Das Schwarze Wesen

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BlauerRegen

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Thomas ist auf seinem Motorrad unterwegs. Die Strasse verläuft geradlinig, es geht immer nur geradeaus. Die Verbindung zwischen den beiden Dörfern ist Nachts unheimlich, weil es durch einen Wald führt, der dicht bewachsen ist. Ab und zu kommt ein Auto entgegen. Die Strasse ist nicht beleuchtet. Der Fahrtwind ist kalt. Aus dem Dunkel des Waldes leuchten Augen hervor. Das sind die Wölfe. Sie treiben durch die Wälder ständig auf der Suche nach Beute. Am Telefon klang sie ruhig und sachlich, aber bestimmt. Er müsse sofort kommen, weshalb wollte sie nicht sagen. Sie lebt allein in ihrem kleinen Haus und sie ist vor ein paar Tagen 81 geworden. Seit sein Vater tot ist hat sie keinen Mann mehr angesehen. Sie ist sehr wunderlich geworden, in ihrem Dorf tuschelt man sogar, sie sei verrückt. Ihre Mutter sei schizophren gewesen und im KZ umgekommen. Ihr Leben sei nicht lebenswürdig gewesen wegen ihrer Schizophrenie. So hieß es damals. Manchmal glaubt Thomas, dass er auch schizophren ist. Er hat diese seltsamen Momente, in denen er sich so erleuchtet fühlt. Die Umwelt verändert sich, sie ringt sich um ihn und schnürt ihn ein. Weshalb hat sie ihn zu sich gerufen? Das hat sie das letzte Mal getan, als sie ihm erklären wollte, dass er ein Auserwählter ist. Er habe die Augen des Grossen Johannes, ein Vorfahr von ihm, der angeblich Blinde sehend und Tote lebendig machen konnte. Er soll im 13 Jh. gelebt haben. Es ist 2.35 Uhr in der Nacht, als er das Dorf seiner Mutter erreicht. Das Haus seiner Mutter liegt zu Fuße eines kleinen Hügels, es steht frei mit einem großen Garten davor. Es herrscht Totenstille als er den Motor des Motorrads abstellt. Wieder leuchtende Augen aus der Dunkelheit, die ihn beobachten. Diesmal ist es eine Katze. Die rostige Zauntür des Vorgartens quietscht beim Öffnen, sie ist nicht abgeschlossen. Er schreitet den Weg durch den Garten. Auf halbem Weg bemerkt er plötzlich noch weitere Augen. Er bleibt stehen und sieht sich um. Da sind noch viel mehr Augen. Rechts, links und hinter sich... auf einmal sind überall die reflektierenden Katzenaugen zu sehen. Thomas durchfährt es. Ihn überkommt die Angst. Angst vor der Gewissheit des Unbekannten in der Dunkelheit. „Komm her“, hört er die zittrige Stimme seiner Mutter aus dem Haus rufen. Er kann sich aus seiner Haltung nicht lösen, er ist wie festgewachsen. Sie sind da, überall und sie schauen ihn an. Aber sie geben keinen Laut von sich. „Komm her“, ertönt es wieder aus dem Haus. „Mutter?“ ruft Thomas jetzt mit lauter Stimme und beginnt auf einmal auf das Haus loszurennen. Er stolpert, fällt hin, steht aber sofort wieder auf, rennt weiter. Die Tür ist angelehnt. „Komm rein, mein Sohn“ sagt sie und er schließt schnell die Tür hinter sich. Kalter Schweiß auf seiner Stirn. Das Herz rast. Seine Mutter sitzt mit dem Rücken zur Tür gewand in ihrem Ohrensessel vor dem Kamin. „Hallo Mutter“, bringt er schnaufend über die Lippen. „Komm her, Thomas, und setz dich zu deiner alten Mutter“, entgegenet sie ihm ohne sich umzudrehen. Das Licht im Zimmer flackert von den Flammen des Kaminfeuers. Er geht langsam auf sie zu und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie schaut ihm aus glasigen Augen ins Gesicht und lächelt liebevoll. Sie weist mit der Hand auf einen Sessel: „Setz dich Herr Sohn“. Sie hat ihren Humor immer noch nicht verloren. „Jawohl, Frau Mutter“, erwidert Thomas und nimmt Platz. Sie schauen sich einen Moment lächelnd an.
