Das Schneckentreffen

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Seit Tagen regnete es schon. Eine herrliche Zeit für Schnecken aller Art. Sie lieben diese besondere Zeit, in der es so wunderbar feucht ist. In diesem Sommer beschlossen sie ein Fest zu feiern, wenn es richtig toll nass war. Treffpunkt sollte die Wiese am Teich sein, denn dort war der Tisch der Natur reich gedeckt. Dieses Jahr gab es reichlich zu Futtern für alle, zum Beispiel die saftigen Pilze und die Pflanzenreste, die sie besonders gern mochten. Natürlich müssten sie eine Wache aufstellen, damit ihre Zusammenkunft nicht durch einen unliebsamen Gast gestört würde. Die Gartenschnecken mit ihren hübschen gelben Streifen meldeten sich freiwillig, denn sie konnten auf Bäume und Sträucher klettern, und so schon von weitem sehen, wenn ein Feind im Anmarsch war.

Heute war es also soweit. Sie freuten sich sehr auf das Wiedersehen mit den anderen. Eifrig putzten die Weinbergschnecken ihre Häuser blitzblank. Das war ziemlich anstrengend, und manch eine seufzte: "Ach, es ist ja ganz schön, ein Haus zu besitzen, aber diese Arbeit! Da haben es unsere Schwestern die Nacktschnecken, besser. Sie sind einfach nur nackt, Punkt."
Diese wiederum waren damit nicht ganz einverstanden, und meinten beleidigt: "Na, so leicht ist es mit der Nacktheit für uns nun ganz und gar nicht. Ihr könnt euch bei Bedarf in euer Haus zurückziehen, es sogar verschließen, aber wir sind allen Feinden hilflos ausgeliefert. Bei Gefahr bleibt unsereins nur die Flucht, und das ist bei unserer Geschwindigkeit eine Lachnummer, wie ihr wisst."

Am Abend machten sich alle auf den Weg, die Weinbergschnecken mit ihren großen Häusern, die kleinen Gartenschnecken, die Nacktschnecken, und etliche andere. Sie kamen aus den Gärten, von den Wegen, und dem Waldrand. Es hatte aufgehört zu regnen. Der Wind raschelte leise in den Bäumen und Sträuchern, und schüttelte die Regentropfen sanft ins Gras. Ein Teichrohrsänger saß im Schilf und zwitscherte sein Abendlied, alles war sehr friedlich rundherum. Man labte sich genußvoll an den Delikatessen, die diese Wiese zu bieten hatte, und tauschte angeregt die letzten Neuigkeiten aus. Über dies und das redeten sie, über heiße Tage, an denen man sich tagsüber im feuchten Moos und unter kühlen Hecken verstecken musste, um nicht zu vertrocknen, von den Gärten der Menschen, in denen es so verführerische Leckereien wie Salat und Gemüse gab, deren Genuss so einmalig war.

Eigenartigerweise mochten diese es gar nicht, wenn sie davon kosteten. Dabei war doch genug davon da. Ja, sie gingen sogar soweit, dass sie das Schneckenvolk bekämpften, und zwar mit ziemlich heimtückischen Mitteln, wie etwa einem
Gebräu, welches sie Bier nannten. Das schütteten sie in Schalen, die sie in die Beete stellten.
"Genau," riefen die Nacktschnecken aufgeregt, "wir haben herausgefunden, wie es funktioniert. Da das Zeug recht gut riecht, sind wir natürlich neugierig geworden. Wir wollten mal probieren, wie es schmeckt, und krochen bis an den Rand einer dieser Schüsseln. Man muss höllisch aufpassen, denn es ist sehr schwer, sein Gleichgewicht an dem glitschigen Rand zu halten. Plumpst man in die braune Brühe, ist es wirklich äußerst schwierig, dort jemals wieder raus zu kommen. Wenn man etwas davon schluckt, wird einem ganz dusselig im Kopf." Sie verdrehten die kleinen Äugelein, die auf ihren langen Fühlern saßen.
"Machen gefällt`s, sie trinken und trinken. Leider gibt es dann keine Rettung mehr. Sie werden von dem Zeug müde und schlafen ein. Den Rest könnt ihr euch ja denken," seufzten sie.
Das ist wirklich hinterhältig," stimten die anderen empört zu, "und gemein obendrein."

Von dem Geplauder angelockt, lugte eine Posthornschnecke aus dem schlammigen Wasser am Uferrand des Teiches.
"Was ist hier los? Oh, eine Party. Kann man mitmachen?" fragte sie die Gesellschaft.
"Ja doch," rief es vielstimmig zurück, "hast du schon gegessen? Es ist noch reichlich von allem da."
Höflich bedankte sie sich: "Herzlichen Dank, ich habe meine Mahlzeit gerade hinter mir. Die Wasserpflanzen und die Algen von den Steinen waren heute besonders gut, muss wohl an der Witterung liegen."
"Aber ich könnte noch eine Kleinigkeit vertragen!" ,rief eine Sumpfschnecke keck und kroch aus dem Wasser. "Ein paar Grünpflanzen zwischendurch sind nicht zu verachten, und außerdem gut für die Gesundheit." Sie lachten alle und plauderten munter drauf los, es war ein wirklich netter Abend.

Ein eiliger Feldhamster mit prallgefüllten Backentaschen tauchte bei ihnen auf.
"Hey, was machst du denn noch hier um diese Zeit?" ,fragten sie ihn erstaunt.
"Och Leute," antwortete er, "ich muss mich beeilen. Hab noch Körner, Samen und Nüsse für meinen Vorrat gesammelt. Der Winter ist lang, und ich muss meinen Winterschlaf alle sechs Tage unterbrechen, um zu futtern. Da könnt ihr euch vorstellen, dass man für reichlich Nahrung sorgen muss. Viel Spaß noch." Und wusch, weg war er wieder.

