Der Ameisentraum

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sevenstar

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Der Ameisentraum

Es war einmal eine Waldameise, die hieß Felix. Sie war noch jung und wusste nicht, wie die Welt funktionierte. Zusammen mit den anderen Kindern des eher kleinen Ameisenhaufens, der am Rande einer Lichtung neben einem alten, zerfallenen Baumstumpf errichtet war, lernte Felix, was wichtig war im Leben. Dass man immer arbeiten muss, zum Beispiel. Oder dass man kein Essen von Artgenossen aus dem eigenen Bau stehlen darf. Oder dass man als Ameise immer darauf achten sollte, sich nie allein irgendwo aufzuhalten, nie allein irgend etwas zu unternehmen.
Felix war nicht klüger als die anderen Ameisen, lernte, wie man eine Straße baute, wie man einen toten Käfer in den Bau schleppt oder wie man sich gegen Angreifer wehrt.
Doch eines Tages war Felix es leid. Er begann nachzudenken über das Ameisenleben, betrachtete die Erwachsenen, wie sie Tag um Tag schufteten, den Haufen zu erhalten und für genug Nahrung zu sorgen, und er betrachtete die anderen Kinder, die fleißig lernten, nur um später ebenfalls schuften zu können.
Über dieser Betrachtung wurde Felix traurig. Er sah plötzlich keinen Sinn mehr im Ameisenleben und wünschte sich, so etwas aufregendes zu sein wie zum Beispiel ein Vogel oder ein Fuchs.
Nun hatte er einmal von einer alten, im Sterben liegenden Ameise, die er zufällig unter einem morschen Ast gefunden hatte, eine wundersame und aufmunternde Geschichte gehört, an die er sich gut erinnerte, und die ungefähr so ging:
Weit oben, wenn man die Wurzeln der Bäume hinaufklettert und noch weiter, an den Ästen vorbei immer am Baumstamm entlang bis hinauf zu den entlegendsten Zweigen, wo der Wind so stark weht, dass eine Ameise sich kaum festhalten kann, da kann man, wenn man scharfe Augen hat, das Land des ewigen Sommers sehen. Dort gibt es riesige saftig grüne Wiesen mit vielen Käfern, Würmern und Blattläusen, und jede Ameise kann dort prächtig leben und uralt werden, ohne viel dafür tun zu müssen. Kein Bau muss gebaut werden, keine Wintervorräte angelegt, frische Ameiseneier fallen jeden Tag vom Himmel.
In diesem Land nun ging es den Ameisen wohl. Sie waren groß und wohlgenährt, jeder hatte vor ihnen Respekt. Sie lebten einzeln, jede ihr eigenes Leben und waren so glücklich, dass sie ins Geäst der Bäume kletterten, nur um sich schaukeln zu lassen.
Dort lebte eine rote Ameise die hieß Laura. Sie war einsam. Zwar ging es ihr gut, sie hatte keine Mühe, Nahrung zu finden, sie hatte keine Feinde – aber sie war schrecklich einsam. Und deshalb irrte sie durch die Wälder und suchte einen Freund, mit dem zusammen sie ihr Leben verbringen konnte.
Felix dachte lange nach über diese Geschichte, und er kam zu dem Schluss, dass er nun sein Leben ändern müsse. Er wollte nicht das gleiche Schicksal erleiden wie all die Tausenden und Abertausenden seiner Artgenossen. Er wollte ein ganz neues Leben leben. Und dazu musste er, dass war ihm klar, in das Land des ewigen Sommers gelangen.
Er krabbelte also in den Wald und suchte einen besonders dicken Baumstamm. Ohne zu zaudern, begann er daran hochzuklettern. Eigentlich war es jungen Ameisen wie ihm verboten, allein in den Wald zu gehen und zu klettern – aber Felix hatte ja ohnehin nicht vor, wieder zu seinem Haufen zurückzukehren. Er wollte endlich frei sein.
Er kletterte und kletterte, sah sich kein einziges mal um. Unzählige Äste überwand er, der Stamm wurde immer dünner, bis er schließlich in eine Spitze mündete. Hier ging es nicht höher. Felix musste sich festklammern, der Wind wehte heftig, genauso, wie es die alte Ameise beschrieben hatte. Und nun wagte er sich umzusehen.
Über sich sah er nichts als blau. Er wunderte sich, dass es soviel Blau geben konnte, fragte sich aber zugleich besorgt, wo nun das Land des ewigen Sommers war.
