Das weiße Laken

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LADYHELLENA

Mitglied
[ 4][ 4]

Das weiße Laken

Da hockt er nun, der Mensch,
auf seinem weißen Laken.
Ein wenig vornüber-gebeugt.
Neben ihm das Pillensäckchen
aus der Apotheke, griffbereit.

Anfangs saß er noch hocherhobenen Hauptes,
blickte fest um sich,
schaute den schemenhaften Gestalten,
die sein Bett umringten, ins Gesicht.
Kommt nur näher, ich fürchte euch nicht!

Sie schaukelten nur stumm- verwundert
über soviel Mut ihre nebelhaften Köpfe
und warteten ab-
Wir kriegen dich, wir besiegen dich!
Dann schickten sie ihm ihre Boten.

Sanft anfangs, doch immerwährend
belagerten sie den Menschen.
Hastig griff er zu seinem Apothekensäckchen,
klaubte darin herum.
Da, rief er aus, DAS nehme ich und verjage euch!

So konnte er seine Besucher nicht schrecken,
das begriff er sehr bald.
Auch daß sie immer näher rückten und
stärker auf ihn einwirkten, lernte er
zu begreifen.

Seine Freunde und Verwandten standen in
einiger Entfernung und lachten ihm aufmunternd
zu.
Er rief ihnen etwas zu von Stärke und Kampf.
und lächelte munter-verlogen zurück.
Aber auch das änderte sich.

Später winkten sie ihm durch den Schleier
seines pillenumnebelten Gehirns zu.
Matt blickte er zurück.
Da sind sie, ein wenig schuldbewußt, gegangen,
es hatte "keinen Zweck mehr".

Da hockt er nun auf seinem weißen Laken,
der Mensch.
Zu erschöpft, um zornig zu sein,
zu müde, um zu hoffen.
Mit seinen Plagegeistern hat er sich abgefunden,
lange schon.
Nun wartet er auf ihre nächsten Schritte,
sonst nichts mehr.


ladyhellena
 
lady, das sit sehr deprimierend, aber es macht mich auch neugierig mehr zu erfahren, z.b. wie es dazu kam das er so verwirrte,gab es wirklichnur noch die psychatrie als letzte hoffnung...
inhaltlich ist der text faszienierend, von seiner form her bin ich zwiespältig.
würde ein klares jjaein dazu sagen...
kann man so lassen.
lieben gruß heike
 
lady, hallo

mir ist nach wiederholtem lesen klar geworden was mich am textstil störte... es ist der plauderton, der mir nicht so recht zum inhalt passen will.
habe es mal mit einigen kürzungen und satzumbau probiert... lies dochbiete mal ... ob du dir da was abgucken magst.!!?
wenn nicht auch egal, mir hat die textarbeit spaß gemacht.
heike


Das weiße Laken

Da hockt er, der Mensch,
auf seinem weißen Laken.
Vornüber - gebeugt.
Griffbereit,
sein Pillensäckchen.

Anfangs blickte fest um sich
hocherhoben sein Haupt.
,
schaute herausfordernd
in die Gesichter schemenhafter Gestalten,
welche sein Bett umringten,
“Kommt nur, ich fürchte euch nicht!“

Sie schaukelten stumm-
verwundert über soviel Mut
ihrer nebelhaften Köpfe
warteten, und warteten. und warteten.

Wir kriegen dich, wir besiegen dich!

Sie schickten ihm ihre Boten.

Sanft zunächst, doch immerwährend
Sie belagerten den Menschen.
Hastig griff er zu seinem Säckchen,
klaubte darin,.. suchend.
Plötzlich, rief er aus,
„DAS nehme ich und verjage euch!“

Seine Besucher aber konnte er
so nicht schrecken,
das wurde ihm er sehr bald deutlich.

Sie rückten immer näher
wirkten stärker auf ihn ein,
Er begann dies zu spüren.

Freunde und Verwandten
lächelten ihm aufmunternd,
Abseits stehend zu.

Er rief ihnen laute Worte zu,
von Stärke und Kampf.
Noch lächelte er munter -verlogen zurück.

Später winkten sie ihm durch den Schleier
seines Pillennebels zu.
Erschreckend Matt war Augenblick.
Sie gingen schuldbewusst, ,
es hatte "keinen Zweck mehr".

Er aber hockt auf seinem weißen Laken,
der Mensch.
Zu erschöpft, um zornig zu sein,
zu müde, um noch zu hoffen.
Lange schon hat er sich
mit seinen Plagegeistern abgefunden,.
Er wartet nur noch auf ihre nächsten Schritte.
 

LADYHELLENA

Mitglied
[ 4][ 4][ 4]

Liebe Heike,

einem nahestehenden Menschen habe ich beim anfangs
verzweifelten Kampf
gegen Dauer- Schmerzen zugesehen. Machtlos, weil ihm niemand
Hilfe geben konnte.
Einmal hat er mir seine Sicht der Krankheit so geschildert,
nüchtern, ohne Jammern, als wäre es ein Bericht, der ihn
selbst nicht mehr berührte.
Das hat mich zu diesem- zugegebener Maßen- oberflächlich erscheinenden
Werk veranlasst. Die scheinbar emotionslose
Beschreibung seines Dahinsiechens ist gewollt. Es gab
nichts mehr, als zu warten, von dieser Hölle erlöst zu werden.