"Guten Abend zusammen," grüßte ein Regenwurm, der seinen Kopf aus der Erde schob.
"Ja, ja, der Hamster hat ein hektisches Leben."
"Wie gut, dass uns das Sammeln erspart bleibt," meinten die Weinbergschnecken mit Erleichterung, "wir wühlen uns im Herbst in schönen lockeren Boden hinein, verschließen unser Haus und fallen in unsere Winterstarre."
"Achtung," riefen die Gartenschnecken plötzlich aus dem Strauch, in dem sie ihren Posten bezogen hatten, "neben euch bewegt sich die Erde."
"Oje, dann bin ich in höchstem Maße gefärdet," brüllte der Wurm, "ich kann mir vorstellen, wer das ist!" Und damit verschwand er blitzschnell wieder im Erdreich.
Dies konnte nur eines bedeuten, ein Maulwurf ging auf die Jagd. Die Schnecken waren wie erstarrt. Was sollten sie nur tun? So schnell es eben ging, flüchteten sie. Die Erde bewegte sich immer stärker. Nur weg, weg.
"Ha," schrie es plötzlich hinter ihnen her, "ein reich gedeckter Tisch heute Abend, welche Freude!"
Da war er schon, der schwarze Geselle mit seinen riesigen Schaufelhänden. Nun ging es um`s Ganze. Keuchend vor Anstrengung, konnten sich einige der Schnecken, die fähig waren zu klettern, auf den Strauch retten.

Eine der Nacktschnecken spürte den heißen Atem des Feindes direkt hinter sich. Voller Angst rannte sie wie noch nie in ihrem Leben, soweit man von rennen bei einer Schnecke reden kann. So, jetzt war es wohl mit ihr aus. Die anderen sahen mit Entsetzen, wie sich der Maulwurf auf sie stürzte. Sie hielten den Atem an. Doch gerade als er sie packen wollte, glitt lautlos eine Schleiereule über die beiden hinweg, krallte den völlig überraschten Jäger, der wie wild zappelte, und flog mit ihm davon.
"Meine Güte, war das knapp," japste die geschaffte Nacktschnecke, "dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen." Ringsumher war erleichtertes Aufatmen zu hören.

Am Ufer des Teiches, unter einem Stein verborgen, saß seit geraumer Zeit eine dicke Kröte, die das Ganze beobachtet hatte. Als sie sah, wie es dem Maulwurf erging, meinte sie bei sich: "Tja Kamerad, Pech gehabt, so kann das Leben spielen. Die schleimigen Dinger können nur froh sein, dass ich satt bin, sonst käme namlich jetzt für sie der nächste Schrecken. Solche Treffen sollten sie öfter mal veranstalten. Bequemer geht es kaum, da läuft einem das Abendbrot fast von selbst ins Krötenmaul." Behäbig zog sie sich weiter unter den Stein zurück, um ein kleines Schläfchen zu halten.

Ein Geräusch ließ die Schnecken aufhorchen. Da grummelte doch jemand vor sich hin! Du liebes bischen, das hörte sich an wie ein Dachs. Der hatte ihnen gerade noch gefehlt. Dieses dicke Raubtier ist kein Kostverächter. Er frißt alles, was ihm unter kommt, besonders gerne ihre Gattung. Sie schlichen so leise sie konnten tiefer ins Gras, und verhielten sich mucksmäuschenstill. Er kam ihnen fürchterlich nah. Ihr Atem stockte. Tatsächlich, ein Dachs! Nun konnten sie ihn sehen. Er war schon ein altes Exemplar, ziemlich gut im Futter, und anscheinend litt er Gott sei Dank an einer Sehschwäche.
"Komisch," hörten sie ihn sagen, "ich hätte schwören können, dass Schnecken in der Nähe sind. In meinem Alter ist die Nase auch nicht mehr das was sie mal war. Muss mich wohl geirrt haben. Sehr bedauerlich, gerade heute habe ich so einen Appetit auf Schleimlinge."
Er schnüffelte in alle Richtungen und zog gemächlich davon.

"Pooch, hatten wir einen Dusel das dieser schwarzweiße Kerl Schwierigkeiten mit Nase und Augen hat. Dieses Mal wäre keine Rettung möglich gewesen, denn mit dem Maul dürfte er keine Probleme haben," bemerkte eine der Schnecken trocken.
"Der ist fast auf mich drauf getreten," schrie die Posthornschnecke geschockt. "Mein schönes Haus, es wäre glatt zersplittert wie Glas!"
"Ja, und wenn du so weiter brüllst, hört er dich noch und kommt zurück, also sei gefälligst leiser," ermahnte sie die Sumpfschnecke, und die anderen wackelten ärgerlich mit den Fühlern.

Sie und die Posthornschnecke hatten genug, und so verabschiedeten sie sich: "Also Schwestern, uns reicht`s. War ein schönes Treffen, aber diese letzte Aufregung war ein bischen viel für unsere zarten Nerven, schließlich sind wir auch nicht mehr die Jüngsten. Wer weiß, was noch alles kommt, wir verziehen uns lieber wieder ins kühle Nass. Bis bald und passt gut auf, wenn ihr euch auf den Rückweg macht. Nicht weit von hier soll eine Igelfamilie Quartier bezogen haben und ihr wisst, was das bedeutet."
Das war wohl jeder einzelnen von ihnen klar. Und nicht nur die Igel konnten ihnen gefährlich werden. Es gab noch eine ganze Reihe von Feinden, die im Schutz der Dunkelheit auf sie warteten.

Erschöpft, aber mittlerweile wieder guter Dinge, krochen sie langsam, sich leise unterhaltend, über die Wiese. Der Mond tauchte die Umgebung in ein mildes Licht, und die ersten Sterne funkelten durch die aufgerissene Wolkendecke. Ein Stück weiter, gaben die Grillen ein Konzert.
"Hallo Leute," riefen die ihnen entgegen, "wir hörten, was bei euch los war. Da hattet ihr aber großes Glück. Eine Wanderratte erzählte es uns, die auf dem Weg zu ihrem Abfallhaufen war."
"Ja, ja," meinten die Schnecken, "das Leben ist schon eine gefährliche Angelegenheit."
Sie waren im Begriff weiter zu kriechen, als aus der Ferne lautes Geschrei zu hören war: "Rette sich wer kann, er kommt, er kommt!"
"Wer kommt," fragten die Grillen entgeistert und unterbrachen ihr Konzert. Die Schnecken aber wurden starr vor Schreck. Nicht das nächste Drama, das wäre fast zuviel für einen Abend! In dem Moment raste auch schon ein junger Feldhase kreischend an ihnen vorbei, verfolgt von einem gierigen Fuchs.
"Bleib gefälligst stehen," brüllte dieser hinter ihm her, "ich krieg dich ja doch, du saftiger kleiner Braten."
Das arme Tierchen. Selbst nur knapp mit dem Leben davon gekommen, tat es ihnen allen von Herzen leid. Gegen solch einen Jäger hatte er keine Chance, dafür war er ihm zu dicht auf den Fersen. Bedrückt sahen sie den beiden nach, bis sie ihren Blicken entschwunden waren.
"Hier ist ja was los," meinten die Weinbergschnecken nervös, "nix wie zurück in den Garten, lasst uns kriechen."