Thomas: „Wie geht es dir?“
Mutter: „Wie es halt so geht. Ich habe meine Zipperlein, aber das ist bei dem Alter auch kein Wunder. Und wie geht es Dir? Du siehst gut aus.“
Thomas: „Mir geht’s ganz gut. Ich hab mich mit meiner Ela wieder vertragen und den Kindern geht es auch gut.“
Mutter: „Das ist schön. Aber ich habe dich zu mir gerufen, weil ich denke, dass die Zeit reif ist“
Thomas: „Zeit wofür?“
Mutter: „Es ist Zeit, die Macht weiterzugeben. Ich lebe nicht mehr lange und dich habe ich von meinen Söhnen ausgewählt, um dir alles zu offenbaren“
Thomas wird mulmig zu Mute. Ist sie jetzt völlig verrückt geworden? Bestellt mich mitten in der Nacht zu sich, um mir den Inhalt ihres Wahnsinns zu erzählen?
Sie zückt ein kleines Buch mit Goldrand hervor. Darauf steht in gotischen mittelhochdeutschen Lettern etwas geschrieben, was er nicht lesen kann.
Thomas: „Was ist das?“
Mutter: „Ich will dir erklären, was das ist. Der Grosse Johannes, von dem ich dir schon einmal erzählte, hat dieses Buch geschrieben. Wer dieses Buch besitzt, hat die Macht“
Thomas: „Welche Macht und worüber? Was erzählst du mir da? Warum muss das mitten in der Nacht sein?“
Mutter: „Du wirst es verstehen. Vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann bestimmt. Hierin liegt der Geist des Unbekannten“
Thomas etwas ärgerlich: „Ich verstehe kein Wort“
Mutter: „Die Gläubigen nennen es den Teufel, die Ärzte nennen es die Krankheit, die Lebenden nennen es den Tod, die Kommunisten nennen es den Kapitalismus, Kinder sagen böser Geist zu ihm, in Afrika sagt man Hunger aber hinter all dem steckt nur ein einziges Geheimnis. Es ist das Schwarze Wesen. Es beschützt den Besitzer dieses Buches, aber bringt Unheil über alles und jenen, die der Besitzer verdammt.“
Thomas schaut ungläubig und winkt ab: „Mutter, ich glaube wir gehen morgen mal zu einem Arzt“
„Neiiiiiiin, Junge, was ich sage ist die Wahrheit. Dieses Buch wird von Generation zu Generation weitergegeben. Und jedes Mal, wenn es den Besitzer wechselt, stößt dem vorigen Besitzer das Schlimmste zu, wozu er einen anderen Menschen während des Besitzes verdammt hat.“
Thomas will sich das nicht weiter anhören und versucht das Gespräch zu einem Ende zu bringen: „Also wenn Du willst, dass ich das Buch nehme, dann tu ich das. Aber ich werde trotzdem einen Termin für dich beim Arzt machen. Du leidest doch an totalem Realitätsverlust“. Er nimmt das Buch und steckt es in seine Jackentasche.
Mutter: „Du wirst es schon noch verstehen, aber gib das Buch niemals aus der Hand. Gib es irgendwann mal einem deiner Kinder, das du am liebsten hast.“
Thomas: „Ist gut Mutter, ich werde jetzt aber wieder gehen. Ich komme Morgen noch einmal vorbei und dann reden wir weiter. Ich bin jetzt müde und ich muss auch früh aufstehen.“
Mutter: „Ist gut mein Sohn, aber du wirst es erleben. Du brauchst deine Zeit, ich habe es damals auch nicht geglaubt“
Thomas verabschiedet sich und verlässt das Haus, dieses mal sind keine leuchtenden Augen in der Dunkelheit zu sehen. Er geht zu seinem Motorrad, setzt sich drauf und fährt nach Hause, um sich schlafen zu legen.
Am nächsten Morgen klingelt das Telefon um 6:30 Uhr. Thomas schreckt aus dem Schlaf hoch und geht zum Telefon. „Ja, Baumann“, meldet sich Thomas. „Hier ist die Polizei, sind Sie der Sohn von Gerda Baumann?“, ertönt es aus dem Hörer.
Thomas: „Ja der bin ich, ist was passiert?“
Stimme: „Es geht um ihre Mutter.“
