Der Fehmarn Bellt?

SteFun

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Wolfgang nannte einen Hund sein eigen. Der Hund selbst fand den Namen ‘sein eigen’ phonetisch eher unvorteilhaft und reagierte auf Herrchens Rufe kaum. Erst nach langen Verhandlungen verständigten sich Hund und Halter auf den Namen Fehmarn. Die Beiden gingen nicht nur privat, sondern auch beruflich gemeinsame Wege: Sie waren Schauspieler am Theater. Sie hatten sich hochgearbeitet, waren früher Laiendarsteller, bzw. Leinendarsteller. Fehmarn war auf seinen menschlichen Partner immer etwas eifersüchtig, da Wolfgang den besseren Hundeblick aufsetzen konnte. Die Abende verbrachten sie mit illustren Gesellschaftsspielen, wie beispielsweise „Spitz paß auf“. Doch mit der Zeit sank Fehmarns Wohlbefinden zusehends. Er wollte in den Inszenierungen auf Dauer nicht immer den klugen Polizeihund, der von allen menschlichen Wesen mit den Worten „ist der nicht süß“ begrüßt wird, spielen. Er fühlte sich maßlos unterfordert und hundeelend. Wenn er sich mit Wolfgang in der Öffentlichkeit zeigte, wurden schon nach kurzer Zeit Autogrammwünsche an Wolfgang herangetragen. Fehmarn mußte immer mit den tätschelnden Händen der Fans fertig werden, die über sein Haupt glitten und jegliche klare Gedanken vernichteten. Es war also eine ausweglose Situation. Fehmarn fühlte sich wie ein Fernseher im Stand-by-Betrieb: Er wußte weder ein noch aus. Als er einige Tage später wieder auf Wolfgang traf, war er sehr kurz angebunden und sagte ihm nur, daß er mit der Schauspielerei aufhören werde. Die Nachricht traf Wolfgang sehr. Er sah aus, wie ein begossener Pudel.
Fehmarn suchte sich schon bald neue Arbeitsbereiche und fing zu schreiben an. Er merkte, daß er literarische Trends leicht aufspüren kann und widmete sich verstärkt der Belletristik. Es begann eine beispiellose Hundekarriere. Bekannt wurde Fehmarn speziell für seine bissigen Kommentare. Schon bald moderierte er eine eigene Kochsendung im Fernsehen, was sich später als echte Knochenarbeit erwies. Mit dem Erfolg kam auch das Geld, und er zog in ein schönes Häuschen in Hannover an der Leine.
Wenn Fehmarn zurückblickt, dann freut er sich, daß er aus Wolfgangs Schatten hervorgekommen ist und nun auf eigenen Pfoten steht. In der Öffentlichkeit wird Fehmarn seit dieser Zeit als Pionier in der Hundeemanzipation gefeiert - und als ein Autor mit Herz und Schnauze.
 



 
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