Still geworden, bewegten sie sich durch das leise raschelnde Gras, und hingen ihren Gedanken nach. Unterwegs begegnete ihnen eine lustige Schar von Erdmäusen.
"Auch noch so spät auf Trab," fragten sie die Schnecken. "Ihr seid ja so ruhig. Wie ist es, habt ihr Lust mit zum Teich zu kommen? Wir wollen eine Runde schwimmen."
"Daher kommen wir gerade," antwortetn diese, "für heute haben wir genug erlebt. Außerdem hatten wir vorhin ein unschönes Erlebnis!" Sie erzählten den aufmerksam zuhörenden Mäusen die traurige Begebenheit.
"Ein kleiner Hase?" fragten diese. "So einen haben wir dort hinten unter dem großen Baum gesehen, vielleicht ist er dem Fuchs entkommen. Er sah ziemlich mitgenommen aus."
"Das könnte er tatsächlich sein," riefen die Schnecken freudig erregt, "viel Spaß euch noch beim Schwimmen!"
"Schwestern, lasst uns einen Zahn zulegen," ertönte es aus ihrer Mitte, "wenn er es wirklich ist, gibt es bestimmt eine Menge zu erzählen."

Hurtig krochen sie nun auf den Baum zu. Das Häschen hatte sich so gut versteckt, dass sie es erst sahen, als sie fast vor ihm standen. In einer Erdmulde lag das arme Hasenkind, dicht an den Boden gepresst. Die Strapazen waren ihm deutlich anzusehen. Sein sonst so kuscheliges weiches Fell, war ganz zauselig und stand in alle Richtungen ab.
"Wie schön, du konntest entkommen," freuten sich die Schnecken.
"Quasi in letzter Sekunde," sagte er erschöpft, "wenn ihr etwas Zeit habt, erzähle ich euch von den schlimmsten Stunden meines Lebens."
Und ob sie Zeit hatten! Für eine sicher abenteuerliche Geschichte immer. Sie machten es sich in dem feuchten Gras bequem, um ihm gespannt zuzuhören.

"Ihr habt ja gesehen," fing der kleine Feldhase zu reden an, "wie mich dieser fürchterliche Fuchs gejagt hat. Ich lief, und schlug die wildesten Haken, doch er war einfach zu dicht hinter mir. Als ich nicht mehr konnte, packte er mich. Zu Tode geängstigt, lag ich zwischen seinen Vorderpfoten!
"Man, kannst du aber flitzen," keuchte er, und als ich mich heftig wehrte, "hab dich nicht so, so ist das Leben nun mal, fressen und gefressen werden."
"Meine Güte," dachte ich, "wenn mir jetzt nichts einfällt, bin ich verloren."
Die Schnecken erschauerten. "Und weiter?" Sie schrieen es fast vor Spannung.
"Tja, manchmal, in einer schlimmen Situation, hat man das Gefühl, da kommt man nicht mehr raus. Sicher kennt ihr das auch."
"Das kannst du wohl sagen," stimmten sie ihm ungeduldig zu, "doch erzähl weiter."
"Plötzlich, wie aus dem Nichts, hatte ich eine Idee. Ich musste ihn irgendwie austricksen. An diesen Strohhalm hängte ich mich, es musste einfach klappen, zuviel stand auf dem Spiel. Schließlich bin ich noch so jung und hatte eine Unmenge vor, da würde ich mich nicht so einfach von einem Fuchs einfangen lassen." Zustimmendes Nicken ringsumher.

"Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, und sagte mit fester Stimme: "Hör mal, wollen wir nicht ein kleines Geschäft machen? Ich hätte da nämlich einen netten Vorschlag."
"Bitte was," fragte er ungläubig, "Du willst mit mir handeln? Ich glaube das nicht . So etwas ist mir noch nie passiert, du musst wahnsinnig sein."
Ja, wahnsinnig vor Angst, dachte ich bei mir, und mein Hasenherzchen klopfte so laut, dass ich dachte, jeder Wiesenbewohner könne es hören. Tapfer redete ich weiter: "Aber hör dir doch meinen Vorschlag erst mal an."
"Ach was," fuhr er mich ärgerlich an, "soweit kommt es noch. Ich nehme dich jetzt mit und damit basta, meine Jungen haben Hunger. Wenn ich das einem hier erzähle, der glaubt es nicht, lächerlich."
"Na gut," sagte ich scheinbar gleichgültig, "dann eben nicht. Wie viele Jungen hast du? Vier? Fünf? Und du meinst, sie werden alle satt von so einem schmalen Würstchen wie mir? Ich weiß nicht. Aber wenn du mit einem fetten Gänsebraten nach Hause kämest, ja das wäre was. Sie würden dich für den Größten halten, vor allem, wenn du ihnen täglich so etwas Feines mitbringen könntest. Ein saftiges Hühnchen zwischendurch ist auch nicht schlecht, oder? Ich kenne da einen Bauernhof mit einem Stall, voll mit Federvieh. Lass mich laufen, dann zeige ich ihn dir. Tja mein Lieber, nun bist du dran."

Die Schnecken krochen ganz nah an ihn heran, damit sie kein Wort verpassten. So etwas Spannendes hatten sie selten mal gehört. Manche von ihnen waren so aufgeregt, dass sie sich langsam hin und her wiegten. "Da hast du dir was Schlaues ausgedacht!" meinten sie bewundernd. Ist er darauf eingegangen?"

"Sonst wäre ich nicht hier, Leute. Der Fuchs musste das Ganze erst mal verdauen. Das waren für ihn natürlich tolle Aussichten, denen er unmöglich widerstehen konnte. Er betrachtete mich lauernd und ich konnte ihm ansehen, was er dachte: "Dieses kleine Tier ist wirklich nur eine armselige Mahlzeit für meine heranwachsenden Jungen, die ständig Hunger haben. Der Tausch ist nicht schlecht. Ein unbedeutender kleiner Hase, gegen einen Stall voller Gänse und Hühner."
Er überlegte und überlegte, mir war schon ganz elend.
"Aber der Stall ist sicher gut bewacht," bemerkte er grübelnd, "das ist immer so."
Innerlich jubelte ich, er schien tatsächlich anzubeißen. "Ach was," meinte ich leichthin, "da ist nur ein altersschwacher Hund, der taub und fast blind ist. Du wirst doch wohl vor dem keine Angst haben?"
"Gut, einverstanden," sagte der Fuchs endlich zu meiner großen Erleichterung, "dein Leben gegen den Gänsestall. Los komm, wir wollen uns beeilen, zeige mir den Weg." Wir liefen eine ganze Weile, bis in der Ferne ein Dorf auftauchte.

