Das Sanatorium

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gromski

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Das Sanatorium


„Sei doch vernünftig, Christopher!“
Vater ist verzweifelt. Diesmal war es knapp. Ich bin bis kurz vor die Mauer gekommen, hinter der der Park beginnt, und er weiß, ich werde es diese Nacht wieder versuchen. Heute Morgen haben die zwei Pfleger meinen Kopf mit Hilfe von Gestellen genau auf den Bildschirm ausgerichtet. Aus der Apparatur gibt es kein Entkommen, denken sie sich, und das hofft auch mein alter Herr, aber sie haben nicht eingeplant, wie gewieft ihr ausgemergelter Patient ist. Zu sehr lassen sie sich von dem im Rücken offenen Kittel täuschen. Und überhaupt. Sie rechnen nicht damit, dass irgendjemand aus ihrer Welt zu flüchten in der Lage wäre. So selbstverständlich sind sie selbst in dieser Welt verankert, verschieben in ihr Information, bestellen, benachrichtigen, kaufen, verkaufen, erfragen, beantworten, entspannen, machen Urlaub, lieben sogar... Bisweilen, wenn Vater aus dem Zimmer geht, um auf dem Korridor in Mutters Schoß zu weinen, da öffne ich die Augen. Aber ich hänge ihre Aufhängung aus. Und da geht mein Blick an dem Bildschirm vorbei, durchs Fenster zur Mauer, hinter der der Park beginnt. Natürlich sei da kein wirklicher Park, sagt Doktor Gerfen. Hinter der Mauer gebe es nichts. Ich bilde mir das alles nur ein, sagt auch Mutter oft. In Wahrheit sei da nur eine Wand. In Wahrheit sei die Welt eine Wand geworden, denke ich mir dann dazu. Sie sitzen vor dieser Wand wie vor einem Kinoschirm, bestaunen die Landschaften aus weißen Farbsprenkeln und Kleisterblasen auf der Tapete und halten sie für die wahre Welt. Wenn sie Glück haben, dann wird ihr eingespieltes Abtasten für einen kurzen Moment durch einen Riss im Anstrich aus der Monotonie aufgeschreckt, aber dieser Moment ist zu kurz, als dass sie ihn Erkenntnis bringend nutzen könnten. Mutter nennt mich immer Junge. Junge, wohin willst du denn? Wenn du in einem Park spazieren willst, dann lass dir doch helfen. Mann kann heute alles machen. Da hast du dann sogar eine Wiese und Schmetterlinge und Hummeln, und alles was du willst. Aber natürlich ist das Quatsch. Sie glauben schon selbst daran. Die Welt ist ein Irrenhaus. Sie haben sich aus der Welt ein Irrenhaus gebaut. Wenn Vater zurückkommt, sind meine Augen schon wieder geschlossen. Da höre ich dann nur, wie er sich ein letztes Mal vor der Türe schnäuzt. Ich denke: wenigstens machen sie DAS noch hier.