Dann blickte er nach unten und sah ein in warmes Sonnenlicht getauchtes Land mit Wäldern und Wiesen, das ihm so außerordentlich gefiel, dass er es für das gesuchte Land hielt.
Ha, dachte er, da hinunterzukommen ist doch ganz leicht. Ich muss einfach nur den Baum loslassen und mich vom Wind tragen lassen.
Gesagt, getan. Felix ließ den Baum los, und der Wind ergriff ihn mit seinen mächtigen Armen. Noch nie hatte sich Felix so frei gefühlt. Dieser Flug war das Schönste, was er je erlebt hatte. Doch er landete hart.
Er landete auf einem Stein, und als er sich umsah, bemerkte er, dass der Stein sich mitten in einem wild brausenden Bach befand. Nein, das konnte nicht das Land des ewigen Sommers sein. Riesige Tropfen klatschten links und rechts neben Felix auf den Stein, die Luft war eisig, nirgends auch nur ein Grashalm zum Festhalten. Felix fühlte sich auf einmal schrecklich einsam und hatte große Angst. Wie sollte er je wieder aus diesem Bach kommen? Und wo war er überhaupt? Wo war sein Ameisenhaufen, und wo das Land des ewigen Sommers?
Er begann zu weinen. Erst wollte er der alten Ameise die Schuld geben, dass sie ihm von diesem Land erzählt hatte – doch dann beschuldigte er sich selber. Er hätte besser nachdenken müssen, bevor er den Baum erkletterte. Er hätte nicht so leichtfertig den Baum loslassen sollen.
Doch alles Grübeln half jetzt nichts. Er musste aufpassen, dass er von keinem Tropfen getroffen und in den Bach gespült wurde. Das würde sein sicherer Tod sein.
Wie lange er schon auf dem Stein hin und her gehüpft war, wusste er nicht. Jedenfalls war er ziemlich erschöpft, als er plötzlich Besuch von einem seltsamen Tier bekam. Es war ein kleiner Fuchs, dessen Nase grün war und der einen Schal trug. Er war gerade so groß wie eine Maus, schätzte Felix.
„Guten Tag“, sagte der Fuchs, dessen Schal nass gegen den Stein klatschte, als er sich erschöpft darauf rettete.
Felix nickte ihm erstaunt zu, sagte aber nichts. Noch nie im Leben hatte er so ein Wesen gesehen. Er wusste nicht, ob er Angst haben oder lachen sollte.
Der Fuchs schüttelte sich kurz und gesellte sich auch gleich zu der Ameise, die sich nun doch etwas fürchtete vor der großen Gestalt.
„Was machst du hier, kleine Ameise?“, fragte er in gutmütigem Ton.
Felix zitterte ein wenig. „Ich bin aus Versehen hier gelandet. Ich bin von einem Baum gefallen.“
Der Fuchs kicherte und wrang die Enden seines Schals aus. „Du suchst Laura, nehme ich an?“
Felix war entsetzt. Woher wusste dieser Fuchs, dass er auf dem Weg ins Land des ewigen Sommers war? „J-ja“, antwortete er zögerlich. „Laura sucht doch einen Freund, sie ist doch so einsam...“
Der Fuchs kicherte wieder und zwinkerte mit seinen langen Wimpern. „Ich bin Zlups, der Wasserfuchs“, erzählte er, „ich bin immer auf der Reise, von einem Ufer zum anderen, und ich komme doch nie an. Ich wohne gleich am Ufer, wenn du willst, nehme ich dich mit, dann können wir einen Tee trinken.“
Felix blickte Zlups misstrauisch an, da er aber keinen anderen Ausweg sah, verkroch er sich in das weiche, glitschige Fell des Fuchses und ließ sich forttragen.
Als er spürte, dass sie das Wasser verlassen hatte, steckte er seinen Kopf aus dem Fell und sah sich um. Er traute seinen Augen nicht. Sie waren in einer weitverzweigten Höhle, die praktisch und gemütlich eingerichtet war. Es gab einen kleinen Tisch, Schränke, einen Schaukelstuhl und jede Menge kleiner Gefäße, Vasen, Kannen, Tassen, Schüsseln.
„Du kannst herauskommen, Felix“, sagte Zlups mit seiner gutmütigen Stimme. „Dies ist meine bescheidene Wohnung.“
Als Felix abgestiegen war, bemerkte er, dass er noch einige Gänge übersehen hatte. In jede Richtung, auch nach oben und unten liefen Gänge und Treppen, und überall, soweit er blicken konnte, waren kleine Gefäße.
