Den Schleier zerreißen...

3,70 Stern(e) 7 Bewertungen

Vera-Lena

Mitglied
Den Schleier zerreißen...


Verborgen bist Du
Gott.

In alle Bäume hast Du
Dich eingeritzt.
Jedes Sandkorn
trägt Deinen Namen.

Aber nur wenigen
hast Du die Augen
geöffnet,
dass sie Dich schauen.

Lass Deine Engel
Federn auf die Erde regnen,
damit wir sie einsammeln
und Dich wahrnehmen.

Lass Deine Stille
sprechen in uns,
damit wir Dich wahrnehmen.

Lass uns den Weltenschutt
beiseite tun,
damit wir Dich wahrnehmen.

Denn wir sind Deine Geliebten,
Dein Lieblingswerk
hast Du uns genannt.


Du bist wir

und wir sind Du,
wenn wir unser Menschsein
auf die Spitze treiben.​












[/center]
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

Dein Text macht mich nachdenklich.
So viel Gottvertrauen in der heutigen Zeit ist bewundernswert und ganz sicher die Ausnahme.

"Du bist wir
und wir sind Du,
wenn wir unser Menschsein
auf die Spitze treiben."

Auf die Spitze getriebenes Menschsein findet auch in Kriegen oder bei Terroranschlägen statt - konsequenterweise können zumindest die Rädelsführer Deinem Verständnis nach keine Menschen sein - oder?

Gruß, NDK
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo NDK,

danke für Deine Antwort!

zuerst hatte ich, um Missverständnisse von vorne herein zu vermeiden noch eine Strophe drin und da hieß es:"Wenn wir unser Teirsein auf die Spitze treiben". Aber das passte dann doch nicht so richtig in den in den Kontext.

So, wie der Text da steht, meine ich mit Menschsein das, was wir normalerweise Menschlichkeit nennen. Also die positive liebevolle Hinwendung zum Menschen.

Nun hat der Mensch zwei Naturen: Eine, die sich mehr zum Göttlichen hin orientiert und ihn antreibt, sich selbst zu übertreffen, ihn anspornt zB nach Pakistan zu gehen und den Menschen dort Kleidung und Nahrung im Rahmen einer Organisation zu bringen. Allerlei Mühsal nimmt er dann auf sich, weil er einfach nicht anders kann. Wer immer zu solchen Fahrten aufbricht, tut das, weil er sich dazu getrieben fühlt ohne das er das erklären könnte.

Die andere Natur drängt den Menschen ständig, seine Begierden und Gelüste zufrieden zu stellen. Dabei gibt er sich dann auch nicht Rechenschaft ab, was er da eigentlich tut. Zorn und Eifersucht gewinnen beispielsweise einen breiten Raum in ihm. Je mehr er dem nachgibt, umso mehr innere Lichter, die er eigentlich besitzt, verlöschen. Schließlich steht seine Tür sogar weit offen für fanatisches Gedankengut. Was dann noch alles passieren muss, bevor er einen Selbstmordanschlag unternimmt, damit kenne ich mich nicht so aus. Ich denke aber, da gibt es dann noch eine Menge Barrieren, die er eigentlich nicht überspringen müsste.

Bei den kleinsten Dingen, die wir tun, kann entweder die eine oder die andere Natur den Vortritt erhalten. Meistens merken wir das selbst gar nicht, weil ja unsere Unrternehmen nicht allzu spektakulär sind.

Ich denke, Deine Frage habe ich damit beantwortet. Ob der Mensch sein Menschsein in die eine oder die andere Richtung auf die Spitze treibt, ein Mensch bleibt er immer, und nachdem, was ich selbst erlebt habe und erkennen durfte, bleibt er auch immer der Geliebte Gottes. Allerdings sein Weg, sich selbst auch wieder von Gott geliebt fühlen zu können, wird immer länger, je mehr er sich selbst in die Richtung seiner eher dunklen Natur fortbewegt hat.

