Das zweite Feuer

Das zweite Feuer

Er stand weit über ihnen. Sie konnten ihn nicht sehen, aber er war da.
Tausende Hände hielten tausende gebogene Hölzer. Tausende gefiederte Dornen brannten an ihren Spitzen. Das Feuer flog durch die Luft. Es war schön anzusehen, wie es den Himmel erleuchtete. Dann senkte es sich blitzschnell. In der heißen Hölle erstarben die Schreie. Er stand weit über ihnen und sah ihnen zu. Zum ersten Mal überlegte er, ob er ihnen zuviel gebracht hatte.
Aber dann sah er erneut hin. Er sah eine Frau über einem Lichtschein. Das Feuer des Herdes rötete ihr Gesicht. Er sah zu, wie sie ihrem Mann und ihren Söhnen das Essen bereitete. Er stand weit über ihnen. Er war sich sicher, richtig gehandelt zu haben. Er ließ ihnen Zeit.
Das nächste, was er sah, waren die langen, dunklen Rohre. Sie luden etwas hinein. Sie stellten sich auf. Sie hoben die Rohre. Mit einem Knall erschien am Ende der Rohre eine gleißende Flamme. Er hörte schwere Körper fallen. Einige stöhnten leise. Das Feuer erlosch sehr schnell. Er sah die Frau und ihre Söhne mit den Gesichtern im Staub. Er fragte sich, ob sich sein Leiden gelohnt hatte.
Aber er sah erneut hin, und er erblickte die Glut. Sie war im Ofen eines metallenen Ungetüms. Er erblickte den Dampf, den es gen Himmel schickte. Das Feuer ließ das Ungetüm rollen, auf den Wegen, die sie bestimmt hatten. Er vergaß, was er gedacht hatte. Er ließ ihnen Zeit.
Sie konnten nicht sehen, dass er da war. Wieder war da Feuer. Es war sehr hell, fast weiß. Es trieb etwas schweres, großes vor sich her, dass ein bißchen einer Flasche ähnelte und ein bißchen einem Pfeil. Das Feuer trug es weit. Es beschrieb einen Bogen. Dann traf es das metallene Ungetüm. Grelle Flammen blendeten ihn. Schließlich sah er rauchende Trümmer. Was habe ich getan, fragte er sich.
Aber er blickte noch einmal hin und sah, wie sie riesige Stämme aus Metall mit dem Feuer bewegten. Riesige Maschinen hoben sie höher und höher. Das Feuer fügte die Teile zusammen. Er sah, wie sie eine Stadt bauten, deren Häuser bis in die Wolken reichten. Er hatte sich bemüht, sagte er sich. Er ließ ihnen Zeit.
Sie sahen ihn nicht. Aber er sah das, was sie fallen ließen. Es sah nicht aus wie Feuer. Doch dann hörte er einen ungeheuerlichen Laut. Plötzlich war da Feuer, Feuer das größer und heißer war, als er es je gesehen hatte. Das Feuer war sehr laut, er konnte nichts anderes hören. Als es vergangen war, blickte er auf den Staub, der zuvor eine Stadt gewesen war. Da verfluchte er sich für das, was er ihnen gebracht hatte.
Erst da erblickte er die Brüder. Sie umarmten sich und er spürte, dass das Feuer in ihnen heiß brannte. Er sah ihnen zu. Er glaubte, ein wenig gutes vollbracht zu haben.
Er steht hoch über den Brüdern, als er das zweite Feuer erblickt. Er will schreien, als er es erkennt. Doch da brennt es schon in dem einen Bruder, der den anderen schlägt. Jetzt schreit er wirklich. Er schreit zu den Göttern, dass er Unrecht getan hat. Er hat den Menschen mit dem Feuer ein anderes Feuer gebracht. Er schreit zu den Göttern, doch die Götter sind schon lange vergangen.
 



 
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