"Woher wusstest du von dem Bauernhof?" wurde er staunend unterbrochen.
"Habe dort schon mal köstliche Möhrchen aus dem Garten genossen," kicherte er verschmitzt.
"Langsam pirschten wir durch die Dunkelheit auf den Hof zu, auf dem es ganz still war!
"Ob sie hier alle schlafen," flüsterte der Fuchs.
"Das siehst du doch," raunte ich leise ich zurück, "alle, einschließlich dem Federvieh. Dort hinten steht der Stall. Es ist kein Laut zu hören, wie ich dir sagte. Ehe sie merken, dass eine der ihren fehlt, bist du schon längst über alle Berge."
Er konnte sich vor Gier kaum noch beherrschen. Seine Augen glänzten und der Geifer rann ihm aus dem Maul.
"Ja, hau schon ab, du Zwerg," zischte er mir zu, "ich erledige den Rest."
Ich rannte wie der Teufel und suchte mir ein geschütztes Plätzchen, um mir das jetzt sicherlich spannende Schauspiel von dort aus anzusehen. Mit einem Satz sprang er über den Zaun. Was nun folgte, war unbeschreiblich."

Obwohl er so viel mitgemacht hatte, fing der Hase bei der Erinnerung daran so zu lachen an, dass er gar nicht wieder aufhören konnte. Sein kleiner Körper bebte, und seine Barthaare zitterten wie Espenlaub. Die Schneckengesellschaft sah sich ratlos an und forderte ihn auf, doch endlich weiter zu erzählen, sie seien gespannt wie ein Flitzebogen, und würden auch gerne mitlachen.

"Das vergisst der nie!" prustete er los. "Von wegen alles schläft! Zwei riesige Hofhunde schossen zähnefletschend und laut bellend auf ihn zu, kaum das er den Boden auf der anderen Seite des Zauns berührte. Von dem Krach wurde das gesamte Federvieh wach, und tobte wild schnatternd im Stall umher. Und schon stand der Bauer mit einem Gewehr in der Tür, und schoss auf ihn.
"Oh du raffinierter Bursche," brüllte der Fuchs hinter mir her, "na warte, wenn ich hier jemals lebend rauskomme, bist du dran."
Vor lauter Angst brauchte er glatt ein paar Anläufe, um über den Zaun zurück zu springen. Verfolgt von den Hunden, rannte er wie noch nie in seinem Leben, seine Beine berührten kaum den Boden so dass es aussah, als würde er fliegen."
Das Häschen hielt sich sein Bäuchlein vor Lachen. "Ja, und dann bin ich hierher gelaufen und habe mich ausgeruht, bis ihr dann vor mir gestanden habt."

Die Schnecken brüllten und kreischten vor Vergnügen.
"Welch ein Abenteuer," meinte eine von ihnen ehrfurchtsvoll, "du bist sehr clever."
"Auf dieses Erlebnis hätte ich aber gerne verzichtet," entgegnete er.
"Und was ist aus dem Fuchs geworden," schrie eine andere vor Wonne.
"Weiß ich nicht, wahrscheinlich läuft er immer noch, es wird der längste Lauf seines Fuchslebens werden, denke ich mal."
Wieder erschallte lautes Lachen auf der Wiese.
"So, ihr Lieben," rief er, als sie sich wieder beruhigt hatten, "jetzt wird es aber höchste Zeit für mich, zu gehen. Es ist sehr spät geworden und ich möchte nicht, dass meine Familie sich Sorgen macht. Viel zu lange bin ich schon unterwegs. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Tschüß, bis bald."

"Ja, bis bald," riefen sie ihm nach, und machten sich auch auf den Heimweg.
"Ist er nicht ein niedliches Kerlchen?" fragte eine der hübschen Gartenschnecken.
"Und so schlau," meinten die anderen und nickten, "es ist schön, dass ihm nichts passiert ist. Erstaunlich, dass ein Fuchs so dumm und unvorsichtig sein kann. Man sagt doch, er sei so schlau. Ja, ja, die Gier, die hat schon so manchen dahingerafft."
Herzhaftes Gähnen machte sich unter ihnen breit. Nun würden sie gleich ihre Schlafplätze erreicht haben. Das war ein erlebnisreicher Abend, da waren sich alle einig. Als sie langsam auf den Rand der Wiese zukrochen, fing es ganz sacht wieder zu nieseln an.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Korrekturvorschläge:

Das Schneckentreffen

Seit Tagen regnete es schon. Eine herrliche Zeit für Schnecken aller Art. Sie lieben diese besondere Zeit, in der es so wunderbar feucht ist. In diesem Sommer beschlossen sie(Komma) ein Fest zu feiern, wenn es richtig toll nass war. Treffpunkt sollte die Wiese am Teich sein, denn dort war der Tisch der Natur reich gedeckt. Dieses Jahr gab es reichlich zu Futtern für alle, zum Beispiel die saftigen Pilze und die Pflanzenreste, die sie besonders gern mochten. Natürlich müssten sie eine Wache aufstellen, damit ihre Zusammenkunft nicht durch einen unliebsamen Gast gestört würde. Die Gartenschnecken mit ihren hübschen gelben Streifen meldeten sich freiwillig, denn sie konnten auf Bäume und Sträucher klettern, und [blue] von dort [/blue] (so) schon von weitem sehen, wenn ein Feind im Anmarsch war.

[blue] Heute sollte es also soweit sein[/blue] (Heute war es soweit). Sie freuten sich sehr auf das Wiedersehen mit den anderen. Eifrig putzten die Weinbergschnecken ihre Häuser blitzblank. Das war ziemlich anstrengend, und manch eine seufzte: "Ach, es ist ja ganz schön(Komma) ein Haus zu besitzen, aber diese Arbeit! Da haben es unsere Schwestern(Komma) die Nacktschnecken, besser. Sie sind einfach nur nackt,[red] punkt[/red] (Punkt)."
Diese wiederum waren damit nicht ganz einverstanden, und meinten beleidigt: "Na, so leicht ist es mit der Nacktheit für uns nun ganz und gar nicht. Ihr könnt euch bei Bedarf in euer Haus zurückziehen, es sogar verschließen, aber wir sind allen Feinden hilflos ausgeliefert. Bei Gefahr bleibt unsereins nur die Flucht, und das ist [blue] sowieso [/blue] (überflüssig) bei unserer Geschwindigkeit eine Lachnummer, wie ihr wisst."