Außerdem gibt es natürlich auch den schlichten Zweifel an der Existenz von etwas Göttlichem überhaupt. Hier spielen wieder ganz andere Dinge eine Rolle, die eher mit den Zeitläuften etwas zu tun haben. Im einem betont wissenschaftlichen Zeitalter, in dem der Mensch so gerne alles bewiesen haben möchte, erscheint ihm das Göttliche derart fremd, dass es für ihn am einleuchtendsten ist, die Existenz eines höheren, gar allmächtigen Wesens einfach zu negieren.

Dann gibt es noch Menschen (meine Eltern zählten dazu), die gerade durch die Glaubensinstitutionen die schlimmsten Dinge in ihrem Leben erfahren haben. Sich dann selbst doch noch einmal ein Gottesbild aufzubauen, dazu gehört schon eine fast übermächtige Sehnsucht nach einer göttlichen Macht, einer göttlichen Liebe und ein sehr klares Denkvermögen. Das schafft wirklich nicht jeder. Aber die Sehnsucht vieler Menschen nach einem Gottersbild ist sehr, sehr groß.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Kejacothie

Mitglied
Hallo Vera-Lena

dein Gedicht bedarf keiner Textarbeit, denn dieser Text ist so persönlich, dass er bleiben sollte, wie es ist.

In Deinem Text habe ich viel Philosophisches gefunden. Das Göttliche ist in uns, sagt schon Erasmus von Rotterdam. So verstehe ich das Bild des göttlichen Wir.

Dein Schluß trifft den Zeitgeist, je mehr der Mensch sein will wie Gott umso mehr entfernt er sich von ihm und wird einsam. Allmächtig sein bedeutet Einsamkeit. Wer allmächtig ist, steht an der Spitze. Mitmenschlichkeit gibt es dort nicht und Begegnungen mit Gott auch nicht. Wer sein möchte wie Gott, verliert er seinen Bezug zu ihm. Wer sich bewusst macht, dass das Leben endlich ist, muss sich entscheiden, ob er zu Gott oder ins Nichts gehen will. Meint Dein Gedicht das oder lese ich zu viel hinein?

Kejacothie
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Kejacothie,

wenn die letzte Strophe solche Assoziationen bei Dir erweckt, dann ist dagegen nichts einzuwenden. Auf jeden Fall lässt der Text auch diese Deutung zu.
So gesehen rückt aber dann ein Menschenbild in den Vordergrund, das den Menschen als von Gott gänzlich abgelöst sieht.

Ich zielte mit der letzten Strophe auf ein Menschenbild, das den Menschen immer in Gott eingebettet sieht. "Wir sind Du" damit will ich einer Wahrheit Ausdruck geben, nämlich dass das Göttliche als ein Funken in jedem Menschen wohnt. Er kann diesen Funken zu immer stärkerem Leben anfachen, er kann ihn aber auch ganz unbeachtet sein lassen. Nur eines kann er nicht, diesen Funken auslöschen, denn Gott selbst hält schützend seine Hand darüber, weil er dem Menschen die Heimkehr zum Göttlichen immer offen halten will.

Also, so habe ich das gemeint, aber, wie schon gesagt, Deine Deutung beinhaltet auch eine Wahrheit, eine Wahrheit über das menschliche Verhalten.

Danke für Deine Antwort!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

rosste

Mitglied
Liebe Vera-Lena,
dein gedicht ist ein gebet.
gott ist in uns verborgen und auch in der lebenden und nicht-lebenden natur ist er da, wenn man sich die mühe macht und genauer hinsieht.
dass wir ihn nicht sehen, hängt von uns ab.

"Lass Deine Engel
Federn auf die Erde regnen" - genau das macht er nicht. er nimmt schneeflocken und hofft, dass wir uns damit zufrieden geben.
das machen wir nun wieder nicht. wir wollen beweise. wir können nicht genug kriegen.
"Weltenschutt" - auch darin ist er, er hat "voll kontrolle", mit dem schutt muss es ja auch mal weitergehen...


finde auch gut, was Kejacothie schreibt: "Allmächtig sein bedeutet Einsamkeit... Wer allmächtig ist, steht an der Spitze. Wer sein möchte wie Gott, verliert seinen Bezug zu ihm. Wer sich bewusst macht, dass das Leben endlich ist, muss sich entscheiden, ob er zu Gott oder ins Nichts gehen will."

frohe weihnachten
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Stephan,

ich unterschreibe alles, was Du sagst.