Thomas: „Was ist mit ihr, erzählen sie schon“ spricht Thomas energisch.
Stimme: „Wir haben ihre Mutter vor einer Stunde von der Strasse im Dorf aufgelesen. Sie ist irgendwie in die Dorfkirche eingebrochen und hat die Glocke nachts zum Läuten gebracht. Anwohner haben sich beschwert. Wir haben sie daraufhin in eine geschlossene Psychiatrie gebracht. Sie kam uns sehr verwirrt vor. Sie bat uns, sie zu benachrichtigen.“
Thomas: „Welches Krankenhaus ist es denn?“
Polizei: „Wir haben sie in das St. Hedwig Krankenhaus gebracht. Sie ist auf der Station 39.“
Thomas: „Ja ist gut, ich fahr gleich los“
Thomas legt auf. Ihm schießen tausend Gedanken durch den Kopf. Ich hätte sie gestern nicht allein lassen sollen. Ich hab doch gemerkt, dass sie nicht bei Trost ist. Zur Arbeit geh ich dann eben später. Thomas zieht sich schnell an, legt sich einen Schal um und fährt los. Es ist 6:45 Uhr. Er braucht 20 min. bis er am Krankenhaus angekommen ist. Ihm ist mulmig zu Mute. Wie wird sie sein? Was hat sie sich nur dabei gedacht? Hoffentlich geht es ihr gut. Er steigt in den Fahrstuhl des 11-Stöckigen Gebäudes und fährt in die 10. Etage, wo die Station 39 ist. Alles wirkt sehr steril. Die dicke Panzerglastür am Eingang der Station ist verschlossen. Man muss auf die Klingel drücken, um hineinzukommen. Er wirft einen Blick in die Station und sieht eine junge Frau, die auf dem Boden liegt. Sie liegt in ihrem Erbrochenen, als plötzlich Pflegeleute kommen und sie in ein Zimmer schleifen. Von rechts tritt ein Mann von etwa 30 Jahren im Schlafanzug ins Blickfeld. Er kommt näher an die Tür heran und bleibt davor stehen. Aus traurigen und leblosen Augen schaut er durch die Scheibe in das Gesicht von Thomas. Er ist ein Schatten seiner selbst. Seine Kinnlade hängt nach unten, er hat tiefe Augenringe und er zittert. Er sieht so entkräftet aus und scheint jede Hoffnung verloren zu haben. Thomas zögert, bevor er auf die Klingel drückt. Er hat sich die Psychiatrie nicht so voller Elend vorgestellt. Eine Pflegerin ganz in weiss sieht ihn dort stehen und kommt zur Tür. Sie ist groß und sehr kräftig. Ihre Wesenszüge haben etwas androgynes. Kurze Haare, männlicher Gang, allein ihr Gesicht und ihre Brüste verraten, dass es sich hierbei um eine Frau handeln muss.
Pflegerin: „Ja bitte“
Thomas: „Guten Morgen, mein Name ist Baumann. Ich komme wegen meiner Mutter, die vor kurzem hier eingeliefert worden ist. Ich würde sie gern sehen.“
Pflegerin: „Sie können gern ab 14 Uhr kommen, dann ist Besuchszeit. Jetzt ist ein bestimmtes Programm hier an der Tagesordnung, wo kein Besuch empfangen werden darf.“
Die Pflegerin will die Tür wieder schließen, als Thomas nun etwas zudringlicher wird.
Thomas: „Warten sie. Ich möchte doch nur wissen, was mit ihr los ist und wie es ihr geht.“
In diesem Moment läuft der Stationsarzt an der Tür vorbei und geht direkt auf Thomas zu. Er tuschelt kurz etwas mit der Pflegerin und lächelt dann freundlich: „Herr Baumann?“
Thomas: „Ja, der bin ich.“
Arzt: „Mein Name ist Höhne, ich bin der Stationsarzt und habe eben die Erstuntersuchung an ihrer Mutter vorgenommen“
Thomas: „Ja, und was ist dabei rausgekommen?“
Arzt: „Ihre Mutter befindet sich in einem sehr desolaten psychischen Zustand. Sie ist der Überzeugung, sie sei die heilige Maria und sie seien Jesus. Wir mussten sie auf dem Bett festschnallen, weil sie die ganze Station wachschrie. Wir haben ihr eine Depotspritze Haldol und ein Beruhigungsmittel gegeben. Die Diagnose lautet: endogene Schizophrenie.
 

