er schaute umher und suchte, bis er das Unglück erkannte. Er nahm das kleine Vögelchen aus der roten Farbe und setzte es auf sein Knie.
Das kleine, tropfende Häufchen Elend tschilpte nur noch ganz leise, als Gott es tadelte. Doch es war auch lustig anzuschauen, denn die Farbe tropfte wirklich überall von dem Vögelchen herunter. Der liebe Gott konnte die meiste Farbe von dem Federkleid abwischen; nur ein großer Fleck auf Brust und Hals blieb. Gott sah, dass das Vögelchen ganz traurig und schüchtern geworden war, und es tat ihm schon wieder leid, so mit ihm geschimpft zu haben. Er redete mit ihm und strich behutsam über seine Federn. Da fing das Vögelchen plötzlich an zu singen, und wegen des roten Fleckes und der schönen Stimme gab Gott ihm den Namen Rotkehlchen.
Und immer, wenn das Rotkelchen singt und seine Brust zeigt, freut sich Gott und denkt an den Tag, an dem er die Vögel erschuf.
 

Josef

Mitglied
Hallo Lars!
Dein Text fügt sich schön in die Reihe von Geschichten ein, in denen berichtet wird, wie Tiere ihren Namen erhalten, eine Verhaltensweise oder ihr Aussehen. Kindern gefällt sicher gut, daß Gott mit seinen Fingern malen darf.
Viele Grüße von Josef
 



 
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