In der Nacht versuche ich es wieder. Als sie meine Handgelenke einspannten, da hatte ich eine Faust gebildet, weswegen die Gurte nun um das entscheidende Quäntchen zu lose eingestellt sind. Ich weiß, beim nächsten Mal werden sie dieses altertümliche Schnallensystem austauschen, nur diesmal kann ich davon profitieren. Schnell gewöhne ich mich an die Bewegungsfreiheit auf dem Linoleumboden. Und auch wenn mir tagsüber jede Bewegung unendliche Mühe macht, so findet mein von den Pillen geschwächter Körper in den Nächten wie von selbst jene Winkel, in denen Kraft versteckt liegt. Am Gitterfenster stehend beobachte ich kurz die Mauer, hinter der sich der Park befindet. Das Gitterfenster übrigens haben sie vor zwei Wochen installiert, weil ich es geschafft hatte, das Schloss zu öffnen. Im Nordflügel bin ich seit einem Monat. Mit jedem Mal wird es komplizierter. Mein Schlupfloch im Keller haben sie vor drei Tagen entdeckt.
Schnell hole ich den Eimer aus dem Bad (auch den werden sie morgen entfernen, sollte ich es heute nicht schaffen), stelle ihn auf den Schwesternruf, dessen Kabel bis zum Tischlein reicht, und hänge meine an den Schlauch angeschlossene Mineralwasserflasche in den Tropfhalter. Es beginnt zu platschen. Wenn meine Berechnungen stimmen, dann habe ich ab jetzt etwa fünf Minuten Zeit.
Ich horche an der Tür, bis der Pfleger in Richtung des Südflügels vorbeigeschlurft ist, dann öffne ich sie mit Hilfe der Gurtschnalle, die ich aus der Apparatur ausgebaut habe. Sofort habe ich den Geruch nach Früchtetee und Ethanol in der Nase. Kalte Luft dringt mir unter den Kittel. Nachts ist das Sanatorium ganz anders. Da drohen einem in den hohen Fluren allenthalben Schatten. Und auch ist es sehr still. Man stellt sich dann vor, wie es wohl wäre, wenn man einen Löffel hätte und ihn in eines dieser Gitter aus Mondlicht auf dem Boden hineinwürfe. Das würde durch das ganze Sanatorium gehen, und sofort würden Schritte hallen und das Licht würde anspringen. Aber natürlich wirft man keinen Löffel hinein. Das wäre ein verschwendeter Versuch.
Nach genau dreiundvierzig Schritten erreiche ich die große Treppe. Siebzehn Stufen bis zur Zwischenetage, die ebenfalls von Mondlicht kariert wird, dann noch einmal siebzehn bis zum Parterre. Hier haben sie mich vorletzte Nacht erwischt. Manchmal glaube ich, dass sie mich genau da haben, wo sie mich haben wollen. In einem Computerspiel, das man immer und wieder spielt, sodass man fast wie im Schlaf bis zu der Stelle gelangt, an der man das letzte mal gescheitert ist.
Die Nachtschwester hat einen kleinen Fernseher und es dröhnt aus ihrer Kabine, sodass ich kurzfristig mit Schrecken daran denke, sie könnte den Schwesternruf überhören. Besorgt bücke ich mich neben die Glastür, direkt hinter die zwei Rollstühle. Merkwürdigerweise muss ich an meinen Bruder denken. Gestern schickten sie ihn zu mir, als vermeintliche Geheimwaffe vielleicht.
„Katharina und ich heiraten im April“, verkündete er mir. „Wie findest du das?“
Mein Bruder. Schon immer war er der Vernünftigere. Wieso kannst du nicht so sein wie Ralf? Was macht er überhaupt? Einmal hat er erzählt, dass er Zimmer mit Möbeln füllt. Natürlich ist das Quatsch. Er trägt einen Anzug und eine Krawatte. Ein Möbelpacker ist er sicher nicht. Seine Finger sind ganz fein und schmal. Die Fingerspitzen quadratisch und platt. Damit sie perfekt auf die Tasten einer Tastatur passen. Natürlich existieren diese Zimmer nicht. Überhaupt nichts existiert, von dem er spricht. Auch Katharina nicht. Sie heiraten, in dem er mit seinen quadratischen Fingerspitzen zwei Tasten drückt, nämlich das J und das A. Wer weiß, von welchem Teil der Erde das andere Ja kommt? Aber darum geht es natürlich nicht.
„Es ist gut zu wissen, dass dich jemand liebt“, erklärt mein Bruder. „Da kannst du dich dann endlich ganz auf die Arbeit konzentrieren. Liebe, Christopher, ist etwas sehr schönes. Du solltest anfangen, dich für Frauen zu interessieren. Überhaupt solltest du langsam mal vernünftig werden. Das alles hier ist doch unnötig.“
Noch eine Erinnerung. Ralf mit seinem ersten Laptop. Steht da und schüttelt den Kopf über mich. Und ich, der kleine Christopher, mit dünnen Beinchen aber mit Fahrradflasche und Fahrradhelm. In engen Nylonhosen und Schweißband an Stirn und Unterarm. Mein erstes Zimmerfahrrad. Der Glaube daran, dass man nur fest genug strampeln müsste, damit sich die Halterungen lösen und man endlich losfahren kann. Was zum Teufel ist hinter diesem Zimmer? Ein weiteres Zimmer. Und hinter diesem? Ein drittes. Und dahinter? Wie meinst du das, Christopher?
Es dauert sehr lange. Vielleicht zu lange. Ich werde nervös, bald schon denke ich daran, noch einmal zurückzugehen. Vielleicht ist der Eimer umgekippt. Aber dann klappt es doch. Der Fernseher geht aus, das Summen der Anlage bleibt, dann verstummt auch dieses, weil die Schwester den Alarm ausgestellt hat. Kurz darauf öffnet sich die Tür, sie eilt mit wehendem Kittel hindurch und ich schlüpfe in die andere Richtung hinaus.
Sie erwischen mich, als die Mauer nur noch eine Armeslänge entfernt ist. Mit einem Hechtsprung passierte ich noch eben den Hof an seiner schmalsten Stelle nahe der Garagen. Ich höre nichts, spüre nur das kurze Jucken des Pfeils am linken Schulterblatt, dann wird mir schwindelig, die Mauer, zum Greifen nahe, verschwimmt, die einzelnen Backsteine fallen nacheinander auf den Boden, als schnippte jemand Münzen nacheinander aus der Hand. Beinahe, denke ich. Ein letztes Mal, dann klappt `s. Aufregung begleitet mein Absinken in die Bodenlosigkeit.