Am Abend machten sich alle auf den Weg, die Weinbergschnecken mit ihren großen Häusern, die kleinen Gartenschnecken, die Nacktschnecken, und etliche andere. Sie kamen aus den Gärten, von den Wegen,(kein Komma) und dem Waldrand. Es hatte aufgehört zu regnen. Der Wind raschelte leise in den Bäumen und Sträuchern, und schüttelte die Regentropfen sanft ins Gras. Ein Teichrohrsänger saß im Schilf und zwitscherte sein Abendlied, alles war sehr friedlich rundherum. Man labte sich [red] genußvoll [/red] (genussvoll) an den Delikatessen(Komma) die diese Wiese zu bieten hatte, und tauschte angeregt die letzten Neuigkeiten aus. Über dies und das redeten sie, über heiße Tage(Komma) an denen man sich tagsüber im feuchten Moos,(kein Komma) und unter kühlen Hecken verstecken musste(Komma) um nicht zu vertrocknen, von den Gärten der Menschen, in denen es so verführerische Leckereien wie Salat und Gemüse gab, deren Genuss so einmalig war.

Eigenartigerweise mochten diese es gar nicht, wenn sie davon kosteten. Dabei war doch genug davon da. Ja, sie gingen sogar soweit, dass sie das Schneckenvolk bekämpften, und zwar mit ziemlich heimtückischen Mitteln, wie etwa einem(kein Absatz)
Gebräu, welches sie Bier nannten. Das schütteten sie in Schalen, die sie in die Beete stellten.
"Genau," riefen die Nacktschnecken aufgeregt, "wir haben herausgefunden(Komma) wie es funktioniert. Da das Zeug recht gut riecht, sind wir natürlich neugierig geworden. Wir wollten mal probieren(Komma) wie es schmeckt, und krochen bis an den Rand einer dieser Schüsseln. Man muss höllisch aufpassen, denn es ist sehr schwer, sein Gleichgewicht an dem glitschigen Rand zu halten. Plumpst man in die braune Brühe, ist es wirklich äußerst schwierig, dort jemals wieder raus zu kommen. Wenn man etwas davon schluckt, wird einem ganz dusselig im Kopf." Sie verdrehten die kleinen Äugelein, die auf ihren langen Fühlern saßen.
"[red] Machen[/red] (Manchen) gefällt`s, sie trinken und trinken. Leider gibt es dann keine Rettung mehr. Sie werden von dem Zeug müde und schlafen ein. Den Rest könnt ihr euch ja denken," seufzten sie.
Das ist wirklich hinterhältig," [red] stimten [/red] (stimmten) die anderen empört zu, "und gemein obendrein."

Von dem Geplauder angelockt, lugte eine Posthornschnecke aus dem schlammigen Wasser am Uferrand des Teiches.
"Was ist hier los? Oh, eine Party. Kann man mitmachen?"(Komma) fragte sie die Gesellschaft.
"Ja doch," rief es vielstimmig zurück, "hast du schon gegessen? Es ist noch reichlich von allem da."
Höflich bedankte sie sich: "Herzlichen Dank, ich habe meine Mahlzeit gerade hinter mir. Die Wasserpflanzen und die Algen von den Steinen waren heute besonders gut, muss wohl an der Witterung liegen."
"Aber ich könnte noch eine Kleinigkeit vertragen!"(Komma) rief eine Sumpfschnecke keck,(kein Komma) und kroch aus dem Wasser. "Ein paar Grünpflanzen zwischendurch sind nicht zu verachten, und außerdem gut für die Gesundheit." Sie lachten alle,(kein Komma) und plauderten munter drauf los, es war ein wirklich netter Abend.

Ein eiliger Feldhamster mit prallgefüllten Backentaschen,(kein Komma) tauchte bei ihnen auf.
"Hey, was machst du denn noch hier um diese Zeit?"(Komma) fragten sie ihn erstaunt.
"Och Leute," antwortete er, "ich muss mich beeilen. Hab noch Körner, Samen und Nüsse für meinen Vorrat gesammelt. Der Winter ist lang, und ich muss meinen Winterschlaf alle sechs Tage unterbrechen, um zu futtern. Da könnt ihr euch vorstellen, dass man für reichlich Nahrung sorgen muss. Viel Spaß noch." Und wusch, weg war er wieder.

"Guten Abend zusammen," grüßte ein Regenwurm, der seinen Kopf aus der Erde schob.
"Ja, ja, der Hamster hat ein [red] hecktisches [/red] (hektisches) Leben."
"Wie gut, dass uns das Sammeln erspart bleibt," meinten die Weinbergschnecken mit Erleichterung, "wir wühlen uns im Herbst in schönen lockeren Boden[blue] ein[/blue] (hinein) , verschließen unser Haus,(kein Komma) und fallen in unsere Winterstarre."
"Achtung!"(Komma) riefen die Gartenschnecken plötzlich aus dem Strauch, in dem sie ihren Posten bezogen hatten, "neben euch bewegt sich die Erde."
"Oje, dann bin ich in höchstem Maße[red] gefärdet[/red] (gefährdet)," brüllte der Wurm, "ich kann mir vorstellen(Komma) wer das ist(Ausrufezeichen, Anführungszeichen), und damit verschwand er blitzschnell wieder im Erdreich.
Dies konnte nur eines bedeuten, ein Maulwurf ging auf die Jagd. Die Schnecken waren wie erstarrt. Was sollten sie nur tun? So schnell es eben ging, flüchteten sie. Die Erde bewegte sich immer stärker. Nur weg, weg.
"Ha," schrie es plötzlich hinter ihnen her, "ein reich(getrennt)gedeckter Tisch heute Abend, welche Freude!"
Da war er schon, der schwarze Geselle mit seinen riesigen Schaufelhänden. Nun ging es um`s Ganze. Keuchend vor Anstrengung, konnten sich einige der Schnecken(Komma) die fähig waren zu klettern, auf den Strauch retten.

Eine der Nacktschnecken spürte den heißen Atem des Feindes direkt hinter sich. Voller Angst rannte sie wie noch nie in ihrem Leben, soweit man von rennen bei einer Schnecke reden kann. So, jetzt war es wohl mit ihr aus. Die anderen sahen mit Entsetzen, wie sich der Maulwurf auf sie stürzte. Sie hielten den Atem an. Doch gerade als er sie packen wollte, [red] gleitete [/red] (glitt) lautlos eine Schleiereule über die beiden hinweg, krallte den völlig überraschten Jäger(Komma) der wie wild zappelte, und flog mit ihm davon.
"Meine Güte(Komma) war das knapp," japste die geschaffte Nacktschnecke, "dachte(Komma) mein letztes Stündlein hätte geschlagen." Ringsumher war erleichtertes Aufatmen zu hören.

