Das Salz der Seele

Yara

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Dies ist der Anfang einer Geschichte die mir im Kopf herumspukt. Es gibt einiges das mir noch nicht gefällt und ich würd auch gern wissen, ob und was dieser Anfang beim Leser empor ruft.

Besten Dank für jegliche An- Bemerkung im voraus und viel Spaß beim Lesen!
Yara

Das Salz der Seele

Wütend. Hilflos. Allem voran handlungsunfähig verlassen. Dieses Mal endgültig. Einfach so, ohne Warnung. Aber doch, sie selbst war die Warnung. War es schon immer. Was hatte mich das erste Mal hierher geführt? Jene Männlichkeit, die immer und um jeden Preis jagen, erobern, gewinnen will? Hauptsächlich körperlicher Natur war die Ausdrucksform die wir wählten – unserer Kommunikation. Wir hatten natürlich auch Gespräche, solche abstrakten Gespräche, die vielleicht wenige andere verstanden. Aber ich rede dem Geschehen voraus. Sehen Sie, ich liebe es Menschen zu beobachten, Seelen zu erforschen. Vor allem die schöner Frauen. Dieser Frau im Besonderen. Oh, ich spiele gern, probiere aus, teste Grenzen, finde es faszinierend sie zu brechen, zu sehen was ihre Auflösung zur Folge hat. Und so manches Mal habe ich meine eigenen Grenzen dabei erweitert. Manches Mal tat es mir leid. Das gehört dazu. Das sind Erfahrungen. Nie aber habe ich es wirklich bereut. Aber dass hier - dass beginne ich gerade bitter zu bereuen.

Eigentlich wollte ich nur den Schlüssel vom Tisch nehmen und gehen. Gehen mit einem Gefühl unterdrückter Tobsucht in mir. Aber dann sah ich das Bild, ihr Bild. Es hängt über dem hölzernen Esstisch auf dem die Schlüssel lagen. Es henkt alleine da, an der sonst kahlen weißen Wand. Ein schweres, geheimnisvolles Ölgemälde. Ich nahm die Schlüssel nicht, ließ meine Hand sinken. Der Gedanke traf mich wie ein bösartiger Faustschlag in meiner Magengrube, darauf gleich noch eine schallende Ohrfeige, die in meinem Gesicht brannte. Getroffen, ließ ich mich langsam auf den Holzboden sinken und starrte das Bild beklommen an. Nie hatte ich seine Bedeutung verstanden. Jetzt nach all den Jahren verstand ich es im Bruchteil einer hässlichen Sekunde. Meine Gedanken folgten ihrer Weltanschauung. Führten mich die dunklen Abgründe hinunter, die kleinen Abzweigungen und irren Umwege entlang. Darunter strahlte unschuldigstes Licht von Wärme und Güte. Es floss als schimmernde Bäche ineinander, wie die hellen Farben dieses sonst so abstoßend düsteren Bildes.
Es war ihre Seele. Ein Ölgemälde, noch nicht mal von eigener Hand gemalt, spiegelte ihr innerstes wieder. Spiegelte das Salz ihrer Seele wieder. Dieses Salz hatte mich fasziniert, gefesselt und erschütterte nun mein Ego bis in die kleinsten Furchen.

Es ist dies die Geschichte von Maisha. Oder von Sehnsucht? Sehnsucht in ihrer ungesündesten Form?

Maisha schrie. Schrie leise. Schrie aus brennender Seele flüsternd, schweigend. Gesicht, Körper und Hände verkrampft in rasendem Schmerz und dem unerträglichen Gefühl der Hilflosigkeit. Tränenflüsse liefen ihre Wangen herunter. Keiner hörte oder sah sie so. Nie, auch ich nicht. Musik spielte, Musik die ihren Kummer nährte. Leise und dunkel. Sie hatte Kerzen angezündet. Bei Gott! Sie hatte solch einen Hang zur Dramaturgie. Sie schrie einen Namen, rief, fluchte und bettelte. Presste ihren Kopf an die kalte Fensterscheibe. Zitterte, ihr Atem nur stoßend.
 



 
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