Das rote Boot

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Das rote Boot

Im einem kleinen Fischerhafen war ein rotes Boot zwischen lauter großen Motorjachten und Segelbooten angekettet. Jeden Tag sah es zu, wie elegant gekleidete Leute mit weißen Hemden und Mützen, Frauen in schönen Kleidern und Champagnergläsern in der Hand auf den edlen Jachten das Leben genossen. Wenn der Wind günstig war, wurden die Segler oft losgebunden und durften durch das Hafentor hinausschwimmen. Die Motorboote wurden seltener bewegt. Doch wenn, gaben sie mächtig Gas. Nachts, wenn die Leute wieder in ihren luxuriösen Hotels verschwunden waren, prahlten die Segelboote und die Motorjachten um die Wette, wer die meisten Seemeilen zurücklegen durfte. „Und Du, kleine rote Walnussschale, was ist mit Dir?“ spotteten sie dann, „Dich braucht wohl niemand mehr!“ Dann wurde das kleine rote Boot sehr traurig. Selbst das Kitzeln der kleinen Fische, die die Algen von seinem Rumpf abnagten, waren ihm jetzt kein Trost mehr.

Eines Tages kam ein kleiner Junge auf den Bootssteg. Er sah aus wie einer von den reichen verwöhnten Bengeln. Aber er sah sehr traurig aus. Das kleine rote Boot wurde ganz aufgeregt. Der Junge blieb genau an seinem Anlegeplatz stehen. „Was hast Du denn?“ fragte das Boot. Der Junge bückte sich und sah das Boot lange an. „Weißt Du, rotes Boot,“ seufzte er, „ mein Papi hatte auch mal ein Segelboot, größer und schöner als alle anderen hier. Aber jetzt hat er es verkauft. Er sagt, er ist pleite oder so- jedenfalls hat das Geschäft nicht mehr genug Geld für ein Boot. Meine Mama will, dass wir wegziehen – ohne Papa. Und mein Kater Moritz soll zu Oma gehen. Aber ich will nicht weg, nicht ohne Moritz und nicht ohne Papa. Und deshalb will ich alleine fort....-darf ich mit Dir wegfahren?“

Das Boot schaukelte zustimmend in den Wellen. „Natürlich darfst Du. Komm an Bord. Ich bringe Dich, wohin Du willst.“
Und endlich konnte das Boot auch durch die Hafeneinfahrt hinaus aufs offene Meer fahren. Es war so glücklich.
Gegen Mittag schlief der kleine Junge ein. Die See lag still und kein Lüftchen regte sich. Da hörte das rote Boot ein Geräusch hinter sich. Eine schicke Motorjacht glitt direkt auf sie zu. Als sie nahe genug war, rief eine Männerstimme. „Sven, wach auf! Junge, wir haben Dich überall gesucht.“ Der Junge rieb sich die Augen und maulte: „Nie mehr will ich mit Euch in Urlaub fahren. Ihr habt ja kein Boot mehr.“ Da antwortete der Mann: “Dann kaufen wir uns eben ein anderes.“ „Aber ich will nicht ohne Moritz und Dich wegziehen. Das ist unfair.“ Sven schluchzte laut. „ Das musst Du auch nicht, Sven. Wir werden zusammenbleiben. Das war doch nur ein dummer Streit gestern Abend. Da sagt man schon mal so was. Nun komm zurück mit Deiner alten Nussschale.“
Aber Sven bewegte sich nicht. Das rote Boot schnaufte „Ich bin keine Nussschale! Und Du bist doch mein neuer Freund.“ – „Nur, wenn Du mir erlaubst, das Boot hier zu behalten und jeden Tag hinauszufahren.“ hörte es Sven plötzlich rufen. „Ja, Junge, wenn es zu verkaufen ist, von mir aus. Aber komm endlich zurück.“
Da steuerte Sven zurück zum Hafen. Das rote Boot bekam einen neuen Besitzer, wurde gestrichen und geschrubbt und durfte von nun an jeden Tag hinausfahren aufs Meer. Wenn nachts die anderen Boote um die Wette prahlten, schmunzelte es nur und ließ sich von den Wellen in den Schlaf schaukeln.
 
Hallo Flammarion,
schön, daß sie Dir gefällt. Aber ob das eine gute Weihnachtsgeschichte abgibt ? Da muß ich mir aber noch etwas besseres einfallen lassen...;-))
Liebe Grüße, Heike
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
au ja,

mach mal. bei mir dauert weihnachten etliche tage, man gönnt sich ja sonst nichts. ganz lieb grüßt
 



 
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