Am Ufer des Teiches, unter einem Stein verborgen, saß seit geraumer Zeit eine dicke Kröte, die das Ganze beobachtet hatte. Als sie sah(Komma) wie es dem Maulwurf erging, meinte sie bei sich: "Tja Kamerad, Pech gehabt, so kann das Leben spielen. Die schleimigen Dinger können nur froh sein(Komma) [red] das [/red] (dass) ich satt bin, sonst käme [red] namlich [/red] (nämlich) jetzt für sie der nächste Schrecken. Solche Treffen sollten sie öfter mal veranstalten. Bequemer geht es kaum, da läuft einem das Abendbrot fast von selbst ins Krötenmaul." Behäbig zog sie sich weiter unter den Stein zurück, um ein kleines Schläfchen zu halten.

Ein Geräusch ließ die Schnecken aufhorchen. Da grummelte doch jemand vor sich hin! Du liebes[red] bischen[/red] (bisschen), das hörte sich an wie ein Dachs. Der hatte ihnen gerade noch gefehlt. Dieses dicke Raubtier ist kein Kostverächter. Er [red] frißt [/red] (frisst) alles(Komma) was ihm unter kommt, besonders gerne ihre Gattung. Sie schlichen so leise sie konnten tiefer ins Gras, und verhielten sich mucksmäuschenstill. Er kam ihnen fürchterlich nah. Ihr Atem stockte. Tatsächlich, ein Dachs! Nun konnten sie ihn sehen. Er war schon ein altes Exemplar, ziemlich gut im Futter, und anscheinend litt er Gott sei Dank,(kein Komma) an einer Sehschwäche.
"Komisch," hörten sie ihn sagen, "ich hätte schwören können, dass Schnecken in der Nähe sind. In meinem Alter ist die Nase auch nicht mehr das(Komma) was sie mal war. Muss mich wohl geirrt haben. Sehr bedauerlich, gerade heute habe ich so einen Appetit auf Schleimlinge."
Er schnüffelte in alle[red] Richtunge[/red] (Richtungen),(kein Komma) und zog gemächlich davon.

"Pooch, hatten wir einen Dusel(Komma) [red] das [/red] (dass) dieser schwarzweiße Kerl Schwierigkeiten mit Nase und Augen hat. Dieses Mal wäre keine Rettung möglich gewesen, denn mit dem Maul dürfte er keine Probleme haben," bemerkte eine der Schnecken trocken.
"Der ist fast auf mich drauf getreten!"(Komma) schrie die Posthornschnecke geschockt. "Mein schönes Haus, es wäre glatt zersplittert wie Glas!"
"Ja, und wenn du so weiter brüllst, hört er dich noch und kommt zurück, also sei gefälligst leiser," ermahnte sie die Sumpfschnecke, und die anderen wackelten ärgerlich mit den Fühlern.

Sie und die Posthornschnecke hatten genug, und so verabschiedeten sie sich: "Also Schwestern, uns reicht`s. War ein schönes Treffen, aber diese letzte Aufregung war ein bisschen viel für unsere zarten Nerven, schließlich sind wir auch nicht mehr die Jüngsten. Wer weiß(Komma) was noch alles kommt, wir verziehen uns lieber wieder ins kühle Nass. Bis bald und passt gut auf, wenn ihr euch auf den Rückweg macht. Nicht weit von hier,(kein Komma) soll eine Igelfamilie Quartier bezogen haben und ihr wisst, was das bedeutet."
Das war wohl jeder einzelnen von ihnen klar. Und nicht nur die Igel konnten ihnen gefährlich werden. Es gab noch eine ganze Reihe von Feinden, die im Schutz der Dunkelheit auf sie warteten.

Erschöpft, aber mittlerweile wieder guter Dinge, krochen sie langsam, sich leise unterhaltend, über die Wiese. Der Mond tauchte die Umgebung in ein mildes Licht, und die ersten Sterne funkelten durch die aufgerissene Wolkendecke. Ein Stück weiter,(kein Komma) gaben die Grillen ein Konzert.
"Hallo Leute," riefen die ihnen entgegen, "wir hörten, was bei euch los war. Da hattet ihr aber großes Glück. Eine Wanderratte erzählte es uns, die auf dem Weg zu ihrem Abfallhaufen war."
"Ja, ja," meinten die Schnecken, "das Leben ist schon eine gefährliche Angelegenheit."
Sie waren im Begriff(Komma) weiter zu kriechen, als aus der Ferne lautes Geschrei zu hören war: "Rette sich wer kann, er kommt, er kommt!"
"Wer kommt?"(Komma) fragten die Grillen entgeistert,(kein Komma) und unterbrachen ihr Konzert. Die Schnecken aber wurden starr vor Schreck. Nicht das nächste Drama, das wäre fast zuviel für einen Abend! In dem Moment,(kein Komma) raste auch schon ein junger Feldhase kreischend an ihnen vorbei, verfolgt von einem gierigen Fuchs.
"Bleib gefälligst stehen," brüllte dieser hinter ihm her, "ich krieg dich ja doch, du saftiger kleiner Braten."
Das arme Tierchen. Selbst nur knapp mit dem Leben davon gekommen, tat es ihnen allen von Herzen leid. Gegen solch einen Jäger hatte er keine Chance, dafür war er ihm zu dicht auf den Fersen. Bedrückt sahen sie den beiden nach, bis sie ihren Blicken entschwunden waren.
"Hier ist ja was los," meinten die Weinbergschnecken nervös, "nix wie zurück in den Garten, lasst uns kriechen."

