Das traurige Lied vom Kaufmann Jon

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Das traurige Lied vom Kaufmann Jon


Am Wacholder schon die Blüten stehen
Und Kinderstimmen singend klingen
Der König sandte aus, den Kaufmann Jon
Um ihm, aus einem fernen Lehen
Das schönste Kinderlied zu bringen

Vom Turme sah man bittend Augen
Groß und flehend, kaum noch sehend
Es war des Königs einzig Sohn
Standhaft noch in seinem Glauben
Fähnchengleich im Winde wehend

„Schlaf doch, Schlaf, mein Kind
Schlaf ein, einzig mein
Welch Kinderlied ist dir der Mohn
Mit welchem ich des nächtens Ruhe find
In ihrer Gruft, an ihrem Stein“

„Mutter, Mutter bist du hier?“
Der König drückt ihn fest in warme Arme
„Dem Kaufmann meinen Thron zum Lohn
Was nützt der Reichtum mir
Das Schicksal sich erbarme“

Der Kaufmann sieht die beiden droben
Und bricht an seiner Mutter Grab den Wanderstab
Die schmalen Lippen schmückt kein Ton
Ihm ward verboten, sie zu loben
Der König selbst ihm Weisung gab

So hat der Jon so manches Land bereist
Und manches Kind sang ihm ins Ohr
Doch jedes Lied schien ihm nur Hohn
Er wusste nicht, was Liebe heißt
Als Knabe sang ihm niemand vor



Am Wacholder schon die Blüten stehen
Und Kinderstimmen klingend singen
Das traurig´ Lied vom Kaufmann Jon
Es heißt, er sucht noch heute nach dem Lehen
Von dort, dem Bruder Schlaf zu bringen
 
Hallo lap,
du hast es schon verstanden. Ich kam durch diese Art Doppelreim, den ich versucht habe, immer in die zweite Zeile jeder Strophe zu setzen, drauf. Ich glaub, in der Vorletzten Strophe hab ichs dann, der Handlung wegen, nicht mehr hingekriegt.
- brach an seiner Mutter Grab den Wanderstab -
Ich dachte, das gibt der Geschichte etwas mehr Sinn und Tiefe. Es hätte vielleicht auch gereicht, wenn der Kaufmann nur irgendein Kaufmann gewesen wäre. So aber, ergibt sich eine schöne Erklärung, warum Jon noch heute nach dem Lehen und dem Kinderlied sucht, das so schön ist, daß sein Halbbruder den Tod der Mutter überwindet und endlich einschlafen kann.

Grüsse, Marcus
 



 
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