Der Eisberg

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Uve Eichler

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Der Eisberg

Mit letzter Kraft öffnete ich die Augen und freute mich über so viel Kälte. Jetzt waren schon ungefähr zehn Tage vergangen und ich schwamm immer noch im offenen Meer. Ein schäbiger Holzbalken hatte mir mein Leben gerettet. Meine Arme waren so verkrampft um diesen Lebensretter geschlungen, dass ich gar nicht mehr daran dachte wie ich hier her kam.
Ich sehe die Bilder immer noch vor mir.
Der mächtige Knall aus dem Weltall versetzte uns in Panik und die ganze Crew lief planlos auf dem Deck herum. Dann hörte ich nur noch viele Explosionen und mir wurde schwarz vor Augen. Als ich meine Augen wieder öffnete, war das Schiff nicht mehr zu sehen. Hoffentlich hatten sich meine Kameraden rechtzeitig retten können. Es war wohl nur ein Wunschtraum; aber der Gedanke daran lies mich Hoffnung schöpfen. Wasser. Überall nur Wasser. Tag für Tag das gleiche Bild, nur Wasser.
Die ersten Sonnenauf- und -untergänge habe ich noch wahrgenommen. Irgendwann wusste ich nicht mehr ob es Tag oder Nacht war. Die Beine spürte ich schon lange nicht mehr und meine Arme waren mittlerweile, mit diesem Stück Holz, zu einer Einheit verschmolzen. Wasser. Immer nur Wasser, und kein Fisch zu sehen. Ich wusste nicht mehr ob ich Hunger haben sollte. Mein Körper gehörte mir nicht mehr. Die Augenlider wurden immer schwerer und ich hatte Mühe einzelne Bildpunkte aufzugreifen. Funken, Blitze und Dunkelheit lieferten sich ein wechselndes Unterhaltungsspiel in meinen Gedanken. Immer wieder die gleichen Bilder, Wasser, Wasser und nochmals Wasser.
Ich suchte und fand nichts. Kein Schiff, auch keine Nahrung. Um das Sprechen nicht zu verlernen unterhielt ich mich mit dem bearbeiteten Baumstamm, der mir ein echter Freund geworden war. Die Sonne lachte mich täglich an und gab mir Mut nicht aufzugeben. Wieder Gedankensprünge. Leben oder nicht? Was hatte überhaupt noch Sinn? In der Ferne sah ich einen Punkt auf dem Wasser. Wieder Hoffnung! Eine Insel? Festland? Oder doch nur …? Nein! Ich hatte mich nicht getäuscht: „Ein Eisberg!“.
Meine Rettung! Ich freute mich auf die eisige Kälte und schloss meine Augen.
 

herb

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so kalt

hallo Uve,

in einem Wasser, dass so kalt ist, dass Eisberge in der Nähe schwimmen, dürfte es biologisch nicht möglich sein zu überleben. Da gibt es einen Körperkerntemperatur, einige Stunden Abkühlung unter diese führen bereits zum Tod.
10 Tage sind absolut unglaubhaft.
Smile, du müsstest deinen Helden vielleicht auf ein Floß bringen.

herzlich

herb
 

Uve Eichler

Mitglied
Hallo herb,

ja, aus diesem Blickwinkel stimmt das sogar. Ich hätte doch ausführlicher schreiben sollen.
Ich dachte da an einen Überlebenden von einem Forschungsschiff.
Da es sich um einen Schiffbrüchigen handelt, hätte ich ihm vorher einen Thermoanzug anziehen können.
Das man den Körper nicht mehr wahr nimmt, muss nicht unbeding mit der Kälte zusammenhängen. Nach diesem langen Zeitraum ohne Nahrung sind Gedanken, wenn sie überhaupt noch vorhanden sind, nur noch unkontrolliert. In dieser Situation kommt es dann oft zu Kurzschlusshandlungen.
 



 
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