Still geworden, bewegten sie sich durch das leise raschelnde Gras, und hingen ihren Gedanken nach. Unterwegs begegnete ihnen eine lustige Schar von Erdmäusen.
"Auch noch so spät auf Trab?"(Komma) fragten sie die Schnecken,(Punkt statt Komma) "[red] ihr[/red] (Ihr) seid ja so ruhig. Wie ist es, habt ihr Lust(Komma) mit zum Teich zu kommen? Wir wollen eine Runde schwimmen."
"Daher kommen wir gerade," [red] antwortetn [/red] (antworteten) diese, "für heute haben wir genug erlebt. Außerdem hatten wir vorhin ein unschönes Erlebnis.(Anführungszeichen) Sie erzählten den aufmerksam zuhörenden Mäusen die traurige Begebenheit.
"Ein kleiner Hase?" fragte diese,(Punkt statt Komma) "[red] so[/red] (So) einen haben wir dort hinten unter dem großen Baum gesehen, vielleicht ist er dem Fuchs entkommen. Er sah ziemlich mitgenommen aus."
"Das könnte er tatsächlich sein," riefen die Schnecken freudig erregt, "viel Spaß euch noch beim Schwimmen!"
"Schwestern, lasst uns einen Zahn zulegen," ertönte es aus ihrer Mitte, "wenn er es wirklich ist, gibt es bestimmt eine Menge zu erzählen."

Hurtig krochen sie nun auf den Baum zu. Das Häschen hatte sich so gut versteckt, [red] das [/red] (dass) sie es erst sahen, als sie fast vor ihm standen. In einer Erdmulde lag das arme Hasenkind, dicht an den Boden gepresst. Die Strapazen waren ihm deutlich anzusehen. Sein sonst so kuscheliges weiches Fell,(kein Komma) war ganz zauselig und stand in alle Richtungen ab.
"Wie schön, du konntest entkommen," freuten sich die Schnecken.
"Quasi in letzter Sekunde," sagte er erschöpft, "wenn ihr etwas Zeit habt, erzähle ich euch von den schlimmsten Stunden meines Lebens."
Und ob sie Zeit hatten! Für eine sicher abenteuerliche Geschichte immer. Sie machten es sich in dem feuchten Gras bequem, um ihm gespannt zuzuhören.

"Ihr habt ja gesehen," fing der kleine Feldhase zu reden an, "wie mich dieser fürchterliche Fuchs gejagt hat. Ich lief,(kein Komma) und schlug die wildesten Haken, doch er war einfach zu dicht hinter mir. Als ich nicht mehr konnte, packte er mich. Zu Tode geängstigt, lag ich zwischen seinen Vorderpfoten.(Anführungszeichen)
"Man, kannst du aber flitzen," keuchte er, und als ich mich heftig wehrte, "hab dich nicht so, so ist das Leben nun mal, fressen und gefressen werden."
(Anführungszeichen)Meine Güte dachte ich, wenn mir jetzt nichts einfällt, bin ich verloren."
Die Schnecken erschauerten. "Und weiter?" [red] sie [/red] (Sie) schrieen es fast vor Spannung.
"Tja manchmal, in einer schlimmen Situation, hat man das Gefühl, da kommt man nicht mehr raus. Sicher kennt ihr das auch."
"Das kannst du wohl sagen," stimmten sie ihm ungeduldig zu, "doch erzähl weiter."
"Plötzlich, wie aus dem Nichts, hatte ich eine Idee. Ich musste ihn irgendwie austricksen. An diesen Strohhalm hängte ich mich, es musste einfach klappen, zuviel stand auf dem Spiel. Schließlich bin ich noch so jung und hatte eine Unmenge vor, da würde ich mich nicht so einfach von einem Fuchs einfangen lassen." Zustimmendes Nicken ringsumher.

"Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen,(kein Komma) und sagte mit fester Stimme: "Hör mal, wollen wir nicht ein kleines Geschäft machen? Ich hätte da nämlich einen netten Vorschlag."
"Bitte was?"(Komma) fragte er ungläubig, "Du willst mit mir handeln? Ich glaube das nicht . So etwas ist mir noch nie passiert, du musst wahnsinnig sein."
Ja, wahnsinnig vor Angst, dachte ich bei mir, und mein Hasenherzchen klopfte so laut, dass ich dachte, jeder Wiesenbewohner könne es hören. Tapfer redete ich weiter: "Aber hör dir doch meinen Vorschlag erst mal an."
"Ach was," fuhr er mich ärgerlich an, "soweit kommt es noch. Ich nehme dich jetzt mit und damit basta, meine Jungen haben Hunger. Wenn ich das einem hier erzähle, der glaubt es nicht, lächerlich."
"Na gut," sagte ich scheinbar gleichgültig, "dann eben nicht. Wie viele Jungen hast du? Vier? Fünf? Und du meinst(Komma) sie werden alle satt von so einem schmalen Würstchen wie mir? Ich weiß nicht. Aber wenn du mit einem fetten Gänsebraten nach Hause kämest, ja(Komma) das wäre was. Sie würden dich für den Größten halten, vor allem, wenn du ihnen täglich so etwas Feines mitbringen könntest. Ein saftiges Hühnchen zwischendurch ist auch nicht schlecht(Komma) oder? Ich kenne da einen Bauernhof mit einem Stall, voll mit Federvieh. Lass mich laufen, dann zeige ich ihn dir. Tja mein Lieber, nun bist du dran."

Die Schnecken krochen ganz nah an ihn heran, damit sie kein Wort verpassten. So etwas Spannendes hatten sie selten mal gehört. Manche von ihnen waren so aufgeregt, dass sie sich langsam hin und her wiegten. "Da hast du dir was Schlaues ausgedacht," meinten sie bewundernd, (Anführungszeichen)ist er darauf eingegangen?"

"Sonst wäre ich nicht hier, Leute. Der Fuchs musste das Ganze erst mal verdauen. Das waren für ihn natürlich tolle Aussichten, denen er unmöglich [red] wiederstehen [/red] (widerstehen) konnte. Er betrachtete mich lauernd und ich konnte ihm ansehen, was er dachte: "Dieses kleine Tier ist wirklich nur eine armselige Mahlzeit für meine heranwachsenden Jungen, die ständig Hunger haben. Der Tausch ist nicht schlecht. Ein unbedeutender kleiner Hase, gegen einen Stall voller Gänse und Hühner."
Er überlegte und überlegte, mir war schon ganz elend.
"Aber der Stall ist sicher gut bewacht," bemerkte er grübelnd, "das ist immer so."
Innerlich jubelte ich, er schien tatsächlich anzubeißen. "Ach was," meinte ich leichthin, "da ist nur ein altersschwacher Hund, der taub und fast blind ist. Du wirst doch wohl vor dem keine Angst haben?"
"Gut, einverstanden," sagte der Fuchs endlich zu meiner großen Erleichterung, "dein Leben gegen den Gänsestall. Los komm, wir wollen uns beeilen, zeige mir den Weg." Wir liefen eine ganze Weile, bis in der Ferne ein Dorf auftauchte.

