Das, was nun folgt...

Das, was nun folgt...

Das, was nun folgt, ist ein Gedicht.
Was folgt danach? Man braucht es nicht!
Wie wir die Silben drehn und fassen,
wir könnten es gleich bleiben lassen!
Wer braucht noch Dichter und Stilisten?
Was man heut braucht, sind Analysten,
die heut schon wissen oder raten
nächstjährige Weltwirtschaftsdaten.
Aus unsern Dichterfedern fließen
von heut an Wirtschafts-Expertisen.
Wir ändern das Vokabular,
wir führen aus und legen dar!

Wir widmen uns, anstatt Balladen,
nun Teuerungs- und andern Raten.
Ein Lehrsatz von uns heißt: "Wo Rot
regiert, stets Chaos droht".
Viel besser wär: konservativ,
Gewinne hoch, Gehälter tief!
Ob wir je irrten? Ich glaub, nein,
was wir verheißen, trifft meist ein!
Wenn wir den Aufschwung propagieren,
dann freun sich die, die grad regieren,
jedoch, wenn sich die Zahlen wenden,
begrüßen das die Opponenten,
die wussten es ja immer schon -
und reichlich sprudelt unser Lohn!

Nach Tokio und Sumatra,
nach Afri- und Amerika
schickt man uns auf Erkundungsreisen,
als neuernannte Wirtschaftsweisen.
Wir sprechen vor gelehrten Foren,
und streiten uns mit Professoren.
Man schenkt uns Autos samt Chauffeur
und trägt uns Gelder hinterher.
Wir fühlen uns wie Helmut Kohl,
gut ausgestattet, rundum wohl!
Oft reisen wir nach Liechtenstein
zur Bank, und zahlen etwas ein,
was uns´re Pflicht ist, denn wir müssen
es doch als Analysten wissen,
wie man das schwerverdiente Geld,
nicht nur bekommt, nein auch behält!
Das ist der Stein des wahrhaft Weisen:
Wir wollen nicht, wir müssen reisen!

Schon hör ich, wie ein Kluger spricht:
"Den Analysten gibt es nicht".
Das Wort, um mich hier kurz zu fassen,
hab ich mir patentieren lassen.
 
K

Klopfstock

Gast
Das, was nun folgt....

Hallo, Bernhard Mößner,
ein toller Beitrag!!!
Habe inzwischen auch noch einige von Deinen Werken gelesen und muß feststellen, daß sie verdammt gut gemacht sind.
Sowohl inhaltlich, als auch stilistisch sind sie sehr überzeugend. Alle Achtung, hier ist einer, der sein Handwerk
beherrscht.

Gruß Klopfstock
 
B

Bruno Bansen

Gast
Riesenteil...

Puh, Bernhard, da muß man sich ja durchkämpfen! Läuft unter der Rubrik "große Lyrik, gell? aber keine Sorge, bis auf, ich glaube, das waren zwei kleine Rythmus-Hüpfer, belanglose, spitzfindig von mir, ausgezeichnet. Liest sich, trotz der Größe leicht und locker! (Von mir findest Du derzeit eher "Kleinkram", weil ich mal wieder son biskeen Minimalismus üben muß, für neues Schweine-Buch)

Dir ebenfalls fröhliche Ostereier und viele Grüße

Bruno
 



 
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