Davon geht die Welt nicht unter

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flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Davon geht die Welt nicht unter!

„So, meine lieben Kinder, heute lernt ihr etwas über die schlimme Zeit, die mit dem Jahr 2010 begann. Damals fand in Deutschland der letzte Militärputsch auf der Erde statt. Die Menschen – namentlich in Ostdeutschland – waren sehr unzufrieden über ihre wirtschaftliche und soziale Situation. Sie glaubten, die Ausländer seien daran schuld. Nachdem die seit langem im Untergrund existierende Partei der .....die Macht ergriffen hatte, wurden alle Ausländer aus Deutschland ausgewiesen, die nicht seit mindestens fünf Generationen im Lande waren. Wer bei der illegalen Einreise nahe der Grenze erwischt wurde, durfte von den Grenzern als Schmuggler erschossen werden.
Alle Atlanten, Karten ferner Länder und Globen wurden auf öffentlichen Scheiterhaufen verbrannt, auch alle Bücher, worin irgendetwas über ferne Länder geschrieben stand. Ausgenommen Märchenbücher. Das Lehrfach Geografie wurde abgeschafft. Es fanden regelmäßig Hausdurchsuchungen statt, namentlich bei Leuten, die in Verdacht standen, ihre einschlägige Literatur und Landkarten ect. Nicht zum Scheiterhaufen gebracht zu haben. Diejenigen, bei denen etwas gefunden wurde, wurden zu sehr hohen Geldstrafen verurteilt. Wenn sie nicht zahlen konnten, zu Zwangsarbeit.
Alle ausländischen Produkte wurden aus den Geschäften verbannt. Beim Obst war das nicht ganz so schlimm, denn was in deutschen Landen wuchs, war ebenfalls nahrhaft, reich an Vitaminen und schmeckte gut. Aber die Raucher mussten sich an Tabak Marke „Bahndamm“ gewöhnen, und das war nicht für jeden leicht.
Die Autos wurden nicht mehr mit Benzin betrieben, sondern mit Strom. Der reichte jeweils von einer Stadt zur anderen. Es war auch schnell ein fast ebenbürtiger Ersatz für Schokolade auf dem Markt (auf Grundlage eines alten DDR-Rezepts).
Einen Ersatz für edle Weine zu schaffen war schwerer. So redete man den Menschen ein, dass Alkohol sehr schädlich ist. Das war noch nicht einmal gelogen, denn ab einer gewissen Menge ist Alkohol wirklich schädlich.
In den Nachrichten hörte man nur noch, was im eigenen Land geschah. Wer früher vielleicht Tänzer oder Artist werden wollte, musste nun Sportler werden, Sänger und Musiker waren nur noch in der Kirche zu erleben. Maler konnten nur noch als Anstreicher arbeiten, Bildhauer als Maurer. Theater, Kinos und Discos wurden geschlossen. Schauspieler arbeiteten als Fernsehansager. Quizshows gab es natürlich nur den deutschen Raum betreffend und Talkshows, beides natürlich mit anderer Bezeichnung.
Radio. war verboten und alle weltlichen Lieder. Das Lied „Die Gedanken sind frei“ wurde zur geheimen Hymne. Die Lehrfächer Zeichnen und Musik wurden abgeschafft.
Die Gleichberechtigung blieb erhalten – man hoffte auf die Frauen als Wählerstimme. Pornokinos blieben erhalten. Wenn Prostituierte ein normaler Beruf ist, ist an Pornografie – in gewissen Grenzen – auch nichts auszusetzen. Und wo sollten auch die vielen arbeitslosen Schauspieler hin? In diesem Arbeitsbereich hatten es nur die Schriftsteller schwer, denn der Mensch hat in seiner langen Existenz bereits alles durchgespielt, was Mann und Frau miteinander machen können. Nun aber gab es Pornos, in denen während des Geschlechtsaktes philosophiert wurde. Die witzigen gab es ja schon lange.
Mädchen durften mit Einwilligung der Eltern ab 14 heiraten, Männer ab 21.
Diese Militärdiktatur hängte sich das Mäntelchen der Demokratie um. Sie drohte jedem, der versuchen sollte, die Ordnung in Deutschland umzustoßen, mit dem Zünden einer Atombombe unvorstellbarer Auswirkung. Sie war im Geheimen entwickelt worden und übertraf an Sprengkraft und Verseuchungsgrad alles je da gewesene. Die Machthaber wollten lieber sich und die Menschheit vernichtet sehen, als einen schrittbreit von ihrer Anschauung zurückzuweichen.
Dass jetzt wieder Freiheit und wahre Demokratie herrscht, ist nur dem amerikanischen Geheimagenten Mäck Keifer zu verdanken, der sich in die Regierung einschlich und die Atombombe entschärfte, sodass sie eben nicht auf Knopfdruck explodierte.
Ihr seht, meine Lieben – wenn sich jemand oder eine Gruppe von Menschen in den Kopf setzt, alles neu zu gestalten – davon geht die Welt nicht unter.
Der Unterricht ist beendet.“
 

