Der Entfesslungskünstler

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Der Entfesslungskünstler

Meine Damen, meine Herren
ihr werdet mich bestaunen
Ich werde euch das Leben lehren

(durch die Menge geht ein Raunen)

Seht her, was ich euch zeigen will
die Menge schweigt, sitzt völlig still
Er öffnet lässig sein Jackett
und lässt es gleiten zu Parkett


Nun glänzt er rein in weißem Hemde
die Knöpfe löst er schnell, geübt
mit nackter Brust, den Blick getrübt
(so majestätisch ruht der Fremde)

Von Liebe will ich euch erzählen
mich zu fesseln war ihr Ziel
Sie nahm mein Herz in diesem Spiel
sie oder ich - ich musste wählen

Wie glücklich ich euch auch erschein’
bin ich nur Diener meiner Triebe
an Herzensstell wärmt nun ein Stein
denn ich verlor im Spiel der Liebe


Er nimmt vom Kopf seinen Zylinder
starrt hinein (ihm summen Schreie)
vor Staunen öffnen sich die Münder
als er ein Messer holt ins Freie

Die Klinge blinkt, die Schärfe richtet
Er hebt sie hoch, auf sich gelenkt
mit voller Wucht er sie verpflichtet
und tief in seiner Brust versengt

Er löst den Griff, das Messer steckt
Der Fremde lacht (die Zähne bleckt)
er holt tief röchelnd Luft und spricht:
Ohne Herz stirbt man doch nicht!
 



 
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