Murphy

Mitglied
Hallo BlauerRegen,

zunächst möchte ich sagen, dass ich beim Lesen deiner Geschichte viel Spaß hatte. Die Idee vom Schwarzen Wesen, das den Besitzer des Buches beschützt und ihm gehorcht, zugleich aber einen Fluch verhängt, sobald jenes Buch weitergegeben wird, gefiel mir sehr gut.
Den Plot fand ich also äußerst interessant und ideenreich. Jedoch frage ich mich, weshalb du die Geschichte nicht in der Rubrik "Horror" abgelegt hast. Ich finde, dort passt sie besser hin.

Ein paar Sachen habe ich allerdings zu bemäkeln:

Als Erstes fiel mir auf, dass du die Geschichte in der Präsensform geschrieben hast. Das ist ungewöhnlich, da diese Zeit normalerweise nur gebraucht wird, um etwas zu beschreiben, was gegenwärtig geschieht. Für deinen Protagonisten verlaufen die Ereignisse zwar in der Gegenwart, aber nicht für den Leser. Hast du einen bestimmten Zweck damit verfolgt? Man kann in der Prosa das Präsens zwar verwenden, um bestimmte Szenen lebhaft zu gestalten und sie dem Leser zu vergegenwärtigen, aber nicht über einen Zeitraum von zwei, drei Seiten.

Als nächstes werde ich einzelne Sätze und Passagen herauspicken, die ich persönlich für verbesserungswürdig halte.

"Die Straße verläuft geradlinig, es geht immer nur geradeaus" - Meines Erachtens eine Tautologie. Wenn eine Straße geradlinig verläuft, gibt es nunmal keine Kurven.

"... weil es durch einen Wald führt, der dicht bewachsen ist." Erstens würde es schöner klingen, wenn du etwas Derartiges geschrieben hättest: "... weil es durch einen dichtbewachsenen Wald führt(e)." Zweitens: Was meinst du mit "es". In den Sätzen zuvor hast du kein Wort verwendet, auf das sich dieses "es" beziehen könnte. Besser vielleicht: "...weil die Fahrt durch einen..."

"Aus dem Dunkel des Waldes leuchten Augen hervor. Das sind die Wölfe" - Was sind die Wölfe? Sind Augen Wölfe? Leuchten nicht vielmehr die Augen der Wölfe aus dem Dunkel des Waldes? Oder: "Das Leuchten ging von den Augen der Wölfe aus..."