Ja genauso ist es. Gott ist als ein Funke im Menschen, und wenn er ihn finden will, muss er drinnen suchen. Dennoch gibt es manchmal Ereignisse, die einen dazu führen, dass man anfängt drinnen zu suchen.
Manchmal sind das sogar die ganz großen Dinge zB wie Saulus zu Paulus wurde.
Ich denke, wenn der Mensch an der Schwelle steht, dass er gerne zu Gott finden möchte und ist verzweifelt, weil er nicht weiß, wie es gehen könnte, dann, ja, dann lassen sogar die Engel einmal "Federn vom Himmel regnen".

Durch den "Weltenschutt" müssen wir uns auch alleine durcharbeiten, wenn wir Ihn finden wollen. Aber zu wissen, dass es darum geht und um Unterstützung zu bitten, bringt doch schon ein Stückchen weiter.

"Und wir sind DU", das hatte ich ja schon einmal erläutert, das bedeutet eben für mich in diesem Text, dass man darüber Bescheid weiß, dass das Göttliche dem Menschen inne wohnt, in der Hinsicht sind wir eben auch göttlich, wenn auch erst in einem kleinen Punkte. Aber da wir die Kinder des Vaters sind, können und sollten wir diesen Punkt zum Wachsen bringen, damit wir dereinst wahrhaft seine Kinder werden und uns gegenseitig auch als solche untereinander verhalten können.

Ich freue mich über Deine Antwort.
Ich wünsche auch Dir von Herzen ein frohes Weihnachtsfest. :)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

Dein Gedicht habe ich nun merhfach gelesen und ich muß
zugeben, das es mir nicht leicht fiel mich darauf einzulass-
en. Also den Schleier zu zereißen:)). Trotz aller Mühe blieb
dieses Auge von mir, zwar nicht blind aber sprachlos.

Heute begehen wir den zweiten Weihnachtstag und mir ist
es endlich gelungen, nicht nur den Alltag, sondern auch den
Emotionsrummel vor dem man auch beim besten Willen kaum
verschont bleibt, abzulegen. Also wage ich mich ein weiteres
Mal an Dein Gedicht.

Dazu habe ich mir kurz nochmal Niklas Luhmann aus dem Re-
gal gezogen, der versucht mit soziologischer Aufklärung an das
Thema zu gehen. Nur kurz, um ein paar Erinnerungen aufzuhell-
en. Denn wirklich Antworten finden wir dort wohl auch kaum. Ab-
er Ansätze dazu.

Denn ein Gedankengang, und der kam mir in der ersten Lesung
Deiner Zeilen heute sofort spontan, den finde ich hier in den Kom-
mentaren als auch bei Luhmann wieder: Die Verbindung des gött-
lichen in uns finden, das heißt Kommunikation mit Gott aufnehm-
en. Denn sprechen wir zu Gott, dann kann es nur die Stimme von
Gott in uns bzw. die Stimme von Gott in unseren Umgebungen
sein die antwortet. Bzw. das, was wir als die Stimme Gottes akzep-
tieren.

