Der Briefkasten
Ich stehe vor dem Briefkasten. Starre auf sein unpassend fröhliches Gelb, bis es mir vor den Augen verschwimmt. Meine Hände schweißnaß und eiskalt. Hoffentlich hinterlassen sie keine feuchten Fingerabdrücke auf dem Umschlag. Was für eine Scheißidee!
Ich sollte mich einfach umdrehen und nach Hause gehen, immer geradeaus die Straße hinunter, 3. Haus links, gleich rechts der Papiermüll. Klappe auf und...
Ich stehe vor dem Briefkasten. Starre auf den braunen, zerknitterten Umschlag in meiner Hand und kann mich nicht bewegen. „Na komm schon, schließlich hast du nichts zu verlieren!“ lockt eine sanfte Stimme in meinem Kopf. Die Hand mit dem Umschlag hebt sich zögernd Richtung Briefschlitz. „Doch, alles, zum Beispiel deinen Stolz!“ kreischt es von der anderen Seite. „Was, wenn es niemand liest? Wenn es unbesehen im Papierkorb landet? Was, wenn es jemand liest? Und es dann im Papierkorb landet? Haha, was glaubst du wer du bist? Eine Träumerin bist du, ein hoffnungsloser Fall, ich hab´s ja immer schon gesagt!!“ Erschrocken hält meine Hand auf halbem Weg inne. Ich will nach Hause. Meine Füße aber scheinen festgewachsen zu sein.
Ich stehe vor dem Briefkasten. Ein Schweißtropfen rinnt über mein Kinn und landet zielsicher auf dem Umschlag. Ein Traum ist ein Traum ist ein Traum. In dem meinen sitze ich, auf der Nasenspitze eine höchst intellektuelle Nickelbrille, die Haare kunstvoll zerzaust an einem wunderschönen alten Schreibtisch aus Nußbaumholz. Meine rechte Hand gleitet unaufhörlich über das blütenweiße Papier. Das Fenster steht offen, von draußen hört man nur das Singen der Amseln in den Baumwipfeln und die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages malen Kringel auf den Tisch. Federleicht geht mir das Schreiben von der Hand. Keine Spur von Schreibblockaden oder mangelnden Einfällen. So etwas gibt es hier nicht. Dann klingelt das Telefon. Es ist alt und schwarz, und passt ganz wunderbar zum Holz meines Schreibtisches. Am Ende der Leitung ist meine überaus reizende Verlegerin, die mir mit freundlicher Stimme mitteilt, daß ich mir für die nächsten zwei Jahre keinen Sorgen mehr um mein Bankkonto machen muß, obwohl ich mir doch erst dieses entzückende alte Bauernhaus gekauft habe...
Ich stehe vor dem Briefkasten. Mir ist heiß. Und kalt. Und bange. Eigentlich will ich gar keinen Schreibtisch aus Nußbaumholz. Der vom Baumarkt tut`s nämlich auch. Und ich brauche auch kein Landleben in Weichspüloptik. Nein. Bin mit der Realität durchaus zufrieden. Mama, Papa, Kind. Studium, WG, Chaos – sehr viel Leben! Ab und zu mal bleibt ein bißchen Zeit zum Schreiben. Nachts, wenn endlich Ruhe eingekehrt ist, und die Zeit viel langsamer zu verstreichen scheint als in der Hektik des Tages. Blaue Stunde. Zeit für kleine Ideen, kleine Geschichten...
Ich stehe vor dem Briefkasten. Und bevor es sich noch irgend ein Teil meines Körpers anders überlegen kann, schnellt die Hand mit dem braunen Umschlag nach vorn - und er ist in dem gelben Ungetüm verschwunden. Unwiederbringlich. Da kriege ich ihn nicht wieder heraus. Ob ich auf den Postmann warten soll?
Ich wende mich ab. Gehe die Straße hinunter. Werde immer schneller und schneller, bis ich renne. Fühle mich mit einem Mal so leicht. Fast so, als bräuchte ich nur die Arme auszubreiten, um davon zu fliegen. Ein gutes Gefühl. Jetzt kann ich nur noch warten. Auf eine klitzekleine Antwort, auf irgendein Zeichen. Mehr ist nicht zu tun. Außer vielleicht- ein Traum ist ein Traum ist ein Traum...