„Geht es dir heute gut, Christopher?“ fragt Dr. Gerfen zu Beginn seiner Stunde. Es ist ein neuer Tag. Das Merkwürdigste ist: Ich darf heute zum ersten Mal im Bett liegen bleiben, die Apparatur bleibt in der Ecke, die Schutzhaube verdeckt ihre metallischen Arme. Auch die Schwester verhält sich merkwürdig. Kein einziges Wort der üblichen Plauderei entschlüpft ihr, während sie unter meinem Kopf das Kissen klopft, sie beobachtet mich aber umso eindringlicher, wenn sie glaubt, dass ich es nicht sehen kann. Ich antworte dem Doktor nicht, ich bin angespannt, denn es macht mich sehr nervös, diese Ruhe vor dem Sturm, dieses Verharren. Es ist, als wüssten sie etwas und als heckten sie etwas aus. Plötzlich weiß ich, dass ich es heute in der Nacht schaffen werde. Und das wissen sie auch.
„Hast du gut geschlafen? Fühlst du dich wohl in deinem neuen Zimmer? Sind die Schwestern nett zu dir?“
Der Doktor ist ein älterer Herr, den man langsam mal in Ruhe lassen sollte. Seinen Beruf scheint er normalerweise sehr gerne zu haben, heute aber ist er nicht besonders bei der Sache. Alles, was er sagt, besitzt eine gewisse Halbherzigkeit und Ungeduld. Mehrmals schaut er auf seine Uhr.
„Worüber denkst du nach? Du weißt, dass es dort keinen Park gibt? Wenn du einen Park sehen willst, können wir dir einen Park zeigen. Du kannst darin sogar herumlaufen. Und du riechst die Blumen, und du siehst Schmetterlinge, und Hummeln, und ein kühler Wind weht, wenn du das wünschst. Heutzutage kann man das alles ohne Probleme machen.“
Der Doktor spult seinen täglichen Vortrag über die Errungenschaften der modernen Technik mehr als mechanisch ab. Mit seiner Ungeduld steckt er schließlich auch mich an. Zum Ende gibt er mir plötzlich die Hand und verabschiedet sich, als wäre es unser letztes gemeinsames Mal. Es habe ihm trotz allem sehr viel Freude gemacht, mich kennen gelernt zu haben. Auch beruflich habe es ihn weiter gebracht. Als ich dann kurz darauf aus dem Hof knallende Türen und knirschende Reifen mehrer Fahrzeuge vernehme, als die Schwester sich verkrümelt und ich in einer sonntagsähnlichen Stille liegen bleibe, da werde ich einer merkwürdig subtilen Angst gewahr.