„Jetzt werden wir erst mal in Ruhe einen Tee trinken“, murmelte Zlups. Mein Cousin, der Wolkendachs hat sich auch zum Besuch angemeldet, vielleicht kommen auch noch die Feuermaus und das Erdhuhn.“
Felix krabbelte behände auf den Stuhl, der ihm vom Wasserfuchs zugewiesen worden war, und stellte sich so, dass er über die Tischkante blicken konnte.
„Aber ich trinke gar keinen Tee“, sagte er, während er sehnsichtig zur Zuckerdose schielte, die offen auf dem Tisch stand.
„Macht nichts“, sagte Zlups, der schon mit der Teekanne kam, „dann setze dich am besten in die Zuckerdose und iss, soviel du willst.“
Gesagt, getan. Felix erkletterte die Zuckerdose, und machte es sich zwischen den Zuckerkörnchen gemütlich. Vielleicht, dachte er, ist das ja ein ganz guter Ersatz für das Land des ewigen Sommers.
Nicht viel später – Zlups wollte gerade zu erzählen beginnen – tauchten die Gäste auf. Ein kleiner Dachs mit furchtbar zerzaustem Fell, der so verwirrt guckte, dass Felix kichern musste, eine merkwürdige Maus, mit flammenartigem Fell und kleinen schwarzen Augen, und ein kleines Huhn, das über und über mit Sand und Staub bedeckt war. Alle Tiere waren ungefähr gleichgroß, also so groß wie Zlups. Die Feuermaus und das Erdhuhn hatten Stühle mitgebracht, die sie an die Längsseiten des Tisches stellten und auf die sie sich auch sofort setzten, als hätten sie einen weiten Weg hinter sich und müssten sich ausruhen.
„Meine werten Gäste“, sagte Zlups feierlich, „ich hatte heute schon die Ehre, einen Besucher willkommenzuheißen, es ist Felix, die Ameise.“
Alle starrten zur Zuckerdose und schienen nicht besonders begeistert zu sein. Die Feuermaus blies sogar eine kleine Flamme aus ihrem rechten Nasenloch, so dass Felix gehörig zu zittern begann.
„Seit wann teilst du dein Haus mit so etwas Lächerlichem wie Ameisen?“, wollte der Wolkendachs wissen.
„Ameisen sind freundliche Wesen. Und wenn sie allein sind, können sie auch keinen Schaden anrichten“, entgegnete Zlups friedfertig. „Übrigens, Felix, das ist Hashiu, der Wolkendachs.“
„Guten Tag“, sagte Felix höflich und nickte Hashiu zu.
„Und nun lasst uns Tee trinken“, sagte Zlups nachdem er die Tassen mit einer seltsam duftenden, blauen Flüssigkeit gefüllt hatte.
Es wurde abwechselnd, im Uhrzeigersinn getrunken. Zuerst trank Zlups, der Gastgeber, dann die Feuermaus, dann er Wolkendachs an der anderen Stirnseite, dann das Erdhuhn, das der Maus gegenüber saß und abwesend guckte und dann wieder Zlups. Niemand sagte etwas, und das war offenbar völlig normal. Felix tat sich am Zucker gütlich, bis er satt war und sah sich dann wieder um. Die Zeit verging, die Tassen schienen sich immer wieder von selbst zu füllen. Jedenfalls musste Zlups nie nachgießen.
Irgendwann wurde Felix langweilig. Er kletterte ein wenig im Zucker herum, und als nach einer halben Ewigkeit wieder nichts geschehen war, getraute er sich endlich, die Frage zu stellen, die ihn seit Langem schon bewegte.
„Was sollen eigentlich die vielen Vasen und Kannen und Schüsseln hier überall?“
Die Gäste und Zlups hörten jäh auf zu trinken und richteten ihre Blicke fast entsetzt zur Zuckerdose, so dass Felix befürchten musste, im nächsten Augenblick gefressen zu werden. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen flüsterten sich die Gäste unverständliche Worte zu und schienen beunruhigt zu sein.
„Du bist eine Ameise, Felix“, begann Zlups in gemütlichem Ton, „deshalb hast du das Recht darauf, eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.“
„Aber was ist, wenn er ein Verräter ist?“, fauchte die Feuermaus plötzlich, und wilde kleine Flammen stoben über den Tisch.
„Dass du auch immer gleich an das Schlimmste denken musst, Schwesterchen“, sagte der Zlups erheitert. „Das, Felix, ist übrigens Brutzwutz, meine Schwester.“
„Und was ist, wenn indessen der Tee kalt wird?“, gab das Erdhuhn zu bedenken.