Und hier möchte ich mich dem wichtigen Gedanken der Kolleg/inn/en
anschließen: Gehen wir nun in den Sinn der Allmächtigkeit; es ist der
Zug der Grandiosität, des Übermenschen der in seiner Heiligkeit nur
Gutes zuläßt, dann meinen manche von uns darin Gott zu begegnen.
Stattdessen begegnen sie ganz schnell den Depressionen, denn dieser
Höhenflug wird ganz schnell durch das Leben korrigiert. Das göttliche in
uns, es liegt also genauso im "Tiersein" unserer Natur; denn welche Lebe-
wesen sind gar unschuldiger (auch in ihrer Freßfunktion) als die Tiere. Von
daher ist die Strophe die Du "vorsichtshalber" draussen gelassen hast,
doch eine ganz wichtige. Aber im Verlauf komme ich dann zu einem weit-
eren Punkt: Das göttliche liegt eben auch im Umkehrwert dessen, was wir
Gott zuschreiben: Es ist sowohl die Seite die schwach und hilflos ist, es
ist ebenso die Seite, die da aus dunklen Gefühlen heraus immer wieder all
das möglich macht, was wir eben nicht wollen. Also beginnend bei Neid und
Eifersüchten bis hin zu schweren Menschenrechtsverletzungen, die ja eben
nur durch kollektive Duldung möglich werden.

Und hier möchte ich zur zentralen Aussage Deines Textes kommen:

Uns durch unserer eigenen Trümmer immer wieder durchwühlen, das Gute
und Beste in uns finden und aktivieren; ohne sich dabei "Selbstlos" in Über-
höhe zu begeben; vielleicht heißt auch das "den Schleier zerreißen".

Man kann es vielleicht auch einfacher sagen: Einfach spüren;)).

Ich wünsche Dir eine schöne Restweihnacht und von Herzen

Alles Liebe
Sonnenkreis:))
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Sonnenkreis,

danke, dass Du Dich so tief hineingedacht und eingefühlt hast in diesen Text!

Ja, Verschmelzen mit dem Göttlichen, wie soll das gehen?

"Wir sind Du, wenn wir unser Menschsein auf die Spitze treiben", das lässt viele Interpratationen zu.

Das, was Du hier schreibst, trifft ganz sicher den Kern dieser Angelegenheit. Der Mensch steht mit seinen zwei Naturen ständig zwischen Baum und Borke, und eine Richtung erkennen, die ihn ins Licht bringt, die ihm einen Weg aufzeigt zu Freude, Erfüllung und Glückseligkeit durch alle Schmerzen und Leiden hindurch, ja, das heißt schon "den Schleier zerreißen".

Danke für Deine Antwort!

Dir ein wunderbares Neuses Jahr, Licht auf alle Deine Wege, Liebe und Wärme :)
wünscht Vera-Lena
 

Inu

Mitglied
Hallo Vera Lena

Warum erweckt ein solcher Text in mir derartigen Widerspruch? Das ganze Gedicht bis kurz vor Ende ist eine Wiederholung von christlichen aber auch esoterischen Weisheiten, die ich schon seit meiner Jugend höre. Dass Gott in jedem Sandkorn ist und in jedem Baum, das kann sogar ich mir vorstellen. Die anderen Zeilen stehen alle in Gebeten.

aber:
[blue]Du bist wir

und wir sind Du,
wenn wir unser Menschsein
auf die Spitze treiben[/blue].
Was ist das für eine Aussage!
Zum Menschsein gehört leider Gewalt, Egoismus, die Befriedigung unserer Triebe, Kampf ums Überleben des Stärkeren, um nicht zu sagen: Brutaleren. Das ist 'wahres' Menschsein, wenn man es ehrlich sieht. Und ich glaube, diese unsere Natur wird sich nicht ändern, wird höchstens durch Heuchelei verborgen.Und deshalb sollte man weder das Menschsein auf die Spitze treiben, noch eine Gottähnlichkeit anstreben, denke ich mal. Wir erreichen sie doch nicht.

Bei Deiner These wird Gott im Himmel rotieren, wenns denn einen gibt.

Ich weiß, meine Anmerkung ist so simpel gestrickt wie Dein Gedicht. Aber dazu fällt mit sonst nichts ein. Und auf die Bemerkung, dass herabregnende Engelsfederlein in den Herzen der Menschen den Glauben stärken würden, daran glaube ich nicht. Die Leute würden es höchstens für einen üblen Trick irgendwelcher Wissenschaftler oder die Absonderungen grippekranker Zugvögel halten ;)

Ich hab von Dir schon überzeugendere Gedichte gelesen.:)

Ein gutes Neues Jahr wünsche ich Dir, liebe Vera Lena,

Inu
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Inu,

danke für Deine Rückmeldung!