Ich bleibe sehr lange liegen. Bis in die Nacht. Bis der Mond aufgegangen und hinter dem Südflügel wieder verschwunden ist. Erst als es schon zu dämmern beginnt, traue ich mich, aus dem Bett zu steigen. Mir zittern die Knie. Die auf den allgemeinen Aufbruch folgende Stille am Nachmittag hatte sich mit jeder Stunde mehr und mehr in jeden Winkel meines Zimmers ausgebreitet, hatte sich allmählich auch der Flure außerhalb des Zimmers bemächtigt, bis ich schließlich in einem toten Gebäude zu liegen glaubte, in dem man sich unter keinen Umständen rühren darf, in dem man selbst den eigenen Atem zu zügeln hat.
Fast eine Ewigkeit lausche ich an der Tür, aber im Flur rührt sich nichts. Keine Kontrolle, kein Pfleger. Aus den unsichtbaren Lautsprechern in der Decke, durch die eine körperlose Personalabteilung Schwestern von einem Patienten zum anderen dirigieren kann, schwappt nur das gischtartige Rauschen der Stille in meinen Raum. Und noch schlimmer: Als ich da an der Tür lehne, da rutsche ich aus Versehen gegen die Klinke, und zu meiner großen Überraschung gibt die Tür nach und ich stolpere auf den Gang hinaus.
Ich blicke zuerst nach links, dann nach rechts, aber der Flur ist nur voller Schatten, bis auf drei skelettartige Rollstühle am hinteren Ende ist er leer. Rasch durchquere ich ihn und steige bis zur ersten Halbebene der Treppe hinab. Der Morgen naht, kein Gitter fällt mehr auf den Marmor, nur ein diffuser grauer Schein. Im Parterre indes erwartet mich eine noch größere Überraschung. Von der Schwester fehlt jede Spur. Das Kabinchen ist leer. Und als wäre dem nicht genug: Die Glastür steht sperrangelweit offen. Ein Luftzug weht von draußen hinein, umspielt meine Haare, erzählt vom Hof, der den Nordflügel von der Mauer trennt, als wollte er sagen: Hier geht `s entlang.

Mein blindes Wissen über das Außerhalb des Zimmers hatte mich am Nachmittag nicht getäuscht. Bei den Garagen steht kein einziges Auto. Der Hof ist leer. Die Büste, die den Gründer des Sanatoriums in Stein darstellt, steht einsam. Auch der Brunnen plätschert nicht, er scheint abgestellt. Begriffsstutzig wie eine Kuh stolpere ich auf die offene Fläche hinaus, aber es kommt kein narkotisierender Pfeil. Als ich schließlich an der Mauer stehe, breitet sich ein schales Gefühl in mir aus. Der Hof in meinem Rücken liegt still und grau im Ausklang der Nacht. Die Türmchen am Süd- und am Nordende scheinen, insoweit ich es von hier aus einschätzen kann, unbesetzt, überhaupt scheinen alle Menschen, ja die ganze Welt bis auf mich, verschwunden zu sein, im gesamten Gebäude brennt kein einziges Licht. Ein Blick zum großen Tor verrät mir, dass dieses offen steht. Ich lasse jede Vorsicht fallen und mache mich auf zum Wärterhäuschen. Inzwischen wäre mir lieber, man fasste mich, diese gespenstische Leere ist schlimmer als jede handfeste Gefahr. Mir kommen Zweifel an meiner eigenen Auffassungsgabe. Das Sanatorium ist ein altes Schloss, das inmitten eines gepflegten Landguts versteckt liegt. Jetzt, da ich an der rosenumrankten Wand entlang über den Schotter schreite, frage ich mich, wo dieses alte Schlossanwesen eigentlich geographisch zu verorten ist. Sind wir in England? In der Schweiz? In Frankreich? Merkwürdig. Es ist mir entfallen. Genauso gut könnte das alles auf einem anderen Planeten stattfinden. Warum eigentlich bin ich hier? Was genau ist eigentlich mein Krankheitsbild? Ist es auf die Länge meines Aufenthaltes zu schieben, dass mir der Name des Leidens entfallen ist?
Natürlich ist das Wärterhäuschen leer. Ich schreite nunmehr herausfordernd durch das Tor, aber keine Sirene erklingt. Hinter dem Tor indes kein Park. Keine Bäume. Keine Hummeln, kein Gras, kein Wind. Nur eine weitere Wand. Ich blicke nach links und nach rechts, und soweit das Auge reicht eine Mauer. Backsteine in Reih und Glied. Es ist lächerlich, denke ich. Ich denke an die Kriege um die Server. Natürlich war ich noch zu klein. Großvater sei an einer Grante explodiert, hat meine Oma einmal erzählt. Die ganze Welt sei mit ihm an dieser Granate explodiert, und seitdem sei nicht mehr wirklich betretbar. Aber das erzählte sie mir hier, während eines Besuchs. Ich kann mich nicht erinnern, was war, bevor ich in dieses Sanatorium gebracht worden bin.
In der Mauer entdecke ich eine Tür. Mit zitternden Knien mache ich einen Schritt und greife nach der Klinke. In dem Augenblick, da der Türspalt erscheint, blitzt alles in einem sich ins Hirn fressenden Licht auf. Ich spüre, wie ich vom Druck angehoben und nach hinten geschleudert werde, für Sekunden fliege ich durch die Luft, schließlich kracht mein Rücken gegen die Mauer und ich gleite auf den Boden hinab. Blind, hallt es mir durch den Kopf, du bist blind. Und auch die Geräusche sind jetzt überdimensional laut geworden. Erst nach einer Weile ebbt das Lichtgewitter ab, einzelne Funken fallen zu Boden und verglühen, bis mich Schwärze umspannt. Und ich spüre, wie mir jäh alles entgleitet, wie ich fortgesogen werde, wie mich etwas packt und mich fortzieht von diesem Ort.