„Dann macht ihn die Feuermaus wieder warm“, grummelte der Wasserfuchs und wedelte mit den Enden seines Schals. „Felix, das ist übrigens Schlorp, meine Cousine.“
Felix sah das Huhn an, von dem immer und immerzu Sand und Staub bröckelte, und er fühlte sich nicht wohl dabei. Aber was sollte er tun? An eine Flucht war nicht zu denken. Er sah also verzweifelt zu Zlup herüber.
„Dieser Raum und all die unendlichen Gänge, die sich weit unter den Wäldern und Wiesen hinziehen, gehören zur großen Höhle der grauen Kröte, die unser aller Großmutter ist“, erzählte der Wasserfuchs gemütlich. „Einst, vor ewigen Zeiten ist diese Höhle von der großen Knix errichtet worden, der herrlichsten Ameisenkönigin, die es je gegeben hat. Sie und ihr Volk haben so lange an ihr gebaut, wie der Donnerer gebraucht hat, den Mondteller zu schmieden. Und das war eine äußerst lange Zeit. Hier wollten die Ameisen sich eine sichere Unterkunft bauen, wo sie geschützt waren vor all der Nässe und Kälte und vor allen Feinden.“
„Doch gerade, als sie die Gänge fertiggebaut, und die Säle kunstvoll eingerichtet hatten“, fuhr der Wolkendachs fort, „kam Zlugk, der größte aller Krötenkönige, mit seinen Heerscharen, drang in das Höhlenlabyrinth ein und ließ alle Ameisen, die er finden konnte, in diese kleinen Gefäße stecken. Jedes der Gefäße verschloss er sorgfältig, denn er wusste, dass die Ameisen unsterblich waren, solange ihre Anführerin, die große Knix nicht ausfindig gemacht und vernichtet worden war.“
„Leider“, seufzte die Feuermaus mit heißem Atem, „hat man die große Knix bis heute nicht gefunden. Die graue Kröte, die Tochter Zlugks, hat sie ebenso gesucht, wie wir sie heute suchen. Aber niemand hatte Erfolg bis zum heutigen Tage. Deshalb müssen all die Tausenden und Abertausenden Vasen und Kannen und Schüsseln hier stehen bleiben, und wir können immer nur abwarten und Tee trinken. Wir müssen diesen Tee trinken, denn er ist der Kraftsaft der Ameisen. Er tropft hier von der Decke genau in unsere Tassen, und sein Duft verleiht den Ameisen Kraft. Würden wir ihn nicht trinken, so wären die Ameisen irgendwann stark genug, ihre Gefäße zu sprengen und uns zu vertreiben. Doch darf man ihn nicht mit Zucker trinken.“
„Das ist ein ungeschriebenes Gesetz“, fügte das Erdhuhn nach einer langen Zeit des Schweigens hinzu, „dass man den Tee nicht mit Zucker trinken darf. Deshalb steht die Zuckerdose seit Urzeiten hier auf dem Tisch, ohne dass je jemand auf die Idee gekommen wäre, Zucker zu nehmen.
Eines Tages, wenn wir Knix gefunden haben, werden wir jedoch ein großes Fest feiern, und zu diesem Fest werden wir Pfandkuchen backen mit viel Zucker.“
Felix dachte über die Geschichte nach. Er fand es schlimm, dass die Ameisen auf so grausame Art gefangen gehalten wurden und er verspürte einen Drang in sich, sie zu retten. Ob er einfach vom Tisch springen sollte und ein paar von den Vasen umwerfen? Nein, das war zu gefährlich. Die Gestalten am Tisch würden ihn aufhalten, noch ehe er den Tisch verlassen hätte.
Also nahm er sich vor, Knix zu suchen. Sobald er hier freigekommen war, wollte er sich aufmachen und die große Ameisenkönigin suchen und befreien.
„Doch wer seid ihr? Was tut ihr?“, wollte er nach einigem Überlegen wissen.
