Der Bittende

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schroedeee

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Ich werde hier stehen. Bis jemand mich hört.
Bis jemand mich sieht. Bis jemand begreift.
Bis jemand sich rührt. Bis jemand sich stört.
Bis jemand mit mehr als nur Blicken mich streift.
Bis jemand anhält. Bis er mit mir spricht,
werd ich hier stehen. Bis mein Stolz bricht.

Ich halte die Hand hin. Ich halte sie bloß.
Seit sich eine erste Hand hebt und steinigt.
Seit Hände gebunden sind in ihrem Schoß.
Seit eine die andere in Unschuld reinigt.
Seit man die Hand andrer ins Feuer legt,
halt ich die Hand hin. Für Euch. Unentwegt.

Ich werde hier warten. Bis jemand mich fragt.
Bis jemand mich bittet, ihn endlich zu bitten.
Bis jemand statt Geld seine Zeit opfern mag.
Bis jemand die Hand für mich öffnet inmitten
geballter Fäuste, die Münzen umklammern,
werd ich hier warten. Ohne zu jammern.

Ich halte die Hand hin. Bis jemand sie hält.
Bis jemand Halt sucht im Sturz oder Tanz.
Bis jemand sie will. Bis sein Groschen fällt.
Bis jemand sich gut fühlt, der mir Arroganz
schenkte, im Tausch für ein Stück meiner Demut,
halt ich die Hand hin. Bis sie mir weh tut.

Ich werde hier bleiben. Und warten und stehen.
Und rühre mich nicht. Und gehe nicht weg.
Und sehe, ihr müht Euch, mich nicht zu sehen,
Und halte die Hand hin, alt, rissig, befleckt,
und bitte Euch: „Nehmt sie!“ Wenn Ihr mir absagt,
werd ich hier bleiben. Bis ihr sie abschlagt.
 



 
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