Zwei Sätze später fängst du an, von Thomas Mutter zu schreiben, was nicht sofort klar ersichtlich wird. Vielleicht hättest du schreiben sollen: "Am Telefon klang Thomas Mutter ruhig und sachlich..."
Überhaupt folgt in den nächsten paar Zeilen pro Satz mindestens einmal das Wörtchen "sie". Warum keine Synonyme? Die betagte Frau, seine Mutter, die arme Alte...

Als Nächstes: Der ständige Wechsel der Zeiten. Zuerst hieß es: "Am Telefon klang sie ruhig", zwei Sätze später: "... sie ist vor ein paar Tagen 81 geworden." Dieser Wechsel ist mir an mehreren Stellen im Text aufgefallen.

"Angst vor der Gewissheit des Unbekannten in der Dunkelheit" ergibt keinen Sinn. "Gewissheit" bedeutet "feste Überzeugung", "feste Kenntnis". Besser: "Angst vor der Gewissheit um das Unbekannte in der Dunkelheit". Dies allerdings würde meinen, dass der Protagonist weniger Angst hat vor dem Unbekannten selbst als vor dem Wissen, dass das Unbekannte in der Dunkelheit lauert. Vielleicht meintest du es so. Falls nicht: einfach "Angst vor dem Unbekannten in der Dunkelheit."

Dies waren nun ein paar der Stellen, die mich gestört haben. Wie aber schon gesagt, der Verlauf der Geschichte hat mir unheimlich gut gefallen. Du hast dich bemüht, dem Leser die Orte und Situationen so gut es ging zu beschreiben. Das ist dir auch ganz gut gelungen, finde ich.
Die Stilblüten lassen sich ohne Weiteres verbessern. Alles in Allem freue ich mich auf deine nächste Geschichte.

Schöne Grüße,
Murphy
 
Hallo BlauerRegen,

ich habe mir die Freiheit genommen, es ins Horror-Forum zuschieben.

Sehr spannende Erzählung, wenn auch ein paar Längen drin sind. Wird es eine Fortsetzung geben?

Bis bald,
Michael
 

BlauerRegen

Mitglied
nett

hallo zurück an euch beide,

ich finds ja erfrischend, dass meine geschichte hier nicht auf eine solche ablehnung stösst wie meine erste. sicher bin ich nicht geübt im schreiben, aber ich geb mir mühe. meine fehler, die du kritisiert sehe ich grösstenteils ein.
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
also...
ich finde die geschichte inhaltlich recht ok. dies pointe am schluß würde ich deutlicher herausarbeiten.
was mich allerdings super gestört hat (und das lesen dieses textes auch ziemlich anstrengend macht), das waren die vielen kurzen sätze, die wie ein trommelfeuer auf den leser einschlagen. da würd ich an deiner stelle nochmal versuchen, verstärkt satzgefüge zu verwenden und hier und da mal nen punkt durch ein komma zu ersetzen.
murphy hat ja schon einige stellen rausgepickt, die auf jeden fall verbesserungswürdig sind, aber einige andere stellen wirken einfach ...holperig...schlecht ausformuliert...die hier zum beispiel:
"Ihre Mutter sei schizophren gewesen und im KZ umgekommen. Ihr Leben sei nicht lebenswürdig gewesen wegen ihrer Schizophrenie"
das kannst du so nicht stehen lassen, da stellen sich mir alle nackenhaare auf. ich glaube schon alleine durch die änderung der erzählzeit, würden sich so manche sprachliche ungereimtheiten von alleine klären...
ein paar weitere dinge an denen ich mich gestoßen hab... die beschreibung der psychatrischen station ist mir zu platt, dann spiele doch richtig mit klischees und verlege die station in eine abgelegene, forensische klinik.
die augen der wölfe und der katzen, machen zwar eine schön gruselige stimmung, haben aber inhaltlich nix mit der story zu tun und wirken somit etwas fehl am platz, wie lückenfüller...
ahja und am ende:
"Wir mussten sie auf dem Bett festschnallen, weil sie die ganze Station wachschrie"...
da fehlt mir die logik...kann sie jetzt, am bett festgeschnallt, nicht mehr schreien?
das ist glaub ich das problem des textes,... viele kleine stolpersteine, die das alles etwas unrund, holprig und unbeholfen wirken lassen. wie gesagt, nette idee, netter plot mit durchaus potential (auch wenn horror jatzt nicht so mein ding ist), aber leider nicht gut umgesetzt.
nochmal ranspringen und überarbeiten, da kann was draus werden.
gruß mirko
 