Mal hat man solche Gedanken und ein anderes Mal wieder andere. Ob ich noch weiterhin Gedichte schreiben werde, ist gänzlich offen.

Danke für Deine guten Wünsche!

Auch Dir wünsche ich ein frohes Neues Jahr.:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

besonders dieses Gedicht betrachte ich als eine
wirkliche Herausforderung. Nämlich "mein Mensch-
sein auf die Spitze zu treiben"; in dem ich wirk-
lich ganz tief in mich gehe, und dieses "Gute",
das was ich an mir mag zu finden.

Den Schleier zereißen bedeutet also ganz viel mehr
als christliche oder esoterische Weisheit. Ohne das
jetzt erneut zu vertiefen bleibe ich dabei:

Diese Gedicht ist einfach ausgezeichnet. Reicht es
doch weit über "unsere Befindlichkeiten" hinaus...!

Alles Liebe
Sonnenkreis
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Sonnenkreis,

danke für Deine nochmalige Stellungnahme zu diesem Text!

"Den Schleier zerreißen", danke dass Du darauf noch einmal eingehst. Manchmal, wirklich nur manchmal habe ich den Eindruck als würden Titel von Texten schlicht überlesen.

[blue]Du bist wir
und wir sind Du[/blue]

das ist ja keine Feststellung, liebe Inu, da kann man erst hingelangen, ja wenn es einem denn möglich wird wenigstens einmal für Augenblicke den Schleier zu heben,so wie der Nebel manchmal etwas frei gibt und deutlich werden lässt, wenn er sich ein wenig lüftet.
Manchmal kann deutlich werden, was hinter der "Bestie Mensch", auf die Du hinauswillst, in aller Tiefe verborgen ist.

Euch Beiden liebe Grüße!
Vera-Lena
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

der Vollständigkeit halber noch ein Gegenvorschlag zur Sichtweise von Sonnenkreis:
Das eigene Menschsein auf die Spitze treibt, wer in sich selbst nicht nur das "Gute" entdeckt, sondern genauso auch das "Böse", das wir gewöhnlich so gerne abspalten und auf äußere Feinde projezieren - weil es sich dort besser bekämpfen lässt.
Wenn also alle Menschen mutig zu den dunklen Flecken auf ihrer eigenen Seelensonne stehen würden, könnte sich unser aller Schleier erheblich lichten - vielleicht hast Du Dein Bild so gemeint?

Wenn ich das Gefühl habe, ich rede vor eine Wand, rufe ich mir übrigens gerne ein Zitat des griechischen Tragödiendichter Euripides in Erinnerung:
"Trägst du dem Flachkopf tiefe Weisheit vor, so hält er dich für einen Sonderling und nicht für weise." Gleiches dürfte auch für Engstirnige gelten.

Gruß, NDK
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo NDK,

danke noch einmal an Dich für die Vertiefung Deiner und Sonnenkreis' Sichtweise dieses Textes!

Ja, natürlich, das spielt auch eine bedeutende und weittragende Rolle in unserem Bewusstwerdungsprozess, dass wir uns über die Projektionen klar werden, die wir ständig vollziehen.

Warum beispielsweise soll ich mir eingestehen, dass ich neidisch bin? Da sage ich mir doch lieber, mein Nachbar kann den Hals nicht vollkriegen. Schon ist er der Bösewicht und ich der Bravste von allen.

Dabei wäre es so einfach:
a: Ich sage mir, gib es zu, jetzt bist du neidisch!

b: Ich sage mir, du weißt doch gar nicht, wieviel von seinem Besitz er anderen zugute kommen läst.

c: Und das ist das Wichtigste, ich sage laut in meiner Küche oder wo immer drei Mal: Lieber Nachbar, ich gönne Dir von Herzen deinen Reichtum. Das dreimalge Aussprechen ist deshalb so wichtig, weil man es meistens erst beim dritten Mal schafft, diesen Wunsch tatsächlich zu einer Wahrheit in seinem Herzen werden zu lassen.

