Das Schräubchen

Helmut D.

Mitglied
Das Schräubchen

Es lebte einst ein Schräubchen,
ein klitzekleines Ding.
So eines, mit 'nen Häubchen,
das an der Mutter hing.

Die Bindung war sehr feste,
und hielt gar jahrelang,
bis einmal, nur zum Teste,
es fing zu tanzen an.

Es wurde, sagt man, locker.
Die Jugend ist halt so!
Und wurde gar zum Rocker!
Die Mama war nicht froh.

Sie warnte ihren Knaben:
"Ach, bleib doch hier bei mir!
Sonst fressen Dich die Raben!" -
Er rannte fort von ihr.

Da tat es einen tollen
und riesengroßen Krach.
Ihr hättet's sehen sollen:
Das Hochhaus war ganz flach!

Denn g'rade an der Stelle,
wo's Schräubchen saß im Bau,
zerbrach die Statik, schnelle:
Gab das ein Chaos, wau!

Die Reaktion der Ketten,
besorgte dann den Rest.
Oh, Schräubchen, ich würd' wetten,
hätt'st das gewußt, blieb'st fest !



Malheur

Frau Mumpf, es war um fünf,
vermißte ihren Strumpf.
Vom Knöchel bis zum Stumpf,
war weg der schöne Trumpf.

Die dumme Sache wär,
gewesen, nicht prekär,
wenn nicht diese Affär,
beim Tanz geschehen wär.

In dieser großen Not,
sie wurde feuerrot,
und schämte sich fast tot,
ein Ausweg sich nur bot.

Ganz leise und verdeckt,
hat sie das Knie gestreckt.
Und alle, was bezweckt,
mit Tritten eingedeckt.

Als jeder heulte auf
und das nahm sie in Kauf,
zog sie im schnellen Lauf,
das Beinkleid wieder rauf.

Befreit von dem Malheur,
die Sach' ist lange her,
trank sie, darauf ich schwör,
'nen fünffachen Likör.


1985

 



 
Oben Unten