Danke für Dein Interesse
danke auch für die Verbesserungsidee!
Finde ich gut.

Herzlichste Grüße,
ladyhellena
 
lady,

ich finde dein werk nicht oberflächlich,
mich störte der plauderton, daher habe ich
ihn ein wenig reduziert.

natürlich ist es vermessen an einem werk eines anderen herumzufuschen.
wobei in allem schließlich auch eine chance steckt oder etwa nicht?
gute nacht
heike
 
P

Papyrus

Gast
lyrisch-prosaich grossartig umgesetzt
sehr distant
galgenhumor
euphemismus
beckett
molloy

sind da solche fiktiven texte von dir?
ich werde schauen




gruß


papy
 

LADYHELLENA

Mitglied
[ 4][ 4][ 4]

Hallo papyrus!

Schon geschaut? natürlich ist der Text von mir.
Es ergab sich, dass ich Schmerzpatienten kennen-
lernte. Und so sah ich auch das Schicksal meines
Bekannten plötzlich mit anderen Augen.
Erst kämpfte er, dann entfernte er sich auf Grund
seiner Dauerschmerzen immer mehr von allen übrigen
Belangen des Lebens. Die Schmerzen waren sein Schicksal
und wurden so sehr sein Mittelpunkt, dass er nicht mehr
kämpfen konnte.
Er distanzierte sich von Allem, saß da und wartete
seelisch entkräftet auf seinen totalen Verfall.
Diese Situation hat er mir - distanziert und kühl- geschildert. Jenseits aller Emotionen.
Und so habe ich es auch zu Papier gebracht.
Für ein solches Ende gibt es keine "Schnörkel".

Danke für dein Interesse. Danke auch für deine
lobenden Worte, die ich mit Freuden zu Kenntnis nehme,
weil das Werk garantiert allein von mir ist.

Liebe Grüße
ladyhellena
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Ladyhellena,

Deinen Text habe ich nun mehrfach gelesen. Und es
hat sehr lange gedauert, bis ich mich von der Be-
troffenheit lösen konnte, die er vermittelt.

Schmerztherapie ist heutzutage eigentlich technisch
kaum noch ein Thema. Aber leider hat sich das noch
nicht unter allen Medizinern herum gesprochen.

Das dahinsiechen ist allerdings ein weitaus größer-
es Problem. An das wir alle schneller als uns lieb ist
geraten können. Von daher betrachte ich Deine Ausein-
andersetzung mit dem Thema als sehr wertvoll.

Nun, meine Beobachtung ist folgende: So schrecklich
es für uns von Außen aussieht - oft ist dort viel mehr
Lebensqualität enthalten als wir es uns auch nur im
geringsten vorstellen können.

Und hier kann ich den Kreis zu Deinem Gedicht ziehen:

Wenn man Betroffene nicht in ihrem Schmerz alleine läßt!

Liebe Grüße
Sonnenkreis
 
P

Papyrus

Gast
"sind da solche fiktiven texte von dir?"


nein ich meinte,

ob noch mehr solcher texte von dir hier sind?!
 

LADYHELLENA

Mitglied
[ 4][ 4][ 4]

Lieber Sonnenkreis!

Es handelte sich hier um einen Mann, 43 Jahre alt,
mit Knochenkrebs. Er hat viele Krankhaus-Aufenthalte
durchlitten, kam immer wieder nachhause mit Zuversicht -
aber er hatte trotz Morphium immer heftige Schmerzen.
Es war für mich erschütternd, diesem Kampf machtlos
zuzusehen.
Irgendwann hat er, von den Schmerzen geschwächt, den
Kampf aufgegeben. Er "lebte" halb betäubt von schweren
Schmerzmitteln, fast nicht mehr.
In solcher Verfassung hat er mir seinen Zustand beschrieben.
Emotionslos, ohne sich zu beklagen. Nur so beschrieben.
Dieses Bild habe ich noch immer vor den Augen. Wie
hoffnungslos der Mensch werden kann.
Nein, ich habe ihn (er war mein Nachbar) nicht allein-
gelassen. Obwohl man weder trösten noch helfen konnte.

Danke für Dein Interesse,

liebe Grüße
ladyhellena
 

LADYHELLENA

Mitglied
[ 4][ 4][ 4]

Hallo Papyrus,

der Text ist nicht fiktiv, wenn ich das Wort fiktiv
richtig deute. Es ist die wahre Schilderung eines
Menschen, der den Kampf gegen eine überaus schmerzhafte
Krankheit verloren hat.

Meine Texte kommen immer aus dem Gefühl für etwas.
Sie sind nicht aufregend gut, aber auch nicht immer
schlecht.

Trauriges berührt mich genauso wie Lustiges, Alltägliches.
so bin ich eben!

liebe Grüße
ladyhellena
 



 
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