Das zweischneidige Gesicht

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Ternessa

Mitglied
Das Nachdenken kommt unmittelbar, man muss es nicht heraufbeschwören. Du sitzt und schon ist es da, das Nachdenken.

Sie sitzt eben.
Und ihr ist so wenig gut. Eigentlich ist ihr im Magen so flau. Woher kommt das nur?

Es klingelt an der Ladentür, schnell aufspringen, ein neuer Kunde und weg ist das Denken.

„ Oh, Guten Tag, wie geht es Ihnen heute? Hatten sie Probleme mit der neuen Creme oder ist alles gut geworden? “
Was interessiert das glatte Gesicht des ihr gegenüber?
Sie verkauft es.
Glattes Lächeln und glattes Aussehen.

Schnelles Fragen lässt gar nicht zu, dass man selbst gefragt wird.
Verkaufen und reden -sie will heute auch gar nicht gefragt werden- eigentlich will sie einfach nur so sitzen.

Ihr ist so flau im Magen, woher kommt das nur?
Im Spiegel sieht sie ein Gesicht, gezeichnet.
Ist es ihr Gesicht?

Sie bedient die Kundin, sie redet freundlich auf sie ein.
In Gedanken ist sie nicht dabei.
Sie ist in Erinnerung an das letzte Wochenende.
Alles war so gut und schön. Er war da und er war ganz nah.

Doch dabei ist ihr im Magen so flau und sie weiß nicht warum.
Will sie es denn wissen?

„ Ich sollte nicht so viel sitzen.“
 
smile, dann darf ich auch, liebe Ternessa.

Es scheint mir, hier ist jemand ein bisschen verliebt und weiß nicht so recht, wie es ausgehen wird. Das Geschäft tropft so öde dahin und die arme Frau schreit nach Zerstreuung.

Textanmerkungen:

Das Nachdenken kommt unmittelbar, man muss es nicht heraufbeschwören. Du sitzt und schon ist es da, das Nachdenken.
Vorschlag: Du sitzt, schon ist es da und du denkst nach.

Was interessiert das glatte Gesicht des ihr gegenüber?
ziemlich umständlich, schreib das einfacher, man hängt an der Stelle.

Verkaufen und reden -sie will heute auch gar nicht gefragt werden- eigentlich will sie einfach nur so sitzen.
vielleicht: sein

Im Spiegel sieht sie ein Gesicht, gezeichnet.
besser: Im Spiegel, das eigene Gesicht, gezeichnet.

Sie bedient die Kundin, sie redet freundlich auf sie ein.
Um die vielen "sie's" zu mindern: Sie bedient die Kundin, redet freundlich.

„ Ich sollte nicht so viel sitzen.“
kein Leerzeichen.
Und bitte nicht wechseln, bleib in der "sie Form", oder du schreibst alles im "ich", aber "sie" find ich besser.

schöne Grüße

Gernot
 

Ternessa

Mitglied
Hallo Gernot,

interessant, wie du diese Skizze siehst- verliebt.

Ich sah eher die Protagonistin verwirrt, weil sie sich nicht mal im Spiegel findet.
Die Perspektivwechsel wollte ich. Vielleicht sind sie noch nicht so gelungen, doch sollen sie die Distanz geben und das Nachdenken- da schaut einer.


Danke für deine Hinweise.
Ternessa
 

Grand

Mitglied
Hi,

spontan würde ich sagen, dein Text lässt viel Spielraum für Interpretationsmöglichkeiten.

Die Stelle
Was interessiert das glatte Gesicht des ihr gegenüber?
empfinde ich auch als holprig formuliert. Wie wäre es mit
Was interessiert sie das glatte Gesicht des Kunden?
Vielleicht muss es ja auch keinen fragenden Charakter haben, sondern könnte als Aussage formuliert werden: Das glatte Gesicht vom Gegenüber interessierte sie nicht.
Dies aber nur, sofern die Intentionen des Textes nicht gestört werden.

Mir persönlich stößt der Perspektivwechsel nicht auf, auch wenn oftmals gesagt wird, dass es ein No-go ist, da der Leser sich leicht verwirrt fühlen könnte. Allerdings sollte man auch experimentieren dürfen & wenn es deinen Aussageabsichten dienlich ist - warum nicht?
Ich selbst habe es in einer Kurzgeschichte genauso gemacht, um Distanz und Nähe aufzubauen. Allerdings müsste das in deinem Text noch etwas präziser heraus kommen. Aber das kannst du ja noch mal überarbeiten.