BlauerRegen

Mitglied
lieber mirko kussin,

ich selbst habe mehrere monate auf einer geschlossenen psychiatrischen station verbracht und das was du als "klischee" abtust ist das, was ich als reelle begebenheit beobachten durfte. in psychiatrischen anstalten werden nur allzugern neuroleptika verabreicht, die, wie du sicherlich weisst, diskinesien (herunterhängende kinnlade), tremor (zittern) und übelkeit (erbrochenes) hervorrufen können. das medikament haldol (wirkstoffname: haloperidol)gehört zu der stoffgruppe der neuroleptika. es wird gegen akute schizophrene schübe eingesetzt.
auch weisst du sicherlich, dass das völkchen der psychiater ein ziemlich verlogenes und menschenverachtendes ist, denn ihre medikamente machen einen erst richtig kaputt. von daher ist es auch nicht zu verwundern, dass ein solcher die begründung "festschnallen auf dem bett" gebraucht, um damit auszudrücken, dass die person in eine chemische zwangsjacke gepresst wird, die noch wochen nach einem schreianfall wirkt. dies zu deiner bildung auf diesem gebiet.
was die pointe angeht, so wollte ich eigentlich dem leser überlassen, ob er sich dafür entscheidet, ob der mythos um das schwarze wesen zutrifft, oder ob die alte mutter nicht sowieso wahnsinnig war.
und die augen der wölfe und katzen im dunkeln sind auch nicht aus der luft gegriffen, sondern sie sollen das paranoide erleben unterstreichen. nun denn, wenn du einmal aufmerksamer liest und dir zur abwechslung auch ein paar weitergehende gedanken über den inhalt machen möchtest, würde ich gern deine kritik zu meiner nächsten kurzgeschichte lesen.
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
hallo blauerregen
die diskussion in wie weit die realität wirklich das ist, was man in einer kurzgeschichte beschreiben sollte, oder ob man manchmal nicht einfach die realität zurechtbiegen muß, damit die sache für den leser spannend wird, gab es hier schon häufiger. für mich liest sich die beschreibung der psychiatrie wie ein klischee, ob es nun wirklich so ist, oder nicht spielt da keine rolle. willst du eine spannende geschichte erzählen, oder willst du das psychiatrische system beschreiben? darum gehts doch.
und die analogie, daß du mit dem festschnallen auf dem bett, die chemische keule meinst, ist einfach nicht erkennbar...
ist aber auch völlig egal, du bist der meinung, daß ich deinem werk nicht genügend aufmerksamkeit entgegenbringe... bitte. dann such dir andere leute, die deine texte vielleicht besser kritisieren, als ich es kann. deinen oberlehrerhaften ironischen unterton kannste dir auf jeden fall schenken...
und ab auf die ignorelist
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
"nun denn, wenn du einmal aufmerksamer liest und dir zur abwechslung auch ein paar weitergehende gedanken über den inhalt machen möchtest, würde ich gern deine kritik zu meiner nächsten kurzgeschichte lesen."

Hallo Blauer Regen,

ganz sicher bringt die Arbeit in der Psychiatrie Erfahrungen mit sich, die "Fremde" (also Menschen, die dort nie gearbeitet haben) SO nicht nachvollziehen können. Obwohl ich auch in diesem Bereich gearbeitet habe, möchte ich mich aber der textlichen! Kritik meiner Vorgänger anschließen.

