Der Ausgang der Wahl oder die Erklärungsnot

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Der Ausgang der Wahl, oder die Erklärungsnot.

Moment, ich habe Sie ausreden lassen und jetzt erwarte ich das gleiche von Ihnen.

Als erstes möchte ich doch sagen dürfen, dass ich es mehr als befremdlich finde, dass ich der letzte Gesprächspartner in dieser Runde bin, praktisch als Anhängsel, oder so.

Um es gleich zu Beginn unverblümt zu sagen: ich sehe mich absolut nicht als Verlierer dieser Wahl.

Sie meinen, die Tatsache, dass mich überhaupt niemand gewählt hat, sei ein Grund dafür, eine Niederlage einzugestehen?

Aber nein! Sehen Sie, als ich bei der letzten Wahl überhaupt nicht antrat und demzufolge keine Stimme bekam und ich jetzt das heutige Ergebnis sehe, ist allein die Tatsache, dass ich diesmal zur Wahl angetreten bin und keine einzige Stimme erhalten habe, ein absolutes Novum in unserer heutigen, von Wählerverdrossenheit gekennzeichneten Parteienlandschaft. Das hat es in dieser Form und in dieser Eindeutigkeit noch nicht gegeben und ich denke, ohne überheblich sein zu wollen, dass ich einen großen Teil dieses sensationellen Ergebnisses nicht zuletzt meinem mit äußerster Konzentration und Hingabe geführten Wahlkampf verdanken kann. Daher darf ich an dieser Stelle meinen Nichtwählern draußen im Land auf das herzlichste danken.

Ja, ich sehe auch mit großer Zuversicht und Hoffnung in die weiteren vor uns liegenden Wahlen. Ich denke, dass ich mich durch das mir heute übertragende Vertrauensvotum in der Pflicht sehen muss, weiter meinen Dienst für unser Land zu tun. Ich muss mir jedoch trotz aller Dankbarkeit die Option offen lassen, an der einen oder anderen vor uns liegenden Wahl nicht teilzunehmen, um mit einem dann dort erzielten Nichtergebnis das heutige sensationelle Ergebnis noch zu festigen und zu untermauern.

Sie fragen, ob ich mir unter Umständen vorstellen kann, mich, sozusagen als Zünglein an der Waage, an einer möglichen Koalition zu beteiligen? Aber meine Damen und Herren, gerade das ist doch der springende Punkt! Die Tatsache, dass mich niemand gewählt hat, eröffnet mir und meinen eventuellen Koalitionspartnern heute noch gar nicht zu überblickende Perspektiven. Da ich keine Wähler habe, kann ich auch keine Wähler enttäuschen. Ich kann daher Themen aufgreifen und Fragen stellen, die bisher noch niemand gestellt hat und damit unserem Land vielleicht in einer Art und Weise helfen, an die sich nachfolgende Generationen, mit Verlaub, vielleicht noch erinnern werden.

Das ist, wie ich gerade bemerke, in der Tat auch eine nicht zu unterschätzende Motivation für eine mögliche Beteiligung meinerseits an den auf uns zukommenden und für unser Land so eminent wichtigen weiteren Wahlen: da ich niemandem etwas versprochen habe, kann ich völlig unbelastet und ohne Repressalien befürchten zu müssen, an die Aufgaben herangehen, die unser Land aus der Talsohle herausführen können.

Ja, ich könnte mir durchaus vorstellen, deswegen mein heutiges, sensationelles Wahlergebnis im nächsten Anlauf noch um den einen oder anderen Prozentpunkt zu verbessern.

Meine Damen und Herren, sie werden weiter mit mir rechnen müssen.


Wir danken Ihnen für dieses Gespräch, Herr Merkle-Schroiber und geben zurück in unser Studio nach Hannoversch-München.
 



 
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