Gruß,
Grand
 
hallo Ternessa

Da ich anscheinend mit meiner Interpretation völlig daneben liege, möchte ich dir schreiben warum:

Sie ist in Erinnerung an das letzte Wochenende.
Alles war so gut und schön. Er war da und er war ganz nah.
Mit dieser Textstelle gibst du eine Erklärung ab, weshalb ihr so flau in den Gedärmen ist. Unweigerlich dachte ich an Liebeskummer, weiß der Teufel was das ist, aber ich hab mal davon gelesen.

schöne Grüße

Gernot
 
H

Herr Bernhard

Gast
Mir persönlich stößt der Perspektivwechsel nicht auf, auch wenn oftmals gesagt wird, dass es ein No-go ist,

Hallo Grand,


Ich benutze Deine Äußerung als Anlass.
Natürlich ist jeder Perspektivwechsel erlaubt und erwünscht. Wer behauptet, dass man ihn vermeiden soll, hat mindestens keine Ahnung von Literatur!

Herzliche Grüße zum Sonntag, Bernhard
 

Odilo Plank

Mitglied
Sie sitzt eben.
Und ihr ist so wenig gut. Eigentlich ist ihr im Magen so flau. Woher kommt das nur?
Hallo, Ternessa,
"so wenig gut.Eigentlich ... so flau."
Damit scheint mir das Thema angerissen: Die Protagistin sitzt, ist unfähig, ihre Gefühle klar zu benennen.
Die innere Lähmung könnte man an weiteren Textstellen belegen. Das Leben in der Sackgasse.
Du stellst Dich einer berechtigten, recht schweren Aufgabe und löst sie erfolgreich.
Dein anonymer Leser fühlt sich vermutlich unangenehm berührt und wertet mit "3".
Rein inhaltlich bestimmte Wertungen erlebt man hier zu oft.
Ich empfinde sie als unprofessionell. Zumindest sollte man den Mut haben, sie zu begründen.
Liebe Grüße! Odilo
 

Ternessa

Mitglied
Hallo Gernot und Odilo Plank,
danke für eure Gedanken.

Als ich diesen Text konzipierte, saß ich einer jungen Frau gegenüber und ich dachte dabei so gar nicht an Liebeskummer ihrerseits.

Ich sah eher eine Leere und lieber Odilo Plank, das Leben in der Sackgasse, ich denke, das beschreibt es.

Grand, danke für deine Worte.
Das mit dem Perspektivwechsel- ich überdenke es.
Seid euch sicher- ich selbst finde den Text noch nicht ganz ausgereift und freue mich über eure Meinung dazu.

Liebe Grüße Ternessa
 

Ternessa

Mitglied
Das Nachdenken kommt unmittelbar, man muss es nicht heraufbeschwören. Du sitzt und schon ist es da, das Nachdenken.

Sie sitzt eben.
Und ihr ist so wenig gut. Eigentlich ist ihr im Magen so flau. Woher kommt das nur?

Es klingelt an der Ladentür, schnell aufspringen, ein neuer Kunde und weg ist das Denken.

„ Oh, Guten Tag, wie geht es Ihnen heute? Hatten sie Probleme mit der neuen Creme oder ist alles gut geworden? “
Was interessiert das glatte Gesicht des Ihr gegenüber?
Sie verkauft es.
Glattes Lächeln und glattes Aussehen, glattes Leben.

Schnelles Fragen lässt gar nicht zu, dass man selbst gefragt wird.
Verkaufen und reden- sie will heute auch gar nicht gefragt werden- eigentlich will sie einfach nur so sitzen.

Ihr ist so flau im Magen, woher kommt das nur?
Im Spiegel ein Gesicht, gezeichnet.
Ist es ihr Gesicht?

Sie bedient die Kundin,redet freundlich.
In Gedanken ist sie nicht dabei.
Sie ist in Erinnerung.
Alles war so gut und schön. Er war da und er war ganz nah.

Doch dabei ist ihr im Magen so flau und sie weiß nicht, warum.
Will sie es denn wissen?

„ Ich sollte nicht so viel sitzen.“
 

Ternessa

Mitglied
Ich denke, es wird noch nicht die Endfassung sein.
Seltsamer Weise wurde meine Überarbeitung hier nicht als Version vom... angegeben. Aber ich arbeite an dem Text, wie wir alle wohl- immer mal etwas.


LG
Ternessa
 
K

KaGeb

Gast
Also ich vermute mal, die Prot. ist schwanger und weiß es noch nicht :)
So zumindest habe ich es gelesen. Deshalb war "er" auch da, und das "ganz nah"^^

Klar könnte man ein bissel "verschlimmbessern". Was meinst? Paar Vorschläge?

LG, KaGeb
 



 
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