Die Leselupe ist ein Forum, auf dem Texte gelesen und aufgenommen werden. Dies Aufnehmen geschieht durch Kommentare, die zum Ziel haben, dass der Text runder, verständlicher wird und von (dann) mehr Lesern als "nachvollziehbar" bezeichnet wird.

Ein Vorwurf an einen Deinen Text aufmerksam kommentiert habenden Leser wie Mirko Kussin, er solle "aufmerksamer" lesen und sich "zur Abwechslung" weitere Gedanken machen ist definitiv nicht nur fehl am Platze.
Er könnte sogar bewirken, dass Mirko keine Lust mehr hat, sich mit Deiner nächsten Geschichte zu beschäftigen (was Du aber gerne möchtest).

Von daher: Sieh doch das, was Du an Kommentaren erhälst, nicht als Kritik an DIR und Deinen Erfahrungen an! Versuche einmal, Deinen Text aus den Augen eines fremden Lesers heraus zu lesen und nachzuvollziehen.
Ich denke, dass Du als Ergebnis der Anregungen, die Du hier erhälst, Deinen Text so überarbeiten kannst, dass er zu der o.a. Lesermeinung führt - die Du doch gerne vermitteln möchtest!

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Nachtrag:

Und da ich die Veröffentlichung meines Kommentars kurz schleifen lassen musste, hast Du ja schon das von mir befürchtete Ergebnis ...

Viele Grüße,
 

BlauerRegen

Mitglied
so dann...

...will ich mich daran machen, zu euren stellungnahmen ebenfalls eine solche abzugeben. ich muss zugeben, dass ich mich anfangs falsch verstanden fühlte, als mirko kussin an meiner geschichte herumnörgelte und sie als "schlecht umgesetzt" beschreibt.
mir wurde erst in den darauffolgenden kommentaren der lieben schreiberschaft klar, dass es sich hier nicht nur um die veröffentlichung von werken geht, sondern ihr scheint tatsächlich eine gemeinschaft zu sein, in der die schreiberlinge sich gegenseitig zum besseren schreiben ermuntern und etwaige fehler, seien sie inhaltlicher, logischer oder stilistischer natur, aufzeigen, um letztendlich nicht nur um des dissens willen, sondern tatsächlich um des besseren ergebnis wegen. nun, ich wollte einfach nur selbstgeschriebenes einer leserschaft vorsetzen und hab mir so verbesserungsvorschlägen gar nicht gerechnet, was mir anfangs sehr oberlehrerhaft vorkam. denn letztendlich hat jeder eine andere auffassung von gutem schreiben. was der eine als störende wortwiederholung bezeichnet ist für einen anderen ein stilistisches mittel.
ich sehe ein, dass ich einige stilistische fehler begangen habe (kurze sätze etc.), jedoch lasse ich mir nicht von anderen vorschreiben, wie der handlungsstrang abzulaufen hat oder wie ich eine psychiatrische anstalt zu beschreiben habe, denn ich habe diese anstalt so beschrieben, wie ich sie höchstpersönlich erlebt habe. auch wenn einige wenige, die noch nie in so einer waren, meinen, sie wüssten es besser indem sie meine beschreibung als klischee abtun. letztendlich bin ich aber doch positiv gestimmt, dass sich leute meines werkes angenommen haben und sich gedanken darum gemacht haben. doch sollte dem kritiker gesagt sein, dass ich sehr sensibel bin und mich bei allzu direkten formulierungen persönlich angegriffen fühle.

trotzdem werde ich hier weitermachen und ich denke, dass alles, was einmal als katastrophe anfing sich in harmonie und glückseligkeit auflösen wird. ihr werdet mich eines tages lieben lernen...

bussi an alle die das lesen
 



 
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