herb

Mitglied
Mäck Keifer

Hallo Oldicke,

herrlich, ich gib dir ein Perfekt, schick doch diesen
Mäck Keifer mal zu den Möchtegerncowboy nach Amerika, der müsste doch schon leben, ich meine, der Mäck Keifer, den anderen nicht, smile, was weißt du alles über die DDR, ich bin verblüfft, aber Pornos gab es nur für Erich Honecker, so schlimm war es auch wieder nicht,*gg

herzlich
 
P

paedag

Gast
danke

gott´lob, ein guter Schluß. Ich hatte schon Schiß ein böses Endzeittrauma zu bekommen.
danke für witztigen Kurzweil.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
danke,

ihr lieben. aber ich hatte nicht die DDR im hinterkopf und auch nicht ihre restauration. ist nur ne gemäßigte kapriole a la Bin Laden. ganz lieb grüßt
 

Martin Weber

Mitglied
Nur gut...

... das du zum Schluss ( bei den Kommentaren ) eingelegt hast. Nicht das ich ein DDR verteidiger wäre, aber so wie du die Verhältnisse beschrieben hast, haben nur die Wessis die DDR dargestellt um von ihren eigenen Problemen abzulenken!
 

herb

Mitglied
ja, und wir Ossis haben unsere Vorurteile gegen die Wessi-Welt, um uns von unseren eigenen Problemen abzulenken, wie lange noch, was meinst du, smile
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm,

das kann generationen dauern, habe kürzlich erst ein kleines mädchen sagen hören: "Die mit der dunklen Haut, die waschen sich nich, also die Neeja, wa, wenn die sich waschen würden, wärn se ja nich so dunkel, wa." da frag ich mich, wo lebt die? ganz lieb grüßt
 
B

Bruno Bansen

Gast
Demokratie

Hi & guten Abend (und erstmal noch ein dickes Danke" für Bilder und Cassette!!!)

Du hast recht, aber üblicherweise hörst du, wenn du hinhörst allenthalben solche Lieder und w e i l du hingehört hast, schreibst du ja auch solche Texte! Klasse, kann man nur sagen. Plausibel aufgebaut, logisch in der Abfolge mit Ironie und satirischem Gespür, leicht lesbar und, wie bei guter Satire üblich, mit einem Grinsen zu lesen! Man kann nur hoffen ...


Freut mich ehrlich, mal wieder von dir einen text gelesen zu haben denn ich bin kaum noch hier. z.Zt. grade mal wieder ( und hab auch einen Text unter Humor Satire Ironie gepostet)Vielleicht sieht man sich ja mal wenn ich in Berln bin.

Liebe Grüße!

Bruno
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
au ja!

meine tür ist immer offen. danke für deine freundliche reaktion. ich hatte schon angst, man sieht gar nichts mehr von dir. ganz lieb grüßt
 



 
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