Ich stehe vor dem Briefkasten. Starre auf sein unpassend fröhliches Gelb, bis es mir vor den Augen verschwimmt. Meine Hände schweißnaß und eiskalt. Hoffentlich hinterlassen sie keine feuchten Fingerabdrücke auf dem Umschlag. Was für eine Scheißidee!
Ich sollte mich einfach umdrehen und nach Hause gehen, immer geradeaus die Straße hinunter, 3. Haus links, gleich rechts der Papiermüll. Klappe auf und...
Ich stehe vor dem Briefkasten. Starre auf den braunen, zerknitterten Umschlag in meiner Hand und kann mich nicht bewegen. „Na komm schon, schließlich hast du nichts zu verlieren!“ lockt eine sanfte Stimme in meinem Kopf. Die Hand mit dem Umschlag hebt sich zögernd Richtung Briefschlitz. „Doch, alles, zum Beispiel deinen Stolz!“ kreischt es von der anderen Seite. „Was, wenn es niemand liest? Wenn es unbesehen im Papierkorb landet? Was, wenn es jemand liest? Und es dann im Papierkorb landet? Haha, was glaubst du wer du bist? Eine Träumerin bist du, ein hoffnungsloser Fall, ich hab´s ja immer schon gesagt!!“ Erschrocken hält meine Hand auf halbem Weg inne. Ich will nach Hause. Meine Füße aber scheinen festgewachsen zu sein.
Ich stehe vor dem Briefkasten. Ein Schweißtropfen rinnt über mein Kinn und landet zielsicher auf dem Umschlag. Ein Traum ist ein Traum ist ein Traum. In dem meinen sitze ich, auf der Nasenspitze eine höchst intellektuelle Nickelbrille, die Haare kunstvoll zerzaust an einem wunderschönen alten Schreibtisch aus Nußbaumholz. Meine rechte Hand gleitet unaufhörlich über das blütenweiße Papier. Das Fenster steht offen, von draußen hört man nur das Singen der Amseln in den Baumwipfeln und die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages malen Kringel auf den Tisch. Federleicht geht mir das Schreiben von der Hand. Keine Spur von Schreibblockaden oder mangelnden Einfällen. So etwas gibt es hier nicht. Dann klingelt das Telefon. Es ist alt und schwarz, und passt ganz wunderbar zum Holz meines Schreibtisches. Am Ende der Leitung ist meine überaus reizende Verlegerin, die mir mit freundlicher Stimme mitteilt, daß ich mir für die nächsten zwei Jahre keinen Sorgen mehr um mein Bankkonto machen muß, obwohl ich mir doch erst dieses entzückende alte Bauernhaus gekauft habe...
Ich stehe vor dem Briefkasten. Mir ist heiß. Und kalt. Und bange. Eigentlich will ich gar keinen Schreibtisch aus Nußbaumholz. Der vom Baumarkt tut`s nämlich auch. Und ich brauche auch kein Landleben in Weichspüloptik. Nein. Bin mit der Realität durchaus zufrieden. Mama, Papa, Kind. Studium, WG, Chaos – sehr viel Leben! Ab und zu mal bleibt ein bißchen Zeit zum Schreiben. Nachts, wenn endlich Ruhe eingekehrt ist, und die Zeit viel langsamer zu verstreichen scheint als in der Hektik des Tages. Blaue Stunde. Zeit für kleine Ideen, kleine Geschichten...
Ich stehe vor dem Briefkasten. Und bevor es sich noch irgend ein Teil meines Körpers anders überlegen kann, schnellt die Hand mit dem braunen Umschlag nach vorn - und er ist in dem gelben Ungetüm verschwunden. Unwiederbringlich. Da kriege ich ihn nicht wieder heraus. Ob ich auf den Postmann warten soll?
Ich wende mich ab. Gehe die Straße hinunter. Werde immer schneller und schneller, bis ich renne. Fühle mich mit einem Mal so leicht. Fast so, als bräuchte ich nur die Arme auszubreiten, um davon zu fliegen. Ein gutes Gefühl. Jetzt kann ich nur noch warten. Auf eine klitzekleine Antwort, auf irgendein Zeichen. Mehr ist nicht zu tun. Außer vielleicht- ein Traum ist ein Traum ist ein Traum...