"Woher wusstest du von dem Bauernhof?"(Komma) wurde er staunend unterbrochen.
"Habe dort schon mal köstliche Möhrchen aus dem Garten genossen," kicherte er verschmitzt.
"Langsam pirschten wir durch die Dunkelheit auf den Hof zu, auf dem es ganz still war.(Anführungszeichen)
"Ob sie hier alle schlafen?"(Komma) flüsterte der Fuchs.
"Das siehst du doch," raunte ich leise ich zurück, "alle, einschließlich dem Federvieh. Dort hinten steht der Stall. Es ist kein Laut zu hören, wie ich dir sagte. Ehe sie merken(Komma) [red] das [/red] (dass) eine der ihren fehlt, bist du schon längst über alle Berge."
Er konnte sich vor Gier kaum noch beherrschen. Seine Augen glänzten,(kein Komma) und der Geifer rann ihm aus dem Maul.
"Ja, hau schon ab(Komma) du Zwerg," zischte er mir zu, "ich erledige den Rest."
Ich rannte wie der Teufel und suchte mir ein geschütztes Plätzchen, um mir das jetzt sicherlich spannende Schauspiel von dort aus anzusehen. Mit einem Satz sprang er über den Zaun. Was nun folgte, war unbeschreiblich."

Obwohl er so viel mitgemacht hatte, fing der Hase bei der Erinnerung daran so zu lachen an, dass er gar nicht wieder aufhören konnte. Sein kleiner Körper bebte, und seine Barthaare zitterten wie Espenlaub. Die Schneckengesellschaft sah sich ratlos an und forderte ihn auf, doch endlich weiter zu erzählen, sie seien gespannt wie ein Flitzebogen, und würden auch gerne mitlachen.

"Das vergisst der nie," prustete er los, (Anführungszeichen) [red] vom [/red] (von) wegen alles schläft! Zwei riesige Hofhunde schossen zähnefletschend und laut bellend auf ihn zu, kaum [red] das [/red] (dass) er den Boden auf der anderen Seite des Zauns berührte. Von dem Krach wurde das gesamte Federvieh wach,(kein Komma) und tobte wild schnatternd im Stall umher. Und schon stand der Bauer mit einem Gewehr in der Tür,(kein Komma) und schoss auf ihn.
"Oh du raffinierter Bursche," brüllte der Fuchs hinter mir her, "na warte, wenn ich hier jemals lebend rauskomme, bist du dran."
Vor lauter Angst brauchte er glatt ein paar Anläufe, um über den Zaun zurück zu springen. Verfolgt von den Hunden, rannte er wie noch nie in seinem Leben, seine Beine berührten kaum den Boden(Komma) so dass es aussah, als würde er fliegen."
Das Häschen hielt sich sein Bäuchlein vor[red] lachen[/red] (Lachen), "[red] ja[/red] (Ja Komma) und dann bin ich hierher gelaufen und habe mich ausgeruht, bis ihr dann vor mir gestanden habt."

Die Schnecken brüllten und kreischten vor Vergnügen.
"Welch ein Abenteuer," meinte eine von ihnen ehrfurchtsvoll, "du bist sehr clever."
"Auf dieses Erlebnis hätte ich aber gerne verzichtet," entgegnete er.
"Und was ist aus dem Fuchs geworden?"(Komma) schrie eine andere vor Wonne.
"Weiß ich nicht, wahrscheinlich läuft er immer noch, es wird der längste Lauf seines Fuchslebens werden, denke ich mal."
Wieder erschallte lautes Lachen auf der Wiese.
"So(Komma) ihr Lieben," rief er(Komma) als sie sich wieder beruhigt hatten, "jetzt wird es aber höchste Zeit für mich(Komma) zu gehen. Es ist sehr spät geworden und ich möchte nicht, dass meine Familie sich Sorgen macht. Viel zu lange bin ich schon unterwegs. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Tschüß, bis bald."

"Ja, bis bald," riefen sie ihm nach, und machten sich auch auf den Heimweg.
"Ist er nicht ein niedliches Kerlchen?"(Komma) fragte eine der hübschen Gartenschnecken.
"Und so schlau," meinten die anderen und nickten, "es ist schön, dass ihm nichts passiert ist."
Herzhaftes Gähnen machte sich unter ihnen breit. Nun würden sie gleich ihre Schlafplätze erreicht haben. Das war ein erlebnisreicher Abend, da waren sich alle einig. Als sie langsam auf den Rand der Wiese zu(getrennt)krochen, fing es ganz sacht wieder zu nieseln an.

eine sehr nette geschichte, die ich mit vergnügen gelesen habe.
ganz lieb grüßt
 

hera

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Märchentante,

du nennst deine Geschichte „Das Schneckentreffen“. Aber genau genommen kommt das Treffen viel zu kurz. Der Schwerpunkt deiner Geschichte liegt auf dem gefährlichen Leben der Schnecken. In diesem Zusammenhang mag das Erlebnis des Hasen mit dem Fuchs nicht so recht in die Geschichte passen. Bzw. es nimmt zu viel Platz ein, obwohl dieser Teil sehr spannend ist. Aber eigentlich ist das schon wieder Stoff für eine neue Geschichte.

Viele Grüße, hera
 
K

Kasoma

Gast
Hallo, meine Lieblings-Märchentante,

gerade heute bin ich mit meiner Tochter, die bald drei wird, auf einem Feld unterwegs gewesen. Im Gras lag eine Nacktschnecke, braun und schleimig: Ich sage: Guck mal, eine Schnecke! Meine Kleine schüttelt den Kopf und meint: Nein, das ist Aa! Toll, oder!?

Deine Geschichte ist wiedermal ganz, ganz süß. Ich mag Deinen Stil, Du weißt! Kleiner Tipp: Bau Dir vor dem Schreiben ein Gerüst aus Stichwörtern, wo die Handlung hingehen soll, Spannungsbogen, Moral, e.t.c...
Ich habe das Gefühl, manches Mal reißt dich Dein Erzählwille fort, das ist zu schade: Bleib am Ball und sei herzlichst gegrüßt
von Kasoma
 
L

Lady Deliah

Gast
Hallo Märchentante,

ich kann mich meinen Vorrednern da nur anschliessen. Es ist eine sehr schöne Geschichte, die aber eigentlich Stoff für zwei bietet und die weichst vom Treffen zu sehr ab. Vielleicht hilft aber auch eine Titeländerung???

Liebe Grüße

Lady Deliah, ebenfalls Märchentante :)
 



 
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