Und solche Übungen dauern 10 Minuten; und man kann täglich so einige davon ausführen, immer wenn einen ein unangenehmes Gefühl beschleicht, denn neidisch zu sein fühlt sich nicht gut an.

Wenn auf diese Weise die Jahre vergehen, kann sich irgendwann ein wenig der Schleier gehoben haben für einen Augenblick.

Ja, danke für diesen Hinweis!

Dir einen schönen 2. Januar!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

NewDawnK

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Vera-Lena
c: Und das ist das Wichtigste, ich sage laut in meiner Küche oder wo immer drei Mal: Lieber Nachbar, ich gönne Dir von Herzen deinen Reichtum. Das dreimalge Aussprechen ist deshalb so wichtig, weil man es meistens erst beim dritten Mal schafft, diesen Wunsch tatsächlich zu einer Wahrheit in seinem Herzen werden zu lassen.
Hallo Vera-Lena,

vergiss nicht, die Menschen sind sehr verschieden, und nicht jeder kann seine Emotionen intellektuell so geschickt verarbeiten, wie Du das hier beschreibst.
Ich persönlich ziehe einen ehrlichen Fluch einem dreifach geheuchelten Wunsch vor. Wut muss man zulassen können, sonst staut sie sich auf und macht krank.

Gruß, NDK
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo NDK,

dass wir uns nicht missverstehen, natürlich muss man seinem Herzen auch Luft machen können.
Ich sprach auch nicht von einem dreimal [red]geheuchelten[/red] Wunsch, sondern von dem aufrichtigen Bemühen, sich zu einer anderen Einstellung in einer konkreten Sache durchzuringen.

Ja, die Menschen sind verschieden, und man kann darauf bauen, dass jeder, der guten Willens ist, seinen einmaligen Weg zu etwas Positivem findet, auch wenn sich bei diesen Wegen Ähnlichkeiten abzeichnen sollten.

Mögen wir also in dieser vernebelten Welt den Schleier ein wenig lüften,so gut es geht.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

tho schett

Mitglied
Gott ist eine durchaus kreative Erfindung des Menschen gegen seine kosmische Ausgesetztheit.

Aber nur wenigen
hast Du die Augen
geöffnet,
dass sie Dich schauen.
Aber man kann alles immer so oder so interpretieren. Was heißt es, die Augen geöffnet zu kriegen. Das muss mit Gott nichts zu tun haben, ich denke nicht, dass der Text so oberflächlich gemeint ist, dass mit Gott eine Kirchenpatriarch gemeint ist.

gruss tho
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo tho schett,

danke für Deine Antwort!

Nein, ein Kirchenpatriarch ist in diesem Text nicht gemeint. Die Kirche ist eine Institution, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem Menschen zu helfen bei seinen existentiellen Fragen. Sie ist also eine ganz und gar irdische Einrichtung.

Alle Weltreligionen existieren ja nur, weil der Mensch Antworten auf seine grundlegenden Fragen sucht: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und alle Weltreligionen beantworten, jede auf ihre Weise, diese Frage mit dem, was man allgemein das Göttliche nennen könnte.

Der eine fühlt sich vom Christentum angezogen, der andere vom Buddhismus usw. und viele Menschen sagen sich, es gibt ohnehin keine Antwort und beschäftigen sich nicht mit diesen Dingen.

In meinem Text hat sich jemand mit diesen Dingen beschäftigt und sucht die innigste Nähe zu der göttlichen Instanz, die sich für ihn selbst abzuzeichnen beginnt. Zudem kennt er andere Menschen, die sich auch zu dieser göttlichen Instanz hingezogen fühlen.

So ist das gemeint, wenn in diesem Text das Wort "Gott" auftaucht.

Dir noch einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 



 
Oben Unten