Der Brief

Valeria

Mitglied
Sie verschloss den Umschlag, schrieb die Adresse drauf, und bevor sie es sich anders überlegen konnte, ging sie hinunter an die Ecke und steckte ihn in den Briefkasten.

So, dass wäre geschafft! Jetzt gibt es keinen Zurück mehr. Es ist abgeschickt. Sie holte tief Luft, schloss die Augen und stellte sich vor, was der Empfänger der Sendung wohl in dem Moment, wo er es in der Hand halten und lesen wird, denken mag.

"Habe ich richtig gehandelt? Habe ich nichts überstürzt?" fragte sie sich, immer wieder. Plötzlich fühlte sie eine Art innere Wärme, welche ihren Körper durchflutete, da wusste sie, alles wird gut. Alles ist genauso wie es sein sollte, ihre Entscheidung war richtig. So leid es ihr auch tat, sie musste zu diesem Schritt greifen, es ging einfach nicht mehr anders. Sie konnte ja nicht richtig mit ihm reden. Er wusste alles besser, in seinen Augen war sie ja eh ein "Niemand". Auch wenn sie ihn anfangs geliebt hatte, seine ewige Nörgelei, seine Besserwisserei hatten ihre Gefühle getötet. Sie konnte nicht mehr. Dies war keine gesunde Grundlage mehr für eine liebevolle Beziehung. Wie konnte sie denn bloss so blind sein? Sie hätte schon viel früher merken sollen, wie er wirklich war. Aber Liebe macht ja bekanntlich blind. Zum Glück für sie, aber nur für eine bestimmte Zeit. Dann hat sie ihn durchschaut. Jetzt hat sie ihm in dem Brief mitgeteilt, dass er sich für seine fiesen Spielchen jemand anderen suchen muss. Ihr Selbstwertgefühl hat zwar unter dieser Beziehung gelitten, aber es ist noch lange nicht am Boden. Das wäre ja gelacht! Es gibt genug andere netten Männer, deren grösste Befriedigung nicht darin besteht, die Partnerin schlecht zu machen! Sicher, sie ist auch nicht perfekt, niemand ist perfekt. Das wäre ja grässlich langweilig, wenn alle perfekt wären. Wenn alle gleich wären, wo wäre da die Vielfalt, worin wir uns erfreuen und worin wir uns ergänzen? Also, sie möchte eigentlich gar nicht perfekt sein oder werden. Aber sie verlangt schon vom Partner, dass er sie genauso respektiert und akzeptiert, wie sie ihn ja auch respektiert und akzeptiert. Wenn das jemand nicht kann oder will, dann ist er selber schuld und er muss sich ein anderes Opfer suchen, sie ist dazu nicht mehr bereit!

So, jetzt fühlt sie sich richtig erleichtert, dass dieser böse "Albtraum" endlich vorüber ist. Jetzt kann sie endlich wieder richtig leben. sie muss nicht länger auf alles verzichten, nur weil ihr Partner zu keinerlei gemeinsamen Aktivitäten zu bewegen war und er von sich aus nur zu Hause herumsass um die eigenen 4 Wände anzustarren! Er war natürlich genausowenig erfreut, wenn sie dann begann, sich alleine zu unterhalten, sich mit Freunden zu treffen, zu Konzerten oder ins Kino zu gehen oder Sport zu treiben. Er wollte ja nicht mitkommen, nicht sie wollte ihn nicht dabeihaben. Dies ist ein sehr grosser Unterschied. Aber ab sofort kann er gerne alleine in seinen 4 Wänden versauern, sie wird sich nicht länger lebendig begraben lassen, nur weil er es so will. Oh nein! Diese Unterdrückung hat ab sofort ein Ende. Leben, ich komme!!! denkt sie noch, bevor sie in den wohlverdienten Schlaf fällt. Morgen fängt mein Leben erst richtig an!
 
G

Guest

Gast
Hallo Valeria,

also ich will mal ehrlich sein! Mir kommt es so vor, als schilderst Du hier eine eigene Erfahrung, die zig Menschen (Frauen u. Männer) auch schon gemacht haben und immer wieder machen werden. Du schilderst ein Erlebnis, das zu Recht verletzend gewirkt haben muss.
Verpacke den Text doch in eine richtige Handlung, baue einen Spannungsbogen auf (das geht auch bei solchen Stories). Ich hätte z. B. (um bei Deiner Geschichte zu bleiben), den Brief erzählen lassen. Somit kommt viel mehr Gefühl u. Menschlichkeit rüber. Dann, um es ein wenig spannend zu machen, hätte ich eine Verzögerung eingebaut, in der sie nach Fertigstellung des Briefes grübelt, ob sie ihn überhaupt wegschickt. Aber hier hast Du ihn ja schon weggeschickt, der Leser weiß also, dass Du Dich schon zu diesem Schritt entschieden hast.
Oder 2. Vorschlag: der Empfänger liest den Brief und Du schilderst, wie er ihn liest (weint er vielleicht? zerknüllt er ihn wütend?)
Ich finde, da ist eine Menge zu machen! In diesem Sinne viele Grüße! GUIDO
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Valeria,

Guido ist mir um Haaresbreite zuvor gekommen. So bleibt mir weiter nichts, als das Lineal zu nehmen und seine Worte dick zu unterstreichen. Nur drei eigene hinzugefügt: "Mach was draus!"

Gruß Ralph
 
G

Gerhard Kemme

Gast
Hallo Valeria!
Da sitzt er locker auf dem Pult und streicht sich
sein blondes Haar zurück: "Wenn Sie ein Werk in-
terpretieren, entfalten Sie verbal einfach, das
was Ihnen auffällt."
Lokalkalorit lese ich gerne, z.B. wie sehen dort
die Häuser aus, ist der Briefkasten gelb.
Liebespaare haben sich irgendwann kennengelernt
und da war es doch okay. Was hat sich geändert?
Aber wie kannst du die Harmonie in deiner Ge-
schichte behalten, sie weiter so schön kurz las-
sen und all meine neugierigen Lebensfragen erfül-
len? Humor in allen Lebenslagen, aber stimmt schon
bei einer Trennung vergisst der enttäuschte Lie-
bende ihn.
Tschüss Gerd aus Hamburg
 
M

Monfou

Gast
Liebe Valeria,

das ist doch so eine Schreibaufgabe, so ein kleiner Schreibwettbewerb, veranstaltet u.a. vom Nachtcafé.

Der erste Satz ist als Satz eines relativ bekannten Literaten vorgegeben (ja, wer ist es?). Daran anknüpfend soll eine Geschichte erzählt und weitergesponnen werden.

Warum teilst du diesen Umstand nicht mit? Dann kann man die Geschichte besser einschätzen.

Heiter grüßt
Monfou
 

Valeria

Mitglied
Hallo zusammen,

Besten Dank für die Kommentare. Ich weiss, ich habe vergessen mitzuteilen, dass der erste Satz vorgegeben wurde und ich daraus versucht habe etwas zu schreiben. Bin halt noch ziemlich neu, was das Schreiben betrifft, eine blutige Anfängerin. Aber ich bin auch schon dabei, aus diesem Satz etwas anderes, ausführlicheres zu machen. Nur war die Länge bei der Aufgabe auch vorgegeben und dieser Beitrag, welchen ich hier hineingestellt habe, ist schon länger, als er sein sollte. Vielleicht stelle ich die nächste Fassung auch noch rein, wenn er fertig ist.

Entschuldigt bitte für diese Unterlassung und nochmals herzlichen Dank.
 



 
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