Der Dichter und die Fliege

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Walther

Mitglied
Der Dichter und die Fliege
- für read -


Der Dichter sitzt vor seinem Blatt
Und sieht dort nichts als weiße Leere.
Er fühlt sich müde, schlapp und matt.
Es geht ihm an die Künstlerehre,

Weil er so sitzt den dritten Tag:
Das ist nicht wirklich sehr erlabend.
Er fragt, woher das kommen mag,
Entdeckt, es fällt ihm grad der Abend

Vom Himmel hoch auf seinen Tisch.
Das Blatt bleibt weiß, die Augen tränen,
Denn, selbst wer sitzt, bleibt nicht lang frisch,
Wie sich die Jungen morgens wähnen,

Wenn sie nach einer Nacht im Bett
Den Tag erfreut in Angriff nehmen.
Vor seinem Kopf hat er ein Brett.
Die Muse will sich nicht bequemen,

Mal kurz bei ihm vorbeizuschaun
Und ihm den einen Kuss zu schenken.
Der Dichter trauert, fühlt sich down.
Es hilft ihm nichts, kein Kopfverrenken:

Es will nicht werden, das Gedicht.
Der Bleistift ist ganz feucht vom Drehen.
Die Fliege summt frech vorm Gesicht.
Er träumt und kann sie nicht mal sehen.
 
Lieber Walther,

ich liebe Dichter-Gedichte. Wie schön du die im Moment abhanden gekommende Kreativität des Dichters beschrieben hast. :)

Lieben Gruß,
Karin
 

Walther

Mitglied
Der Dichter und die Fliege
- für read -


Der Dichter sitzt vor seinem Blatt
Und sieht dort nichts als weiße Leere.
Er fühlt sich müde, schlapp und matt.
Es geht ihm an die Künstlerehre,

Weil er so sitzt den dritten Tag:
Das ist nicht wirklich sehr erlabend.
Er fragt, woher das kommen mag,
Entdeckt, es fällt ihm grad der Abend

Vom Himmel hoch auf seinen Tisch.
Das Blatt bleibt blank, die Augen tränen,
Denn, selbst wer sitzt, bleibt nicht lang frisch,
Wie sich die Jungen morgens wähnen,

Wenn sie nach kurzer Nacht im Bett
Den Tag erfreut in Angriff nehmen.
Vor seinem Kopf hat er ein Brett.
Die Muse will sich nicht bequemen,

Mal kurz bei ihm vorbeizuschaun
Und ihm den einen Kuss zu schenken.
Der Dichter trauert, fühlt sich down.
Es hilft ihm nichts, kein Kopfverrenken:

Es will nicht werden, das Gedicht.
Der Bleistift ist ganz feucht vom Drehen.
Die Fliege summt frech vorm Gesicht.
Er träumt und kann sie nicht mal sehen.
 

Walther

Mitglied
Lb. Estrella,

danke für Eintrag und Wertung. Die bedichtete Schreibblockade ist eines der Lyriktraditionals. Da fällt es schwer, dem Thema noch neue Aspekte abzugewinnen - aber man kann es ja mal versuchen. ;)

Frohes Dichten und Werken.

LG W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,

wie immer professionell durchgereimt, aber - du ahnst es schon - es folgt ein "aber:"

Ich finde, dass du die Fliegenpointe nicht zureichend ausgebaut hast; die ist doch das Beste am Gedicht ... :)
Warum lässt du es nicht die Fliege selber sein, die den Meister am Schreiben hindert?

Für dich doch ein Klacks, nee?

Spornende Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Lb. Heidrun,

danke für Vorschlag und Eintrag. Was Du da wünschst, wäre ein anderes Gedicht, und damit diene ich gerne demnächst. Aber dieses hat ein fein austariertes Webwerk, das ich dadurch auf den Kopf stellen würde. ;)

Nein, ist es nicht, ich weiß. :D Die Fliege am Ende hat einen anderen Grund, wie man schnell erkennt: Manchmal liegt das Thema für ein gutes Gedicht vor den Augen. Man könnte die Fliegen bedichten oder auch das Nichtdichtenkönnen. Die Muse ist also da, er wurde geküßt und träumt stattdessen von besseren Zeiten.

Das war das Ansinnen. Aber anscheinend war ich da nicht direkt genug dazu, wiewohl die Überschrift ja schon ...

Lassen wir es gut sein. Auf ein nächstens also, die Nummer 2 im Dichterfliegenzyklus, bis bald an dieser Stelle! :)

LG W.
 



 
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