Zlup kicherte. „Wir sind niemand. Das heißt: Niemand weiß von uns. Tagein tagaus wandern wir durch diese Gänge, und nur sehr selten verlassen wir das große Labyrinth, ich, wenn ich irgendwo eine Überschwemmung anrichten will. Oder die Feuermaus, wenn irgendwo ein Feuer gelegt werden soll. Oder die Erdkröte, wenn ein Erdrutsch ein Dorf verschütten soll. Oder der Wolkendachs, wenn ein Wirbelsturm Dächer abdecken und Bäume entwurzeln soll. Sonst haben wir nichts zutun. Wenn wir in den Gängen hin und her wandern, halten wir manchmal Ausschau nach Knix, aber mit der Zeit haben wir uns daran gewöhnt, dass sie unauffindbar ist.“
Felix wurde sehr traurig, als er das hörte. Diese seltsamen Gestalten waren also der Grund allen Übels, und ausgerechnet sie hielten auch noch das Volk der großen Ameisenkönigin gefangen. Wie ungerecht doch die Welt war. Felix wusste, dass es nun an ihm lag, etwas zu verändern. Denn nur er wusste ja von dem Ganzen.
Als er von seinen Gedanken wieder aufsah, bemerkte er, dass die vier Gestalten wieder begonnen hatten, gelangweilt ihren Tee zu schlürfen. Und noch etwas bemerkte er: Dass der Zuckerberg, auf dem er lag, sich bewegte. Eine kleine, wispernde Stimme drang an seinem Inneren an Felix’ Ohr, gerade so laut, dass er sie noch hören konnte:
„Felix! Ich bin es, Knix!“
Felix glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Er bohrte seinen Kopf in den Zucker, um besser hören zu können.
„Felix! Ich bin es, Knix!“, ertönte es ein zweites Mal. „sag denen da draußen, du wüsstest, wo sich die große Knix befindet und dass Du es aber nur verraten würdest, wenn sie ihren Tee in die Zuckerdose gießen würden.“
Felix grinste. Das war eine gute Idee. Er kletterte aus der Zuckerdose und stellte sich so majestätisch es ihm möglich war auf. Mit einem Räuspern verschaffte er sich die nötige Aufmerksamkeit.
„Ich habe euch etwas mitzuteilen“, sagte er gravitätisch.
Die anderen guckten erstaunt und lächelten über die kleine Ameise, die tat, als wäre sie etwas Großes.
„Ich weiß, wo sich Knix befindet!“
„Das weißt du wirklich?“, fragten der Wolkendachs, die Feuermaus und das Erdhuhn gleichzeitig.
„Ja.“
„So sag es uns!“, riefen sie.
„Ich verrate es nur, wenn ihr den Tee, der in euren Tassen ist, in die Zuckerdose gießt. Auf den Zucker.“
Weder Hashiu, noch Brutzwutz noch Schlorp überlegten lange. Sie gossen nacheinander den Inhalt ihrer Tassen in den Zucker, der alsbald zu einem klebrigen Brei wurde. Einzig der Wasserfuchs behielt seine Tasse in der Hand und lächelte.
Nicht viel später stachen aus dem Brei in der Zuckerdose zwei lange Fühler, dann zwei Ameisenbeine und schließlich ein großer silberner Ameisenkopf.
„Ich bin Knix“, sagte er. „Und ihr habt mich endlich gefunden. Gefunden und befreit.“
Ein Getöse ging durch die Gänge und Hallen der großen Höhle. Sämtliche Gefäße brachen entzwei und ins Freie sprangen Tausende und Abertausende Ameisen. Knix aber schlüpfte vollständig aus dem Zuckerbrei, legte ihren Arm um Felix und sagte: „Laß uns gehen.“
Und als Felix seine Augen wieder aufschlug, fand er sich neben Knix liegend auf einem schönen, sonnenbeschienen Platz inmitten einer großen, duftenden Wiese, wo es jede Menge Käfer gab und wo Ameiseneier vom Himmel fielen.
„Ich bin Laura“, sagte Knix, die jetzt nicht mehr silbern sondern golden glänzte. All das war nur ein Traum von mir. Doch zum Glück bin ich erwacht.
„Und ich?“, fragte Felix verdutzt. „Ich bin doch Teil deines Traumes gewesen.“
„Ja“, antwortete Laura, „ich habe dich mitgenommen.“
„Das ist möglich?“
„Im Land des ewigen Sommers ist alles möglich.“ Laura lächelte.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm,

da haste dir ja was einfallen lassen. ein märchen, in einem traum versteckt. nur so ist zu erklären, warum die bösewichter so vertrauensselig sind und auch nicht zuschlagen, wenn die gesuchte person aus der zuckerdose kommt. dann noch die verwandlung in laura - also es muß ein traum sein. aber interessant und spannend erzählt. noch eine frage: was is n Pfandkuchen? ich kenne nur pfannkuchen. lg
 



 
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