Als ich die Augen öffne, sehe ich Dr. Gerfen vor mir in einem Stuhl sitzen, mein Kopf ist fixiert in der Apparatur, meine Hände mit Gurten festgezurrt, überall Kabel, die aus meinem Kopf zu sprießen scheinen, ein rhythmisches Piepen pulsiert mir im Ohr. Was sind das für Kabel, denke ich? Haben sie sich nun etwas Neues ausgedacht? Mein Blick rutscht nach unten und die Beinstummel holen die schmerzliche Erinnerung an den Autounfall in mein Bewusstsein zurück. Natürlich. Die Rückfahrt von dem Geburtstag eines Freundes. Der entgegenkommende Lastwagen. Das Aufwachen im Krankenhaus.
Im Hintergrund geht Vater auf und ab. Mutter sitzt mit starrem Gesicht an der Wand, ihr Blick verliert sich irgendwo in einer Ebene, die sehr weit entfernt zu liegen scheint.
Dr. Gerfen spricht, aber er spricht nicht zu mir.
„Es ist nichts zu machen“, erklärt er sehr geduldig. „Er wehrt sich. Vielleicht nimmt sein Gehirngewebe das Interface nicht an. Die Software ist nicht ausgereift. Ein open source Produkt. Kein Mensch kann die Qualität kontrollieren. Es gibt so gut wie keine Untersuchungen dazu.“
Vater wirkt verbissen. Er nickt und fragt:
„Und das nächste Modul? Wann kommt das nächste Modul auf den Markt?“
Mein Blick geht hinaus durchs Fenster. Dort beginnt direkt der Park. Bis fast in mein Zimmer reicht ein Kastanienast hinein. Ein Buchfink landet in einer Astgabel und trällert sein Lied in den Raum. Versucht vielleicht, den Krüppel aufzuheitern. Aber der kann nicht einmal nicken, jeder einzelne Nerv ist ihm von schweren Metalltrümmern gekappt. Enttäuscht hopst das Vögelchen nach einer Weile davon.


Freiburg, den 25.07.2006
 

Ohrenschützer

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Hallo gromski!

Ich bin als alter Meckerer bekannt. Und vielleicht fände ich auch das eine oder andere Mäkelchen, aber hier will ich einfach nicht.

Der Text ist sprachlich und inhaltlich brilliant. Spannend, doppelbödig, wunderbar leicht formuliert, stringent, wunderbarer Spannungsbogen bis zum Ende. Ein echter Lesegenuss, der mich begeistert hat. Gratulation.
 

gromski

Mitglied
hallo ohrenschützer, hallo marcus,
freut mich, wenn die geschichte euch gefallen hat. mir gefällt sie auch, auch wenn ich weiß, dass sie schwache stellen hat. stets bin ich auf der suche nach ihnen, deswegen stellte ich sie hier rein. über jeden hinweis freue ich mich.
liebe grüße
gromski
 



 
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